Beeindruckendes aber spielerisch maues Action Feuerwerk

Ring frei für das größte Shooter Duell der letzten Jahre. Schon im Vorfeld galt Battlefield 3 als der klare Gewinner, denn Infinity Wards neuster CoD Titel...

von AlexX2 am: 17.11.2011

Ring frei für das größte Shooter Duell der letzten Jahre. Schon im Vorfeld galt Battlefield 3 als der klare Gewinner, denn Infinity Wards neuster CoD Titel bietet weder Neues noch zeitgemäße Grafik. Wie lässt sich das nach dem Durchspielen jetzt auf den Punkt bringen? Ganz einfach: Modern Warfare 3 kann es mit dem großen Konkurrenten tatsächlich nicht aufnehmen, ist aber dennoch ein überraschend sehr gutes Spiel.

Ab an die Front!

„Was ist Soap überhaupt für ein Name?“ Mit diesen legendären Worten begrüßte uns Captain Price im ebenso legendären ersten Teil der Modern Warfare Trilogie. Während wir damals zu Spielbeginn erst mal ruhig unserem Vorgesetzten die Hand schüttelten und einen Übungsparcours bestritten, sind die ersten Minuten aus Modern Warfare 3 wesentlich rasanter. So beginnt das Spiel mitten in New York, während eine gigantische Schlacht in den Häuserschluchten von Manhattan tobt. Sofort werden wir mit ganzen Heerscharen von feindlichen Soldaten und einem Helikopter konfrontiert, der gleich mal ein paar Gebäude zerbröseln lässt. Zeit zum Durchatmen bleibt erst mal keine. Haben wir das überstanden, dürfen wir am Bordgeschütz eines Helikopters uns mit unseren feindlichen Pendants in der Luft duellieren und danach zu Wasser an der Küste der Stadt uns auf einem Schlauchbot durch dutzende Schlachtschiffe manövrieren, während eine Seeschlacht um uns herum alles explodieren lässt. Die ersten 30 Minuten als Modern Warfare 3 haben es in sich und beinhalten schon mehr Action als der erste Teil der Reihe und das will schon was heißen.

Krieg mit Sinn?

Ach ja. Eine Story gibt es auch. Und die steht sogar deutlich im Vordergrund. So werden wir ständig im Spiel daran erinnert, worum es eigentlich geht. Der Plot ist nicht sonderlich spannend und schon gar nicht durchdacht oder einfallsreich, jedoch bekommt es Infinity Wards diesmal deutlich besser hin einen roten Faden zu spannen als noch in Modern Warfare 2. So plagte sich der Vorgänger mit einer völlig überzogenen Geschichte, der man durch die immer abstruseren Ereignisse und Schauplatzwechsel schnell nicht mehr folgen konnte. Modern Warfare 3 schließt direkt an deren Ende an. Die Welt ist im Krieg, da die Russen glauben, an dem Flughafenmassaker seien die Amerikaner schuld. Das mag zwar keinerlei Logik haben, ansonsten halten sich die Entwickler bei der Storyline aber angenehm zurück. So springen wir immer wieder von den Kriegsschauplätzen zu Soap und Captain Price, die den Terroristen Makarov (der am Anschlag auf den Flughafen wirklich schuld ist) jagen. Die Sprünge zwischen den Fronten sind zwar immer sehr abrupt und die zig verschiedenen Soldaten, dir wir dort diesmal spielen, entwickeln mangels kurzer Einsätze jede Indentifikationsmöglichkeit, dennoch wissen wir diesmal nahezu immer genau, warum wir wo sind, wobei bei Modern Warfare 2 nur noch Hirn Abschalten die merkwürdigen Schauplatzwechsel erklären konnte.

