Der Beginn der Drachen-Saga

„Wieso eigentlich Dragon Age? Da gibt’s doch nur ´nen Erzdämonen!“, das mag manch ein ungeduldiger Spieler von Dragon Age: Origins...

von Giebel am: 05.04.2015

„Wieso eigentlich Dragon Age? Da gibt’s doch nur ´nen Erzdämonen!“, das mag manch ein ungeduldiger Spieler von Dragon Age: Origins sagen. Aber dazu später mehr. Das Spiel hinter diesem vermeintlich irreführenden Titel ist toll. Dragon Age Origins besticht durch seine Charaktere, die atmosphärische Spielwelt und durch viele abwechslungsreiche Quests. Wie sich das Ganze dann spielt und ob es empfehlenswert ist einige Stunden in Ferelden umherzubummeln, erfahrt ihr im nachfolgenden Test.

 

Ein Held aus dem Baukasten

Doch bevor wir uns in die dichte Welt von Ferelden stürzen, wählen wir zuerst einmal aus den drei altbekannten Fraktionen Menschen, Zwerge, Elfen. So unspektakulär die Auswahl klingt, durch die anschließende Wahl einer Klasse und einer Herkunft erschaffen wir den Helden, den wir gerne spielen möchten. Die Wahl der Klasse wird jedoch ein kleinwenig eingeschränkt. Im Gegensatz zu den Elfen und Menschen dürfen die Ahnen des Steins (gemeint sind die kleinwüchsigen Zwerge) keine Geister beschwören oder Zauber sprechen. Zwerge weisen herkunftsbedingt eine hohe Resistenz gegenüber Zaubern auf, was sie selbst magieunfähig macht. Dem Zwergenvolk bleiben also noch Schurken und Krieger. Bevor wir uns aber, genretypisch umfangreich, dem Aussehen unseres Helden widmen, müssen wir uns im Klaren darüber sein, wie unsere Vorgeschichte aussehen soll. Abhängig von unserer Wahl starten wir an einem anderen Ort, bekommen andere Startboni und verändern somit auch einige Gespräche im Spiel. Als adeliger Zwerg beispielsweise finden wir uns in einem politisch aufgewühlten Orzammar wieder. Entscheiden wir uns hingegen für einen Dalish-Elf, so verbringen wir die ersten Spielstunden im Wald. Und natürlich reagiert ein Elf anders auf einen Vertreter des Zwergenvolks, als auf einen Artgenossen. Man sieht also, dass man in Dragon Age: Origins einige Faktoren beeinflussen kann.

 

Ein guter Zuhörer

Nicht ohne Grund machen die Gespräche deswegen auch ca. 30% des Spiels aus. Ob wir uns von einem Händler bequatschen lassen, mit einem Elfen-Jüngling über die unerreichbare Liebe reden (natürlich bekommen wir anschließend die Möglichkeit ihm zu helfen) oder ob wir unsere Begleiter über ihr Leben ausfragen, immer haben alle viel zu erzählen. Schade nur, dass es unserem Helden dabei anscheinend die Sprache verschlagen hat, denn abgesehen von gelegentlichen Kampf- oder Freudenschreien, hat er zur Soundkulisse nur wenig beizutragen. Was beim Haupthelden an Synchronisationsarbeit eingespart wurde, wurde umgekehrt in den Soundtrack und die Begleiter gesteckt. Gerade Alistair und Morrigan (beide schließen sich unserer Gruppe sehr früh an und spielen in der Geschichte keine unbedeutende Rolle) sind bestens besetzt, was angesichts der häufigen Wortmeldungen aber auch zu hoffen war. Doch leider kommt es auch vor, dass NPCs eine eher schräge Stimme abbekommen haben oder Emotionen nicht so rüberkommen, wie sie es eigentlich sollten.

 

