Verschenktes Potential

2. Weltkrieg? Schon wieder? Das wird man sich wohl zuerst fragen, wenn man von Call of Duty 5 – World at War hört. So hoffte man doch, dass nach dem vierten...

von Sir8Davren am: 02.12.2008

2. Weltkrieg? Schon wieder? Das wird man sich wohl zuerst fragen, wenn man von Call of Duty 5 – World at War hört. So hoffte man doch, dass nach dem vierten Teil die Modern-War Serie fortgeführt werden würde, jedoch gab es einen Rückschritt. Doch ist auch das Spiel selbst ein Rückschritt?
(Der Test basiert auf die ungepatchte Originalversion, in dem ich den Multiplayerpart noch nicht hinzufüge, da ich diesen noch nicht ausführlich genug gespielt hatte, um ihn zu bewerten)

Story

Die Entwickler des 5. Call of Duty Teils haben sich leider strikt an die Geschichte des 2. Weltkriegs gehalten und schafften es somit auch nicht, eine Geschichte zu erzählen, die den Spieler wirklich an den Pc fesselt. Man spielt zwei Charaktere, die sich nach jeweils knapp 3 Missionen immer abwechseln, die beide den Tod nur um Haaresbreite entkommen sind. Als Amerikaner kämpfen Sie in dem recht ungewöhnlichen Szenario für einen Weltkriegsshooter in Japan und als Russe zuerst in Russland und zu guter letzt in Deutschland, wo sie dann Berlin einnehmen werden.
Jedoch wird zwischen den beiden Charakteren niemals Kontakt geknüpft (Was ja auch im Krieg selbst nicht vorgekommen ist). Am meisten enttäuschte jedoch, dass alte Bekannte wie Mc Millan und Captain Price nicht mehr dabei sind. Zu den neuen Kameraden nimmt man als Spieler sehr wenig Kontakt bezüglich der emotionalen Ebene auf. Sollte ihr Kamerad sterben (Was durch die Skriptsequenz unvermeidbar ist), wird man wahrscheinlich nicht sonderlich berührt sein, weil ihr Sergeant auch nicht viel mehr war, als ein anderer Mitstreiter.

Die Gegner-KI

Jeder, der ein Call of Duty schon mal gespielt hat, weiß, dass mit Abstand die größte Schwäche am Spiel die Gegner- bzw. die Mitspieler-KI war und auch am Neusten Teil vorhanden ist. Jedoch hat man beim Neusten Teil das Gefühl, dass die Stärke noch mehr abgenommen hat.
Da im Gegensatz zu den letzten Weltkriegsteilen nicht nur die Deutschen Ihre Gegner sind, sondern auch die Japaner, hat sich auch das Verhalten beider Gegner geändert.
Während die Deutschen (teilweiße) Deckung suchen und versuchen, von Distanz den Spieler auszuschalten, rennen die Japaner wie Kanonfutter auf einen zu, die man wie Ratten mit dem Flammenwerfer ausschaltet. Leider sind auch Logikfehler keine Seltenheit. Beispielsweiße ist ein Japaner unverwundbar, wenn er eine Palme hochklettert und ist erst sterblich, wenn er sich oben zum Snipen positioniert hat.
Leider stellen sich auch beide Gegner-Typen größtenteils einfach ins Schussfeld und stellen für den Spieler keine große Herausforderung dar.
Was auch sehr enttäuscht, ist die Spachausgabe der Gegner, die zum Teil auch zu Logikfehler führt. Deutsche Rufen sehr oft: „Sanitäter!“, obwohl man nie einen zu Gesicht bekommt. Außerdem ist der Ruf „sowjetische Truppen!“ vollkommen unnötig, wenn man mit etwa 50 Mann den Berliner Reichstag stürmt und sie schon gut eine Minute bekämpft.
Selbst beim Aussehen der Gegner haben sich die Designer nicht mit Ruhm bekleckert: Die Deutschen könnten alles Klone sein (Im 2. Teil sahen die Gegner weit aus unterschiedlicher aus!) und auch die Japaner haben abgesehen von der Kopfbedeckung keine großen Unterschiede.

Krasse Gewaltdarstellung

Da ich mir extra die englische Version von dem Spiel bestellt habe, da ich die englischen Synchronsprecher bei weiten besser finde, bin ich doch sehr von der extremen Gewaltdarstellung überrascht. Abgetrennte Körperteile fliegen durch die Gegend und ein Schuss in den Arm stellt den Arm des Gegners so dar, wie es tatsächlich aussehen würde. Der Flammenwerfer selbst stellt auch dar, wie Menschenverachtend Krieg sein kann: Ein kurzer Klick auf die Maustaste reicht, mehrere Gegner vor sich in Brand zu stecken und zu sehen, wie sie langsam zu Grunde gehen. Hätte man das nicht ein wenig zensieren können?
Das Spiel stellt einen an einer Stelle auch zu einer schlimmen Gewissensfrage, die einem als Spieler den Körper gefrieren lässt. Man muss sich entscheiden, ob man selbst die deutschen Soldaten „kurz und schmerzlos“ erschienst, die um ihr Leben betteln oder sie qualvoll sterben lässt, indem seine Mitstreiter Molotov Cocktails runter werfen und sie verbrennen lässt. Eine solche Art von Gewissensentscheidungen sollte meiner Meinung nach in Spielen nicht auftauchen.

