Die Rollenspiel-MOGELpackung

Blizzard's neuster DIABLO wurde von der Fachpresse vollkommen zu unrecht als neue Referenz im Action-RPG-Bereich gefeiert. Angesichts der hochkarätigen...

von - Gast - am: 09.02.2018

Blizzard's neuster DIABLO wurde von der Fachpresse vollkommen zu unrecht als neue Referenz im Action-RPG-Bereich gefeiert. Angesichts der hochkarätigen Konkurrenz wie GRIM DAWN oder PATH OF EXIL müsste jede DIABLO 3 Packung vor Scham erröten wie Ober-Bösewicht Diablo persönlich. Der "Rollenspiel" Aspekt entpuppt sich schnell als reinste Mogelpackung.

Wahrscheinlich hagelt es gleich negative und hasserfüllte Kritiken, wie ich es wagen kann die heilige Kuh als "Mogelpackung" zu betiteln und mit einer Wertung von 54 abzuspeisen.
Ein vorneweg: ich liebe den Ur-DIABLO von 1997, diesen Kult-Dungeon Crawler spiele ich heute noch sehr gerne. DIABLO II hingegen habe ich während des öden und langweiligen Wüstenaktes (Akt II) abgebrochen und von der Festplatte verbannt, da hier wirklich alles fehlte was ich an DIABLO 1 so geliebt habe: Dungeon Crawling und die düstere Dark Fantasy Atmosphäre.

Die Rollenspiel-Lüge

1997 sorgte DIABLO I für Furore. Blizzard Entertainment hauchte dem Klassiker HACK mit zeitgemässer Optik, wunderbarer Atmosphäre und einem hohen Suchtfaktor neues Leben ein. Zugegeben: die Rollenspielelemente waren auch hier arg dünn: 3 Klassen (Krieger, Diebin und Magier) sowie 4 Attribute, die wir jedoch frei steigern konnten. Dem Krieger Pfeil und Bogen in die Hand drücken und drauflos schiessen? Warum nicht? Mit der Diebin einem Zombie per Axt den Kopf zertrümmern? Ein paar Punkte in "Kraft" investiert und die einzigen die sich drüber beschweren würden sind die deutschen Jugenschützer...

DIABLO II erhöhte dann die Zahl der Klassen auf 5 (7 per DLC) und führte ein Skill-System ein.

2012 kam DIABLO III, hier gab es standardmässig 5 Klassen (1 weitere wer das Add-on "Reaper of Souls" dazukauft und für den beliebten Nekromanten darf man nochmal unverschämte 15 Euro investieren. Zumindest darf man bei jeder Klasse das Geschlecht wählen - bei den Vorgängern war das Geschlecht noch von der gewählten Klasse abhängig.

Ebenso ärgerlich: drücke ich meinem Hexendoktor ein Schwert in die Hand bekomme ich beim Angriff nachwievor die Animation des Blasrohres (Standardwaffe des Hexendoktors) zu sehen.

Vollkommen über Bord geworfen hat man die Attribute - diese werden jetzt automatisch ohne die Möglichkeit unserer Einflussnahme erhöht. Das Skill/Perksystem wurde derart "verdummt" dass keinerlei verskillen mehr möglich ist, somit folgt DIABLO 3 leider einen Trend, der seit SKYRIM das Rollenspiel Genre zunichte macht, das "Herunterdummen". Bei DIABLO III konkret bedeutet das, wir unlocken beim Erreichen bestimmter Levels nach und nach ALLE Skills. Ausserhalb des Kampfes können wir die Skills jederzeit austauschen. Nach und nach schalten wir noch für jeden Skill Runen frei die den jeweiligen Skill leicht variieren, hier gilt dasselbe Prinzip, alle werden freigeschaltet und sind jederzeit austauschbar.

DIABLO 3 spezialisiert sich vor allem auf grossflächige AoE (Area of Effect) Angriffe, so richtiges Hack and Slay (also mit dem Schwert Gegner plätten) kommt eigentlich nur bei der Barbarenklasse auf.

Somit fällt DIABLO III für mich weniger in die Kategorie Action-RPG und eher in die Kategorie der Twin-Stick-Shooter wie HATRED und BOMBSHELL (wobei der spielgeowordene Amoklauf HATRED mir deutlich mehr Spass gemacht hat als DIABLO III). Builds und Individualisierungen sind nicht möglich. Daher ist der Rollenspielaspekt im ARPG hier meiner Meinung nach eine Mogelpackung.

Ein teurer "Spass"...

DIABLO III alleine macht ausserdem einen eher unfertigen Eindruck. Von den Vier Akten ist lediglich AKT I mässig atmosphärisch, AKT II wirkt wie ein 1:1 Recycling des 2. Aktes aus DIABLO II: wieder ab in die Wüste auch bei der Storyline hatte ich das ein oder andere Deja Vu, Akte III & IV laden nurnoch zum gähnen ein.

Abhilfe schafft das DLC "REAPER OF SOULS", das teurer ist als das Hauptspiel, lediglich einen 5. Akt (nach Akt I wieder besser) spendiert, sowie eine neue Charakterklasse (den Kreuzritter).  Ein verbessertes Loot System und "Adventure Mode" der nach dem durchspielen freigeschaltet wird werfen die Frage auf, warum nicht schon im Hauptspiel?

