Seite 2: Dreamfall Chapters - Episode 1: Reborn im Test - Der Anfang vom Ende

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Faszinierende Welt

In Europolis blitzt dann zum ersten Mal die große Stärke von Dreamfall Chapters auf: Es erschafft wie seine Vorgänger eine absolut glaubwürdige fiktive Welt mit enormem Tiefgang. In der Verfolgerperspektive streifen wir mit Zoë durch belebte 3D-Straßen, staunen über Technikvisionen und belauschen interessante Gespräche.

Wann genau die nächste Episode von Dreamfall Chapters erscheint, ist zum Release von Reborn noch offen. Wann genau die nächste Episode von Dreamfall Chapters erscheint, ist zum Release von Reborn noch offen.

Wir sind Zeuge, wie eine Ladenbesitzerin einen Polizisten derb beschimpft, betrachten Polit-Slogans auf Wahlplakaten und hören Passanten debattieren, wen sie bei der kommenden Wahl ihre Stimme geben werden. Und schon haben wir ein Bild des restriktiven Überwachungsstaates und seiner politischen Landschaft, obwohl wir eigentlich nur ein Fresspaket zu Zoës Freund bringen wollten. Dreamfall Chapters erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern erschafft bzw. erweitert eine ganze Welt. Und obwohl einige Locations, Bars etc. verschlossen sind (und vielleicht auch bleiben?), hat Europolis genug Substanz, dass wir gerne darin eintauchen.

Eine wunderbare Ergänzung dazu sind die exzellenten Dialoge. Zwar sind die englischen Originalsprecher einen Tick besser, doch auch die deutsche Synchro liefert die vielen Textzeilen durchaus respektabel ab. Zudem verzweigen sich die Gespräche an vielen Stellen. Das Spiel pausiert und wir können anhand verschiedener Stichworte entscheiden, welchem Verlauf wir folgen wollen.

Dazu hören wir die Meinung der Protagonisten zur jeweiligen Option – zum Beispiel die witzigen Gedanken einer peinlich berührten Zoë, als wir sie mit ihrem Psychotherapeuten flirten lassen. Bei aller Ernsthaftigkeit des Plots: Dreamfall Chapters hat zum Glück auch den gewitzten Humor seiner Vorgänger geerbt und zahlreiche Gespräche (etwa mit einem desillusionierten Roboter mit dem treffenden Namen »Shitbot«) lockern den Spielfluss angenehm auf.

Dreamfall Chapters - Ingame-Trailer zum Indie-Adventure Video starten 1:59 Dreamfall Chapters - Ingame-Trailer zum Indie-Adventure

Unsere Wortwahl hat auch Einfluss auf den Spielverlauf. Immer mal wieder poppt der Infotext auf, dass sich unser Gegenüber die jeweilige Entscheidung merken wird. In besonders heiklen Situationen geht uns das gerne mal wirklich an die Nieren, etwa wenn beim Gefängnisausbruch ein tödlich verletzter Mithäftling um den Gnadenstoß bettelt und wir seinen Wunsch schweren Herzens erfüllen.

Steht eine schwerwiegende Entscheidung mit anscheinend weitreichenden Konsequenzen an, informiert uns das Spiel darüber. Auch nett: Bei wichtigen Entscheidungen können wir uns die prozentuelle Verteilung aller Spieler einblenden lassen – sofern wir Dreamfall die Verbindung mit Steam oder Facebook erlauben. Welche Auswirkungen diese dann haben werden, können wir nach der ersten »Episode« aber noch nicht abschätzen – wahrscheinlich wird das im weiteren Verlauf klarer, aber jetzt können wir die vielen Verzweigungen höchstens als Vertrauensvorschuss verbuchen.

Geht das nicht noch schwerer bitte?

Bezüglich der Rätsel und Aufgaben ist Dreamfall Chapters hingegen derzeit enttäuschend mau. Sowohl Zoës Traumkräfte als auch typische Rätsel nach dem Schema »Kombiniere X mit Y und setze es an Punkt Z ein« werden lediglich kurz angerissen. Es gibt jeweils nur eine mögliche Lösung und die haben wir schnell durchschaut. Kian braucht einen spitzen Gegenstand als Dietrich? Wir kombinieren einfach die einzigen zwei aufgesammelten Items (einen Besen und ein Kissen), halten das aus dem Gefängnisfenster, Bogenschützen feuern einen Pfeil rein und wir haben mit dessen Spitze unseren Schlossknacker.

Zoë soll aus dem Koma erwachen? Wir manipulieren ihr schlafendes Alter Ego mit Zoës Traumkräften und schon sind ihre Vitalwerte dermaßen im Keller, dass sie aus dem künstlichen Koma geholt werden muss. Klar, das ist in einem Tutorial nun mal so seicht, aber wir erwarten uns schon jetzt, dass in den nächsten Episoden diesbezüglich anspruchsvollere Kost kommt, bzw. kommen muss.

Geht das auch noch etwas stabiler?

Was sich in den nächsten Episoden ebenfalls ändern sollte, aber wahrscheinlich nicht wird, ist die Technik. Die steht der erzählerischen Qualität in einigen kleinen Aspekten etwas im Weg. Die Texturqualität schwankt, nicht alle Charaktermodelle sind wirklich detailliert und besonders die Mimik könnte einiges mehr an Emotionen vertragen. Außerdem schwankt die Framerate selbst auf guten Rechnern wie ein Boot voller betrunkener Piraten in einem Tropensturm.

Objektiv gesehen gibt’s noch ein paar Kleinigkeiten, die auf die Spielspaß-Wertung drücken. Die lesen Sie am besten im Wertungskasten nach, denn einem Longest-Journey-Fan gehen die wohl am Allerwertesten vorbei. Was zählt ist: Das erste »Buch« von Dreamfall Chapters holt gekonnt eine der besten fiktiven Welten überhaupt aus der Versenkung zurück, bringt seine starken Charaktere in Position für eine hoffentlich epische Story - liefert damit aber auch nicht mehr als einen beinahe schon zu kurzen Vorgeschmack. Das genügt uns aber fürs Erste.

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