Assassin's Creed - wunderschön aber abwechslungsarm

Mit dem Abschluss der Prince of Persia-Reihe machte UbiSoft klar, dass es erst mal keinen neuen Titel mit dem Persischen Prinzen geben würde und man sich die...

von - Gast - am: 12.07.2008

Mit dem Abschluss der Prince of Persia-Reihe machte UbiSoft klar, dass es erst mal keinen neuen Titel mit dem Persischen Prinzen geben würde und man sich die Zeit nehmen wolle ein neues Franchise zu erschaffen. Einige Monate später durfte die Welt einen ersten Blick auf einen Assassinen namens Altair werfen, der im Mittelalter Attentate verübt. Lange Zeit ließ sich UbiSoft nicht weiter in die Karten schauen und die hübsche Produzentin Jade Raymond schaffte es mit Bravur die überwiegend männliche Presse zu blenden. Den hinter der Mittelalterfassade steckte noch etwas, das auf den ersten Blick nicht zu erkennen war. Assassin's Creed sollte definitiv sehr viel mehr werden als ein Prince of Persia-Klon in neuem mittelalterlichen Gewand.

Willkommen im Mittelalter

Der Spieler schlüpft in die Rolle des Assassinen Altair, der im Jahr 1191, zur Zeit des Dritten Kreuzzuges, bei seinem Meister Al Mualim in Ungnade fällt. Das gescheiterte Attentat an Robert de Sable wirft Altair zurück in den Rang eines Novizen. Sein Meister bietet ihm an seinen Rang zurückzuerlangen, wenn er dafür neun mächtige Männer tötet. Damit soll Altair aber nicht nur seinen Rang wiederherstellen, durch den Tod der Förderer des Kreuzzuges soll auch der Frieden ins Heilige Land zurückgebracht werden. Altair, von seiner Mission überzeugt, willigt ein und begibt sich daraufhin auf seine tödliche Mission.
Soweit die Geschichte, die uns lange durch Trailer und Screenshots vermittelt wurde. Doch wie gesagt, UbiSoft hatte noch ein Ass im Ärmel. Und dieses Ass ist die erweiterte Rahmenhandlung, die sich um Altair rankt. Wer nichts weiter von diesem Teil der Story erfahren möchte, der sollte folgenden Absatz überspringen.

Altair ist ein weit entfernter Vorfahre von Desmond Miles, einem einfachem Barkeeper, der eines Tages aufwacht und sich in der Gewalt einer geheimen Templerorganisation befindet. Man verlangt eine Information von Desmond, sagt ihm aber nicht welche. Mit Hilfe eines Geräts das Animus genannt wird, soll Desmond die Erinnerungen seines Vorfahren Altair noch mal erleben und damit zum Schluss die Information liefern, die von den Templern gefordert wird. Desmond sieht keine andere Wahl, als mit dem Professor und seiner Assistentin Lucy zusammen zu arbeiten und zu hoffen, dass er heil aus dieser Geschichte rauskommt.

Unterwegs in tödlicher Mission

Nachdem Altair seinen Auftrag erhalten hat, verlässt er die heimische Festung der Assassinen und macht sich auf den Weg. Im Laufe des Spiels gilt es drei Städte zu bereisen - Jerusalem, Damaskus und Akkon. Diese drei Städte sind durch eine weitläufige Wildnis miteinander verbunden. Am schnellsten erreicht man die Städte mit dem Pferd. In einer Stadt angekommen meldet man sich erst mal beim örtlichen Büro der Assassinen und kündigt seinen Auftrag an. Damit man den erfüllen kann, muss man aber erst ein paar Ermittlungen anstellen. Dazu gilt es die Stadt zu erkunden und sich an so genannten View Points einen Überblick zu verschaffen. View Points sind auf der Karte gekennzeichnete Aussichtspunkte, zu denen man hinaufklettert und sich von oben umschaut. Daraufhin legt man einen Teil der Karte frei und erkennt an entsprechenden Symbolen, wo sich eine Mission zur Beschaffung von Informationen befindet.

Diese Informationsbeschaffungsmissionen sind unterteilt in insgesamt 9 Missionstypen, 4 davon sind PC exklusiv. Taschendiebstahl, Belauschen, Verhör, Attentat und Flagge, bei der man innerhalb eines Zeitlimits verstreute Flaggen einsammeln muss, sind auf Konsole und PC enthalten. Exklusiv für den PC sind noch Eskortieren, Marktstandzerstörung, Bogenschütze und Rennen über die Dächer hinzugekommen. Hat man eine solche Mission erfüllt, erhält man vom Auftraggeber eine Information. So ermittelt man Standort des Ziels, Umstände in denen es sich bewegt, sowie die Bewachung mit der man rechnen muss. Mit diesen Informationen kehrt man in das Büro des lokalen Assassinen zurück, präsentiert seine Ergebnisse und erhält die Freigabe sein Ziel zu töten. Erst jetzt beginnt das eigentliche Attentat.

