atmossphärischer Spieleblockbuster mit Macken

Der Assasine Altair ist ein professioneller Mann. Er führt seine Aufträge perfekt aus. Stolz sollte er auf sich sein. Und das ist er auch. Aber gleich so stolz...

von AlexX2 am: 19.09.2008

Der Assasine Altair ist ein professioneller Mann. Er führt seine Aufträge perfekt aus. Stolz sollte er auf sich sein. Und das ist er auch. Aber gleich so stolz dass er voller Selbstachtung in einer Gruppenmission einen Unschuldigen tötet und auf das eigentliche Opfer ohne Nachdenken losstürmt. Das Ziel, nämlich ein Artefakt zu bergen, wird gefährdet, einer von Altairs Begleitern wird in Gefangenschaft gebracht. Bei seiner Ankunft zu Hause in der Festung Maysaf wird Altair auch dementsprechend vom Assasinenführer Al Mualim bestraft, indem er zum Novizen verdonnert wird, sowie alle Ränge und Ausrüstungsstücke verliert. Doch zum Glück bekommt er eine zweite Chance, sich wieder nach oben zu befördern. Sein Auftrag: Töte neun Drathzieher des Kreuzzugs. Nichts einfacher als das. Altair ist ja ein professioneller Mann.

Zukunft und Vergangenheit

So wäre die Handlung des Spiels 'Assassins Creed' der Prince of Persia Macher grob erzählt. Doch eigentlich spielt die Geschichte in der nahen Zukunft. Desmond Miles wird von einer Organisation entführt, die ihn zwingt, für sie zu arbeiten. Und zwar so: In Person von Desmond springen Sie in die Haut von Altair, dem Vorfahren von ihm. Und wie? Per Animus, einem Computer, der eine Person seine eigenen Erinnerungen nacherleben lässt. Warum hat Desmond diese Erinnerungen? Was will die Organisation? Solche Fragen machen die Handlung spannend, genauso wie der Kontrast zwischen Zukunft und Mittelalter. Auf dem Bildschirm des Animus wählen Sie die verfügbaren Erinnerungen und schon schlüpfen Sie in die Person Altair. Also los an die Arbeit! Auf zum ersten Opfer. Auf unserer Karte sehen wir, das sich der skrupellose Händler Tamir in Damaskus befindet. Um dort hin zu kommen, müssen wir auf dem Pferd durchs sogenannte Königreich reiten. Die Reise dauert bis zu 20 Minuten und ist ziemlich langweilig. Zwar gibt es tolle Aussichten zu bewundern, aber es passiert einfach Nichts! Sie reiten solange, bis Sie da sind. Zwischendurch müssen Sie an Wachposten vorbei, die Sie verfolgen, wenn Sie zu schnell reiten. Also absteigen und sich in einem Heuhaufen verstecken, weiterreiten...gähn.

Von Dach zu Dach

Doch ist man mal angekommen, wie am Anfang in Damaskus, dann wacht man wieder auf. Meistens erwartet den Spieler eine fantastische Aussicht auf die riesige Stadt, die kein Hintergrundmodell ist, sondern wirklich die Stadt, die Sie eine Minute später erkunden. Doch wie reinkommen? Die Wache vor dem Toren verweigert uns den Zutritt. Doch die Lösung ist recht einfach. Wir helfen einem Bürger vor den Toren, darauf werden wir belohnt mit einer Gruppe Geistlichen, die von der Wache akzeptiert wird. Wir schlüpfen einfach dazwischen, die Soldaten merken nichts. In der Stadt müssen wir nun unseren Kontaktmann in seinem Büro aufsuchen. Den finden wir, indem wir auf einen der vielen Türme der Stadt klettern. Dann haben wir einen tollen Überblick und der Kontaktmann wird auf unserer Karte markiert.
Beim Hochklettern merken wir, wie genial das „Kletter-system“ von Assassins Creed ist. Wir können überall und wirklich überall(!) hoch und entlang klettern. Das steuert sich sehr angenehm. Statt dauernd auf die Sprungtaste zu hämmern, betätigen wir einfach per Druck auf die rechte Maustaste und der Leertaste den Klettermodus und schon klettern wir mit den WASD-Tasten dorthin wo wir wollen. Das fühlt sich durch die fantastischen Animationen von Altair so dynamisch an, das selbst Lara Croft wie eine steife Oma dagegen wirkt.


