Die Moral: Ist Mord zu rechtfertigen?
In Baldur’s Gate 2, vor allem aber in Knights of the Old Republic (K.o.t.O.R.) ging es um moralische Fragen und die eigene Freiheit, zwischen Gut und Böse zu wählen. In K.o.t.O.R. waren Sie am Ende, je nach Spielweise, der strahlende Retter der Galaxis oder standen auf der Brücke eines Sternenkreuzers und hatten gerade den finalen Angriff auf die zivilisierten Welten befohlen. Vor ähnlichen Entscheidungen werden Sie in Dragon Age auch stehen, aber Bioware denkt nicht mehr in den starren Kategorien Gut und Böse. Ein Beispiel: Wenn man, sagen wir, einen General der Gegenseite tötet, um eine Schlacht mit Tausenden Toten zu vermeiden – spielt es dann eine Rolle, dass dieser General kein übler Bursche ist und eine Familie hat, die ihn liebt? Oder ist das egal? Ist man ein Mörder oder ein Wohltäter? Alles dreht sich um Verantwortung für die eigenen Taten und die Konsequenzen des eigenen Handelns für die Welt. Überhaupt geht es in dem großen, übergeordneten Konflikt von Dragon Age nicht um das ewige Duell der Netten gegen die Fiesen, sondern um den tödlichen Kampf zwischen zwei Rassen – welche am Ende des Spiels die Welt beherrscht, entscheiden Sie als Spieler. Und wer König ist. Und welche Nationen überleben und welche untergehen müssen.
Dementsprechend wird es auch keine Anzeige für »Gute Seite-Punkte« wie zuletzt in K.o.t.O.R. geben. Und keine einfachen Entscheidungen.
Der Charakter: Bettler oder Edelmann?
»Leute wollen Archetypen spielen. Wenn jemand auf Elfen-Bogenschützen steht, wird er in allen Spielen immer wieder Charaktere wählen, die so sind wie Elfen-Bogenschützen« schickt Scott voraus, als wir zum Thema »Charaktererschaffung« kommen. Aber erstmal zur Pflicht: Es gibt Klassen, wie in jedem Rollenspiel. Zunächst derer drei, die wiederum die Grundlage für Unterklassen bilden: Kämpfer, Magier, Dieb. Das ist die erste Wahl, später können Sie sich spezialisieren. Ein Beispiel: Ein Magier kann sich nach einer bestimmten Anzahl Levels zum Nekromanten fortbilden lassen und fortan Tote auferstehen lassen. Ganz hilfreich, aber nicht legal. Durch diese Spezialisierung verändert sich das Spielerlebnis grundlegend, weil es auch Charaktere gibt, deren Beruf die Jagd auf Nekromanten ist. Übrigens soll es, Veteranen von Baldur’s Gate 2 wird es freuen, spezielle Aufträge oder Questreihen für die einzelnen Klassen geben. Wer erinnert sich nicht mit Freuden daran, damals als Kämpfer ein Schloss verwaltet oder als Barde ein Theater aufgebaut zu haben?
Aber wir schweifen ab. Zurück zu Dragon Age: Eine der großen Besonderheiten ist die »Geschichte von der Herkunft«, die jeder Charakter hat, hier kommen wir nämlich zu den oben erwähnten Archetypen. Sie sind also beispielsweise Kämpfer und Zwerg und nehmen den Archtyp »Edelmann« dazu. Dann erleben Sie in den Spiel »richtig« losgeht, eine Geschichte, die sich um Sie dreht, eben in Ihrer Rolle als zwergischer Adliger. Sie beginnen das Spiel als Sohn eines Zwergenkönigs in dessen Burg. Als Erstes steht Ihre feierliche Einführung in die Erwachsenenwelt auf dem Programm, denn Sie haben Geburtstag. Dann gehen, wie soll es anders sein, ein paar Dinge schief, und Sie treffen Ihren persönlichen Erzfeind, der Sie
fortan das ganze Spiel lang piesacken wird. Der hat es nur auf Sie abgesehen – vielleicht eine alte Liebhaberin, vielleicht der um die Thronfolge betrogene Bruder, je nach gewählter Rasse und Archetyp kann das jemand anderes sein. Nehmen Sie übrigens für Ihren Krieger-Zwerg eine gewöhnlichere Herkunft, geht die Geschichte ganz anders los – in einer Hütte der zwergischen Unterklasse mit anderen Freunden und anderen Feinden. Und auch im ganzen Spielverlauf reagieren die Bewohner der Welt unterschiedlich auf Sie, je nachdem, wie Ihre Vergangenheit ist. Und auch Ihre letzten Taten sollen sich, wie zuletzt bei Fable, auf die Reaktionen der NPCs auswirken.
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