Seite 3: Anno-Historie - Die Geschichte der Aufbau-Reihe

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1701-Pflicht und 1404-Kür

Nachdem Related Designs mit Anno 1701 ihre Pflicht erfüllt und die Traditionsserie erfolgreich ins 3D-Zeitalter befördert hatten, konnten sie sich mit Anno 1404 nun der Kür widmen, sprich: mehr Innovationen wagen und genau das Anno entwickeln, das sie selbst gern spielen würden.

Inseln, Städte und Gebäude sollten größer werden, das Endlosspiel anspruchsvoller, die Aufgaben abwechslungsreicher. Letzteres erreichten die Entwickler, indem sie mit dem Orient erstmals eine zweite Fraktion mit eigenen Gebäuden, Produktionsketten und Herausforderungen ins Spiel brachten. So mussten wir etwa Wüstenlandschaften mit Hilfe von Wassermühlen begrünen, um sie nutzbar zu machen. Ursprünglich war sogar geplant, dass Orient und Okzident komplett getrennt voneinander spielbar sind, was aus Zeitgründen jedoch ebenso verworfen werden musste wie ein Multiplayer-Modus.

Obwohl Anno 1404 qualitativ unbestritten den Zenit der Serie markierte (91 Punkte im GameStar-Test), sorgte es dennoch bei Veröffentlichung im Juni 2009 für viel Unmut bei den Spielern. Schuld war ein umstrittener Online-Kopierschutz, der standardmäßig nur drei Aktivierungen zuließ. Erst im September 2009 reagierte Publisher Ubisoft auf die Kritik und entfernte per Patch die Online-Aktivierung.

Anno 1404 - Test-Video Video starten 13:30 Anno 1404 - Test-Video

Erst Venedig, dann die Tiefsee

Inzwischen gute alte Anno-Traditon: Was es nicht ins Hauptprogramm geschafft hat, wird per Addon nachgeliefert. Anno 1404: Venedig (erschien im Februar 2010) legte entsprechend den Fokus auf den Multiplayer-Modus – neu und extrem motivierend war, dass man Partien nun kooperativ spielen konnte.

Und mit Stadträten gab es erstmals eine Möglichkeit, gegnerische Inseln friedlich zu erobern (was freilich Unsummen an Geld kostete) anstatt mit Waffengewalt. Ein nahezu perfektes Aufbauspiel wurde so weiter perfektioniert. Der Lohn: die Serien-Rekordwertung von93 Punkten im GameStar-Test.

Die Messlatte für ein neues Anno hing also extrem hoch, das traditionelle Renaissance-Szenario war thematisch so gut wie ausgeschöpft. Auch Publisher Ubisoft wollte die Serie neu ausrichten. Wie also weitermachen? Die zündende Idee kam den Entwicklern, als sie sich die Tiesee-Dokumentation »Deep Blue« anschauten: »Was wäre, wenn man im fünften Anno die Welt nicht nur auf Inseln über Wasser, sondern auch auf Tiefseeplateaus erbauen könnte?« Dazu müsste das nächste Anno freilich in der Zukunft spielen. Überraschenderweise für Related Designs kam die Idee sowohl bei Ubisoft als auch bei geheimen Marktforschungsumfragen in der Anno-Community blendend an, das Projekt »Zukunfts-Anno« konnte also tatsächlich umgesetzt werden.

Anno 1404: Venedig - Test-Video Video starten 5:04 Anno 1404: Venedig - Test-Video

Anno 2070: Ab in die Zukunft

Am 17. November 2011 erschien Anno 2070 in den Läden. Der Sprung in die Zukunft war geglückt (GameStar-Wertung: 90), und zum ersten Mal in der langen Seriengeschichte war dieses Mal schon im Hauptprogramm alles drin, was die Fans erwarten - inklusive Kampagne und Multiplayer-Modus. Vielleicht sogar schon einen Tick zu viel. Denn erstmals konnte und musste man nicht nur auf zwei Eben siedeln (Inseln und Meeresboden), sondern auch drei Fraktionen spielen, und zwar gleichzeitig! Nämlich die umweltfreundliche Eden Initiative (kurz: Ecos), der profitorientierte Global Trust (kurz: Tycoons) und die wissenschaftlich herausragende S.A.A.T.-Gruppe (kurz: Techs).