Wer die - meiner Meinung nach - einzig wirklich gute Klasse spielen möchte, den Nekromanten, darf nochmal in die Tasche greifen, für sage und schreibe 15 Euro gibt es... tamm tamm tamm tamm... den Nekromanten... und sonst nichts!

(Zum Vergleich für gerade mal 3 Euro mehr gab's beim GRIM DAWN DLC "THE ASHES OF MELMOUTH" 2 neue Klassen UND ein neues Areal das die Spielwelt nochmals um gute 75% erweiterte. PATH OF EXILE ist vollkommen kostenlos).

Grafisch aufgebohrt - atmosphärisch ein Rückschritt!

Die ersten Previews von DIABLO III haben mich durchaus begeistert. Die Düstergrafik auf den Screenshots hat mir ganz gut gefallen, so auch der erste (optische) Eindruck im Spiel, technisch gesehen macht DIABLO III einen durchaus kompetenten Eindruck. Als Blender, denn schaut man genauer hin, dann fällt einem schnell etwas auf: dem Spiel fehlt es an Atmosphäre!

Vergleicht man DIABLO III mit DIABLO I oder GRIM DAWN dann wirkt D3's Versuch einer apokalyptischen Endzeitwelt, dessen Figuren auf WORLD OF WARCRAFT Knuddel-Optik getrimmt sind eher peinlich. Die morbiden Dekoleichen wie in GRIM DAWN sind nicht vorhanden, das Widersehen mit dem "Butcher", dessen erster Auftritt in DIABLO I unvergesslich war (FRESH MEAT) mit seiner kleinen Folterkammer voller Leichenteile entpuppt sich hier als sterile Feuerarena der untersten Schublade. Der DIABLO I Butcher sieht trotz Pixelgrafik weitaus böser und furchteinflösender aus als sein DIABLO III Pokemon-Pendant.

Vielerorts ist die Grafik viel zu bunt, dadurch verliert DIABLO III das Grimdark Setting das ich beim Erstling so ins Herz geschlossen hatte.

Schlauchlevels und die grosse Langeweile

DIABLO I war seinerzeit so konzipiert, das man es x-mal durchspielen konnte mit zufallsgenerierten Dungeons und optionalen Subplots, die nicht alle bei jedem Durchlauf aktiv waren, sondern immer nur einige aus dem Pool. Das funktionierte wunderbar, da DIABLO I ein Dungeon Crawler war und daher Schlauchlevels durchaus passend sind, DIABLO I einfach noch unverbraucht war und die randomisierten Subquests zusätzliche Variationen einbrachten.

In DIABLO III funktioniert das leider nicht mehr. Zum einen ist es etwas vollkommen anderes, eine Aussenwelt als Schlauchlevel darzustellen, was eine absolute Fehlkonstruktion darstellt, zum anderen sind wir beim 100sten DIABLO I Klon angelangt, da reisst einem diese Art des Leveldesigns auch nicht mehr vom Hocker.

Zudem verzichtet DIABLO III wie schon Teil II komplett auf die randomisierten Subplots: jeder Durchlauf ist identisch von den Plots her.

Ich für meinen Teil war schon beim einmaligen Durchspielen gelangweilt - ein zweites Mal werde ich mir DIABLO III nicht geben. Warum einige derart von D3 begeistert sind kann ich nicht mal ansatzweise nachvollziehen. Bisher war sogar jeder Durchschnitts-DIABLO-Klon um Klassen besser als D3. Suchtfaktor? Fehlanzeige! Gegen die hochkarätige Konkurrenz wie PATH OF EXILE und GRIM DAWN hat DIABLO III nicht den Hauch einer Chance einen Stich zu landen. Da nützt auch die aufwendige Präsentation nichts - Gameplaymässig bietet D3 nichts, was nicht alle anderen Konkurrenten ebenfalls zu bieten haben, eher deutlich weniger!

Onlinezwang - warum?

Ich spiele D3 im Singleplayer-Modus ohne Gesellschaft. Warum brauche ich dann die Onlineverbindung? Nichts ist ärgerlicher als mitten im Spiel während eines Bosskampfes aus dem Spiel geworfen zu werden weil die Internetverbindung kurz unterbrochen wurde. Noch ein unnötiger Frustfaktor, der anfänglich regelmässiger vorkam als in letzter Zeit, scheinbar hat man bei Blizzard an der Server-Stabilität gebastelt.

Fazit

Mehr Schein als Sein. DIABLO III ist spielerisch bestenfalls unterer Durchschnitt. Wer nicht in REAPER OF SOULS investiert hat darf getrost nochmal 10 Punkte von meiner Wertung abziehen, da lediglich Akt I und V einigermassen geniessbar sind. Gegen die übermächtige Konkurrenz GRIM DAWN und dem Free2Play Hit PATH OF EXILE hat DIABLO III einfach nicht den Hauch einer Chance!


Wertung
Pro und Kontra
  • jährliches Event "Darkening of Tristram"
  • aufwendige Filmsequenzen
  • nette aber nicht prickelnde Story
  • gute, altbekannte Charaktere und Sprecher (englisch)
  • gutes Loot System
  • Aktionshaus wurde gestrichen
  • Rollenspielelemente. Welche Rollenspielelemente?
  • masslos überteuert
  • zu sehr vereinfachtes Gameplay
  • lediglich ein "Grafik-Blender"
  • keine Düsteratmosphäre, sondern "Knuddeloptik" und quietschbunt
  • Online-Zwang

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(1)
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