Sehr gutes MMORPG mit Macken im Free2Play Modell

Was genau ist Archeage? Archeage ist ein neues MMORPG, mit diversen Sandbox Faktoren. Das bedeutet, es unterscheidet sich stark von einem typischen Themepark...

von Thorhorst am: 23.09.2014

Was genau ist Archeage? Archeage ist ein neues MMORPG, mit diversen Sandbox Faktoren. Das bedeutet, es unterscheidet sich stark von einem typischen Themepark MMO. Für diejenigen, die nicht Wissen was diese beiden Genres bedeuten: In einem typischen Themepark MMO (wie zum Beispiel in World of Warcraft, Star Wars the Old Republic etc) gibt es nur wenige Möglichkeiten zur freihen Entfaltung des Spielers - das Spiel gibt dem Spieler vor, wie er das Spiel zu spielen hat. Es gibt einen Strang an den der Spieler sich zu halten hat, und der Spieler wird immer genau diesem Strang folgen.

Im Gegensatz dazu steht das Sandbox MMO, in dem der Spieler keinem vorgegebenen Strang folgt, sondern frei so wie er gerade lustig ist drauf los spielt, und die Welt selbstständig, wie in einem Sandkasten, verändern kann. Das berühmteste Sandbox Spiel ist wohl Minecraft, auch wenn es sich dabei nicht um ein MMO handelt. Zu nennen wären bei den Sandbox MMOs unter anderem "Life is Feudal" oder "Albion Online".

So viel zur Begriffsklärung, bei Archeage handelt es sich nun aber weder um ein reines Sandbox-, noch um ein reines Themepark-MMO. Es kombiniert beide Faktoren miteinander.

Der größte Kritikpunkt am Spiel ist wohl die Questreihe. Wer abwechslungsreiche, dynamische Quests erwartet ist bei Archeage schonmal falsch, so viel sei gesagt.  Es handelt sich nur um "Töte x hiervon, Sammle y davon, gehe von punkt a zu punkt b und am besten nochmal zurück" Quests, die nach einer Weile unglaublich stupide sind.

Das spielt in Archeage aber weniger eine Rolle als in einem typischen Themepark-MMO, da ihr grundsätzlich das Maximallevel von Stufe 50 erreichen könnt ohne eine einzige Quest gemacht zu haben. Ihr levelt durch quasi alles, Farmen, Craften, Traden, Grinden, was auch immer ihr wollt. Die Möglichkeiten sind quasi endlos. Daher betrachte ich das schlechte Quest-Design aus meiner Sicht als nicht weiter schlimm, da Archeage aus ganz anderen Faktoren den Spaß des Spielers erweckt.

Ein großer Bonuspunkt von Archeage ist das Crafting. Ich habe bisher in keinem anderen MMO eine derartige Vielfalt an Crafting Optionen gesehen. Ihr könnt Häuser bauen (quasi in der offenen Welt, aber nur in bestimmten Housing gebieten innerhalb der offenen Welt), Schiffe, Farmgelände um sicher Rohstoffe anzubauen, Möbel, Instrumente etc. Wenn ihr euch zum Beispiel einen Klipper bauen wollt, müsst ihr euch erst das Design (eine Blaupause, wenn man so will) dafür kaufen, danach müsst ihr in den Wald gehen um Bäume zu fällen - oder aber ihr pflanzt selbst welche an, um diese dann zu fällen. Weiterhin müsst ihr Baumwolle anpflanzen um daraus Stoff zu weben für das Segel - und Eisen braucht ihr auch noch, also geht ihr in ein Bergwerk um Eisen zu farmen, bis ihr schließlich alle notwendigen Ressourcen habt um das Schiff zu bauen. (Natürlich könntet ihr euch grundsätzlich auch sämtliche Ressourcen im Auktionshaus von anderen Spielern kaufen, sofern ihr das notwendige Kleingeld besitzt.) Das Crafting System ist also unglaublich komplex, und einer der stärksten Punkte von Archeage.

Es gibt auch die Möglichkeit zu handeln, um an Gold zu kommen. Das bedeutet ihr benötigt die notwendigen Ressourcen, craftet ein Handelspaket und bringt es vom Startpunkt aus zu einem beliebigen Punkt eurer Wahl. Je weiter dieser Punkt ist, desto größer ist eure Belohnung: der Haken dabei ist, dass die am weitesten entfernten Gebiete Zonen mit Open PVP sind - was bedeutet jeder dort kann euch töten, euer Paket nehmen und es selbst für Geld abgeben. Doch damit nicht genug, mit diesem Paket seid ihr auch wesentlich langsamer, weshalb ihr auf einen Esel an Land oder einem möglichst schnellen Boot auf dem Wasser angewiesen seid. Solltet ihr doch von einem feindlichen Spieler getötet werden und das Paket verlieren, bekommt ihr aber immerhin noch 20 % des Ertrages, als kleinen Trost. Und genau dieses Risiko, sein hart erarbeitetes Paket zu verlieren macht auch den Reiz des handelns aus - wenn ihr in solchen Zonen getötet werdet kann euch der Spieler aber nur euer Paket abnehmen, nicht eure Inventargegenstände. Und wenn ihr dieses Risiko umgehen wollt könnt ihr auch einfach außerhalb der Open PVP Zonen handeln, jedoch wird euer Ertrag dadurch natürlich geringer sein.

