Dark Souls - Spaßiges Sterben im Frustland

Mit Dark Souls liefert Bandai Namco den Nachfolger zum umstrittenen und vor allem im asiatischen Raum bekannten Fantasy-RPG Demon Souls des Entwicklers From...

von Christoph Waldboth am: 16.07.2015

Mit Dark Souls liefert Bandai Namco den Nachfolger zum umstrittenen und vor allem im asiatischen Raum bekannten Fantasy-RPG Demon Souls des Entwicklers From Software (Kings Field). Ganz im Sinne seines Vorgängers schert sich Dark Souls nicht um Spielekonventionen wie eingängigen Schwierigkeitsgrad, sondern drückt ordentlich auf die Nervenstränge der Spieler. Dennoch, oder gerade deshalb erfreut sich das Spiel großer Beliebtheit.

Dark Souls spielt im Fantasyreich Lordran, welches mit keinem der gängigen und klischeehaften 0815-Länder aus dem High-Fantasygenre vergleichbar ist. Lordran ist kein zauberhafter, wunderschöner und heiterer Ort, nein, Lordran ist dreckig, düster und karg, und das lässt euch Dark Souls an jeder Ecke spüren. Klar gibt es auch das ein oder andere hoffnungsvollere Gebiet, doch im Großen und Ganzen passt der Name "Dark" wie die Faust aufs Auge. Doch worum geht es denn nun in Dark Souls? Gute Frage, werden Ihnen die meisten Spieler nun antworten. Denn Dark Souls nimmt sich storytechnisch extrem zurück, es gibt keine ausufernden Zwischensequenzen, Dialoge oder Handlungsstränge. Der Spieler selbst ist ein Untoter, der die Aufgabe erhält, die zwei Glocken der Erweckung zu läuten. Das ist alles. Mehr wird dem Neuankömmling in Lordran nicht auf den Weg gegeben. Wer mehr über die Hintergrundgeschichte erfahren möchte, muss ausführlich Itembeschreibungen lesen, Orte erforschen und sich selbst ein großes Puzzle zusammenbauen. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, doch passt all dies perfekt in die trostlose, harte Welt und unterstreicht den Aspekt der Einsamkeit, in die der Spieler geworfen wird.

Klassen, Schwierigkeitsgrad und Kampfsystem

Man erwacht anfangs als Untoter in einer Zelle des sogenannten Asyls der Untoten, wo ebensolche dahinvegetieren. So jedoch aber nicht der Held von Dark Souls, wobei Held wahrscheinlich die falsche Bezeichnung ist. Bevor man aber voller Übermut und Tatendrang in die weite Welt aufbricht, muss man sich seinen Charakter erstmal erstellen. Dabei spielt vor allem die Klasse eine wichtige Rolle (z.B. Krieger, Ritter, Bettler, Pyromant, Kleriker...). Grundsätzlich kann man aber durch individuelle Skillung später im Spiel auch vom Haudrauf zum Magier werden, die Klassen liefern bloß unterschiedliche Startwerte.