Finsternis in Ferelden


Das ist nicht das, wonach es aussieht. Hier sitzen wir storybedingt im Kerker fest.Aber Worum geht es denn nun eigentlich in diesem Dragon Age: Origins? Man braucht von der Story keine Revolution zu erwarten. Stattdessen wird eine typische „Fantasy-Geschichte“ erzählt. Denn eine dunkle Macht, die nur „Verderbnis“ genannt wird, breitet sich über Ferelden aus. Überall zieht die „Dunkle Brut“ durch die Lande, um Menschen, Zwerge und Elfen gleichermaßen zu unterwerfen. Angeführt werden sie vom Erzdämon, einer alten Gottheit, die in der Gestalt eines Drachen in Ferelden wütet. Der Begriff „Drache“ fällt jedoch erst im Finale des Spiels, weshalb wir eine Traumsequenz benötigen, um feststellen, was der Erzdämon tatsächlich ist. Nun wird uns die Aufgabe zuteil, als „Grauer Wächter“ die „Verderbnis“ zu bekämpfen. Diesem Orden von unerbittlichen Kämpfern treten wir schon früh in der Geschichte bei (hier lernen wir auch Alistair kennen). Lügen und Intrigen kennzeichnen die ganze Story und so bleibt schließlich nur unser vierköpfiger Trupp zur Rettung des gesamten Reichs übrig. Story und zugehörige Aufträge sind dabei stets geschickt und logisch miteinander verknüpft. Und auch das bombastische Finale (wenn auch vorauszusehen) trübt diesen Eindruck nicht im Geringsten.

 

Quests über Quests

Diese Eiche schickt uns auf die Suche nach der Eichel, die ihr gestohlen wurde.Neben der Hauptstory warten noch viele Nebenaufträge auf uns. Diese erstrecken sich von Standardkost à la „Sammle X und bringe es zu Y!“ bis hin zum Kampf gegen einen Drachen (ha, also doch). Mal müssen wir auf der Weltkarte nach Banditen Lagern Ausschau halten, die es zu räumen gilt, ein anderes Mal erzählen wir einem Schmied, dass sich seine Tochter zu der Akademie der Magier aufgemacht hat. Was die Nebenaufträge aber beinahe immer gemeinsam haben: sie passen einfach großartig in die Spielwelt hinein. Wenn wir uns in neu erkundeten Gebieten ein wenig umschauen (und das sollten wir so oder so tun) finden wir genau die Abwechslung, die ein Weltretter manchmal einfach benötigt. Und glücklicherweise erfordern die Aufträge dabei nicht einmal viel Gegrinde. Denn meist finden wir unsere Ziele auf dem Weg oder zumindest in dem Bereich, in dem wir uns gerade befinden. So ersparen uns die Entwickler nerv tötendes hin und her Gelaufe. Wenn wir uns dafür entscheiden sollten jeden Stein am Wegesrand umzudrehen und jeden einzelnen NPC anzusprechen, müssen wir bis zu 60 Stunden Spielzeit einplanen (Es ist übrigens zu empfehlen, dass man alle Nebenaufgaben abschließt, bevor man sich dem Finale widmet. Nach dem Abspann dürfen wir Ferelden nämlich nicht mehr frei durchstreifen). Damit reicht Origins zwar nicht an die Fülle eines Skyrims heran, durch die Wahl zwischen den unterschiedlichen Fraktionen erhöht sich der Wiederspielwert aber immens. Erfreulich übrigens: Auch die Entscheidungen in den Nebenquests haben hin und wieder Auswirkungen auf die Haupthandlung und geben uns so das Gefühl etwas verändern zu können.

 

Vier Freunde müsst ihr sein!

Der ewig witzelnde Alistair ist unser Gefährte bei den Morrigan wurde von einer Waldhexe aufgezogen und soll uns im Kampf gegen die

 

 

 

 

 

 

Doch das gesamte Spiel wäre nichts ohne unsere Begleiter. Neben Alistair und Morrigan lernen wir noch einige weitere Kumpane auf unserem Weg kennen. Ob wir sie in unsere Reihen aufnehmen, liegt bei uns. Dabei können wir unser Team immer aus drei Begleitern unserer Wahl und unserem Helden zusammenstellen. Auch sonst bestimmen wir maßgeblich, wie das Verhältnis zwischen uns und unseren Begleitern aussehen soll. Beschenken wir sie und handeln wir in ihrem Sinne, so steigt die „Vertrauen“-Anzeige, was zum einen ihre Rassenfähigkeit verbessert (dazu zählt auch die Magieresistenz der Zwerge) und uns zum anderen die Aussicht auf eine Romanze eröffnet. Wählen wir hingegen beleidigende Worte, so sind unsere Begleiter schneller wieder weg, als wir „Sorry!“ sagen können.

