Der repetitive Ritter

Nach dem Durchspielen der ersten beiden Episoden fragte sich sicherlich nicht nur der Autor dieses Artikels, inwiefern das gebotene Spektakel noch zu...

von - Gast - am: 31.10.2013

Nach dem Durchspielen der ersten beiden Episoden fragte sich sicherlich nicht nur der Autor dieses Artikels, inwiefern das gebotene Spektakel noch zu überbieten sein könne, schließlich bombardierte das versierte Entwicklerteam Rocksteady die Spielerschaft geradezu mit frischen Ideen - welcher Fan der ersten Teile erinnert sich nicht mit Wonne an die genialen Scarecrow-Passagen aus Arkham Asylum oder die Story rund um Ra's al Ghul in Arkham City?

Mit "Batman: Arkham Origins" befreit sich Rocksteady nun von dieser Last und überträgt die Verantwortung auf ein neues Entwicklerstudio, Warner Bros. Games Montréal, was zunächst einige Skepsis erweckt, so errinert man sich doch unwillkürlich mit Grauen an vorherige Umstrukturierungen, welche letztlich in nicht gerade genialen Spielerlebnissen mündeten.

The Dark Knight stagnates

Die Story ist schnell erzählt: Gangsterboss Black Mask setzt ein großzügiges Kopfgeld auf den Protagonisten aus und engagiert zum diesem Zweck gleich acht mehr oder weniger bekannte Auftragskiller, welche sich folglich der Jagd auf den dunklen Ritter verschreiben.

Bereits die ersten Spielszenen lassen vermuten, dass WB Games hauptsächlich ein positives Fortbestehen der Reihe im Sinn hatte: Batman, welcher sich dem Rat des Butlers Alfred widersetzt und heiligabends bewusstlosen Gangstern gegenüber toten Gänsen den Vortritt lässt, findet sich in der Situation wieder, einen Gefängnisaufstand niederschlagen zu müssen, wobei der düsterste aller Superhelden bereits zu Anfang auf ein Best-Off der altbekannten Gadgets als auch auf den markanten Kampfstil zurückgreifen kann.

Wie gehabt prügelt sich die menschliche Fledermaus in einer äußerst flüssigen Manier durch Gegnergruppen - Gruppen? Nein, ganze Schaaren wollen nun turnusmäßig K.O. geschlagen werden, gigantische Gegnermengen tauchen allenthalben auf, was sich schnell als uninteressant entpuppt und überdies recht uninspiriert wirkt, die einzige Neuerung besteht im neu gewonnenen Kontertastenfetisch, der ein defensives Vorgehen besonders auf engem Raum forciert.

Auf die Spitze getrieben wird diese Negativentwicklung im Kampf gegen einen später auftretenden weiteren Boss, welcher offensichtlich die Mechanik rechter Maustasten nachhaltig schädigen soll, wird der Spieler doch dazu gezwungen, etwa sieben bis zehn Minuten am Stück auf ebendiese einzudreschen.

Diese anfangs auftretende Monotonie wird jedoch schnell durchbrochen, so erscheint doch der aus Arkham Asylum bekannte Schurke Killer Croc schnell auf der Leinwand, nur um sich als simpler Tank-and-Spank-Gegner zu enttarnen, wobei dieser nach seiner Niederlage gewungenermaßen noch ein paar markige Sprüche seines Antagonisten konsumieren muss.

Überhaupt wirkt Batman jugendlicher und ungehemmter, dies äußert sich etwa in Szenen in denen ein Gegner den druch Batman nahezu gnadenlos verübten, nichtmedizinischen Eingriff in den Knochenbau seines Oberkörpers zu beklagen hat.

Andererseits weist der Erstgenannte teils auch einen wenig ausgeprägten Orientierungssinn sowie eine gewisse Unpräzision vor, welche ihm schnell zu mehr Zeichnung verhilft; hier prügelt ein in Selbstzweifeln Erstickender auf Gegnerhorden ein, nicht ein vergleichsweise oberflächiger Superman.

