Innovativer Top-Shooter mit wirrer Handlungsuche !

'Für Kinder unter 3 Jahren unzugänglich aufbewahren !'Das steht heutzutage auf nahezu jeder Arzneiverpackung.In der Unterwasserstadt Rapture hätte es 'Für...

von - Gast - am: 28.06.2008

'Für Kinder unter 3 Jahren unzugänglich aufbewahren !'
Das steht heutzutage auf nahezu jeder Arzneiverpackung.
In der Unterwasserstadt Rapture hätte es 'Für Kinder unter 18 Jahren unzugänglich aufbewahren !' heißen müssen, der Meeresmetropole wäre in den 1950er-Jahren vieles erspart geblieben !
Dort hat der gierige Wille nach Macht eines Menschen erneut über den Menschen selbst gesiegt.
Gestatten : Andrew Ryan, hochintelligenter Geschäftsmann und erbauer des Meeresreiches Rapture.
Ein Reich, das Amerika trotz allem nicht sein kann, für Biologie, Chemie und Gentechnik, für Gewissen, Ethik und Moral.
Ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten...

Offenbarung oder Ernüchterung ?


Bitte, verhalten sie sich ruhig und setzen sie die Sauerstoffmas..........!!!

„Als meine Eltern mich in dieses Flugzeug setzten, sagten sie : Junge, du bist etwas Besonderes, und glauben sie mir, sie hatten Recht !“
So klingen die ersten und letzten Worte des jungen Jack, der das gleiche, unheilvolle Schicksal erfahren muss, wie die Passagiere des Oceanic 815-Fluges der mysteriös inszenierten TV-Serie Lost.
Doch anders als die Gestrandeten aus Lost, findet sich Jack nicht etwa auf einer tropischen Insel wieder, er kämpft sich gerade noch rechtzeitig den Weg an die Wasseroberfläche frei, wenn auch nur knapp.
Die gespenstische Szenerie rund um die brennenden Wrackteile des Fliegers wird allerdings von einer weitaus größeren, fremderen und unerwarteteren Bildgewalt in den Schatten gestellt.
Denn etwa 50 Meter in Blickrichtung ragt ein – so scheint es – gewaltiger Leuchtturm dem bewölkten Nachthimmel entgegen.
Jack´s einzige Überlebenschance liegt oben im Leuchtturm in Form eines Funkgerätes verborgen, das wiederum wäre allerdings nur eine logische Annahme, doch was ihn beim Leuchtturm erwartet ist dem Erdkern nicht nur deutlich näher als eins der Obergeschosse des Leuchtturms mit einer Funkanlage, nein, es ist auch noch weitaus tödlicher und wahnsinniger als er sich es je hätte erträumen können !

Jack, also ihr, paddelt in Richtung Leuchtturm an den noch immer lichterloh brennenden Wrackteilen vorbei und entdeckt eine Treppe die zum Eingangstor des Leuchtturms führt, ihr steig die Treppe hinter einer riesigen, goldenen Statue hinunter und trefft auf eine Tauchkapsel, geigenlastige und dennoch stimmige Musik ertönt im Hintergrund, ihr steigt in die Tauchkapsel – ein Wendepunkt in eurem Leben.
Die Führung ist (nicht nur meiner Meinung nach) sehr stilvoll inszeniert und führt vorbei an architektonisch beeindruckend gebauten Hochhäusern, die farbenfroh erleuchtet im Blickfeld immer zahlreicher auftauchen und das optisch eindrucksvolle Panorama Stück für Stück freigeben – ein prächtiger Anblick !
Die Tauchkugel dockt an einem der Wolkenkratzer an und bleibt vorerst fest verschlossen in einer größeren Halle stehen – eine bisher sehr Stimmige Einleitung, das muss man sagen !

Tim Burton´s The Nightmare before New Year´s Eve

Kaum in Rapture angekommen, kündigt sich auch schon der erste Stress an – ein Splicer, einer durch die Gendroge ADAM verrückt gewordener, mutierter „Mensch“, schlägt aggressiv auf eure Tauchkapsel ein, nach der zuvor gezeigten Mordszene ein sehr schweißtreibender Moment.
Doch keine Sorge, das Panzerglasfenster ist eure Lebensversicherung – nur nicht für lange !
Ein gewisser Atlas meldet sich über Funk, er spricht mit vertrauchlicher Stimme, das gibt Kraft !
Selbst 1960 gab´s ja nicht mal Freibier umsonst, dementsprechend führt euch Atlas nur unter einer Bedingung sicher durch das nervenzerfetzende Rapture : Ihr sollt seine Familie - falls möglich - befreien.