Anno 2070 - Test-Video Video starten 7:27 Anno 2070 - Test-Video

Hinzu kam, dass die Funktionsweise einer Algenfarm naturgemäß schwieriger zu vermitteln ist als die einer Windmühle. Anno 2070 erforderte entsprechend viel Einarbeitungszeit, und mit dem Ende 2012 erschienenen Addon Anno 2070: Die Tiefsee schlug es dem Komplexitäts-Fass endgültig den Boden aus. Die dort eingeführten Bionik-Anzüge halten bis heute den Rekord für die längste Produktionskette: Vier Herstellungsbetriebe und zehn benötigte Rohstoffe, die teils über, teils unter Wasser hergestellt, weiterverarbeitet und verschifft werden mussten.

Anno 2070 - Screenshots ansehen

Als erster Serienteil verfügte Anno 2070 auch über zahlreiche Online-Funktionen. Wer sich einloggte, konnte kostenlose und regelmäßig nachgeschobene Minikampagnen spielen (je mehr User teilnahmen, desto größer die Belohnung für alle), Erfolge fürs Profil freischalten, seine Lieblingsfraktionen in Senatswahlen unterstützen sowie sein Arche-Mutterschiff auch fürs Solospiel mit Items pimpen. Gerade Letzteres sorgte allerdings für viel Kritik in der Community, weil sich so viele Solosiedler zum Online-Spiel gegängelt fühlten.

Auf der anderen Seite ist es sicherlich auch den Online-Funktionen und zahlreichen teils kostenlos nachgeschobenen Inhalten zu verdanken, dass Anno 2070 zum langlebigsten und letzten Endes auch kommerziell erfolgreichsten Teil der Serie wird. Gerade international zahlt sich der Wechsel von der Renaissance zum populäreren Science-Fiction-Szenario mehr als aus. Auch für Publisher Ubisoft, die sich daraufhin entschließen, den langjährigen Auftragsentwickler zu kaufen und aus Related Designs künftig Blue Byte Mainz zu machen, wodurch die Anno-Entwickler jetzt ironischerweise den gleichen Studionamen tragen wie ihr einstiger Siedler-Konkurrent.

Alles erreicht, was nun?

Der Durchbruch auf dem internationalen Markt ist sicherlich ein entscheidender Grund, warum die Anno-Serie auch im nächsten Teil dem Zukunftsszenario treu bleibt. Allerdings versichert das Entwicklerteam rund um den langjährigen Creative Director Dirk Rieger durchaus glaubhaft, dass sie ihre Science-Fiction-Geschichte noch nicht zu Ende erzählt haben.

Alles zum neuen Anno:5 wichtige Neuerungen und unser Angespielt-Fazit zu Anno 2205

Zumindest scheint der verhältnismäßig zaghafte Zeitsprung mehr Raum für spielerische Innovationen gelassen zu haben. Waren eigentlich alle Serienteile seit Anno 1701 »nur« Erweiterungen des gleichen Spielprinzips bis hin zur Komplexitäts-Kulmination Anno 2070, stellt Related Designs … pardon … Blue Byte Mainz nun viele bewährte Systeme auf den Kopf und entwirft Eckpfeiler wie das Endlosspiel oder das Warensystem von Grund auf neu.

Und danach? Ein Addon zu 2205 wird es mit Sicherheit geben, schließlich muss noch ein Multiplayer-Modus nachgeliefert werden - das gebietet die Serientradition. Wenn der Erfolg sich fortsetzt, und davon ist angesichts des aktuellen Aufbauspiel-Booms auszugehen, dann wird es sicherlich auch wieder einen Szenariowechsel geben. Bei unserem Besuch für Anno 2205 haben die Entwickler ein weiteres Mal betont, dass grundsätzlich alles denkbar ist, egal ob Altertums-, Mittelalter-, Gegenwarts- oder gar Fantasy-Variante. Hauptsache, die Quersumme im Titel ergibt eine 9. Die inzwischen 17 Jahre umfassende Anno-Geschichte ist also noch lange nicht zu Ende geschrieben.

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