Man begibt sich zum angewiesenen Punkt auf der Karte und nähert sich seinem Opfer. Eine in Spielgrafik gehaltene Sequenz stellt das Opfer kurz vor und vermittelt dabei ein wenig Hintergrund über die Gegebenheiten in der sich die Menschen befinden. Schließlich herrscht Krieg, weit verbreitete Armut und oftmals auch Willkür in der herrschenden Klasse. Nach dieser Einleitung muss man sich dem Ziel nähern und es ausschalten. Danach ist Flucht angesagt. Über Dächer und durch enge Gassen jagt man den Wachen davon. Stellen einen die Wachen doch, so weiß sich Altair durchaus seiner Haut zu wehren.

Agil und kämpferisch

Auch wenn man im Tutorial vielleicht erst mal etwas skeptisch ist, was die Steuerung von Altair angeht, nach ein wenig Einarbeitung funktioniert sie tadellos. So kann man gekonnt über die Dächer hetzen und vollführt punktgenaue Sprünge. Altairs Kletterfähigkeiten lassen einen jeden Punkt in den Städten erklimmen, egal wie hoch oder unerreichbar er anfangs erscheint. Findet Altair einen Punkt an dem er sich festhalten kann, so kann er dort auch hochklettern.

Auch wenn man als Assassine den offenen Kampf meiden sollte, so lassen sich einige Konfrontationen mit den Wachen nicht vermeiden. Glücklicherweise ist Altair neben seinen Kletterfähigkeiten ein ausgezeichneter Kämpfer. Mit Schwert, Wurfmessern und einem Kurzschwert setzt er sich zur Wehr. Nach und nach lernt man die gegnerischen Angriffe zu kontern oder von sich wegzuführen. So wird der Versuch Altair zu packen und zu Boden zu werfen einfach in einen eigenen Griff umgewandelt, bei dem man den Gegner wegschubst. Die Konterangriffe sind die effektivste Möglichkeit den Gegner schnell auszuschalten. Greift der Gegner an muss im richtigen Augenblick die Konter-Taste gedrückt werden und Altair verwandelt den gegnerischen Angriff in eine eigene meist tödliche Attacke. Im Kampf mit mehreren Gegner das effektivste Mittel um Kämpfe für sich zu entscheiden.

Natürlich sollte man als Assassine in erster Linie diskret vorgehen. So befindet sich verborgen in eurem Ärmel ein Messer, mit dem ihr die Attentate ausführt oder feindliche Wachen hinterrücks erstecht. Sogar im Lauf lässt sich eine Attacke damit ausführen, bei der man dem Gegner ins Genick springt. Äußerst effektiv! Allerdings sollte man strikt vermeiden dabei entdeckt zu werden.

Sollte es doch dazu kommen, dass Wachen euer tödliches Treiben beobachten, so solltet ihr schnell aus dem Fokus der Wachen verschwinden. In einer Gruppe Geistlicher kann Altair dank seiner Kleidung schnell übersehen werden. Herumstehende Heuwagen oder Verstecke auf den Dächern sind ebenfalls sehr hilfreich, um sich vor den Blicken der Wachen zu verbergen. Eine Anzeige signalisiert euch, ob ihr gerade gesehen werdet und ob es sich lohnt in Deckung zu gehen. Die Gegner sind hartnäckig, sie verfolgen euch über Dächer und durch dunkle Gassen. Sehen sie wie ihr euch versteckt, nehmen sich euch hoch. Nur wer es schafft einige Zeit unentdeckt zu bleiben kann entkommen und sich wieder auf die Straßen trauen.

Eine lebendige authentische Welt

Die Entwickler bei UbiSoft haben viel darin investiert dem Spieler eine realistische Welt zu liefern. Überall sind Passanten unterwegs die einer Beschäftigung nachgehen. Sei es das Anstehen an einem Marktstand, das Tratschen an der Stadtmauer oder das Tragen von Gütern von A nach B. Wachen patrouillieren durch die Straßen oder halten auf den Dächern Ausschau. Stellenweise werden Passanten von Wachen genötigt und des Diebstahls beschuldigt. Dabei ist die Bevölkerung keineswegs zur völligen Passivität verdammt. Klettert ihr ganz offen an einer Häuserfassade hoch fragt man sich unter euch: Was macht der Kerl da überhaupt? Ist der verrückt? Bei großen Aufkommen von Zivilisten solltet ihr nicht einfach hindurch sprinten und alle umschubsen, das lenkt die Aufmerksamkeit der Wachen auf euch. Per Knopfdruck kann Altair sich geschmeidig durch die dichte Masse an Menschen bewegen, wie ihr sie beispielsweise auf Märkten findet. Dadurch wirkt die komplette Spielwelt äußerst lebendig und authentisch.