Also los, die Zeit rennt, schließlich ist Andrew Ryan nach wie vor von seinem Reich überzeugt und sieht euch und Atlas als potenzielle Zerstörer seines glorreichen Utopias, das macht die ganze Sache nicht einfacher.
Episch und inszenatorisch gesehen waren die ersten Minuten des Shooters Bioshock absolut auf Top-Niveau, besser hätte der spannende Auftakt nicht mehr werden können, deswegen stellt sich zwangsläufig die Frage, ob der Rest des Spiels mit ähnlich guten Inszenierungsqualitäten überzeugen kann.
Im Großen und Ganzen kann es das, auch wenn das wichtigste Element mehr oder weniger im tiefen Ozean untergeht – die Geschichte. Die Handlung an sich ist wirklich fantastisch geschrieben, kein Wunder, schließlich entspringt die Geschichte der Kreativität der in der Spielebranche nicht unbekannten Susan O´ Connor, die bereits die Handlungen für Far Cry 2 und Gears of War entworfen hat. Doch die Orte und Verstecke der Tonbänder, die die Geschehnisse im damaligen Rapture Stück für Stück aufdecken, sind teilweise einfach zu gut versteckt, zudem sind die Fundorte mit normaler Einschätzung nur sehr schwer zu vermuten, weil sie oftmals unscheinbare, uninteressante Orte in den Sektoren von Rapture sind – sehr schade, vielen bleibt das Gesamtbild vorenthalten !

Wenn zwei sich streiten, stirbt auch der dritte !

Dafür stimmen Spielbarkeit und Technik des Spiel fast auf ganzer Linie. Die Kämpfe gegen die recht intelligenten Splicer sind teilweise äußerst anspruchsvoll, die Kämpfe gegen die Big Daddies erfordern taktisches, vielfältiges und dynamisches Denken vom Spieler.
Die einzelnen Elemente des Kampfes sowie die Mittel zum Kampf selbst lassen sich fantastisch kombinieren, ein Beispiel : 3 Splicer rennen auf uns zu, den ersten lassen wir mit dem Eis-Plasmid zum Eiszapfen erstarren und nutzen ihn als Deckung vor dem Beschuss des 2. Splicers, zu dessen rechten Seite wir bereits eine elektrische Falle in Form eines Drahtes gespannt haben, in die er auch gleich hinein rennt weil wir den gefrorenen (wir besitzen bereits das 3. Eis-Plasmid) Splicer ständig umkreisen, wir haben uns immer rechtzeitig geduckt.
Der 1. Splicer taut auf, wird aber erwartungsgemäß von uns sofort mit der mittlerweile äußerst starken Rohrzange niedergeschlagen.
Der 3., der ein wenig verspätet ins Geschehen eingreift, weil die KI wie in extrem seltenen Fällen ausgefallen ist, wird von uns schlagartig anhand des Telekinese-Plasmids und einem Marmortisch in den Hintergrund gearbeitet, direkt in eine Ölpfütze.
Wie nicht schwer zu erraten ist, setzen wir die Pfütze mit dem Feuer-Plasmid umgehend in Brand – das war´s, Gefahr gebannt ! Diese Kombinationsoffenheit hat mich nachhaltig beeindruckt ! Oftmals aber lassen sich solche hitzigen Gefechte allerdings nicht so schnell und konsequent erledigen, die farbenfrohe, aber hübsche Beleuchtung von Bioshock verhilft den Splicern gelegentlich zur Tarnung, man kann sie dabei schnell übersehen, zudem sind manche Passagen zu dunkel für übersichtliche Auseinandersetzungen gehalten - das ist gelegentlich mit nervigen Wiederbelebungsorgien in den zahlreich verteilten Vita-Kammern verbunden, Gesundheitsspritzen haben die Leveldesigner allerdings nicht gerade bescheiden verteilt, es gibt schlicht auch auf dem leichten Schwierigkeitsgrad zu viele - eine unnötige, aber leicht verschmerzbare Balanceschwäche !

Wahre Schönheit kommt (nicht) von innen !