Wenn euch ein Spieler aus eurer eigenen Fraktion tötet, hat er damit eine kriminelle Tat begangen - und ihr könnt ihn dafür "anzeigen". Sobald er euch angreift hinterlässt er einen Blutfleck - wenn ihr zu diesem geht könnt ihr den Spieler "anzeigen" und er erhält Kriminalitätspunkte - ein weiterer Sandbox Aspekt von Archeage. Diese kann er erhalten wenn er Spieler seiner eigenen Fraktion angreift, tötet oder bestiehlt. Sobald er 50 davon angesammelt hat und im PVP getötet wird, landet er im Gefängnis, für eine bestimmte Zeit - und kann entscheiden ob er sich vor einer Jury verteidigen möchte, mit dem Risiko noch länger einzusitzen, oder aber ob er die Strafe einfach annimmt. Die Jury besteht dann aus ganz normalen Spielern, die dann über den armen Tropf richten. Und selbst wenn er im Gefängnis landet, kann er selbst dort etwas machen: er kann nach Gefangenenkleidung suchen, die er später tragen kann, Fußball spielen oder einen Ausbruchsversuch wagen. In dem letzteren Fall hat er aber, selbst wenn er entkommen ist, noch einen Gefangenendebuff, mit dem er keine Skills nutzen kann - bestraft wird er also trotzdem noch.

Sobald ein Spieler insgesamt 3000 Kriminalitätspunkte erhalten hat, wird er von seiner Fraktion verstoßen, und gehört fortan zu den Piraten. Das ist eine der drei Fraktionen von Archeage: Es gibt den Ostkontinent, Haranya, auf dem die Harani und die Firran leben (Asiatische Menschen und Katzenwesen) und den Westkontinent, Nuia, auf dem die Nuian und die Elfen leben. (Die Nuian sind Europäische Menschen) Derzeit ist die Wahl der Rassen also noch nicht wirklich groß, es kommen aber noch zwei weitere Rassen hinzu: Die Zwerge und die Warborns. (Das ist bereits bekannt, da Archeage bereits in Korea und Russland seit einiger zeit existiert - die Version dort ist auf einem fortgeschritteneren Stand, und die beiden Rassen existieren dort bereits schon. zu einem späteren Punkt werden sie also auch in Europa+Amerika erscheinen.) Die Wahl der Rasse legt gleichzeitig folglich auch die Wahl der Fraktion fest, da die beiden Kontinente die verfeindeten Fraktionen sind. Die dritte Fraktion nun sind die Piraten, Ausgestoßene, die ihren eigenen Leuten so lange geschadet haben dass sie dort nicht mehr willkommen sind. Diese Fraktion schließt sich also aus Ostlern und Westlern zusammen.

Zu der Grafik des Spiels: Das Spiel sieht sehr gut aus, besonders die Wasser- und Lichteffekte lassen sich sehen, auch wenn in der Landschaft manchmal eine Texturarmut herrscht fällt das aufgrund der guten Stimmung durch die Landschaft und das Licht kaum auf. Die Kampfanimationen sind schön anzusehen.

Obwohl die Kampfanimationen gut aussehen, ist das Kampfsystem nicht frei, sondern eher MMO typisch ein reines gehaue auf die Zahlen beziehungsweise geklicke auf die Skills - der Charakter trifft oder trifft nicht von selbst, unabhängig vom Spieler. Das hat mich persönlich nicht gestört, wem jedoch ein freies Kampfsystem sehr wichtig ist, der sollte vielleicht nach einem anderen MMO sehen.

Das Skillsystem ist sehr frei, es gibt keine direkten Klassen. Es gibt diverse Skilltrees, die frei miteinander kombiniert werden können - 3 davon kann man wählen. Daraus folgt also man könnte ein Messerschwingender Magier mit Plattenrüstung sein, wenn man es denn wollte - jeder Charakter kann jede Waffe und jede Rüstung nutzen. (Solange sie seinem Level entspricht.) Die gewählten Skilltrees lassen sich auch jederzeit wechseln.

