Seite 2: Black Desert Online - Wunderschön, aber super-sperrig

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Das Fantasy-Monopoly

Nach kampflastigen Abenteuern durch Kobold-Dörfer, einen offenen Wiesel-Bau sowie diverse Jagdgründe von hungrigen Wolfsrudeln erreicht unsere Schwarzmagiern schließlich eine erste größere Siedlung. Die ist jedoch nicht nur eine Kulisse für Questgeber, sondern ein integraler Bestandteil des komplexen Wirtschafts- und Handelssystems von Black Desert Online.

Denn wenn wir Quests und Aufgaben erledigen, bekommen wir spezielle Punkte, mit denen wir wiederum Dörfer und Außenposten zu Handelsketten verbinden können. Als nächsten Schritt heuern wir von unserem Geld Arbeiter an, die für uns via Crafting Dinge herstellen. Das funktioniert bequem über ein Menü wie in Star Wars: The Old Republic oder Neverwinter Online. Unsere Schwarzmagiern greift schließlich nicht selbst zu Hammer und Amboss.

Über die Weltkarte etablieren wir Handelswege. Über die Weltkarte etablieren wir Handelswege.

Damit unsere Arbeiter auch malochen und die Waren nicht in der Botanik vergammeln, müssen wir zusätzlich Häuser kaufen, die wir dann als Wohn- und Lagerräume nutzen. Außerdem können wir für unsere Schwarzmagiern ein angemessenes Domizil erwerben und nach Herzenslust mit Möbeln und Nippes zustellen.

Vorausgesetzt wir haben das nötige Kleingeld, das wir uns über stundenlanges Geldfarmen im Handelsmodus zusammengrinden. Das System ist spielerisch zwar nicht sonderlich spannend, motiviert aber durchaus mit seiner »Vom Tellerwäscher zum Millionär«-Karriereleiter, denn immerhin ist unsere Schwarzmagiern ja vor kurzem noch völlig mittellos im Stall erwacht.

Ich kapier's nicht!

Doch so interessant sich das alles anhört: Bis wir all dies kapiert haben, gehen zahlreiche Stunden ins Land. Denn so vorbildlich uns Black Desert Online im Tutorial die Bewegung via WASD und das Kombo-Kampfsystem erklärt, so wenig gibt sich das Spiel Mühe, uns das hochkomplexe Housing-, Handwerks- und Handelssystem zu erklären. Wir müssen alles durch Trial-and-Error selbst herausfinden, was Sandbox-Fans sicher freuen wird, weniger einarbeitungswillige MMO-Spieler aber eher abschrecken dürfte.

In der großen, schönen Welt von Black Desert Online fühlen wir uns manchmal etwas verloren. In der großen, schönen Welt von Black Desert Online fühlen wir uns manchmal etwas verloren.

Außerdem hat das Wirtschaftssystem aktuell noch einige gröbere Macken. Beispielsweise dürfen wir nicht direkt mit anderen Spielern handeln. Spielerhandel funktioniert nur über das Auktionshaus und nicht einmal ein Gildeninventar existiert. Die Entwickler begründen dies sehr salopp mit »So legen wir Goldsellern das Handwerk« und haben keine Absichten, dies zu ändern. Sehr schade, denn hier schränkt das Spiel stark die Freiheit der Spieler ein, was gerade in einem Sandbox-Game zum Problem werden könnte. Zudem sind die Mindest- und Höchstpreise im Auktionshaus fest vorgegeben, was keinesfalls einer freien Marktwirtschaft entspricht.

Wie man Freunde gewinnt

Das Wirtschafts-System ist nicht der einzige Inhalt in BDO, der sich nicht sofort jedem Spieler erschließt. Denn während wir mit den NSCs in den Städten und Dörfern sprechen, fällt uns immer wieder auf, dass eigentlich niemand groß mit unserer Schwarzmagierin reden möchte. Gut, das könnte an ihrem fiesen Aussehen liegen, doch in Wahrheit verfügt Black Desert Online über ein sehr interessantes Ruf-System, mit dem wir uns erst in einer Siedlung bekannt machen müssen, bevor sich die Bewohner uns anvertrauen.

»Du kommsch hier net rein!« Erst wenn wir uns bei den NSCs bekannt und beliebt machen, bekommen wir Zugang zu neuen Aufgaben und Optionen. »Du kommsch hier net rein!« Erst wenn wir uns bei den NSCs bekannt und beliebt machen, bekommen wir Zugang zu neuen Aufgaben und Optionen.