Bioshock begeistert durch seinen mit satten Farben und viel Leuchtreklame charakterisierten Stil namens Art Decó. Dieser zeichnet sich durch (wie gesagt) viel bunte Leuchtreklame, satte Farben, an Propagandatafeln erinnernde Werbeplakate, rot-goldene Farbdominanz, vornehme Ausstattung und viel Dekor aus – seinem Namen wird der Grafikstil des Spiels absolut gerecht.
Die Texturen sind scharf und detailliert, die Charaktermodelle toll gelungen und sehr gut animiert, die Beleuchtung passt zum Szenario wie Regen zum Gewitter und der achitektonische Stil samt Leveldesign sind fast auf Referenz-Niveau. Akustisch überzeugt das Spiel wie eingangs beschrieben auf ganzer Linie – selten hat ein Spiel aus seinen Ankündigungen so viel gemacht – das verwöhnt nicht nur meine, sondern auch die anspruchsvollsten Zockeraugen.

Elite-Einheit ?

2007 war eindeutig ein starkes Jahr für Shooter und Actionspiele.
Crysis, S.T.A.L.K.E.R. und die Orange Box sind nur 3 Beispiele, Bioshock gesellt sich mit Leichtigkeit dazu !
Doch was nützt einem Spiel die beste Story, gepaart mit fetter Grafik und beeindruckender Inszenierung wenn es spielerisch extreme Abstriche erfahren musste ?
Diese Frage stellt sich bei Bioshock ebenfalls, wenn auch ohne die genannten Superlativen, die man in diesem Fall aber gegen „Tolle Story, geniale Grafik und hochwetrige Inszenierung“ eintauschen sollte.
Diese Frage kann es mit Fug und Recht bejahen, die Technik überzeugt, die Spielbarkeit ist bis auf die teils extreme Hektik ausgezeichnet ausgefallen, die Geschichte, die im Großen und Ganzen bei den meisten unaufgedeckt bleibt, ist trotzdem sehr innovativ und unterhaltsam – zugegeben, ich habe auch nicht alle Tonbänder beim ersten Mal gefunden, und habe selbst heute wahrscheinlich immer noch nicht alle, aber dennoch eine sehr große Anzahl gefunden, sagen, was sich vor 1960 zugetragen hat, kann ich trotzdem nicht.
Das muss jeder selbst herausfinden, die Begrenzung der Aktivierungen sind beseitigt, hoffentlich eröffnet sich das Spiel nun für mehr Spieler als je zuvor. Diesem manchmal anstrengenden, aber insgesamt toll gestalteten Shooter eine Chance zu geben, wird sich bei Spielern, die sich einen Shooter abseits von Militär-/und Sci-Fi-Allerlei wünschen, durchaus mit viel Spaß und Unterhaltung rentieren, eine Proberunde mit der Demo ist er allemal wert.

Link zur Demo :

http://www.4players.de/4players.php/download_info/PC-CDROM/Download/46320.html



Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Ausgezeichnetes HDR, toller Stil, scharfe Texturen
  • Sound: Wahnsinnige Sprecher, Geigenstücke, Hall-Effekt
  • Balance: Vita-Kammern, hörbares Atmen bei Verletzung
  • Atmosphäre: Viel Action, irres Setting, stimmige Schauplätze
  • Bedienung: Waffe/Plasmid-Wechsel, Navigationsanzeige, Karte
  • Umfang: Gute Spielzeit, Wiederspielwert durch Abwechlung
  • Leveldesign: Famose Architektur, glamouröse Orte, recht offen
  • KI: Scleichen, flüchten b. Unterlegenheit, Gruppenatt.
  • Waffen & Extras: Aufrüstbar, jeweils gute Alternativen zueinander
  • Handlung: Innovativ, toll gez. Figuren und persönl. Bezüge
  • Grafik: Teils zu dunkel, teils Tearing ( trotz VSync )
  • Sound: Sehr seltene Soundaussetzer, mäßige Waffensounds
  • Balance: Zu kleines Gesundheits-HUD, zu viele Lebensspritz.
  • Atmosphäre: Gegner-Klone, unsinniger Nahkampf der Splicer
  • Bedienung: Nerviges Plasmid-Gewechsel
  • Umfang: Kein Multiplayerpart, Suchaufträge ziehen Levels
  • Leveldesign: Levelbausteine weiderholen sich, kaum Orientierung
  • KI: Seltene Ausfälle, stupides Rohrzangenfuchteln
  • Waffen & Extras: Sekundärmodi Plasmiden ähnlich, ein. Plasm. dumm
  • Handlung: Blödes Suchen d. Tapes, desw. schwer zu folgen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(1)
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