Kämpfen will gelernt sein

Von der ganzen Kletterei sind wir so fasziniert, dass wir fast die Zeit vergessen hätten. Jetzt schnell zum Verbindungsmann. Um schneller hinzugelangen, sprinten wir über die Dächer der Stadt-cool. Dabei wundern sich die Passanten auf der Straße über unser Vorgehen („Der hat´s aber eilig.“; „Was macht er bloß?“). Allgemein reagieren die Bewohner der Stadt auf unsere Aktionen, dazu später noch mal. Nach einigen Sprüngen kommen wir im Büro des Verbindungsmanns an. Er erteilt uns mehrere Informantenaufträge, um den Standort von unserem Opfer herauszufinden. Uns stehen neun (in der Konsolenfassung nur fünf) Aufträge zur Verfügung. Mindestens zwei müssen wir erfüllen. Um sie ausfindig zu machen, heißt es erneut: Auf die Türme klettern. Wenn wir den Standort erfahren haben, kann es losgehen. Die Aufträge sind abwechslungsreich und spaßig. So müssen wir gegen die Zeit ein Dächerrennen machen oder unbemerkt Bogenschützen ausschalten oder einen Assasinenkollegen eskortieren. Einige Missionen sind aber ziemlich simpel, wie das Belauschen. Da müssen Sie sich einfach nur auf eine Bank setzen und 2 Leuten zuhören.
Nachdem wir zwei Missionen geschafft haben, geht’s zurück ins Büro, dann bekommen wir den Aufenthaltsort unseres Opfers. Endlich können wir zuschlagen. Wir begeben uns zum Aufenthaltsort von Tamir, unserem Opfer. Auf dem Weg treffen wir auf ein paar Soldaten, die einen Bürger bedrohen. Wir helfen dem Mann und wagen uns in den Kampf gegen 5 Gegner. Dabei wechselt die Kameraperspektive in eine dynamische Nahansicht. Sehr cool! Vor allem wegen den tollen Kampfanimationen. Wir blocken und setzen darauf zu einem Konterangriff, schlagen unseren Gegner zu Boden und starten einen Finish-Move. Im Laufe des Spiels lernen wir neue Kampfmanöver kennen wie das Durchbrechen der gegnerischen Verteidigung. So spannend und schön anzusehen die Kämpfe auch sein mögen, sie sind viel zu leicht. Wenn wir blocken, gelingt es dem Gegner sehr selten uns zu treffen, ein Konter- der Soldat ist erledigt. Im ganzen Spiel wird es nicht herausfordernder, aber dank den Animationen nicht langweilig.

Spannend bis zum Schluss....

Auf dem Weg zu unserem Ziel müssen wir durch einen Marktplatz laufen. Spätestens da fällt uns auf, wie belebt das Spiel ist. Überall auf den Straßen tummeln sich Massen von Fußgängern, Bettlern, Betrunkenen und Markthändlern. Die Bewohner reagieren aufeinander und auf uns, wenn wir uns beispielsweise durch einen belebten Platz drängeln oder bei einer Verfolgungsjagd im Weg stehende Zivilisten beiseite stoßen. Dadurch wirkt das Spiel sehr glaubhaft und schafft eine intensive Atmosphäre, die in Spielen derzeit ihres Gleichen sucht. An einem vollen Platz sehen wir dann auch endlich unser Attentatsopfer. Es startet eine Zwischensequenz, in der wir auf Tastendruck die Kameraperspektive ändern dürfen. Unser Ziel ist sauer auf einen seiner Sklaven und tötet ihn darauf auf grausamste Weise vor allen Zivilisten. Keine Frage, so ein Mensch muss sterben. So zücken wir Altairs Dolch, den er anstelle seines fehlenden Fingers benutzt und schleichen uns unauffällig an das Opfer von hinten heran. Im richtigen Moment stechen wir zu. Darauf hin fällt Tamir zu Boden und dann wird wie bei jedem getötetem Attentatsopfer eine Sequenz gestartet, in der Altair ein letztes Gespräch mit dem Bösewicht führt. Oder sind es gar keine von der schlimmen Seite? Jedes Mal gibt unser Opfer uns zu glauben, dass sie Gutes getan haben und der Menschheit nur helfen wollten. Immer mehr fragt sich Altair, ob es richtig sei, diese Menschen zu töten. So wirkt die Handlung wahnsinnig tiefgründig und spannend. Denn Altair will der Sache auf den Grund kommen. Warum müssen diese Menschen unbedingt sterben? Am Ende erreicht die Handlung ihren Höhepunkt und gibt eine grausame Wahrheit frei. So überzeugt „Assassins Creed“ mit einer der aufrgendsten Geschichten des Spielegenres, wenn nicht dieser Abschluss wäre. Denn mitten in einer spannenden Szene hört das Spiel einfach auf. Schon wieder mal ein ärgerlicher Cliffhanger, denn das Spiel lässt den Spieler zum Schluss einfach dumm vor den Abspann sitzen. Da die Story so offen endet, kann man auf einen Nachfolger hoffen.