 

Ruhe vor dem Sturm


Kämpfe gegen Bosse der Alle Freundlichkeit und Empathie helfen uns jedoch nur bedingt im Kampf gegen die „Dunkle Brut“. Was also tun? Zu den Waffen! Ein weiterer größerer Bestandteil des Spiels ist: Der Kampf. Hierbei trumpft Dragon Age: Origins mit einem bereits bekannten System auf. Schon in der Baldur’s-Gate-Reihe bestreiten wir die Schlachten in Echtzeit, können aber zusätzlich das Geschehen pausieren, um den taktischen Aspekt zu nutzen. Während das Geschehen pausiert ist, ist es an der Zeit Ziele festzulegen und Tränke einzunehmen. Und das nicht nur mit unserem Helden sondern auch mit unseren drei Begleitern. Glücklicherweise sind unsere Begleiter trotzdem nicht gänzlich von unseren Anweisungen abhängig. Taktiken sorgen für eigenständige Reaktionen auf das Spielgeschehen. Ob wir unseren vier Gefährten über die Schultern schauen oder aber die Taktikansicht aus der Vogelperspektive verwenden, immer haben wir einen ziemlich guten Überblick über das Schlachtfeld. Im Kampf spielen vor allem die Talente eine wichtige Rolle. Ob als Krieger mit Schild und Schwert oder als Heiler, immer benötigen wir den vierstufigen Talentbaum, um unseren Gefährten Aktiva und Passiva zu spendieren. Reichen uns die Talentbäume nicht aus, spezialisieren wir die Gefährten einfach. Unser Krieger wird dann beispielsweise zum Berserker und unser Magier erlernt die Fähigkeiten eines Formwandlers. Egal wie wir unser Team spezialisieren, wir tun immer gut daran sowohl Fern- als auch Nahkämpfer; Magier als auch Tanks mit in unser Team zu nehmen.

 

Looten bis wir bluten

Wie man es sich schon denken kann, laufen wir nicht von Minute eins bis zum Finale mit unserer Startausrüstung durch die Gegend. Abseits der Wege (und natürlich bei besiegten Gegnern) finden wir häufig genug Sachen, um uns neu einzukleiden. Dabei umfasst die Ausrüstung der Charaktere Helm, Handschuhe, Rüstung, Schuhe, Haupt- und Nebenhand, Gürtel, Amulett und zwei Ringe. Für Bogenschützen gibt es optional noch verstärkende Pfeile, die aber verbraucht werden. Am meisten freuen wir uns aber beinahe über Heil- und Manatränke, denn außergewöhnliche Ausrüstung gibt es nur selten zu finden. Ähnlich sieht es auch bei den Händlern aus. Die wirklich interessanten Sachen geben sie nur zu Wucherpreisen von über 100 Goldmünzen her. Doch es besteht auch die Möglichkeit, dass wir uns im fortgeschrittenen Spiel eine Rüstung basteln lassen und das für lau.

 

Altersschwäche, die nicht stört

Schön geht nun wirklich anders. Nicht nur die Fratze, sondern auch die Texturen sind ein Graus.Ein Wermutstropfen bleibt dann aber leider doch noch: Die Optik. Wo sich im aktuellen Dragon Age: Inquisition wunderschöne Panoramen vor uns eröffnen, sorgen unscharfe Texturen Tapeten und altbackene Flimmerkanten für hängende Köpfe in Origins. Doch wenn man überlegt, dass das Spiel bereits sechs Jahre auf dem Buckel hat, kann man diesen Vorwurf getrost unter den Tisch fallen lassen. Außerdem trübt die Grafik die Atmosphäre und den Spielspaß kaum. Und notfalls behilft man sich einfach mit einer der etlichen Mods.

 

Fazit:

Ja, Dragon Age: Origins sieht nicht mehr zeitgemäß aus und ja, man vermisst ab und zu die namens gebenden Kreaturen. Wenn es dann aber mal einen der Flattermänner zu bezwingen gilt, zeigt das Spiel, was es auf dem Kasten hat. Es ist einfach großartig nach gefühlten 20 Minuten den entscheidenden Streich zu setzen und den Koloss in die Knie zu zwingen. Dabei von drei lieb gewonnenen Begleitern unterstützt zu werden, und vor allem die Atmosphäre des Moments genießen zu können, ist einfach großartig. Und als wäre das nicht genug, fällt die Spannungskurve nach solch einem Kampf nicht etwa wieder ab. Stattdessen hat man sofort wieder den Ansporn sich in Arbeit zu stürzen, um die Welt zu retten.

 

 

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Tolle Atmosphäre
  • Spannende Geschichte
  • Angenehmer Schwierigkeitsgrad
  • Gute Soundkulisse
  • Viel zu entdecken und finden
  • Taktische Kämpfe
  • Etwas altbacken
  • Die Drachen rücken etwas in den Hintergrund
  • Nicht sehr viele unterschiedliche Gegnermodelle
  • Speicherbug, der ganze Spielstände ausradiert

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(1)
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