Geniales, wenn auch monotones Spiel

Wenn ein Spiel fast 2 Jahre lang auf der Liste mit den meist erwarteten Spiele ganz oben steht, so wie es bei Assassin’s Creed der Fall war, so sind die...

von - Gast - am: 03.05.2008

Wenn ein Spiel fast 2 Jahre lang auf der Liste mit den meist erwarteten Spiele ganz oben steht, so wie es bei Assassin’s Creed der Fall war, so sind die Erwartungen naturgemäß abartig hoch. Eine Enttäuschung ist meist vorprogrammiert. Aber dennoch gelingt es Assassin’s Creed fast alle Erwartungen erfüllen. Das einzig wirklich große Manko ist in der Tat die fehlende Abwechslung. Aber hey: Wenn etwas verdammt viel Spaß macht, dann wiederhole ich es auch mal gerne!

Audiovisuelles

Auch wenn ich erst vor kurzem Crysis gespielt habe und in Folge dessen bei fast allen anderen Spielegrafiken äußerst kritisch bin, kann ich doch locker sagen, dass mich Assassin’s Creed restlos überzeugt hat. Die schönen Panoramen, die man auf Türmen oder Klippen bestaunen kann, die hübschen Texturen, die grandiosen Animationen von Altair während er kämpft und beim Klettern…einfach alles ist auf höchstem Niveau. Die Hardewareanforderungen sind angemessen und Grafikbugs sind eigentlich nicht vorhanden.
Einzig, die Tatsache, dass es den Entwicklern nicht gelungen ist auf 4:3-Monitoren die PAL-Balken zu entfernen. Selbst auf 16:10-Bildschirmen sind immer noch kleine Reste vorhanden, allerdings fallen diese im Prinzip nicht auf.
Egal, die Grafik ist einfach so schön, dass ich zumindest darüber gerne hinwegsehe.

Auch die Ohren weiß das Spiel zu erfreuen. So wirken dank fantastischer Sprecher die Hetzreden von Fanatikern und die philosophischen Dialoge von Altair sehr authentisch´,
die Umgebungsgeräusche passen perfekt. Zudem versetzen die schönen orientalischen Melodien der Spieler perfekt in den nahen Osten.
Einzig die Tatsache, dass sich einige Sprachsamples arg oft wiederholen, nervt ein bisschen. So ist die Anzahl der Sprüche bei den normalen Bürgern ganz OK, bei Wachen hingegen kommt es regelmäßig dazu, dass sie dreimal denselben Spruch hintereinander sagen. Das hätte Ubisoft wirklich vermeiden können.

Balance

Hier haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Das Spiel ist weder zu leicht noch zu schwer. Denn einerseits kann man im Prinzip jeden Kampf, egal wie groß die Zahl an Feinden auch ist, gewinnen, indem man entsprechende Kombos einsetzt. Andererseits wird einem kein Sieg geschenkt, da die Feinde über dasselbe Komboarsenal verfügen wie der Spieler. Zudem kann jeder Zeit abhauen und sich verstecken um seine Lebensenergie wiederherzustellen.
Cool daran: Die „Lebensenergie“ ist eigentlich eine Angabe für die Synchronität des Spielers mit den Erinnerungen von Altair. Das rechtfertigt nicht nur die Autoheilung, sondern ermöglicht auch eine vernünftige Bestrafung für das Töten von Unschuldigen, da dies den Prinzipien eines Assassinen widerspricht.
Abgerundet wird das ganze noch durch eine faire Lernkurve, die das komplexe Kombosystem
Schritt für Schritt nach jedem erfolgreichem Attentat frei schaltet. So möchte ich das ab sofort in jedem Spiel haben!

Atmosphäre

Herrjemine, was soll ich hierzu schon großartig sagen: Das Spiel definiert das Wort „Leben“ schlicht und ergreifend neu. Denn in keinem anderen Spiel zuvor waren die Straßen von Städten so angefüllt mit Marktgeschrei, angriffslustigen Betrunken und Bettlerinnen, die einen hartnäckig verfolgen. Hierbei besonders beeindruckend: Altair ist, obwohl er alldem doch so nah ist, fast durchgehend unbeeindruckt, und das ist ja auch irgendwo klar: Assassinen waren nun mal gesellschaftliche Außenseiter; egal wie nah sie dem sozialen Leben auch waren, war es ihnen dennoch quasi unmöglich, daran teilzunehmen. Und gerade dieses Ambiente vermittelt Assassin’s Creed ausgesprochen glaubwürdig.
Toll finde ich auch, dass die Entwickler die Sci-Fi Elemente so toll eingebaut haben. Die wirken überhaupt nicht aufgesetzt, sondern haben ihren ganz eigenen Charme.