Der Grund warum Assassin's Creed einer der am meisten erwarteten Titel diesen Jahres ist, dürfte die herausragende Optik gewesen sein. Die Grafik ist über alle Maßen detailliert, egal ob die Charaktere oder die Städte. Die gebotene Weitsicht kann getrost in einem Atemzug mit der von Crysis genannt werden. Die in drei unterschiedlichen Settings gehaltenen Städte sind riesig groß, in mehrere Viertel unterteilt und können am Ende völlig ohne eine Unterbrechung durch Ladezeiten erkundet werden. Man kann den Spiel ein wenig Effektarmut unterstellen, aber bei dem gewählten Szenario wären Explosionen und übertriebene Lichteffekte auch etwas deplatziert. Die Animationen der Charaktere, allen voran natürlich Altair sind geschmeidig wie man es nur vom Prince of Persia kennt und wirken wie aus einem Guss. Egal ob im Kampf oder beim Erklimmen eines Aussichtspunkt, es macht einfach Spaß Altair zuzuschauen.

Die Soundkulisse fügt sich passend in das Gesamtbild ein, ohne dabei wirkliche Akzente zu setzen. Im Laufe der Spielzeit von 15 bis 20 Stunden trat nie irgendein Bug auf, das Spiel lief stets stabil und unproblematisch. Nicht immer eine Selbstverständlichkeit bei den Konsolenumsetzungen von UbiSoft.

FAZIT

Assassin's Creed kann zweifellos als eines der schönsten Spiele bezeichnet werden, die in den vergangenen Monaten rausgekommen sind. Das wird sich in den nächsten Monaten wahrscheinlich auch nicht ändern, so viel Mühe hat man sich bei UbiSoft mit der technischen Umsetzung gegeben. Animationen, Texturen, Detailgrad, Weitsicht, alles spielt in der obersten Liga aktueller PC- & Konsolentitel mit. Das Gameplay hat man hervorragend für den PC umgesetzt und steht der komfortablen Pad-Steuerung in nichts nach.

Allerdings hat es UbiSoft dabei versäumt das Missionsdesign etwas ansprechender zu gestalten. Es gibt einen guten Grund warum man die PC-Version bei den Missionstypen aufgebohrt hat, denn schon bei der Konsolenversion klagte man über mangelnde Abwechslung. Und dennoch, da sich viele Missionstypen doch sehr ähneln, tritt nach wenigen Stunden etwas zu sehr der Déjà-vu-Effekt auf. Die Missionen wiederholen sich zu schnell und werden dadurch schon etwas öde. Ebenfalls schade ist, dass die Nebenmissionen, die bei den Konsolenversionen für die Erfolge zuständig sind, so gibt es überall eine große Anzahl Flaggen zu sammeln, Templer zu töten oder Zivilisten zu beschützen, bei der PC-Version keinen Bonus liefern. Warum man hier darauf verzichtet hat, den Spieler der wirklich alles einsammelt und Nebenmissionen erfüllt, mit Artworks, Trailern o.ä. zu belohnen, wird wohl das Geheimnis von UbiSoft bleiben.

Die Story lässt einen lange im Unklaren darüber, worauf das nun alles hinausläuft. Das Ende driftet dann sehr in eine Mystery-Science-Fiction-Ecke ab, die nicht so richtig zum überwiegenden Mittelaltersetting passen will. Hier spielt sicherlich der persönliche Geschmack eine entscheidende Rolle. Aber auch diejenigen denen die Story gefällt werden nicht umhin kommen einzugestehen, dass an dem Punkt wo man wirklich Licht in die Story bringt, das Spiel plötzlich vorbei ist. Aber gut, Assassin's Creed ist als Trilogie angelehnt, wer weiß wie man diese Sache noch weiterspinnt.
So bleibt Assassin's Creed ein wunderschöner Titel, der aber leider im Bereich der Abwechslung und in meinen Augen auch der Story etwas krampft.

Hinweis:
Ich hab die englische PC Version von Assassin's Creed gespielt, daher bitte ich Abweichungen in der Übersetzung von Missionstypen o.ä. zu entschuldigen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: detailliert, toll animiert, Weitsicht
  • Sound: passt ins Gesamtbild
  • Balance: -
  • Atmosphäre: Mittelalter toll eingefangen
  • Bedienung: hervorragend auf Maus & Tastur übertragen
  • Umfang: sehr umfangreich
  • Leveldesign: authentisch und lebendig
  • KI: hartnäckig
  • Waffen: effektive Waffen
  • Handlung: Mittelalter
  • Grafik: hohe Systemanforderungen
  • Sound: wenige Akzentsetzer
  • Balance: -
  • Atmosphäre: Sci-Fi-Fantasy-Ansatz
  • Bedienung: Kamera an ganz wenigen Stellen nicht optimal
  • Umfang: wenig Abwechslung
  • Leveldesign: etwas farbarm
  • KI: im Kampf keine große Herausforderung
  • Waffen: wenig Auswahl
  • Handlung: Science-Fiction-Fantasy-Rahmen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(2)
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