Würdiger Nachfolger oder doch nur Battlefield 2.5?

Alle die in Battlefield: Bad Company 2 die Hoffnung auf einen Battlefield 2 Nachfolger sehen, werden sich wohl mit einem Battlefield 2.5 zufrieden geben müssen....

von - Gast - am: 30.03.2010

Alle die in Battlefield: Bad Company 2 die Hoffnung auf einen Battlefield 2 Nachfolger sehen, werden sich wohl mit einem Battlefield 2.5 zufrieden geben müssen. Das Gameplay wurde massiv entschlackt und auf schnelle Partien für Zwischendurch zugeschnitten.

Einleitung

Aufmerksam wurde ich auf Battlefield: Bad Company 2 durch einen Studienkollegen. Er hatte an der Beta des Spiels teilgenommen und mir bereits ausführlich darüber berichtet. Als Fan der Battlefield Reihe und ähnlich gearteter Spiele, ließ besonders die zerstörbare Umgebung mein Herz höher schlagen. Genau dieser Aspekt hat mir bei sämtlichen Vorgängerspielen immer gefehlt. Je mehr ich über das Spiel hörte, desto mehr glaubte ich an einen würdigen Nachfolger von Battlefield 2. Den kurzen Ausflug der Battlefield Reihe ins Science-Fiction Genre wollen wir mal lieber ignorieren. Das einzige was mich noch gestört hat war, dass Bad Company 2 der Nachfolger eines Ablegers der Battlefield Reihe für Konsolen ist. Mit Konsolenumsetzungen und Multiplattformentwicklungen habe ich in letzter Zeit (mit wenigen Ausnahmen) sehr schlechte Erfahrungen gemacht.
Als Saturn allerdings vor kurzem eine Rabattaktion (33 Euro) für das Spiel gestartet hat, musste ich einfach zuschlagen.

Das Spiel kommt in einer schmucklosen DVD Hülle daher, wie so ziemlich jedes andere Spiel heutzutage. Leider hat man sich auch bei der Anleitung am heutigen Trend orientiert und nur wenige, belanglose Sätze auf ein paar Seiten gedruckt. Hier hätte sich eine Übersicht über das Waffenarsenal und die Fahrzeuge des Spiels angeboten. Stattdessen gibt es eine Epilepsiewarnung und ein paar Hinweise zur Installation des Spiels. Für diejenigen unter uns, die noch nie einen Ego Shooter gespielt haben, gibt es dann auch noch eine kurze Erklärung des HUDs.
Nach ca. 40 minütiger Installation und einem kurzen Patchvorgang über den EA Downloader, konnte es dann auch schon los gehen.

Krieg ist schön

Da ich über ein relativ aktuelles System mit DirectX 11 Grafikkarte und 4-Kern Prozessor verfüge, konnte ich sämtliche Grafikoptionen des Spiels auf „Hoch“ einstellen, ohne dass es zu unseligen FPS Einbrüchen gekommen wäre. Die Grafik von Bad Company 2 ist für einen Multiplayer Shooter wirklich hübsch anzusehen. Zwar gibt es auch einen Single Player Teil, aber auf diesen werde ich hier nicht eingehen, da es sich dabei meiner Meinung nach nur um ein besseres Tutorial handelt.
Wenn Nebelschwaden über den Boden wabern, Sandkörner durch die Luft wirbeln und Schneeverwehungen die Stiefel umspülen, wird einem wirklich warm ums Spielerherz. Hinzu kommen die detailliert animierten Spieler-und-Fahrzeugmodelle. Einzig die, von nahem etwas verwaschen wirkenden, Texturen von Wänden und Steinen trüben den Gesamteindruck. Da sich das Spiel sehr rasant spielt, fällt dieser Makel im Eifer des Gefechts allerdings kaum auf.

Schön anzusehen sind auch die Explosionen und vor allen Dingen die „Destruction 2.0“ genannte Zerstörungsorgie. Wenn links und rechts Granaten einschlagen und das Gebäude vor einem durch ein Panzergeschoss in seine Einzelteile zerlegt wird, möchte man kurz stehenbleiben und diesen Atmosphäreboost in sich aufsaugen. Leider ist stehen bleiben in diesem Spiel keine gute Idee, sonst findet man sich schneller im Respawn Bildschirm wieder, als man „autsch“ sagen kann.

Vier Brüder sollt Ihr sein

Wie bereits in Battlefield 2 gibt es in Bad Company 2 die Möglichkeit, sich in Squads zu je 4 Mann zu organisieren. Anders als im geistigen Vorgänger ist es nun jedoch möglich bei jedem Squadmitglied zu spawnen. Durch diese kleine Änderung im Gameplay lassen sich Überraschungsangriffe sehr schnell organisieren. Überhaupt hat man das Gefühl, das Spiel habe eine Beschleunigungskur erfahren. Dies gilt zumindest für den neuen Rush Modus, in dem es gilt zwei Basen zu verteidigen, beziehungsweise zu zerstören. Wurden beide Basen zerstört, wird die Front weiter nach hinten verlagert und es gilt zwei neu frei geschaltete Basen zu zerstören. Durch diese Frontenverlagerung wirkt eine Runde Rush ein Stück weit kampagnenhaft, was ich sehr gut finde.
Durch die Konzentration auf nur zwei Punkte, sind die Spieler allerdings auch weniger weit über die Karte verstreut.

