Dark souls light

Vor Jahren auf der XBox360 und PS3 veröffentlicht, findet Capcom's Single-Player-Variante von Monster Hunter nun endlich seinen Weg auf den Pc. Und ja,...

von Jcfr am: 30.01.2016

Vor Jahren auf der XBox360 und PS3 veröffentlicht, findet Capcom's Single-Player-Variante von Monster Hunter nun endlich seinen Weg auf den Pc. Und ja, auch wenn dem Spiel der Staub der Vergangenheit anhaftet, so muss es sich doch nicht hinter aktuellen Genregrößen wie "The Witcher 3" verstecken.

Diebischer Drache:

Das Intro rollt an und zeigt, wie ein gewaltiger Drache aus einem Loch im Himmel stürzt. Nur wenige Sekunden später sieht man sich selbst dem Ungeheuer gegenüber und obwohl der eigene Avater munter drauf einprügelt ist alle Gegenwehr doch vergebens. Statt aber im Schlund des Drachen zu enden, rupft dieser unserem alter ego einfach das Herz aus der Brust. Nichtsdestotrotz überleben wir und schlüpfen fortan in die Rolle des "Erweckten", dazu bestimmt, den Dachen zu jagen und unser Herz zurückzufordern.

Die Story an sich ist recht dünn und wird nur durch gelegentlich eingestreute, kleine Filmsequenzen weitergeführt.  Das Setting selbst spricht dabei einen düsteren, mittelalterlichen Stil an. Wer die Manga-Serie "Berserk" kennt, dem wird dies sehr vertraut vorkommen. Generell ist Dragon's Dogma kein Spiel, dass einem durch Erzählung und tiefgründige Charaktere am Ball hält, sondern durch pures Gameplay.

Klinge, Bogen, Zauber:

Dragon's Dogma beginnt,wie typisch für so viele Rpgs, mit dem Charakter-Editor. Im Vergleich zu aktuelleren Titeln und MMOs geht der in Ordnung, ist aber alles andere als ausufernd.

Nach der anfänglichen Begegnung mit dem Drachen heißt es eine Klasse zu wählen. Interessant ist dabei, dass wir nicht dauerhaft an unsere Startklasse gebunden sind, sondern bei bestimmten Npcs diese wechseln können. Im Prinzip gibt es drei Standardklassen, drei erweiterte Standardklassen (Streicher->Waldläufer; Kämpfer->Krieger) und drei Mischklassen.

Jede dieser Klassen lässt sich meistern, wobei bis zu einem Maximum weitere aktive und passive Skills freigeschaltet werden. Von den aktiven Skills lassen sich jedoch stets nur drei primäre und drei sekundäre auswählen, was zum Experimentieren einlädt.  Von den passiven Skills (im Grunde Buffs) lassen sich bis zu acht auswählen.  Interessant: Diese Buffs unterliegen keinerlei Klassenbschränkung, so wie die aktiven Skills. Das bedeutet, auch Krieger können Buffs von Magier benutzen, falls gewünscht. 

Ein Vasall, ihn zu knechten:

Anders als bei Monster Hunter zum Biespiel ist man bie Dragon's Dogma nie allein unterwegs. Stets hat man sogenannte Pawns/Vasallen mit sich. Einer davon ist unser persönlicher Vasall, den wir auch selbst kreieren und dessen Klasse wir ebenso frei wählen dürfen, wie unsere eigene  (mit Ausnahme der Mischklassen, die für Vasallen gesperrt sind).  Die anderen Beiden entspringen einem Pfuhl aus anderen, spielergenerierten Vasallen im sogenannten Rift.  Man teilt also seinen Vasallen quasi mit der gesamten Spielerschaft.

Welche Vorzüge hat das? Nun, neben dem Umstand, dass ein Vasall im Dienste eines anderen Spielers zusätzliches Wissen über Quests und Monster aneignen kann, verdient er sogenannte Riftpunkte, die gerade in der Erweiterung Dark Arisen zum Tragen kommen (doch dazu später mehr).

Generell sind die Vasallen recht nützlichen, kann man doch immer eine zusätzliche Klinge, Bogen oder Zaber gebrauchen... Und zudem eigenen sie sich perfekt als Packesel (aber dazu später auch mehr).  Schade ist nur, dass ihre KI einen schon beträchtlich nerven kann, halten sie doch so gut wie nie den Mund. Zu Spielbeginn können ihre Äußerungen im Kampf nützliche Tips sein, später weiß man aber in und auswendig, das z.B. Feuer gegen Goblins effektiv ist.