Endlich in Lordran angekommen, merkt man recht schnell, wohin die Reise geht. Nämlich geradeaus in Richtung hohen Schwierigkeitsgrad. Nur wer aufmerksam und konzentriert spielt und sich keine Fehler im komplexen Echtzeitkampfsystem leistet, meistert die zahlreichen Herausforderungen. Dabei wird Dark Souls zu keinem Zeitpunkt unfair, wenn man stirbt, dann meist aus Eigenverschulden. Nur ab und zu stellt sich die etwas bockige Kamera zwischen Sieg und Niederlage. Dazu aber gleich mehr. Das ausgeklügelte Echtzeitkampfsystem ist eingängig, unterfordert aber gleichzeitig nie. Grundsätzlich kann der Charakter einen normalen und harten Schlag ausführen, mit dem Schild oder auch der Waffe blocken und parieren. Weiters gibt es einen Sprungangriff und einen starken Angriff in den Rücken eines Gegners. All diese Aktionen verbrauchen Ausdauer, die sich langsam wieder auffüllt. Die Lebensleiste hingegen kann nur durch Heiltränke, die sogenannten Estus Flakons aufgefrischt werden. Diese erhalten wir einmalig, können sie aber nach Gebrauch an den rar verteilten Leuchtfeuern wieder auffüllen. Und die Leuchtfeuer stellen ein zentrales Spielelement dar. An ihnen können wir rasten, Levelpunkte verteilen (anhand von Seelen, die wir von Gegnern erhalten), schnellreisen (ab einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel) und eben Tränke auffüllen. Die Feuer dienen auch als Speicher-und Rücksetzpunkte. Nun kann man Dark Souls aber nicht einfach austricksen, indem man ein Gebiet von Gegnern säubert, beim Leuchtfeuer speichert und anschließend weiter in die Dunkelheit vordringt, nein, bei Gebrauch des Leutfeuers respawnen alle Gegner mit Ausnahme der Bosse. Und die kommen in recht hoher Zahl vor, wobei vor allem die Orginalität der Bösewichte und deren Design positiv zu betonen sind.

Starke Nerven erwünscht!

Stellenweise sind die Leuchtfeuer aber etwas zu sparsam eingesetzt (z.B. Sens Festung) und garantieren die ein oder andere Fruststelle. Denn sollten wir das Zeitliche segnen, bleiben die gesammelten Erfahrungspunkte ("Seelen") am Ort unseres Todes liegen. Wenn wir beim Versuch, diese aufzusammeln, erneut draufgehen, sind die heiß begehrten Seelen entgültig futsch. Und das kann ganz schön aufregen, wer schon einmal mit 20.000 Seelen draufgegangen ist, weiß, wovon ich rede. Doch wer die zahlreichen, unterschiedlichen Gegnertypen analysiert und deren Taktiken herausfindet, der entwickelt schnell ein Gefühl für Angriff, Konter usw. Es gibt kein schöneres Gefühl, als nach einem hart geschlagenen Bosskampf als Sieger hervorzugehen und innerlich zu feiern.

In der PC-Version von Dark Souls, die den hübschen Namen "Prepare to Die" trägt, findet sich außerdem der DLC "Artorias of the Abyss", der neue Gebiete und Bosse bringt.

Wem der ein oder andere Kampf dann doch zu hart ist, der kann sich Hilfe in Form von Online-Mitspielern holen. Nach dem Kampf müssen diese jedoch wieder zurück in ihre Welt. Außerdem können andere Spieler in die Welten anderer einfallen ("Invasion) und zum PVP-Duell herausfordern.

Technik: Karg und rau

Technisch kann Dark Souls allerdings nicht glänzen, selbst für das Erscheinungsjahr 2011 wirkt das Spiel grafisch veraltet, matschige Texturen stören das Gesamtbild. Wettgemacht wird dies aber durch die fantastische Atmosphäre in den stimmigen Arealen (Burgen, Schlösser, Wälder, Höhlen, Schluchten). Wie bereits erwähnt, bockt die Kamera gern in engen Gebieten, wodurch manchmal die Übersicht flöten geht. Die spährlich gesähten Monologe mysteriöser NPCs sind durchweg toll eingesprochen und unterstreichen die klasse Atmosphäre. Allerdings würde ich jedem PC Spieler raten, Dark Souls mit einem Gamepad zu spielen, Tastatur und Maus kann man nämlich getrost vergessen. Das Spiel läuft auf beinahe jedem PC mit maximal 30 Bildern in der Sekunde.

FAZIT: Dark Souls ist ein Erlebnis. Dark Souls muss man gespielt haben. Sofern man eine hohe Frustresistenz besitzt. Denn Dark Souls ist eine Herausforderung, aber eine, die man sich insgeheim in den letzten Jahren immer wieder gewünscht hat. Da kann man angesichts fantastischer Atmosphäre, tollem Kampfsystem und Design auch über technische Schwächen hinwegsehen!

 


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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