Grafik

Wie man es von einem Call of Duty gewohnt ist, ist die Grafik erneut sehr gut geworden und spart nicht mit Licht-und Raucheffekten. Jedoch merkt man an einigen Stellen im Gegensatz zum letzten Teil, wie gepfuscht wurde. Pfützen sehen äußerst hässlich aus, da ihr Rand ziemlich flackert und ab und zu kommt es vor, dass Gegner ein wenig in der Luft stehen. Ab und zu kommen einem auch sehr matschige Texturen entgegen, wenn man sich sehr nah an die Wand stellt und die sich mal genauer betrachtet.

Atmosphäre

Vergleicht man diesen Teil mit dem ersten Teil der Call of Duty Serie, fällt einem auf, was für einen großen Fortschritt die Technik im Verlauf der letzten Jahre gemacht hat: In beiden Spielen stürmt man den Reichstag und ist in Stalingrad. Jedoch sind es Welten, wie sich die Atmosphäre der beiden Spiele unterscheiden. Stürmt man im neuen Teil den Reichstag, sieht man, wie MG-Geschütze aus etlichen Fenstern des Gebäudes rattern und Rauch sich dynamisch an den Stellen bildet, wo gerade eine Granate einschlug. Jedoch trifft das ganze Bumm-Bumm im gesamten Spiel auf, sodass man sich eigentlich recht schnell an diese Effekte gewöhnt hat und man sich recht schnell abgesehen hat.

Mangelnde Abwechslung

Zu guter Letzt die Abwechslung. Leider wurde diese auch im Gegensatz zum letzten Teil verschlimmbessert. Man steht in jeder Mission unter kräftigem Kugelbeschuss und hält diese übermenschlich lange aus. Es gibt leider keine Schleich-Missionen und Einzelspieler-Einsätze mehr. Man ist nur noch in seinem Team und kämpft gegen dumme Gegnermassen. Leider auf Dauer sehr öde. Zum Glück ist man nicht immer nur als Infanterie-Einheit unterwegs, sondern kann in zwei Missionen mit dem Panzer und mit dem Flugzeug fliegen (wobei man in letzterer nicht selber steuern darf). Das entschädigt zumindest die mangelnde Abwechslung in den Einsätzen, die größtenteils aus „zerstöre dieses“ oder „gehe dorthin“ Aufgaben bestehen.
Sehr nervend ist übrigens auch das unfaire Speichersystem. Als Pc-Spieler ist man die F5-Taste gewohnt, die es einem ermöglicht, zwischen zwei sehr weit entfernten Checkpoints zu speichern. Diesen Komfort gibt es jedoch in diesem Spiel nicht. Gerade in der letzten Schlacht im Reichstag sind die Checkpoints sehr weit entfernt und man wird (wenn man den Schwierigkeitsgrad ein bisschen weiter oben hat) sehr oft den Spielstand neu laden müssen und dieselben Dialoge erneut über sich ergehen lassen.

Fazit

Call of Duty 5 hätte besser sein können. Nicht nur, weil es im letzten Teil den Fortschritt machte, dem 2. WK Szenario zu entfliehen und mit einem eigenen Szenario die Chance e nutze, seine eigene Geschichte zu erzählen und jetzt wieder zu der tristen Geschichte des 2. WK zurückkehrt. Nein, es fehlt die Abwechslung eines Cod 4, es fehlt die emotionale Ebene eines Brothers in Arms und es fehlt die KI eines FEARS. Dadurch ist CoD 5 nur ein solider First-Person-Shooter, den ich nur durchspielte, sodass ich es halt fertig hatte. Jedoch werde ich mich daran nicht zurückerinnern können, wie an die letzten Teile. Bitte macht den nächsten Teil wieder so, wie es sich für ein CoD gehört!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Gute Effekte (Licht, Rauch, Schatten)
  • Sound: gute Waffensounds, gute Synchronsprecher
  • Balance: Auf unteren Schwierigkeitsgrade kein Problem
  • Atmosphäre: Gute Kriegsatmosphäre
  • Bedienung: Typische Firtperson-Shooter Bedienung
  • Umfang: Neues Japan-Szenario
  • Leveldesign: Viele Skriptsequenzen, viel Atmosphäre
  • KI: Einigermaßen intelligentes Verhalten
  • Waffen & Extras: Große Auswahl an Waffen
  • Handlung: So wie der 2. WK eben war, schmutzig, hart
  • Grafik: flackernde Pfützen, schwache Texturen
  • Sound: Gegnersätze wiederholen sich schnell + Logikfehler
  • Balance: Schlechtes Checkpointsystem
  • Atmosphäre: An einigen Stellen zu Brutal
  • Bedienung: -
  • Umfang: Sehr kurze Spielzeit, Kein Wiederspielwert
  • Leveldesign: Schlauch Level, Levelrecycling aus anderen Spielen
  • KI: Suicide-Japaner, einige Aussetzer
  • Waffen & Extras: Falmmenwerfer zu stark, Ab und zu Munitionsmangel
  • Handlung: Keinerlei Verbindung zwischen Protagonisten

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(5)
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