Bedauerlicherweise färben jene negativen Charakteristika auf das eigentliche Spiel ab, so wirkt das genannte Erzeugnis an vielen Stellen schlicht unsauber und kann nicht an die Vorgänger anknüpfen, so ist das eigentliche Gameplay mit dem des direkten Ahnen gleichzusetzen, wobei viele Teilaspekte ins Negative gekehrt wurden: Glitten wir in Arkham City etwa majestätisch durch die Lüfte und priesen die greifhakenfreundliche Architektur Gothams, so fällt in Arkham Origins letztgenannter Teil weg, nicht zu selten wurde mit Anknüpfpunkten für den Greifhaken zu sehr gegeizt.

Auch erwecken willkürliche Angriffe Batmans auf die in der sonst ausgestorben wirkenden Stadt, die keinesfalls zur Erkundung einlädt, allerorts anzutreffenden, grenzdebilen Schergen seltsame Gefühle, unterhielten sich diese doch bis dato ruhig über warme Getränke.

 

Detektivischer Genius

Abseits dieser ausgetretenen Pfade tragen die Entwickler die bisher vernachlässigte detektivische Virtuosität des Protagonisten ans Tageslicht, nun dürfen wir eigentlich interessante Mehrfachmorde durch anspruchsvolles Tastengedrücke lösen, wobei der Spieler immerhin dazu bewegt wird, die Maus selbsttätig auf die jeweils markierten Areale zu richten und neben der X-Taste auch die Leertaste mehrmals zu betätigen - leider wird auch an dieser Stelle deutlich, dass WB Games allzu sehr auf Sicherheit spielte und das Spiel auf eine möglichst breite Masse von Gelegenheitsspielern optimierte - dieser Aspekt des Spiels kann also getrost ad Acta gelegt werden, doch lädt wenigstens das Leveldesign zur Erkundung ein? Eine berechtigte Frage, motivierten die Ahnen des Spiels doch zum Betreten unbekannter Pfade, man denke an die atmosphärischen Patientengespräche oder die teils herausfordernde Rätsel des Riddlers.

Verglichen mit den Vorgängern des Spiels wirkt dieses hinsichtlich seiner Ambitionen, auch abseits des Levelschlauches Anreize zu bieten, recht zurückhaltend; der Riddler nennt sich jetzt Enigma und sticht vor Allem dadurch hervor, den Spieler zu mehrfachem Neuladen zu animieren, Komponenten, welche dem Spieler die Historie Arkhams näherbrachten, etwa die zu entziffernden Hinterlassenschaften des Amadeus Arkham, wurden gestrichen, lediglich einige Polizeieinsätze sollen die Spielwelt ein wenig organischer wirken lassen.

 

Technische Probleme

Wie erwähnt provoziert der Riddler hauptsächlich die Bildung der Frage im Kopf des Spielers, welche Umstände ein Passieren der Endkontrolle für derart offensichtliche Bugs ermöglichten, ist doch auch das restliche Spiel bezogen auf die Fehlerfreiheit nicht gerade als makellos zu erachten.

So mutiert Bruce recht häufig ob ein Neuladen bedingender Bugs zu Phil Connors, gezwungen, bestimmte Situationen immer und immer wieder zu beenden, so ließ sich etwa ein bestimmter Gegner eine ganze Zeit lang nicht verhören, sodass dessen Gefolgsleute abermals ausgeschaltet werden mussten.

Abseits dieser Probleme weiß jedoch der nach Hans Zimmer klingende Soundtrack das Geschehen passend zu untermalen, auch der Grafikstil wirkt positiv und recht stimmungsvoll.

 

Das Mass Effect 3 des Batman-Universums

Letztlich bleibt zu vermerken, dass sich Batman: Arkham Origins lediglich wie ein etwas zu lang geratenes und unmotiviertes Addon zu Arkham City anfühlt, nicht jedoch wie ein autonomes Erzeugnis.

Somit lässt sich das Produkt allenfalls hartgesottenen Batman-Fans empfehlen, die über die vielen groben Schnitzer genügsam hinwegsehen können.

 

 

 

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Heimliches Ausschalten bereitet noch immer Freude
  • stimmungsvoller Soundtrack
  • dunkel anmutender Grafikstil
  • überzeichnete Charaktermodelle
  • Überholtes Spielprinzip
  • Konservative "Weiterentwicklung"
  • Stadt wirkt leblos
  • Aufgaben abseits der Hauptstory wirken uninspiriert
  • Repetitiver Spielablauf
  • Anspruchsloses Detektivsystem
  • Bugs behindern den Spielfluss

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Oft, regelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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