Hall of Fame: King's Quest - Es lohnt sich, das Kult-Adventure jetzt nachzuholen

Im Humble Bundle sind gerade haufenweise Sierra-Spiele im Angebot, darunter auch der Urvater aller Grafik-Adventures: King's Quest. Aber was macht das Spiel eigentlich so legendär?

Adventure-Fans aufgepasst: Das aktuelle Humble Bundle könnte sich lohnen. Nachdem Steam vor kurzem zahlreiche Sierra-Klassiker hinzugefügt hat, bietet das Bundle die nun ab einem Dollar an - für das Gesamtpaket zahlt man 20 Dollar (etwa 18 Euro).

Kein schlechtes Angebot, aber warum sollte man überhaupt alte Spiele wie Gabriel Knight, Police Quest oder King's Quest wieder herauskramen? Vor allem, wenn man früher schon lieber die LucasArts-Adventures gespielt hat und auch heute noch genug zeitgemäß schicke Alternativen hat?

Unsere Antwort darauf: Weil man etwas verpasst. Ein wundervolles Stück Spielegeschichte, das auch heute noch ganz ohne Nostalgie-Brille faszinieren kann. King's Quest war nicht einfach nur ein Adventure, es war gewissermaßen der Urvater der Adventures und hat viele Dinge etabliert, die heute selbstverständlich sind. Ganz nebenbei setzte es grafisch und technisch neue Maßstäbe, was heute natürlich schwer zu glauben ist. Aber hey, vorher sahen Drachen so <*,^^,-- aus. Also selbst, wenn die Optik zunächst abschreckend wird, für rund 14 Euro lohnt es sich definitiv auf Zeitreise zu gehen:

Wow, das bewegt sich!

Lange bevor Die Sims zur bestverkauften Spieleserie der Welt wurden, trug diesen Titel über mehr als ein Jahrzehnt eine andere Reihe: King's Quest. Ihre Geschichte geht zurück bis in die Anfangstage der PC-Spiele. 1983 entwickelte der Computergigant IBM einen Heimcomputer namens PC Jr., der nicht nur als Arbeitsgerät gedacht war, sondern auch als Spielemaschine.

Zum Beweis dafür brauchte man ein vorzeigbares Spiel. Nur waren typische PC-Programme zu jener Zeit kaum mehr als Textwüsten, im besten Fall unterlegt von Strichgrafiken. IBM vergab den Entwicklungsauftrag an ein kleines Studio in Oakhurst, Kalifornien, das schon einmal technische Pionierarbeit geleistet hatte: 1980 veröffentlichte Sierra On-Line Mystery House, das erste Abenteuerspiel mit Grafiken. Für den PC Jr. sollte Sierra erneut optische Standards setzen. Das Mega-Projekt beschäftigte sechs Programmierer über 18 Monate und verschlang fast 700.000 Dollar - das ist selbst heute noch eine imposante Summe für ein Adventure, damals unerhört. King's Quest erschien im Mai 1984.

IBM bekam das, was sie sich gewünscht hatten: ein technisches Meisterwerk. Zum ersten Mal konnten Spieler auf dem PC einen Charakter durch eine gezeichnete Landschaft steuern, ihn hinter Objekte laufen lassen und hinein in die Tiefe des Raums. Zum ersten Mal baute ein Spiel eine digitale Bühne auf, in deren Kulissen man herumstöbern konnte, eine brillante Einladung zur Entdeckungs-tour. Denn zu allem, was da auf einmal zu sehen war, konnte man hinlaufen und damit herumexperimentieren, indem man beliebige Textanweisungen eintippte, »Schau den Baum an«, »Nimm den Eimer«, »Iss den König«. Gut, das meiste brachte nichts.

Deswegen legendär

  • Urvater aller Grafikadventures
  • technisch meisterhaft, freie Bewegung
  • buntes Märchen-Potpourri
  • Sir Graham stirbt Dutzende Tode

Aber doch hatte das Spiel schon überraschend viele Kommentare auf Lager, und noch viel mehr Tode. Die Märchenwelt von Daventry, in der der Ritter Sir Graham drei magische Gegenstände sucht, ist ein gefährlicher Ort, in dem Abgründe klaffen, reißende Ströme fließen, Oger durch die Wälder streifen und die Hexe schon den Kessel heizt. Knapp ein Jahrzehnt bevor das Adventure-Genre den Tod als Spielelement abschaffte, war er in King's Questsensationell faszinierend, denn Sierras Grafiker hatten Grahams Goodbyes mit kleinen Animationen in Szene gesetzt. Und so suchten viele Spieler eher nach neuen Möglichkeiten, ihn ins Jenseits zu schicken, als nach Lösungen für seine Aufgabe.

Test zu Episode 1:Was taugt das moderne King's Quest?

Erst Flop, dann Top

Unter dem technischen Zuckerguss war King's Quest zwar ein ziemlich dürres Stück Spiel, das sich für seine Minimal-Story bei klassischen Märchen bediente und mit Erfahrung in gut 15 Minuten zu lösen ist. Aber es lag trotzdem nicht am Spiel, dass es zunächst floppte, sondern an den mauen Verkaufszahlen des PC Jr. Erst als Sierra King's Quest auf normale PCs und den Apple 2 portierte, wurde ein märchenhafter Erfolg daraus. Wie groß, das zeigt allein die Dauerhaftigkeit des Spiels: Im Verlauf der nächsten sechs Jahre wurde es immer wieder neu aufgelegt, 1987 als Remake in EGA-Grafik, 1990 als »verbesserte« Version mit neuem Interface. Und natürlich folgten Fortsetzungen, bis 1998 sieben Stück. Dann war die Ära der Adventures zu Ende, und damit auch die von King's Quest.

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