... aber nur eigentlich

Nach unserem ersten Attentat kehren wir zu Al Mualim zurück, der uns mit neuen Kampftechniken belohnt. Doch sofort müssen wir weiter zu unserem nächsten Opfer. Und da führt uns der Weg in die Hafenstadt Akkon. In der erleben wir einen der packendsten Momente. Und dabei ist er völlig unwichtig fürs Spiel. Wir erklettern die Kathedrale empor, um von der Spitze wieder hinunter zu springen. Der Turm ist so hoch, das wir nicht nur eine unglaubliche Aussicht haben, sondern das uns auch schwindelig wird. Doch der Rest verläuft wie schon beim ersten Attentat. Im ganzen Spiel überhaupt macht man neunmal das gleiche: Turm hochklettern, Kontaktmann suchen, Aufträge erfüllen, Kontaktmann erneut besuchen, Attentat ausführen. Das macht die ersten drei Male noch einen Riesenspaß, denn die 3 Städte unterscheiden sich sehr und damit auch die Vorgehensweise, um sein Ziel zu erreichen. Doch danach besuchen Sie jede Stadt weitere 2 Male und dann haben Sie schon alles gesehen. Auch wenn die Informanten-Missionen abwechslungsreich sind, so ist der Spielverlauf sehr eintönig. Das liegt an dem Schauplatz-Recycling ebenso wie daran, das es auch in der PC Directors Cut Version zu wenige Informanten-Missionen gibt. So wird es nach 4 Stunden langweilig, da man das Gefühl hat, alles noch einmal zu machen. Am Ende hat man so die Nase voll, das aus Langeweile Frust wird. Doch trotz der immensen Eintönigkeit ist man motiviert die ca. 15 Stunden Spieldauer durchzuspielen, was an der spannenden Story, der tollen Atmossphäre und an der Faszination, immer irgendwo mal kurz hochklettern zu müssen, liegt.

und noch was für die Augen

Technisch bewegt sich Assassins Creed auf einem sehr hohen Niveau. Grafisch ist das Spiel eine Augenweide und das trotz realtiv moderater Anforderungen. Riesige Weitsicht, tolle Texturen und Animationen zum Zunge schnalzen lassen Assassins Creed zu einem echten Hingucker werden. Im Bereich Sound verhält es sich ähnlich: Tolle Musik, tolle Sprecher, wären da nicht die ständigen Wiederholungen. Nach ein paar Stunden kennt man jeden Passabten-Satz auswendig.
Alles in allem hinterlässt Assassins Creed einen zwiespältigen Eindruck: zum einen überwältigend- zum anderen bleibt das Spiel hinter den Erwartungen zurück. Wer nicht immer das gleiche machen will, sollte sich den Kauf überlegen, aber alle, die sich auf das Spiel gefreut haben, können zugreifen, denn Assassins Creed ist ein Spiel, das man unbedingt erleben muss!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: tolle Animationen; riesige Weitsicht; Texturen
  • Sound: Musik; tolle Sprecher; gute Effekte
  • Balance: guter Einstieg; gute Lernkurve; fair
  • Atmosphäre: spannende Stimmung; glaubwürdig
  • Bedienung: tolle Tastatursteuerung, einfach von der Hand
  • Umfang: lange Spieldauer;4große Schauplätze;Nebenmissionen
  • Leveldesign: spaßige Missionen...
  • KI: reagiert auf eigenes Verhalten
  • Waffen: Upgrades im Spielverlauf;netteAssassinenausrüstung
  • Handlung: sehr spannend; toll präsentiert
  • Grafik: fad in Innenräumen
  • Sound: Sprecher wiederholen sich
  • Balance: teilweise zu leciht, manch Auftrag sehr schwer
  • Atmosphäre: Zukunftszeug etwas unklar
  • Bedienung: umständliches Beenden des Spiels
  • Umfang: Spielfluss wiederholt sich permanent
  • Leveldesign: ...die immer gleich sind; in2. Hälfte sehr öde
  • KI: unglaubwürdig im Kampf
  • Waffen: etwas eintönig
  • Handlung: Zukunft nicht ganz gut rübergebracht; Cliffhanger

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(3)
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