Als Konsequenz wurde die maximale Spielerzahl auf 32 reduziert und die Kartengröße, im Vergleich zu Battlefield 2, stark verringert. Dadurch spielt sich das Spiel viel schneller und deutlich hektischer als noch Battlefield 2. Wer nicht ständig in Bewegung bleibt und seine Umgebung im Auge behält wird schnell Opfer eines MGs, einer Granate oder eines feindlichen Scharfschützen. Letztere erweisen sich schnell als Plage, da Sie dem eigenen Team selten nützen und als Gegner häufig nur schwer auszumachen sind und zudem als einzige Klasse über einen mächtigen Distanzangriff (Mortarstrike) verfügen. Da der Rush Modus ein schnelles Vorgehen mittels begrenzter Respawn Tickets erzwingt, mündet eine große Anzahl Sniper im Angreifer Team häufig in einer Niederlage.

Männer brauchen Spielzeug

Fahrzeuge findet man sowohl auf den neuen Rush Karten, als auch auf den Karten des, aus Battlefield 2 bekannten, Conquest Modus. Die Anzahl der Fahrzeuge wurde jedoch mit der Spielerzahl deutlich reduziert. Mehr als 2 Panzer und ein Hubschrauber tummeln sich eigentlich nie auf den kleinen Karten. Auf Flugzeuge hat man gar ganz verzichtet, was angesichts der geringen Kartengröße allerdings auch Sinn macht. Bereits mit einem Blackhawk oder Apache Hubschrauber passiert es einem häufiger, dass man unabsichtlich über die Mapbegrenzung hinausfliegt und verwarnt wird.

Das bekannte Klassensystem der Battlefield Reihe wurde ebenfalls entschlackt und auf 4 Klassen beschränkt: Sturmsoldat, Sanitäter, Scharfschütze, Ingenieur. Ebenso übernommen wurde das Rangsystem der beiden Vorgänger. Für alles Mögliche und Unmögliche gibt es Punkte, sei es nun das markieren von Gegnern, ein Headshot oder das zerstören eines Fahrzeugs. Diese Punkte sind allerdings auch bitter nötig, da DICE den Spieler zu Beginn nicht einmal mit dem nötigsten ausstattet. Als Sanitäter verfügt man zu Anfang nicht einmal über ein Medikit, geschweige denn einen Defibrilator zum Wiederbeleben seiner Teamkollegen. Diese Gegenstände sind zwar, genau wie weitere und bessere Waffen, schnell frei geschaltet, allerdings erschließt sich mir die Logik dieser Designentscheidung nicht. Ein Sanitäter der nicht heilen oder wiederbeleben kann ist nutzlos. Und genau so kommt man sich anfangs leider auch vor: nutzlos.

Punkte für klassenspezifische Gegenstände können nur von der jeweiligen Klasse erspielt werden. Wer also seine Teamkameraden wiederbeleben möchte, muss wohl oder übel eine Zeit lang als Sanitäter ohne Sanitäterfunktion herumlaufen und Punkte sammeln. Sobald man allerdings die ersten Gegenstände frei geschaltet hat, gewinnt das Spiel an Fahrt und Motivation. Man möchte weitere Gegenstände frei spielen und neue Waffen ausprobieren.
Diese neuen Waffen haben es meist auch in sich. Während zum Beispiel das anfängliche Maschinengewehr des Sanitäters recht schwach ist, bekommt er im Verlauf des Spiels das M60 Maschinengewehr, welches eine der stärksten Waffen des Spiels darstellt. Dadurch entsteht allerdings auch eine gewisse Diskrepanz zwischen Anfängern und Spielern die bereits viele Punkte gesammelt haben. Diese haben einen unfairen Vorteil.
Die Balance der Waffen ist ohnehin ein zweischneidiges Schwert. Ich persönlich finde das Messer und den 40mm Granatwerfer viel zu stark. Unzählige Male bin ich bereits durch den Kamikazeangriff eines Messerkämpfers gestorben. Ein Hieb und man liegt im Gras. Selbiges gilt für den 40mm Granatwerfer. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, ein Spieler würde sich erschrecken wenn er mich sieht, aus versehen auf die Maustaste drücken und ein 40mm Geschoss absondern, welches mein sofortiges Ableben bedeutet. Wie bereits erwähnt: Es ist ein schnelles Spiel.

