Die guten und vor allem ganz alten Zeiten

Sollte jemand meine vorherigen Rezensionen gelesen haben (Nein, das ist jetzt keine Werbung), sollte er gemerkt haben, dass ich vor allem an den richtig alten...

von Bakefish am: 23.10.2013

Sollte jemand meine vorherigen Rezensionen gelesen haben (Nein, das ist jetzt keine Werbung), sollte er gemerkt haben, dass ich vor allem an den richtig alten Shootern einen Narren gefressen habe. Warum? Weil es damals einfach noch nicht so viel falsch zu machen gab und die Anforderungen an ein gutes Spiel trotzdem höher waren als heute. Schnell Doom 3 plus die Erweiterung geschnappt und rein in die Hölle gestürzt. Und das hat tierischen Spaß gemacht.

Hell yeah!

Wir schreiben das Jahr 2154. Auf dem Mars hat eine Gruppe an Forschern neben anderen revolutionären Techniken auch die des Teleporters für sich entdeckt. Doch just, als wir (ein namenloser Marine) auf der Basis landen, geht alles den Bach runter: Aus einem der Teleporter dringen haufenweise Dämonen heraus (denn dummerweise hat man gerade ein Portal zur Hölle eröffnet) und töten in kurzer Zeit so gut wie jeden, der sich auf der Basis befindet- oder verwandelt sie ebenfalls in Monster. Warum es gerade uns nicht erwischt, bleibt fraglich.

An sich bleibt der ganze Rest der Geschichte auch fraglich. Nun stürmen wir durch so gut wie sämtliche Teile der Basis und schnetzeln einen Haufen an fiesen Monstern mit futuristischen Knarren nieder. Und die Story? Nun ja… unser Hauptleiter sagt uns, was wir dann zu tun haben- anfangs sollen wir noch irgendeiner Elitetruppe beitreten, dann sollen wir einen Notruf zur Erde abschicken, dann den Hauptteleporter kaputtmachen. Klingt sehr simpel, ist sogar noch simpler- denn eigentlich ballern wir uns die ganze Zeit nur durch und erledigen dazwischen mal kleinere Rätsel oder bedienen irgendwelche Bildschirme. ID war halt noch nie so wirklich für gute Geschichten bekannt.

Kabumm vs. GROAAAH!

ID ist der Gründer des Egoshooters- und zeigt dies im ganzen Spiel. Die Schießereien machen einen riesigen Spaß. Angefangen mit einer Pistole und einer Taschenlampe, ergattern wir uns recht schnell immer bessere Waffen. Zu unserem Equipment erhalten wir bald noch eine Schrotflinte, ein Sturmgewehr, Granaten, ein Plasmagewehr und noch weitere, darunter sogar wieder die allseits beliebte Kettensäge. In diesem Spiel auf Nahkampf zu gehen, ist allerdings keine besonders gute Idee- die Monster, welche im Verlauf des Spiels zum einen immer zahlreicher und zum anderen immer vielfältiger werden, attackieren uns meistens in blitzschnellen Angriffen aus der Nähe. Haben wir es anfangs noch mit lahmen Zombies zu tun, gesellen sich schon bald Monster dazu, welche uns entweder mit Plasmabällen, fiesen Beißattacken oder Raketenwerfern ans Fleisch wollen. In Deckung zu gehen ist jedoch nicht in allen Fällen erforderlich, da ein schneller Finger am Abzug meistens effektiver wirkt.

Auch menschliche Gegner (allerdings von der Hölle „umprogrammiert“) rücken uns an den Leib, doch stellen sie sich nicht besonders klug an. Zwar suchen die Einheiten Deckung, doch sie arbeiten nicht im Team und stürmen dann meistens blöde voran.

Immer wieder finden wir im Laufe des Spiels verschlossene Schränke, die wir nur mit einem Code öffnen können. Diesen entnehmen wir meistens den PDAs der Leichen- diese PDAs laden wir dann auf unser eigenes hoch und können uns dann vielerlei Nachrichten durchlesen oder anhören. Nett gemacht, so erfährt man einige Informationen über die Basis und dass es auch anscheinend schon vor unserer Ankunft nicht besonders rund lief, doch wenn man nur den Code erfahren will, nervt es meistens, dass dieser erst zum Ende der Nachrichten angesagt wird.