Denn anders als in üblichen Rollenspielen texten uns die Bewohner nicht gleich mit ihren Problemen zu, sondern behalten ihre Sorgen und Nöte erstmal für sich. Erst wenn wir entsprechend als Held bekannt sind, vertrauen sie uns ihre Probleme an und schalten so neue Quests für uns frei. Und die nötige Beliebtheit bekommen wir durch anfänglich verfügbare Quests und durch ein Dialog-Minispiel. Dieses können wir aber erst starten, wenn wir genug Leute im Dorf kennengelernt haben. Somit haben wir auch stets eine gute Motivation, durch die Gassen zu wandern und jeden noch so unbedeutenden Bauern und Taglöhner kennenzulernen. Denn wie im echten Leben gilt auch in BDO: »Wer viele Leute kennt, kommt im Leben weiter.«

In den Städten von Black Desert Online ist immer viel los. In den Städten von Black Desert Online ist immer viel los.

Durch diesen genialen Trick laufen also ständig Leute in den Städten herum und quatschen mit den Bewohnern, was - zusammen mit der traumhaften Grafik und den schön gestalteten Spielerhelden - eine sehr lebendige Atmosphäre erzeugt. Ab und zu erinnern die Szenerien schon fast an das herrlich quirlige Novigrad aus The Witcher 3, wenn auch nicht so dreckig und düster.

Der Schrecken des Esel-GPS

Atmosphäre und eine lebendige Spielwelt bedeuten den Entwicklern von BDO anscheinend sehr viel. So viel, dass sie kurzerhand jede Form von Schnellreise-Funktion aus dem Spiel entfernt haben. Entsprechend gibt's keine Portale, Teleporter oder ähnlichen Schnickschnack! In Black Desert Online hat man gefälligst selbst zu laufen, wenn man irgendwo hin will. Und auch wenn das Spiel uns einen automatische Lauf- und Wegfindungsfunktion anbietet, so teilt diese wohl ihr GPS-System mit den Erntern aus der Command-and-Conquer-Reihe.

Eine Frau und ihr Esel. Das Grautier ist unser erstes Mount und erleichtert uns das Reisen massiv. Eine Frau und ihr Esel. Das Grautier ist unser erstes Mount und erleichtert uns das Reisen massiv.

Denn mehrmals haben wir guten Gewissens die Wegfindung an einen fernen Ort aktiviert und wollten uns zwischenzeitlich afk einen Kaffee machen. Als wir wiederkamen, lümmelte unsere arme Hexe aber meist in einem Tümpel oder vor einer Felswand herum, an der sie hängengeblieben war. Meist natürlich nur unweit vom Startpunkt entfernt.

Doch wenn ein anderer Spieler auf seinem stolzen Ross vorbeiprescht, hat unser Langohr das Nachsehen. Doch wenn ein anderer Spieler auf seinem stolzen Ross vorbeiprescht, hat unser Langohr das Nachsehen.

Daher ist es ein großer Segen, wenn wir nach einigen Quests irgendwann einmal unser erstes Reittier bekommen: einen räudigen Esel! Das Grautier ist zwar nicht sonderlich schneller und eine grimmige Schwarzmagierin auf einem Langohr sieht alles andere als stilvoll aus, aber jede Beschleunigung der elendig langen Laufwege ist nach stundenlanger Latscherei eine willkommene Hilfeleistung.

Ey Mann, wo ist mein Esel?

Die Laufwege sind schon schlimm genug, aber richtig anstrengend wird das Reisesystem, wenn wir auf dem Esel endlich am Zielort ankommen und das Vieh irgendwo abstellen. Denn dummerweise haben schon zig andere stolze Eselfreunde ihre störrischen Grautiere am Ortseingang geparkt und so gerät die Suche nach dem eigenen Reittier zur nervigen Odyssee. Außerdem bleibt der Esel genau dort, wo wir in geparkt haben. Es gibt keinerlei Möglichkeiten, das Reittier sofort herbei zu rufen. Und auch wenn wir das Biest im Stall unterbringen, wo es gefüttert und versorgt wird (Reittiere können auch verhungern!), müssen wir uns schon merken, in welchem Stall es steht, wenn wir wieder reiten wollen.

Esel, wohin man blickt. Esel, wohin man blickt.

Und gerade die unnötig komplexe und sperrige Spielmechanik, die uns zu langen Laufwegen zwingt und uns das komplexe Wirtschafsystem kaum erklärt, macht Black Desert Online trotz seiner vielen netten Ideen und der genialen Grafik nach unserem Beta-Eindruck eher zu einem Nischen-Titel für einarbeitungswillige Hardcore-Helden – also quasi das Eve Online für Fantasy-Fans. Das nächste große MMO-Ding, auf das sich jeder einigen kann, wird es wahrscheinlich nicht werden. Wer sich aber gerne mal wieder in ein Spiel so richtig hineinfuchsen will und genug Frustresistenz mitbringt, sollte hier mehr als genug zu tun haben. Mit Level 17 in der Beta hatten wir noch lange nicht alle Aspekte des Spiels durchdrungen. Und auch das Endgame hält noch einiges bereit, denn das wird in Black Desert Online nicht aus Raids, sondern PvP-Gefechten bestehen, bei denen wir sogar wie einst in Age of Conan die Burgen anderer Spieler belagern dürfen oder unsere eigene Festung gegen Feinde verteidigen.

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