Denn Sie wissen nicht was Sie tun

Sehr viel Geduld muss man mitbringen, wenn man bei Bad Company 2 einen Server sucht. Wie bei bisher jedem Battlefield Teil, ist der Server Browser des Spiels ein schlechter Witz. Im Jahr 2010 und nach vielen, vielen Spielen die es besser gemacht haben, sollten sich die Entwickler bei DICE wirklich schämen ein solches Machwerk auf den Spieler los zu lassen. Der Server Browser erfüllt nur die rudimentärsten Anforderungen. Es ist möglich die Server Alphabetisch, nach Map oder nach Spieleranzahl zu sortieren. Für die Latenz (den Ping) gibt es zwar eine Spalte nach der man sortieren könnte (!), allerdings wird mir unter Windows 7 bei keinem Server der Ping angezeigt. Bei Windows XP hingegen funktioniert die Ping Anzeige ohne Probleme. Filteroptionen sind so gut wie keine vorhanden. Es gibt lediglich die Optionen: No Password, Not Full, has Players und Ranked.

Da es nicht möglich ist die Server nach Regionen zu filtern, werden Server aus aller Welt aufgelistet. Ohne den Ping als Vergleichswert ist man darauf angewiesen, dass die Serveradministratoren so vorausschauend sind, ihren Servern aussagekräftige Namen wie z.B. „Die Stammkneipe – German Rush Server“ zu geben. Wenn man endlich einen vermeintlich brauchbaren Server gefunden hat, ist die Odyssee noch lange nicht vorbei. Häufig passiert es einem, dass man auf Servern landet deren Ping über der magischen 200er Marke liegt, oder dessen Einstellungen einem nicht zusagen (z.B. kein Fadenkreuz, keine Minimap, Hardmode etc). Da man diese Einstellungen von „aussen“ leider nicht einsehen kann, bleibt einem nur das „Try & Error“ Prinzip bei der Suche nach einem Server. Dadurch kann sich eine solche Suche schon mal 20 Minuten hinziehen, was sehr an den Nerven zerrt, wenn man nur mal eine kurze Runde spielen möchte. Eine alternative Beitrittsmöglichkeit auf einen Server bietet die, ebenfalls nur rudimentär ausgearbeitete, Freundesliste.

Fazit

Alle die in Battlefield: Bad Company 2 die Hoffnung auf einen Battlefield 2 Nachfolger sehen, werden sich wohl mit einem Battlefield 2.5 zufrieden geben müssen. Das Gameplay wurde massiv entschlackt und auf schnelle Partien für Zwischendurch zugeschnitten. Teamplay ist zwar nach wie vor gefordert, beschränkt sich allerdings größtenteils auf ausgewogene Klassenauswahl und das Gebot nicht alleine herum zu laufen, sondern bei seinen Squadkameraden zu bleiben. Der Fahrzeugkampf wurde enorm zurück gefahren und ist in Bad Company 2 nur noch selten zu erleben. Ein Panzer ist nur noch selten das Zünglein an der Waage und auch die Flugvehikel, sind als Gegner eher nervig denn gefährlich.
Wem Battlefield 2 gefallen hat, der wird auch mit Battlefield: Bad Company 2 seinen Spaß finden. Wie bei jedem Multiplayer Shooter, empfehle ich mit mehreren Freunden zu spielen, das erhöht den Spaßfaktor enorm.

Massiven Abzug gibt es von mir, für den völlig vermurksten Server Browser. Selbst die letzten Patches konnten die gröbsten Probleme nicht ausbessern. Da EA/DICE nicht gerade für ihren guten Support bekannt sind, rechne ich in naher Zukunft nicht mit einer Verbesserung, obwohl diese dringend notwendig wäre. Es bleibt einem nur die Hoffnung, dass externe Programme wie HLSW Battlefield: Bad Company 2 in ihre Liste unterstützter Spiele aufnehmen.
Für ein Konsolenspiel mag es ausreichend sein, wenn man auf „Play Now“ klicken kann, um einen leidlich guten Server zu finden. Für ein PC Spiel im Jahr 2010, ist das tiefstes Mittelalter. Selbst Quakeworld hatte damals einen besseren Serverbrowser und das ist mittlerweile 14 Jahre her.
Ich sehe die, immer häufigere, Entwicklung von Spielen für mehrere Plattformen mit wachsender Besorgnis. Ich hoffe dass der PC, mit seinen eher komplexen Spieletiteln, in dieser Entwicklung nicht den Kürzeren zieht.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Nebelschwaden und Rauch wirken sehr atmosphärisch
  • Sound: Genialer
  • Balance: Viele Waffen zur Auswahl
  • Atmosphäre: Starkes
  • Bedienung: Übersichtliches HUD, eingänige Steuerung
  • Umfang: Viele freischaltbare Waffen und Items
  • Leveldesign: Durchdachtes Mapdesign, stimmige Umgebungen
  • Teamwork: Teamwork durch Punktevergabe gefördert
  • Waffen & Extras: Viele Items und Waffen zum freischalten
  • Multiplayer-Modi: 4 verschiedene Modi
  • Grafik: Texturen von nahem leicht verwaschen
  • Sound: Bass zu stark
  • Balance: Einige Waffen zu stark
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: Absolut miserabler Serverbrowser
  • Umfang: Relativ wenige Karten
  • Leveldesign: Manchmal etwas zu kleine Karten
  • Teamwork: Scharfschützen zu isoliert
  • Waffen & Extras: Viele Waffen zu ähnlich, Manche Waffen zu stark
  • Multiplayer-Modi: Wenige Karten

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(5)
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