Einige Spieler haben sich über die berühmt-berüchtigte Taschenlampen-Knarren-Kombination aufgeregt. Diese sagt aus, dass wir entweder nur die Waffe oder nur die Taschenlampe tragen können. Doch da die Basis an sehr vielen Stellen ziemlich abgedunkelt ist, brauchen wir meistens die Taschenlampe. Meiner Meinung nach ist das eine sehr coole Idee, die Spannung oben zu halten, denn wenn es dazu kommen sollte, dass uns ein Monster direkt anspringt, dauert es immer noch eine kurze Zeit, noch fix zur Waffe zu wechseln.

Auch gibt es in Doom 3 keine Gesundheitsregeneration, nur Medipacks bzw. Gesundheitsautomaten und Panzerung, welche uns eine gewisse Schadensresistenz gibt. Dieses System klappt immer noch wunderbar und ist im Vergleich zur heutigen Shootermasse eine angenehme Abwechslung.

Eine besondere Eigenschaft in Doom 3 ist auch, dass wir verschiedene Bildschirmmenüs mit unserem Blich steuern- auf den Bildschirmen erscheint dann ein Mauszeiger, den wir hin und her bewegen können. Das sieht lustig aus und steuert sich auch sehr flüssig. Mithilfe dieser Bildschirme dürfen wir im Spiel beispielsweise auch mal einen Kran steuern oder einen Greifarm. Mögen diese Stellen auch sehr knapp bemessen sein, sind sie trotz einiger Fummeleien recht spaßig.

Grau in Grau vor Angst

Doch Doom 3 ist kein Egoshooter, sondern ein Horroshooter. Die Geräusch- und Grafikkulisse tut ihren wesentlichen Anteil dazu bei. Ständig hören wir es aus den Lüftungsschächten rumpeln, Stimmen flüstern in den Gängen, Computer piepsen und wir sind mittendrin, komplett alleine. Dieser wuchtige Sound sorgt dafür, dass wir uns schon mal gerne in Abwehrhaltung vor den Computer setzen und die Zähne fest zusammenbeißen. Springt uns dann noch plötzlich aus der Dunkelheit ein Monster an oder fliegen plötzlich Gegenstände durch die Luft (nein, die Explosionen, die wir verursachen, zählen nicht dazu), erschreckt man sich schon gerne mal.

Die id-Tech-4-Engine war die allererste Engine, welche komplett dynamische Schatten zuließ. Ganz Doom 3 ist eine einzige Licht- und Schattenorgie. Flackernde Lampen, Schatten, die plötzlich irgendwo langhuschen, all das sorgt für eine wunderschön inszenierte Horroratmosphäre.

Mag die Grafik verstaubt sein, für damals ist sie immer noch in Ordnung. Dummerweise wiederholen sich die (sehr engen und linearen) Levelabschnitte mit der Zeit immer und immer wieder, sodass das Ganze mit der Zeit recht eintönig wirkt. Kein Wunder, dass die Wissenschaftler da irgendwann durchgedreht sind. Zwar betreten wir im Laufe des Spiels öfters mal Außenareale des Mars, doch die Luft wird uns sehr schnell knapp und diese Stellen kann man auch (fast) an einer Hand abzählen. Das Grau der Wände ändert sich nur an wenigen Stellen. Glücklicherweise betreten wir immer mal wieder Abschnitte, welche vom Grund her etwas anders aufgebaut sind.

Fazit

Doom 3 ist noch ein Shooter des ganz alten Hauses. Das wenige Geld dürfte die lange Spielzeit, sehr schön-schaurige Atmosphäre, selbst für heute immer noch schicken Lichteffekte und vor allem satte Action allemal rechtfertigen. Das Spiel macht trotz einiger Mängel einige Dinge besser als so mancher 08/15-Shooter von heute. Daher empfehle ich das Spiel vor allem den Egoshooterfans, welche mal wieder „back to the roots“ gehen wollen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Lange Spielzeit
  • satte Action
  • viele Monster
  • voneinander ganz unterschiedliche Waffen
  • sehr gruselig inszenierte Atmosphäre
  • satte Soundkulisse
  • dünne Story
  • Levelabschitte wiederholen sich
  • KI stellenweise doof

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.