Kurzatmiges, wunderschönes Trauerspiel

Starbreeze Studios kann auch anders. Die eigentlich auf Shooter zugeschnittenen Entwickler zaubern mit Brothers - A Tale of Two Sons nicht nur eine wunderbar...

von D3nn15_M_10 am: 21.02.2017

Starbreeze Studios kann auch anders. Die eigentlich auf Shooter zugeschnittenen Entwickler zaubern mit Brothers - A Tale of Two Sons nicht nur eine wunderbar traurige Geschichte aus dem Hut, sondern beeindrucken durch ein innovatives Gameplay, das aber gleichzeitig einer hohen Eingewöhnungszeit bedarf.


Kleine Annekdote
Wer drängt sich in die Rolle des Älteren und wer fügt sich als kleiner Bruder den Anweisungen des Großen? Es war für mich unglaublich lustig mit anzusehen, wie sich mein kleiner Bruder für die Rolle von Naia (großer Bruder) entschied, mit Hoffnungen, mal den Spieß umdrehen zu können um dann festzustellen, dass dieser auf Ernsthaftigkeit und Fortschritt konzentriert war, während ich mit Naiee (kleiner Bruder) mein inneres Kind zum Vorschein bringen lassen konnte, da dieser oft nur an den Spaß an der Sache dachte und lieber den Leuten auf der Nase herumtanzte, als sie nach dem Weg zu fragen. Da hat jemand nicht mit den Nachteilen der Verantwortung gerechnet ;).
Als wir an einen gewissen Punkt kamen, sagte er, nachdem ich Naiee in einen Brunnen spucken ließ, nur noch völlig entnervt:"Will der jetzt dem Brunnen auch noch die Zeichnung zeigen, oder was?"

Story
Die Mutter ist ertrunken, der Vater liegt im Sterben. Die Brüder Naiee und Naia haben einiges hinter sich und noch mehr vor sich. Um der Waisenschaft zu entgehen, machen sich die traumatisierten Söhne auf, das sogenannte Wasser des Lebens zu beschaffen, welches das einzige Heilmittel im Land ist und dem Vater das Leben retten könnte.

Die verhältnismäßig kurze Spielzeit ist in keinem Fall repräsentativ für die ereignissreiche und lebensverändernde Heldenreise, welche die Protagonisten durchmachen. Mit der Entscheidung, aufzubrechen, begeben sich Naiee und Naia gleichzeitig auf eine Selbstfindungsreise, die vom Erwachsenwerden, den Glauben an sich selbst und Zusammenarbeit erzählt. Am Ende der Geschichte ist nichts so, wie es einmal war und vielleicht anders, als es sich so mancher erhofft hat.

Blood is thicker than water 
Ein Screenshot von Brothers - A Tale of Two Sons
Von: Junger Tempelherr



Gameplay
Steuerung
Die Innovativität der Steuerung ist eine der größten Stärken von Brothers und so gibt es im Spiel selbst zwar keine Schwierigkeitsgradeinstellung, dennoch kann man sich auf ein verwirrendes und erschwertes Spielerlebnis einstellen, sofern man entscheidet, sich dem Spiel alleine anzunehmen.
Der Spieler muss in der Lage sein, beide Brüder gleichzeitig zu steuern, was am Controller besser klappt, als an der Tastatur, wodurch ich zum Gamepad rate.
Jedoch kann man, wie ich, diese komplizierte Steuerung auch umgehen und sich einen Mitspieler (idealerweise (s)einen (kleinen/großen) Bruder) dazu holen, wodurch die Multitaskingfähigkeit zwar nicht mehr gefordert wird, aber das Gameplay den Sinn der Selbstreflektion erhält.
Beide Charaktere sind für sich gesehen aber recht leicht zu bedienen, da sie nur mit dem Cursor/den Pfeiltasten bewegt werden können und genau eine Aktionstaste zum Ausführen aller handlichen Bewegungen brauchen.