Davon abgesehen umfassen ihre Äußerungen gerne Aussagen wie "Seht nur, Meister, ein Baum" oder "Dieser Abgrund ist wirklich tief, davon sollten wir Abstand halten". Wahrscheinlich wollte Capcom, dass die Vasallen dadurch menschlicher wirken, aber spätestens nach dem zwölften Mal wirkt das nur noch nervig. Zumindest war man für den Pc-Port so klug und zeigt die Sätze nicht mehr im HUD an.

Free-Monser-Climbing:

Das Highlight von Dragon's Dogma sind die Kämpfe. Pures Draufhauen bringt einen oftmals nicht weit, da viele Monster Taktiken, Skills und Schwachpunkte haben, die man geschickt ausnutzen sollte. Gerade die Vasallen lernen so viel über Gegner und je häufiger man denselben Typ bekämpft, umso effektiver werden sie.  Magier  z.B. verzaubern  Waffen entsprechend elementarer Schwächen und  nutzen auch Angriffszauber,  die Gegnern am meisten schaden.

Am packendsten sind aber die Bosskämpfe - im wahrsten Sinne. Immer wieder läuft man riesigen Zyklopen und Chimären über den Weg oder Greife stürzen sich vom Himmel. Diese bezwingt man am besten, indem man sich buchstäblich an sie klammert, auf ihnen herumklettert und Schwachpunkte beharkt (ähnlich wie in Shadow of the Colossus). Mit mehreren Lebensbalken ausgestattet und besonders zäh, bieten diese gerade  am Anfang eine Herausforderung, die kein Vergleich zum Kleinvieh ist.  Stumpfes Draufkloppen bringt hier gar nichts. Man muss experimentieren und ihre Schwächen erkunden.
Und während diese Bosse am Anfang noch Herausforderungen sind, denen man mit vorsicht begegnet, ertappt man sich nach dem fünften oder zehnten Zyklopen dabei, wie man die Augen nach größeren Bedrohungen offen hält.

Es sind diese kleinen Triumphgefühle von denen Dragon's Dogma lebt.

Den einen Erzklumpen noch!

Wie in so ziemlich allen Rpgs hat man auch in Dragon's Dogma ein Inventar und Ausrüstung. Ähnlich wie in Fallout oder Elder scrolls hat hier aber alles Gewicht... Mit Auswirkungen. Je mehr man aufhebt und mit sich schleppt umso mehr belastet es einen. Mit wachsender Belastung läuft man langsamer, verbraucht mehr Ausdauer beim Rennen und Kämpfen und regeneriert diese langsamer.  Gerade im Kampf ist das ein Problem, braucht man doch sowohl für Skills, als auch fürs Klettern an Bossmonstern diese Energie dringlich. 

Und doch will man nichts liegenlassen, könnte man jenes Erz doch noch für ein Waffen-Upgrade gebrauchen... oder jene Monsterüberreste zur Erfüllung einer Quest... und vielleicht könnte man jenes Heilkraut ja noch im nächsten Kampf gebrauchen.

Gut also, dass man drei Pawns/Packesel dabei hat. Aber Achtung: Sterben die Vasallen, nehmen sie alles mit sich, was sie im Inventar hatten und man verliert den gesamten Krempel - Ausgenommen der persönliche Vasall. 
Bei der Verwaltung des inventars muss man also ständig abwägen, welchen Verlust man verschmerzen kann...und verwalten muss man das inventar, da die Pawns auch eigendständig allen möglichen Krempel aufheben. Manchmal nervig (wenn sie ohnehin schon belastet sind oder etwas nehmen, dass sie gar nicht sollen) und manchmal nützlich (wenn sie etwas wertvolles finden, was man selbst gar nicht bemerkt hat). 

Glücklicherweise gibt es in den Tavernen ein gemeinsames Lager, in dem man den nicht benötigten Krempel (wie Rohstoffe) verstauen kann.

Laufen bis die Füße bluten:

Die offene Welt von Gransys ist groß - vor allem, wenn man sie bis in den letzten Winkel erkundet. Umso schwerer mag es manch einem aufstoßen, dass es keinerlei Schnellreisefunktion gibt.