Scheibenschießen auf Schienen

Wer Modern Warfare 3 spielt und sich einen erkennbaren Fortschritt der Serie erhofft, wird schnell in die Röhre gucken. Während das geradezu revolutionäre Battlefield 3 uns noch zu Jubelstürmen zwang, ist beim neusten Call of Duty alles beim Alten geblieben. Und mit Alles meinen wir auch Alles. Der Spruch Evolution statt Revolution greift hier auch nicht, denn statt Evolution ist Modern Warfare 3 reiner Stillstand. Wie in den Vorgängern ballern wir uns durch extrem enge Schienenlevels durch hunderte Gegner, die wie die Fliegen fallen und außer hinter eine Kiste in Deckung zu gehen, nicht viel drauf haben. Dazu schickt das Spiel wie gewohnt immer wieder neue Wellen los, es sei denn, wir trauen uns aus unserer Deckung heraus und rücken mit unseren Kameraden (die ebenfalls respawnen) weiter vor. Beim mittlerweile achten Call of Duty ist nun der Reiz dieser Spielmechanik endgültig verflogen. Die Ballerpassagen haben kaum mehr einen taktischen Anspruch und laufen immer gleich ab. Das uns das Spiel dann oft an ein Bordgeschütz, auf den Beifahrersitz eines rasenden Autos, an einen Raketenwerfer oder sogar mal wieder an das bekannte AC 130 Geschütz lässt… kennen wir alles schon.

Kein Mut zur Veränderung

Auch grafisch hat sich gar nichts getan. Modern Warfare 3 ist nicht hässlich, jedoch stellt sich die Frage, warum Infinity Wards sich nach vier Jahren nun nicht mal endlich die Ärmel hochkrempelt und von den reichlich vorhandenen Einnahmen eine neue zeitgemäße Grafikengine bastelt. Der Call of Duty Look sieht aus wie eh und je. Animationen und Beleuchtung sind gewohnt fein (in den Nachtszenen kann sich das Spiel echt sehen lassen), gegen Battlefield 3 ist die Optik aber geradezu ein Witz. Ein erwähnenswerter Vorteil: Während die Spieler sich bei Battlefield 3 ängstlich durch das Grafikoptionsmenü quälen, damit ihr Rechner nicht Feuer fängt, sind die Hardware Anforderungen von Modern Warfare 3 sehr moderat.

Hirn aus - Action an

Einen erkennbaren Fortschritt hat die Reihe dann aber doch gemacht: die Dichte der Action. Galt Modern Warfare 2 schon als vollgestopfte Explosionsorgie, haut der dritte Teil nun mal gewaltig einen dazu. So viel Krach und Krawall haben wir noch nie erlebt. Zum Beispiel räumen wir mit dem AC 130 aus sicherer Entfernung die Straßen von Paris von Feinden frei. Dabei wirft uns das Spiel dann plötzlich mitten in die Front. Gegen nicht endende Gegnerwellen schießen wir uns den Weg frei und fordern Luftunterstützung an. Zwischendurch bekommen wir es mit Panzern und Helikoptern und einstürzenden Häusern zu tun und zu guter Letzt stürzt gleich mal der ganze Eiffelturm ein. All das passiert nur innerhalb weniger Minuten. Wer denkt, das wäre gleich das Highlight des Spiels, wird schnell eines Besseren belehrt. Die sehr kurze Spielzeit von gerademal 5 Stunden wird geradezu vollgestopft mit Explosionen, abstürzenden Flugzeugen, zusammenkrachenden Hochhäusern und in Zeitlupen inszenierten Schusswechseln. Der Wow Effekt ist dabei enorm wie nie zuvor und kaschiert so die eigentlich eintönigen Schießereien eindrucksvoll. Jedoch lässt sich bei der Fülle an Action kein echter Höhepunkt ausmachen, da gleich schon der nächste kommt. Tatsächlich können wir hier gar nicht viel spoilern, da wir uns an das meiste gar nicht mehr erinnern können.