Brothers - A Tale of Two Sons 
Ein Screenshot von Brothers - A Tale of Two Sons
Von: Junger Tempelherr



Spielgeschehen
Aus isometrischer Perspektive mit drehbarer Kamera stellt sich der Spieler zahlreichen Geschicklichkeits- und Kletteraufgaben, die gelegentlich eine kurze Rätselzeit erfordern, aber im Grunde sehr einfach zu bewerkstelligen sind, wenn man den Dreh raushat.
Abseits des linearen Leitfadens kann man andauernd mit Gegenständen und Personen in der Umwelt interagieren, was mal mehr und mal weniger sinnvoll ist. Viele Errungenschaften werden erst durch genaueres Erforschen freigeschaltet und bedarfen manchmal Geschick und Cleverness. Nur selten abträglich fügen sich diese in die atmosphärische Welt ein und lassen sich im Großen und Ganzen mit der Grundstimmung vereinbaren.
Die Brüder haben ihre ganz eigenen Stärken, die sie zur gegenseitigen Hilfe anwenden müssen. Hierbei punktet Naia mit seiner fortgeschrittenen Physis und Naiee durch seine Agilität, wodurch man die Charaktere auf jeweils eine besondere Eigenschaft stereotypisch reduziert.
Das Element der Zusammenarbeit ist aus dem Spiel nicht wegzudenken und nimmt eine zentrale Bedeutung ein; auch für die Geschichte.

Atmosphäre
Die Entwickler wussten schon ganz genau um ihr Prunkstück, welches später nicht umsonst später als "ein Argument für Videospiele als Kunstform" angesehen wurde. 
Die an die nordische Mythologie erinnernde Umwelt wird durchgehend beeindruckend inszeniert und hervorgehoben. Dass die Entwickler zahlreiche Bänke in der ganzen Welt platziert haben, auf die sich der Spieler setzen kann, sodass die Kamera in eine Position schwenkt, die das Szenenbild im größeren und gewaltigeren Umfang zeigt, beweist, wie stolz die Entwickler auf die Grafik sind und auch sein dürfen. Auf beeindruckende Landschaften, wie ein Bergpanorama oder eine altertümliche Burg folgt ein Schlachtfeld voller toter Riesen, von wo aus man sich durch Schnee und Eis kämpfen muss.
Äußerst positiv anzumerken ist das Nichtvorhandensein einer HUD, die nebenbei auch aufgrund der lockeren Steuerung nicht nötig wäre und für die Stimmung unpassend.

An adventure awaits us 
Ein Screenshot von Brothers - A Tale of Two Sons
Von: Junger Tempelherr



Der mythologische Ansatz findet sich auch in der Soundkulisse wieder. Beispielsweise ist die gesprochene Fantasiesprache, die durch ausdrucksstarke Mimik und Gestik Nebensache wird, nordisch/arabisch anmutend und die Musik mittelalterlich/nostalgisch, aber vor allem traurig. Im Verbund mit der erzählten Geschichte durchaus passend und sinnvoll, schwenkt die Atmosphäre in wenigen, aber doch vorhandenen Momenten zu einer positiven und erheiterten Stimmung, was für das Spielgefühl zuträglich ist. So wie das Leben, gibt es Höhen und Tiefen für die Söhne, 

Fazit
Die Geschichte der zwei Söhne Naiee und Naia ist eine kurze, aber stellenweise spannende und emotionale. Das innovative Adventure braucht eine lange Eingewöhnungszeit, hat danach aber einen einfachen Schwierigkeitsgrad. Das Durchqueren der Welt ist dennoch hoch unterhaltsam, vor allem durch die herausragende Inszenierung der Umwelt und der melancholischen Atmosphäre.


Wertung
Pro und Kontra
  • -Grafische Inszenierung der Umwelt
  • -Handlungsstrang mit Plot-Twist
  • -Innovative Steuerung
  • -Zusätzliche Miniaufbaben
  • -Message an den Spieler
  • -Steuerung ist gewöhnungsbedürftig
  • -sehr kurze Geschichte

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(2)
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