Zwar kann man sich mit sogenannten Reisesteinen zu festgelegten Punkten teleportieren, diese Steine sind aber selten und teuer.
In der Regel gibt es nur eine Transportweise: per pedes.
 Und obwohl man das als  Schwachpunkt ansehen kann, ist es zugleich auch eine Stärke von Dragon's dogma.  So zwingt einen dieses Feature, sich im Voraus die beste Route zurechtzulegen... Und mit dem Tag-Nacht wechsel (wobei man nachts eine Laterne braucht um überhaupt etwas zu sehen) und dem Detail das in der Dunkelheit andere Monster umherziehen wird jeder Botengang zum Abenteuer und mit jeder Exkursion wagtmansich ein wenig weiter.

Eskort-Missionen sind allerdings die Hölle, da die zu beschützenden Npcs im Kampf einen zu nah an der Backe kleben (und dadurch gerne von Z.B. Zyklopen umgeheauen werden) und außerhalb der Kämpfe ewig hinterherhinken. Ein einziger Fehler dabei und die Mission ist vergeigt und lässt sich nicht wiederholen. Rage pur.

Wie die Mitelalterwelt so die Grafik:

Dragon's Dogma hat einige Jährchen auf dem Puckel... und das sieht man dem Spiel leider an.  Kantige, matschige Texturen wohin man auch sieht. Am besten sind noch  Figuren und Monster, wobei Gestik und Mimik der Figuren im besten Fall als hölzern zu umschreiben wären. Zumindest lief es dadurch aber problemlos und flüssig.

Etwas ärgerlich: Nach wie vor gibt es nur einen Speicherstand und die Steuerung funktioniert am besten mit einem Xb360-Gamepad.

Dark Arisen:

Wer von Gransys genug hat und neue Herausforderungen sucht, für den behält die enthaltene Erweiterung Dark Arisen die Insel Finstergram parat.

Eins vorneweg: Das ist nur was für hochstufige Helden. Unter lvl 70 sollten nur Könner und Profis der Insel einen Besuch abstechen, denn Finstergram wartet nicht nur mit neuen Schauplätzen und einer Nebenstory um einen gefallenen Erweckten auf, sondern auch mit neuen Monstern und Monstervariationen, die man besser nicht auf die leichte Schulter nimmt.

Ein Vergleich: Standardzyklop hat drei Lebensbalken und eine geringe Chance kurzzeitig amok zu gehen. Der Blutzyklop hat zehn Lebensbalken und ist unentweg im Berserker-Modus.

Auch neu ist das Aasfresser-System. So hinterlässt jedes getötete Monster Aashaufen. Je mehr sich davon auf einer Map befinden, umso höher die Chance sogenannte Aasfresser anzulocken. Dabei handelt es sich um  sehr viel zähere Versionen bekanter Monster wie z.B. Oger.                                                            Und ebenfalls Neu: Der Tod/Sensenmann. Dieses Bossmonster kann jederzeit überall spawnen und ist kein netter Geselle.  Neben gewaltigen Widerstandswerten  benutzt der Sensenmann Schlafzauber und kann alles und jeden mit nur einem Hieb töten.

Darüber hinaus legt der Schwierigkeitsgrad von finstergram noch einen Zacken zu, nachdem man den Endboss das erste Mal besiegt hat.

Für all die Mühen wartet Finstergram mit neuer, mächtiger ausrüstung und geheimen Skills. Hier kommen nun auch die Riftpunkte ins Spiel, die man benötigt, um verfluchte Ausrüstung zu bereinigen und drachenveredelte Ausrüstung weiter zu upgraden.

Fazit:

Dragon's Dogma ist kein erzählerisches Meisterwerk mit tiefgründigen Charakteren wie  the Witcher 3 und auch kein Spielplatz für abstrusen Spaß wie MGSV. Dragon's Dogma lebt vom Vermöbeln von Bossmonstern. Es handicapt den spieler im rechten Maß, ohne gemein oder unfair zu sein und verzeiht auch mehr Fehler als andere Spiele mit ähnlichem Fokus.

Mit der Dark Souls serie bin ich nie warm geworden. Zu frustrierend, zu intolerant gegenüber Fehlern, als das ich den Drang verspürte, mich hindurchzuquälen. Insofern könnte Man Dragon's Dogma in der tat als Dark Souls light bezeichnen.    Ein Spiel, das einen zwar fordert, aber nicht quält.

 


Wertung
Pro und Kontra
  • offene Welt
  • Bosskämpfe
  • Vasallen-System
  • offenes Klassensystem
  • Fordernd aber nicht überfordernd
  • dünne Story
  • Vasallen-KI
  • lahme Quests
  • veraltete Grafik

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(1)
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