Seite 2: Assetto Corsa - Nichts für Sonntagsfahrer

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Offenbarung oder Zeitvertreib?

Solange noch an Multiplayer und Karriere geschraubt wird, vertreiben wir uns die Zeit mit einzelnen Herausforderungen wie Drag-Duellen oder Drift-Events. Bei letzteren müssen wir so schnell und querstehend wie möglich durch die Kurven schlittern, um hohe Punktzahlen zu ergattern. Wer mehrere Drifts aneinanderreiht, treibt den Multiplikator in die Höhe - mit einer derart realistischen Fahrphysik ist das ein Tanz auf der Rasierklinge, aber eben unglaublich spaßig.

Natürlich gibt's auch hier wieder die bewährte Rennspiel-Hausmannskost: In Zeitrennen fahren wir nur gegen die Uhr, dürfen uns aber unseren eigenen Geist einblenden, um Fahrfehler auszumerzen und die nächste Zehntelsekunde abzuknabbern. Auf Nachfrage verrieten uns die Entwickler, dass sie über einen Online-Tausch von aufgezeichneten Geistern nachdenken, wenn die fertige Spielversion auf Steam zu haben ist.

Assetto Corsa - Screenshots von allen Autos im Spiel ansehen

Für die besonders Ambitionierten steht der Trainingsmodus zur Verfügung, bei dem auch ein Blick auf die Telemetriedaten geworfen werden kann. Zudem dürfen wir einzelne Fahrzeugkomponenten wie Aufhängung und Reifendruck verändern, um das Fahrverhalten unseren Vorlieben anzupassen.

In den »Schnellen Rennen« wiederrum legen wir uns mit der KI an - und die hat es faustdick hinter den Ohren. Egal, welche Gegnerstärke wir in den Menüs ausgewählt haben: Unsere Rivalen beherrschen ihre Wagen bereits verflixt gut, fahren stellenweise überraschend aggressiv und drängeln uns auch mal beiseite, wenn es auf dem Asphalt zu eng wird. Die künstliche Intelligenz leistet sich zwar noch einzelne Aussetzer, wird momentan aber überarbeitet und weiter optimiert. Zum Glück bekämpfen sich unsere Konkurrenten schon untereinander und machen dabei eigene Fehler, anstatt im Entenmarsch auf der Ideallinie zu verharren.

Wenn es mal so richtig kracht, kommt es ab und an (trotz der sonst wirklichkeitsnahen Fahrphysik) zu unfreiwillig komischen Flugeinlagen. Ein komplettes Schadensmodell, das unsere Einschläge dokumentiert und uns mit einem gestörten Fahrverhalten bestraft, ist für die Vollversion geplant. Bisher entdeckten wir nach einem Crash aber immerhin ein verdrehtes Hinterrad an unserem Ferrari.

Rennen am späten Abend erzeugen eine tolle Lichtstimmung, fordern uns aber auch durch schwierige Sichtverhältnisse. Rennen am späten Abend erzeugen eine tolle Lichtstimmung, fordern uns aber auch durch schwierige Sichtverhältnisse.

Um unsere fahrbaren Lieblinge sicher zur Ziellinie zu geleiten, können wir wahlweise mit Lenkrad (Force-Feedback!) oder Gamepad an den Start gehen. Theoretisch klappt's auch mit der Tastatur, das ist aber natürlich alles andere als optimal. Die Entwickler sollten übrigens weiter an der Controller-Unterstützung feilen, zuweilen lenkt es sich mit dem Analogstick noch etwas hakelig. Der Grundstein für ein intensives Rennvergnügen ist allerdings schon gelegt, denn Fahrphysik, Grafikengine und die Qualität der aktuellen Inhalte überzeugen.

Ungeschminkt, aber hübsch

Assetto Corsa kann sich mehr als sehen lassen, verzichtet als waschechte Simulation aber auf kinoreife Lichteffekte und herumwirbelndes Laub. Leute, die auf solche Kinkerlitzchen stehen, sind wohl besser mit Need for Speed Rivals beraten - und somit hier an der komplett falschen Adresse.

Aber das Wichtigste an einem Autorennspiel sind ja ohnehin die Autos. Und diese Hauptdarsteller sind in Assetto Corsa echte Schönheiten. Alle Wagen sind durchweg authentisch modelliert und vermitteln im Spiel die Ästhetik der realen Vorbilder. Betrachtet man die Fahrzeugmodelle mit der Lupe, fällt der etwas niedrigere Detailgrad gegenüber dem Konkurrenten Project Cars auf. Das heißt aber keinesfalls, dass die Autos in Assetto Corsa ohne Feinheiten daherkommen. Denn zum einen wirken Einzelteile wie Scheinwerfer oder Felgen durchweg glaubwürdig, zum anderen verfolgen die Cars-Entwickler der Slightly Mad Studios - ihrem Namen entsprechend - einen regelrecht größenwahnsinnigen Detailexzess bei der Ausgestaltung ihrer Boliden.

Alle 30 verfügbaren Fahrzeuge sehen ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich. Die authentische Ausleuchtung tut ihr Übriges. Alle 30 verfügbaren Fahrzeuge sehen ihren realen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich. Die authentische Ausleuchtung tut ihr Übriges.

Und überhaupt: Die meisten Spieler dürften mehr Wert auf eine schicke Optik während des Rennens legen, als dass sie sich im Ausstellungsraum einen Wolf zoomen. Tatsächlich gehen die Meinungen über das hübschere Spiel bei den unzähligen Vergleichsvideos auf Youtube auseinander. Verflucht realistisch sehen beide Spiele aus - zumindest in dieser Disziplin kommt rFactor 2, der Dritte im Bunde, bei weitem nicht hinterher.

Realismus verbreiten auch die detaillierten Innenräume der Autos in Assetto Corsa. Ob Multifunktionslenkrad, Zierleisten oder Klimaanlage: Alles ist an seinem Platz und wirkt dabei verdammt echt. Wenn dann noch die Sonne ins Cockpit fällt und vereinzelte Schatten über die Armaturen und unsere Handschuhe huschen, meint man, tatsächlich im Rennwagen zu sitzen.

Zu dieser schönen Illusion tragen auch die kernigen Motorengeräusche bei. Nur bei einigen Gangwechseln oder extrem hohen Drehzahlen klingen die Soundsamples etwas verhackstückt. Da ist man etwa von polierten Codemasters-Rennspielen noch besseres gewohnt. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau - und: Assetto Corsa ist längst noch nicht fertig. Eine musikalische Untermalung gibt's übrigens (bisher) nicht - Motorsportpuristen sollte das aber nicht die Bohne stören. Schließlich genießen die lieber die Musik eines Zwölfzylinders bei 6.000 Umdrehungen.

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