Save the Hostage

Wer die Vorgänger gespielt hat, ist klar im Vorteil. Die Handlung versteht ohnehin nur der, der auch Modern Warfare 2 zu Ende gespielt hat. Wichtiger sind jedoch die vielen Anspielungen, die Infinity Wards verteilt hat. Bestes Beispiel ist ein Einsatz in einem Passagierflugzeug. Terroristen nehmen an Bord den russischen Präsidenten gefangen und wir müssen ihn befreien und uns dabei durch den Flieger den Weg freischießen. Das erinnert nicht nur an die Geiselbefreiungsmission, die nach dem Abspann vom ersten Modern Warfare lief, sondern ist nahezu gleich. Diesmal haben wir lediglich kein Zeitlimit und der Flieger stürzt während der Schießerei ab. Wie schon erwähnt dürfen wir mal wieder das AC 130 bedienen und sogar eine provokative Szene (die wir abermals überspringen dürfen) hat das Spiel parat. Diesmal ist das Ganze aber wesentlich weniger spektakulär, als im Vorfeld diskutiert wurde und hat für den Ablauf des Spiels keinerlei Relevanz und hätte somit auch genauso gut ausgelassen werden können.

Gute Töne - Schlechte Töne

Modern Warfare 3 ist extrem kurz, noch kürzer sogar als seine Vorgänger. Kennt man den Ablauf der Einsätze, kann man beim zweiten Anlauf sogar nach maximal drei Stunden den Abspann sehen. Es sei denn, man stellt den Schwierigkeitsgrad höher. Bereits auf dem zweithöchsten Level wird das Spiel arg schwer. Wer einfach nur Spaß will und keinen Frust, sollte eine Stufe runter gehen. Wer ein anspruchsvolles Spiel sucht, ist mit den beiden höheren Graden gut bedient. Den Multiplayer Modus konnten wir nicht testen, wobei dieser mittlerweile eine noch tragendere Rolle als die Singleplayer Kampagne spielt. Ob dieser nun den großartigen Mehrspielerteil vom ersten Modern Warfare 1 übertrifft oder so enttäuscht wie der des zweiten Teils, können wir also noch nicht beurteilen. Erwähnenswert ist auf jeden Fall der Soundtrack des Spiels, der einen großen Beitrag zur Kino Atmosphäre legt. Wobei die Musik der Vorgänger noch vom Hollywood Guru Hans Zimmer komponiert wurde, übernahm diesmal Bryan Tyler (World Invasion, Fast Five) die Arbeit dafür. Das Ergebnis ist der Hammer. Zwar fehlt eine denkwürdige Note wie bei Hans Zimmer, trotzdem ist der Score unglaublich wuchtig und gelungen. Am besten sollte auch jeder gleich die englische Sprachausgabe wählen, denn einige deutschen Sprecher wie die von Soap sind einfach nur peinlich.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: immer noch schicke Effekte; viele Details
  • Sound: wuchtiger 5.1 Sound; toller Soundtrack
  • Balance: fünf sehr verschiedene Schwierigkeistgrade
  • Atmosphäre: beeindruckende Szenen...
  • Bedienung: perfekt in der Handhabung; faires Speichersystem
  • Umfang: Kampagne sehr unterhaltend; Multiplayer Modus
  • Leveldesign: abwechslungsreiche Schauplätze; viele Ideen...
  • Teamwork: (KI): nützliche Squad; präzise Granaten
  • Waffen & Extras: großes Arsenal; Flug- und Fahrsequenzen
  • Multiplayer-Modi: (Story) verständlicher Plot mit rotem Faden
  • Grafik: stark veraltet; matschige Texturen;kantige Objekt
  • Sound: eintönige Waffensounds; dt. Sprachausgabe
  • Balance: -
  • Atmosphäre: ... die es zu oft gibt; Helden ohne Tiefe
  • Bedienung: -
  • Umfang: sehr kurze Kampagne
  • Leveldesign: ...die man alle schon kennt; eintönige Ballerei
  • Teamwork: (KI): extrem zweckmäßig und naiv
  • Waffen & Extras: wenig Neues
  • Multiplayer-Modi: (Story) vorhersehbar; Figuren nicht greifbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(2)
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