Alien: Isolation - GamePro-Interview mit Sigourney Weaver - »Eigentlich sollten wir alle nackt sein«

Sigourney Weaver sprach mit GamePro über ihre Rolle im kommenden Horror-Spiel Alien: Isolation. Sie erzählt, warum sie erst jetzt bei einer Spielumsetzung mitmacht und wieso beim Alien-Film urprünglich alle nackt sein sollten.

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Als Ellen Ripley hat Sigourney Weaver sich in insgesamt vier Filmen mit dem unheimlichen Wesen aus einer anderen Welt herumschlagen müssen. Jetzt macht sie sich in Alien: Isolation auch digital auf die Jagd. Mit unserem Schwester-Magazin GamePro sprach sie über ihren digitalen Zwilling, das Alien-Phänomen und eine mögliche Fortsetzung.

GamePro: Für Alien: Isolation wurde ein Computermodell von Ihnen erstellt. Wie war es, Ihren digitalen Zwilling zum ersten Mal zu sehen?

Sigourney Weaver: Schon ein bisschen seltsam. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Er sah wirklich aus wie Ellen Ripley. Ich habe großen Wert darauf gelegt, dass sie aufmerksam und präsent wirkt. Natürlich kann man so etwas schwer zeichnen. Sie sollte etwas raubtierhaft wirken und auf alles achten, was um sie herum passiert. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste an ihrem Charakter, gerade für die Art Erfahrung, die dieses Spiel vermitteln soll.

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GamePro: Wie ist es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit SEGA und Creative Assembly gekommen? Was dachten Sie, als die Jungs zu Ihnen kamen und fragten, ob Sie Lust auf ein Videospiel hätten?

Sigourney Weaver: Ich wurde das schon öfter gefragt, bis jetzt habe ich allerdings immer abgelehnt. Ich hatte keine Lust, an einem Alien-Spiel mitzuwirken, bei dem sich die Leute einfach gegenseitig über den Haufen schießen. Aber als ich dann hörte, dass sie sich am ersten Film orientieren wollten, mit Ripleys Tochter als völlig neuem Ansatz, bin ich hellhörig geworden. Vielleicht ist dadurch eine Kommunikation zwischen den Generationen möglich. Dazu kommt, dass der Themenkomplex mit dem Weltall als unbekannte Weite einfach unglaublich interessant ist. Für mich ist es immer noch seltsam, dieses Videospiel als solches zu bezeichnen, denn bislang habe zumindest ich persönlich Videospiele in erster Linie oft als klassische Shoot 'em Ups wahrgenommen, Zielübungen sozusagen. Isolation ist ganz anders. Du befindest dich in dieser beklemmenden, klaustrophobischen Welt, und musst in Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen, weil du sonst getötet wirst. Das wollen die Leute, und das ist auch gut so (lacht).

GamePro: Und wie gefällt Ihnen nun das fast fertige Spiel?

Sigourney Weaver: Ich habe ehrlich gesagt noch gar nicht so viel davon gesehen. Ein paar Render-Szenen, mehr nicht. Und ich kenne die Geschichte und meine Rolle darin. Deswegen freue ich mich wirklich drauf, Alien: Isolation demnächst zum ersten Mal zu spielen.

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GamePro: Wie schätzen Sie die Bedeutung der Alien-Marke ein? Und wie ist es, Teil eines solchen Popkultur-Phänomens zu sein? Immerhin existiert die Faszination für Alien schon seit über 35 Jahren.

Sigourney Weaver: Als ich das Skript zum ersten Mal zu sehen bekommen habe, hat mich vor allem beeindruckt, dass der Weltraum als Setting und die Charaktere an sich so echt waren. Das zusammen mit der Geschichte und Ridley Scotts ungeheurem Talent hinter der Kamera hat etwas so Einzigartiges hervorgebracht, dass es auch heute noch die Leute in seinen Bann zieht und unterhält. Das hat wahrscheinlich zum einen damit zu tun, dass es als Science-Fiction natürlich in der Zukunft spielt und deswegen nicht so schnell altbacken wirken kann wie zum Beispiel ein Film, der in den Fünfzigern spielt. Und zum anderen denken wir ja auch immer noch darüber nach, wie es wohl wäre, mit einer kleinen Gruppe von Leuten in einem Raumschiff durchs All zu fliegen.

GamePro: Wie ist das mit Ellen Ripley? Sie war ja eine der ersten weiblichen Action-Helden der Filmgeschichte. Stört es Sie, dass Sie viele nur als die Alien-Killerin sehen?

Sigourney Weaver: Ich glaube nicht, dass das so ist. Es kennen mich zwar eine Menge Menschen aus den Alien-Filmen, aber viele verbinden mit mir auch Dramen oder Komödien. Davon habe ich ebenfalls ziemlich viel gemacht. Zwischendurch immer wieder zur »Alien-Killerin« zu werden und Teil dieser großartigen Geschichte zu sein, ist allerdings auch wirklich super. Dass es mich stören könnte, ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen. Ich freue mich, dass sich die Menschen immer noch für Ripley interessieren, aber ich habe zum Glück genug anderes gemacht, sodass man mich nicht auf der Rolle festnagelt.

