Extrem packendes, auf Wunsch auch extrem forderndes Rollenspiel

Dragon Age: Origins habe ich nach dem mutmachenden Test in der Gamestar gekauft obwohl ich noch nie ein typisches Rollenspiel dieser Art gespielt habe. Sieht man einmal von den uralten DSA-Spielen ab (Sternenschweif und Schicksalsklinge, wenn ich mich nicht täusche).

Zuerst war ich ziemlich baff ob der harten Kämpfe aber ziemlich schnell hat mich DA:O völlig in seinen Bann gezogen. Die wirklich äußerst gelungene Atmosphäre und Story suchen derzeit ihresgleichen, die vielen perfekt gemachten Cutscenes, oft in Spielgrafik, sind packend und erwachsen.
Wer wie ich Neuling in echten Rollenspielen ist wird sich anfangs ein wenig schwer tun, 4 Helden quasi-parallel zu steuern, doch hier hilft die brillante Taktik-Funktion aus der Klemme. Nur die wichtigsten Skills sollte man tunlichst selber auslösen.

Schon der 'normale' Schwierigkeitsgrad dürfte selbst Veteranen im Genre teilweise vor eine echte Herausforderung stellen, wie sich das Ganze in 'schwer' und 'wahnsinnig' spielt weiß ich nicht... vermutlich wahnsinnig - und schwer ^^
Dabei bleibt DA:O aber stets absolut fair, mit der richtigen Taktik ist jeder Gegner packbar. Ein bisschen traurig finde ich nur, dass ein bestimmter Zauber (Kältekegel) wirklich zu stark geraten ist. Mit diesem Zauber im Gepäck oder gar mit 2 Magiern, die ihn beide beherrschen stellt selbst die härteste Gegnertruppe und die fiesesten Bosse (inklusive Endgegner) keine ernstzunehmende Gefahr mehr dar. Auf der anderen Seite kann ich mir vorstellen, dass OHNE diesen Zauber im schweren und wahnsinnigen Schwierigkeitsgrad nur noch wenig geht.

Die Charaktere sind ernste und verblüffend realistische Personen, besonders die eigenen Gefährten wachsen einem richtiggehend ans Herz. Das habe selbst ich gemerkt, und ich bin sonst nicht so der große Fan von emotionalen Spielen. Aber in DA:O wirkt alles so fließend und natürlich, dass man den Charakter-Designern nur allerhöchstes Lob aussprechen kann. Bestnote in diesem Punkt!

Überhaupt muss man immer wieder Entscheidungen treffen, die teilweise allergrößte Auswirkungen haben und über die ich sogar noch abends nachgedacht habe ... und Gewissensbisse hatte! Unglaublich, für ein Spiel. Ob man fies und egozentrisch oder heldenhaft und ehrlich ist: in Dragon Age: Origins ist (fast) alles erlaubt.

Neben den erzählerischen und atmosphärischen Volltreffern fährt DA:O aber auch exzellente Kämpfe und eine lebhafte, interessante Spielwelt auf. Zahlreiche originelle Nebenaufgaben und viele alternative Lösungswege - die wiederum manche Gefährten verärgern oder erfreuen - lassen einem häufig die Wahl zwischen einer Auseinandersetzung und anderen Wegen, ans Ziel zu gelangen. Die Gefährten des (leider stummen) Hauptcharakters vertreten oft unterschiedliche Standpunkte und reagieren empfindlich, wenn man dagegen verstößt. Geschenke richten den 'angeschlagenen' Ruf wieder her, steht man besonders gut mit einem Gefährten so öffnet dies weitere Quests und Möglichkeiten sowie Boni im Kampf.

Grafisch hat mich DA:O absolut zufrieden gestellt. Wer ein übertriebendes Effektfeuerwerk erwartet wird aber vermutlich enttäuscht. Die Zaubereffekte sind eher realistisch als fantastisch ausgelegt, die zahlreichen Ortschaften und Regionen sind sehr stimmig in Szene gesetzt aber ohne viele Glamour-Effekte wie kitschige Sonnenuntergänge oder Ähnliches.

Das Spiel motiviert auch stark zu erneutem Durchspielen, vielleicht mit einer anderen Klasse oder anderen Entscheidungen an zentralen Stellen in der Geschichte. Und wer sich eingearbeitet hat kann natürlich auch den Schwierigkeitsgrad anheben, was übrigens jederzeit geht, so dass man nie vor unlösbaren Gegnern steht.

Damit ist der einzige echte Kritikpunkt, den ich machen kann: das Spiel ist zu kurz! Aber noch nie habe ich etwa 40 Stunden so erfüllt und intensiv in einem Computerspiel genossen wie hier. In der Wirkung erinnert es mich an die Herr der Ringe Romane, beim ersten Lesen war es genauso. Atemberaubend!

Der Test-Kommentar in der GS könnte es nicht passender auf den Punkt bringen: Pflichtkauf.