Kommen wir zum Free-to-Play Modell von Archeage. Archeage besitzt ein Freemium Modell, also die Möglichkeit entweder kostenlos zu spielen oder aber ein Abonnement abzuschließen, um den sogenannten Patron-Status zu erhalten.
 Als f2p Spieler könnt ihr kein Land besitzen und ihr bekommt ungleich weniger Arbeitspunkte, und das ist das größte Manko an dem f2p Modell. Ob ihr nun craftet, handelt oder sonstwas macht: Nahezu alles, außer dem Questen und Kämpfen kostet Arbeitspunkte. Als f2p Spieler erhaltet ihr davon 5 alle 5 Minuten - und offline absolut keine. Das führt dazu, dass f2p Spieler massive Probleme mit ihren Arbeitspunkten haben - crafting ist ein Ding der Unmöglichkeit. Dieses Problem führte nun dazu, dass große Anzahl an Spielern in der Gegend herum stehen, ohne etwas zu machen - sie sind dauerhaft afk, um Arbeit zu regenerieren - das ist einer der Gründe warum die Server von Archeage derart überlastet sind, dazu später mehr. Im Gegensatz zu einem f2p Spieler erhalten Patron-Mitglieder 10 Arbeit alle 5 Minuten wenn sie Online sind, und 5 Arbeit alle 5 Minuten wenn sie offline sind. Und selbst Patron-Mitglieder haben Probleme mit der Arbeit. Nun gibt es im Shop für Echtgeld einen Arbeitstrank zu kaufen, der 1000 Arbeit regeneriert - für Echtgeld - jedoch kann er nur alle 12 Stunden genutzt werden. Das klingt jetzt erstmal ziemlich schlimm, jedoch können alle Gegenstände aus dem Shop ingame für Gold, die Spielwährung, gekauft werden. Der Trank kostet derzeit etwa 8 Gold, das entspricht einem Trade run, den ein Spieler mit Boot in einer halben Stunde machen kann. Ihr könnt euch sogar den Patron-Status für Spielgold kaufen, dafür gibt es das Item APEX. Das bedeutet, ein Spieler kauft sich diesen APEX und verkauft ihn für Gold, so dass der Spieler der es kauft ihn einlösen kann für Diamanten. Ihr braucht 2 Mal APEX und davon könnt ihr euch dann den Patron Status kaufen. Derzeit kostet ein APEX 40 Gold, d.h. von 8 Trade runs könntet ihr euch den Patron Status kaufen, derzeit ist es also relativ leicht als f2p Spieler ein p2p Spieler zu werden, ohne zu bezahlen - obwohl der Preis sicherlich noch stark steigen wird.

Die wichtigste Frage bei einem f2p MMORPG ist ja nun, ob es ein pay-to-win Spiel ist. Meine Meinung dazu ist: Nein. Ja, das mit dem Labor ist ein echtes Problem, da man sich nun aber absolut jedes Shop Item inklusive dem Patron Status für Gold kaufen kann, sehe ich darin weniger ein Problem. F2P Spieler haben es deutlich schwerer als P2P Spieler, sie müssen viel mehr Zeit investieren als jemand der einfach seine 13 Euro im Monat bezahlt - aber dafür ist es nunmal F2P, und im Leben gibt es nichts geschenkt. Wer bereit ist etwas mehr Zeit in dieses Spiel zu stecken kann auch als f2per eine Menge Spaß haben.

 

Eine letzte Sache möchte ich noch Ansprechen, und zwar das Desaster des Headstarts, und des Releases dieses Spieles. Trion hatte von Anfang an viel zu wenige Server bereitgestellt, und es sind immer noch zu wenige. Daher war der Ansturm auf wenige Server groß und diese waren komplett überlastet. Beim Headstart gab es teilweise Wartezeiten von 3 Stunden, und diese Server sind immer noch dicht. Tagsüber ist ein hineinkommen in diese Startserver nahezu unmöglich, selbst für Patron Member die bevorzugt in die Warteschlange kommen. Trion bringt jedoch immer wieder neue Server raus, da sie tagsüber dauerhaft auf Warteschleife sind. Für Patron Mitglieder geht es zumindest auf den neuen Servern, für F2Per haben es da schon schwerer. Hier muss Trion wirklich abhilfe schaffen, mehr Server öffnen und die Kapazitäten der alten Server erhöhen, ansonsten schrecken sie leicht neue Spieler ab. Dieses Debakel werde ich aber nicht in die Wertung mit einbeziehen, da es nichts mit dem grundsätzlichen Spiel zu tun hat sondern mit den Startproblemen des MMOs.

Meine Wertung beträgt also 90/100 Punkten, da das Spiel als solches eines der besten MMORPGs ist die ich bisher gesehen habe - trotz einiger Mankos wie dem Free-to-Play Modell.


Wertung
Pro und Kontra
  • Crafting
  • viele Möglichkeiten zu leveln
  • offene, abwechslungsreiche Welt
  • Justizsystem
  • Möglichkeit Shop-Items von Spielern zu kaufen, inklusive Abonnement
  • allgemein viele Sandbox Faktoren, die das Spiel auflockern
  • freies Klassensystem
  • gute Grafik + Animationen
  • schlechtes, stupides Questdesign
  • Mankos im Free-to-Play Modell, wie die fehlende Arbeit
  • Kampfsystem das nicht frei ist

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(4)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.