Preorder-Bonus
Vorbesteller von Alien: Isolation erhalten die »Ripley-Edition« des Spiels mit zwei exklusiven Missionen. In »Crew Expendable« versucht die Original-Besatzung der Nostromo, das Alien in eine Falle zu locken. Der Spieler kann entweder in die Rolle von Dallas, Parker oder Ellen Ripley übernehmen. In »Last Survivor« steuert der Spieler dann Ellen Ripley, die an Bord des Raumschiffs die letzte Mission durchführt - sie muss den Selbstzerstörungsmechanismus auslösen.

Vermutlich werden die Bonus-Missionen zu einem späteren Zeitpunkt als DLC erscheinen.

Last Survivor In der Bonus-Mission »Last Survivor« steuert der Spieler Ellen Ripley.

Crew Expendable In der Zusatz-Mission »Crew Expendable« kämpft das Team der Nostromo gegen das Alien.

GamePro: Können Sie sich vorstellen, für einen Kinofilm noch einmal in Ellen Ripleys Rolle zu schlüpfen?

Sigourney Weaver: Für mich fühlt es sich an, als hätten wir ihre Geschichte nie zu Ende erzählt, und das ist echt schade. Die Verantwortlichen hatten ja auch ein fünftes Skript parat, das sie direkt im Anschluss verfilmen wollten, aber dem habe ich damals einen Riegel vorgeschoben. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Ich brauchte ein wenig Abstand von Alien. Wenn mir aber irgendwann einmal ein talentierter Mann oder eine talentierte Frau ein großartiges Ende für Ripleys Story vorstellt, dann bin ich auf jeden Fall ganz Ohr. Es haben schon viele versucht, aber es war einfach noch nicht das Richtige dabei. Aber wenn das Richtige vor mir liegt, werde ich es wissen.

GamePro: Würden Sie gern noch in anderen Videospielen mitmischen? Es scheint für Schauspieler ja immer interessanter zu werden. Kevin Spacey hat zum Beispiel ein tragende Rolle im nächsten Call of Duty. Hätten Sie so etwas auch gemacht?

Sigourney Weaver: Sehr wahrscheinlich. Was mich so fasziniert, ist, dass Videospiele sich gerade stark verändern. Sie können jetzt ganz neue Erfahrungen und Erlebnisse erzeugen. Und für diese Art von Erfahrung braucht es gute Schauspieler, um sie ein bisschen realer zu machen. Um den Erlebnissen sozusagen den letzten Schliff zu verpassen. Ich bin dem Genre jedenfalls alles andere als abgeneigt. Wenn ich eine gute Story vorgelegt bekomme, wenn es mich interessiert und Erfahrungen beschert, die für mich neu sind, dann auf jeden Fall. Es ist einfach ein neues Medium und damit eine komplett neue Welt. Schließlich ist hier das Publikum zum ersten Mal Teil der Erfahrung. Und das finde ich sehr faszinierend. Es ist gewissermaßen wie ein Buch, aber es passiert dir!

GamePro: H. R. Giger (Designer der Aliens, verstorben im Mai 2014, Anm. d. Red.) hat gesagt, dass er wirklich gern noch einmal mit Ihnen arbeiten würde. Wie war die Arbeit mit so einem außergewöhnlichen Künstler?

Sigourney Weaver: Ich finde, er war ein ganz wundervoller Mensch. Ich habe nie jemanden anderen getroffen, der mit so viel Freude über Skelette und gruselige Sachen gesprochen hat. Und dabei noch kicherte! Er war ein sehr charmanter Mann, sehr gütig und wirklich nett, obwohl er diese fürchterlichen Bilder in seinem Kopf hatte. Und sein Sinn für Humor war unübertroffen. Wusstest du, dass die Eier eigentlich Babygesichter haben sollten? Dann hätte dich beim Betreten eines Nests ein ganzer Raum voller kleiner Gesichter angesehen. Manchmal war er einfach noch ein bisschen verdrehter, als wir bis dahin vermutet hatten. Aber es tut mir sehr leid, dass ich ihn nicht noch einmal treffen konnte. Er war einzigartig. Ohne ihn wäre Alien nicht das, was es heute ist.

GamePro: Würden Sie uns etwas über den Alien-Film erzählen, dass keiner weiß?

Sigourney Weaver: Oh, das ist schwierig. Es wurde ja mittlerweile so viel darüber geschrieben. Ursprünglich sollten wir am Anfang alle nackt sein. Und in einigen Szenen sollte ein komplett nackter Mensch mit dem Alien zusammentreffen. Das sollte so von der Farbe und der Beschaffenheit der menschlichen Haut fasziniert sein, dass es in seiner Bewegung innehält. Es sollte eine Art Zusammentreffen der Kreaturen sein, aufgeladen mit Erotik und freudschem Was-auch-immer. Es ist allerdings nie dazu gekommen, Fox wollte nicht sämtliche katholischen Länder als mögliche Zuschauer verlieren. Deswegen muss ich immer noch lachen, wenn mich jemand fragt, ob ich es jemals in Erwägung ziehen würde, in einem Film nackt zu sein. Ich denke mir dann immer: »Um ein Haar wäre ich in meinem ersten Film nackt gewesen, und zwar ziemlich lang!« (lacht)

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