Bedienung

Wer die zweite Prince-of-Persia-Trilogie kennt, weiß, dass Ubisoft Montreal ausgesprochen talentiert in der Umsetzung von Gamepad auf Maus-Tastatur-Steuerung. Und so ist es auch bei Assassin’s Creed nicht anders. Auch auf der Tastatur ist die Einteilung von Altairs Aktionen in die Bereiche Kopf, Waffenhand, freie Hand und Beine sehr gut nachvollziehbar und steuerbar. Und wer dennoch die Gamepadsteuerung bevorzugt, kann auch diese benutzen, da das Spiel im Prinzip alle Gamepads unterstützt.
Das einzige was ein bisschen nervt ist die Kamerasteuerung. So kommt es gelegentlich dazu, dass die Kamera das Geschehen aus einer unmöglichen Perspektive zeigt. Mühsames nachjustieren ist die Folge. Gerade in den actionreichen Kämpfen kann das lästig sein.

Umfang

Auf den ersten Blick macht der Umfang einen sehr guten Eindruck: Die Spielzeit ist mit ungefähr 20h überdurchschnittlich lang, die drei erkundbaren Städte Akkon, Jerusalem und Damaskus und das Königreich sind riesig. Überall kann man durch das Finden von Flaggen und dergleichen zusätzliche Erinnerungen freischalten und auch die neun verschiedenen Möglichkeiten Informationen für ein Attentat zu beschaffen, scheinen dem Spiel Abwechslung zu geben.
In der Tat ist es aber so, dass sich Investitigationsarten derselben Art gleichen wie ein Ei dem Anderen. Sehr schade, zumal einige schon quasi nach Abwechslung schreien. So würde es sich zum Beispiel bei der „Markstandzerstörung“ anbieten, die Stände nicht nur durch das Hineinschubsen von Passanten, sondern zum Beispiel mit Hilfe von Feuer oder ähnlichem zu zerstören.
Des weiteren fehlen echte Nebenquest; auch das ist ärgerlich, da sich die Kombination verschiedener Nachforschungen zusammen mit einer kleinen Geschichte leicht zu packenden Missionen zusammensetzen lassen hätten können, wie es ja am Beginn des Spiels einmal praktiziert wird.
Zudem fand ich es als Tomb-Raider-Fan etwas schade, dass das Klettersystem sehr simpel ist: Man muss Altair nur mit den Pfeiltasten nach oben, unten, rechts und links bewegen. Es ist nicht mal nötig bei Sprüngen extra die Sprungtaste zu drücken; solange man sprintet geschieht dies automatisch.

Leveldesign

Wenn zur Zeit des dritten Kreuzzuges jemand Fotos von den damaligen Städten gemacht hätte und diese heute noch erhalten wären, würde manch einer eine große Überraschung erleben: Die sähen wohl ungefähr so aus wie Screenshots von Assassin’s Creed. Und das jetzt nicht nur wegen der Grafik, sonder vielmehr deswegen, weil die Städte von Assassin’s Creed unglaublich realistisch aufgebaut sind. Zudem geizt das Spiel auch nicht mit vielen schönen Details. So findet man im gerade eroberten Akkon viele verbrannte und zerstörte Ruinen, auf hohen Türmen wohnen Vögeln in entsprechenden Löchern.
Und dann wären da noch die großartigen Klettereinlagen: Diese sind nicht wie in Prince of Persia oder in Tomb Raider einfach aufgesetzt, sondern perfekt in die Level integriert. Man kann nicht nur da Klettern, wo man es nötig hat, sondern schlicht und ergreifend überall dort, wo man auch im richtigen Leben mit dem entsprechenden Körper herumkraxeln könnte.
Einziger Wermutstropfen: Dank des oben erwähnten simplem Klettersystems fallen die meisten Kletterein deutlich zu leicht aus. Es fehlen anspruchsvollere Klettereinlagen genau wie die aus Tomb Raider und Prince of Persia bekannten Fallenparcours.

