Mit Nintendos Wii U kommt die erste neue Spielkonsole seit Jahren auf dem Markt, die Handhelds Nintendo 3DS und Playstation Vita einmal ausgenommen. Doch ist die Nintendo Wii Uhinsichtlich der 3D-Leistung auf aktuellem Stand der Technik oder versucht Nintendo wie beim Vorgänger wieder einen eigenen Weg zu gehen und vor allem mit innovativen Spielkonzepten und Eingabegeräten zu punkten?
Mit weltweit fast 98 Millionen verkauften Einheiten (Stand Dezember 2012) konnte sich Nintendos vor ziemlich genau sechs Jahren erschienene Wii mit der innovativen Bewegungssteuerung zumindest hinsichtlich der Stückzahl gegenüber Xbox 360 (etwa 72 Millionen) und Playstation 3 (etwa 70 Millionen) durchsetzen, obwohl die Konsole bei 3D-Leistung und Multimedia-Fähigkeiten den Konkurrenten von Microsoft und Sony extrem unterlegen war. Im Test der ab 300 Euro erhältlichen Nintendo Wii U sehen wir uns die Leistungsfähigkeit der Hardware, den neuen Controller sowie die Multimedia-Fähigkeiten näher an.
Die CPU der Nintendo Wii U
Zwar macht Nintendo keine genauen Angaben über die exakten Hardware-Eigenschaften der Wii U, einige Details gelten aber als sicher. Zum einen sitzen sowohl Prozessor als auch Grafikchip und Arbeitsspeicher auf einer einzigen Platine (genannt »MCM« – Multi Chip Modul), das von einem aktiven Lüfter gekühlt wird. Als Prozessor kommt eine IBM-CPU mit PowerPC-Architektur, 45 Nanometer Strukturbreite und drei Kernen zum Einsatz (zum Vergleich: Intel fertigt seinen aktuellen Prozessoren bereits in 22 nm kleinen Strukturen).
Laut dem Hacker Hector »Marcan« Martin, der bereits mit seinen Hacks der Wii Bekanntheit erlangte, soll die CPU aber nur mit mageren 1,24 GHz rechnen – ein gravierender Rückstand auf die Sony Playstation 3mit 3,3 GHz und die Microsoft Xbox 360mit 3,2 GHz, zumal auch die anderen beiden auf der PowerPC-Architektur basieren. Laut einem Entwickler von Tekken Tag Tournament 2 verlange die geringe CPU-Leistung der Wii U ihnen allerdings »kreative Lösungen« ab.
Und ein Entwickler von Metro: Last Lightsprach gar von einer »schrecklichen, langsamen CPU« – entsprechend erscheint das Spiel auch nicht für die Wii U. Einen möglichen Hinweis auf die schwache CPU-Leistung geben auch die häufig sehr langen Wartezeiten beim Starten von Apps. Je nach Programm vergehen bis zu zwanzig Sekunden beim Öffnen und teilweise auch beim Schließen und sogar der Rückkehr ins Hauptmenü – für eine moderne Konsole viel zu lange und erheblich zäher als bei der Konsolenkonkurrenz oder Smartphones, vom PC ganz zu schweigen. Eventuell bringen zukünftige Software-Updates hier aber Besserung.
Wahrscheinlich hat Nintendo den Takt der CPU gedrosselt, damit Stromverbrauch und Kühlaufwand gering bleiben. Ein höher getakteter Prozessor benötigt wesentlich mehr Energie und würde aufgrund seiner Wärmeentwicklung kaum mitsamt Grafikchip und RAM auf das Multi-Chip-Modul der Wii U passen – und die Hitzeentwicklung aller Komponenten auf so engem Raum in den Griff zu bekommen, würde eine kostspieligere Kühllösung erfordern. Der Verzicht auf das Multi-Chip-Modul (Aufteilen von CPU, Grafikchip und RAM) würde die Konsole ebenfalls empfindlich teurer machen.
Grafikchip und RAM
Der Grafikchip (Codename: »Latte«) der Wii U kommt von AMD, beherrscht DirectX 9 und rechnet mit 550 MHz, was in etwa Playstation 3 (ebenfalls 550 MHz) und Xbox 360 (500 MHz) entspricht. Zu welcher Radeon-Generation der Chip gehört, ist nicht bekannt. Eventuell soll es sich aber um einen HD-4000-Ableger handeln, einer PC-Grafikkarten-Architektur, die mittlerweile vier Jahre alt ist. Die Grafik der ersten Wii-U-Titel im Vergleich zu den Spielen auf den hauptsächlich auf DirectX 9 basierenden, aktuellen Konsolen von Sony und Microsoft bestätigt das.
Dazu kommen insgesamt 2,0 GByte DDR3-1600-RAM, von denen jeweils die Hälfte für das Betriebssystem und für Spiele zur Verfügung steht. Der Grafikchip verfügt vermutlich nur über 32 MByte internen Speicher, nutzt darüber hinaus aber höchstwahrscheinlich auch den (langsameren) DDR3-1600-Arbeitsspeicher mit. Obwohl die Wii U das Videosignal in Full HD mit 1920x1080 Pixeln ausgeben kann, wird die Spielegrafik wie bei den anderen beiden Konsolen intern aber in niedrigerer Auflösung (in diesem Fall 1280x720 Pixeln) berechnet und danach hochskaliert.
Unterm Strich bewegt sich die Nintendo Wii U leistungsmäßig also in etwa auf dem Niveau der bereits seit Ende 2005 (Xbox 360) beziehungsweise Ende 2006 (Playstation 3) erhältlichen Konsolen von Microsoft und Sony und dementsprechend meilenweit unter dem aktueller Spiele-PCs. Zumindest sehen Titel wie Assassin‘s Creed 3oder Batman: Arkham Cityauf der Wii U nicht besser aus als auf den Konkurrenzkonsolen. Auch im Ab-18-Vorzeigetitel Zombie U offenbaren sich an allen Ecken und Enden Schwachstellen wie matschige Texturen. Die CPU-Leistung der Wii U dürfte aufgrund des mit ziemlicher Sicherheit erheblich niedrigeren Taktes sogar deutlich geringer sein, was durch die Aussagen der genannten Spieleentwickler bestätigt wird. Nintendo scheint ihrem Weg, nicht auf möglichst leistungsfähige Hardware, sondern auf innovative Spielkonzepte und einen günstigen Preis (zumindest hinsichtlich der anfänglichen Preise von Playstation 3 und Xbox 360) zu setzen, also auch mit der Wii U folgen zu wollen.
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