KI

Eine simple Leiter? Für die meisten KI-Gegner ein unüberwindliches Hindernis!
Nicht so in Assassin’s Creed: Hier verfolgen die Wachen den über die Dächer fliehenden Altair geschickt, ist ein Abgrund für sie zu weit um drüber zu springen, suchen sie sich clever alternative Wege. Besonders interessant: Klettert man auf Türmen, schmeißen die Wachen Steine um den Spieler zu stürzen zu bringen.
Auch in Kämpfen verhalten sich die Gegner relativ klug, wie ich bereits im Balance-Abschnitt angedeutet habe.
Seltene, kleinere Aussetzer trüben den sehr guten Gesamteindruck kaum.

Waffen

Insgesamt gibt es fünf verschiedene Waffen: der versteckte Dolch (eignet sich für lautlose Attentate in Menschenmengen oder um auf dem Boden liegende Gegner schnell auszuschalten), das normale Langschwert (dank seines hohen Schadens und seiner Länge perfekt für den Kampf geeignet), das Kurzschwert (richtet weniger Schaden an, ist dafür aber um einiges schneller), die Wurfmesser (nunja…) und die Fäuste (zum Verhören).
Zudem gibt es das bereits erwähnte, abwechslungsreiche Kombosystem. Wer dieses beherrscht, kann jedes Kampfverhalten des Gegners mit dem entsprechenden Move innerhalb kürzester Zeit überwinden. Man kann aber natürlich auch einfach so lange auf einen Gegner einstechen, bis er umfällt. Je nachdem was einem mehr Spaß macht.
Das einzige was hier noch fehlt sind die für Assassinen typischen Gifte und dergleichen. Auch eine Armbrust, die als Scharfschützengewehr fungieren könnte, fehlt.
Trotzdem machen die Kämpfe Heidenspaß, und das ist das wichtigste.

Handlung

Dass ein Spiel eine spannende Story hat, ist zwar nicht alltäglich, aber auch nichts neues.
Dass ein Spiel aber zwei tolle Storyverläufe hat, wie es in Assassin’s Creed der Fall ist, gab es bis jetzt noch nicht so oft.
Denn in der Tat bietet Assassin’s Creed neben einer spannenden, wendungsreichen, mittelalterlichen Verschwörungen auch eine tolle Handlung jenseits des Animus, die durch die tollen Charaktere, Ereignisse und E-Mails, die man lesen kann, getragen werden.
Mehr will ich an dieser Stelle auch nicht verraten, da dies das einzigartige Erlebnis nur zerstören würde. Aber dies sei gesagt: Die Story könnte aus dem Hause Bioware stammen!
Da ist es auch mehr als frustrierend, dass es, wie zur Zeit üblich, ein „Kauf-dir-die-Fortsetzung“ Ende gibt.

Fazit

Wenn ich sagen würde, dass ich mit Assassin’s Creed wunschlos glücklich bin, wäre das eine knallharte Lüge. Denn in der Tat vermisse ich einiges: der Einsatz von Gift, Armbrust, Stolperseilen und dergleichen; Verkleidungen; Einbrüche; ein wenig mehr Interaktion mit dem Volk wäre auch nicht schlecht (zum Beispiel, indem man es bestechen oder zu Aufständen aufwiegeln könnte); ein komplexeres Klettersystem; Nebenquests; Händler und vieles mehr.
Aber hey! Irgendwas neues muss die bereits angekündigte Fortsetzung ja auch bieten könne.
Und dass man nun ruhig hohe Erwartungen in Assassin’s Creed 2 setzen darf, ist nach diesem grandiosen Spiel gewiss. Enttäuschungen quasi ausgeschlossen!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: neben Crysis das schönste Spiel
  • Sound: sehr gute Sprecher, Geräusche und Musik
  • Balance: nie unmöglich, aber auch nicht geschenkt einfach
  • Atmosphäre: ausgesprochen dichtes Orientfeeling
  • Bedienung: Gamepadunterstützung, gut tastatursteuerung
  • Umfang: lange Spielzeit, viele optionale Quests
  • Leveldesign: realistisch, überall kletterinlagen...
  • KI: sowohl beim Kämpfe als auch beim Klettern clever
  • Waffen: 5 recht unterschiedlicher, tolles Kombosystem
  • Handlung: zwei Handlungssträng, sehr spannend,wendungsreich
  • Grafik: PAL-Balken
  • Sound: teilweise zu wenig Sprachsamples
  • Balance: -
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: Kameraprobleme
  • Umfang: kaum Abwechslung, keine echten Nebenquests
  • Leveldesign: ...meist aber zu einfach, keine Fallenparcours
  • KI: gelegentlich kleine Aussetzer
  • Waffen: kein Gift, Armbrust und dergleichen
  • Handlung: offenes Ende

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(6)
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