Gelungener Mix aus Tower Defense und Action-RPG

Dungeon Defenders - hinter diesem eher unscheinbaren Namen verbirgt sich ein wunderbares Spiel, das gekonnt die Elemente herkömmlicher Tower-Defense-Spiele...

von Weltensohn am: 12.07.2014

"Dungeon Defenders" - hinter diesem eher unscheinbaren Namen verbirgt sich ein wunderbares Spiel, das gekonnt die Elemente herkömmlicher Tower-Defense-Spiele mit denen eines Action-RPGs vermischt. Außerdem dienen eine Vielzahl an zufällig generierten Items als ständige Motivationsquelle um seine Charaktere zu verbessern und durch den gelungenen Multiplayermodus, der sowohl das Zusammenspiel mit Freunden als auch mit Fremden belohnt, dazu, das Spiel zu einem echten Dauerbrenner werden zu lassen.

 

 

Viele DLCs lassen den Preis in die Höhe schnellen

Dungeon Defenders ist im Jahr 2011 erschienen, danach erschienen bis Ende 2012 eine Welle an DLCs, gesamt gibt es etwa 25, wobei hier einige lediglich kosmetische Upgrades für die bereits existierenden Charaktere sind, die spielerisch keine Auswirkungen haben. Zum Einzelpreis des Spieles von momentan etwa 13€ gesellen sich somit noch etwa 50€ an zusätzlichem Content hinzu, der allerdings das Spiel sinnvoll erweitert, wie ich noch später erklären werde.

 

Die Verteidigung und Item-Hatz kann beginnen!

Wie bereits eingangs erwähnt ist das Spiel eine Mischung aus Strategie und Action-RPG. Zu Beginn steht die Charaktererstellung. Hier kann man zwischen den Klassen Ritter, Jäger, Magier und Mönch wählen. Diese Klassen spielen sich von Grund auf verschieden, gleich ist allen nur, das sie entweder aus Schulterperspektive oder aus Ego-Perspektive gesteuert werden können.

Sie unterscheiden sich in ihrer Spielweise insofern, da jede Klasse unterschiedliche Verteidigungsanlagen bauen kann. So ist der Ritter etwa auf feste Barrikaden, Türme die Bowlingkugelbälle werfen, oder sich drehende Gebilde aus Messern spezialisiert, während die Jägerin unterschiedliche Fallen legen kann, die den Gegnern etwa Schaden über Zeit hinzufügen oder sie für kurze Zeit bewegungsunfähig machen können. Der Magier setzt - wie der Name bereits verrät - auf magische Türme, so hat er etwa einen Feuerbälle spuckenden Turm oder einen Blitzturm. Der Mönch platziert Auren, die grundsätzlich Effekte über Zeit haben. So nehmen Gegner etwa während dem Durchschreiten der Auren Schaden, erhalten zusätzliche Elementschwächen, oder werden stark verlangsamt. Doch man kann nicht unbegrenzt Verteidigungsanlagen bauen, da man pro Level eine knapp bemessene Anzahl an "Defense Units", kurz DU, hat. Diese bestimmen, wie viel man bauen kann, bevor das Spiel eine Blockierung setzt, und sämtliches Weiterbauen nicht mehr funktioniert. Eine strategische Planung der Platzierung der einzelnen Türme ist somit essentiell.

Doch nicht nur Türme können gebaut werden, je nach Klasse kann auch noch während die Gegner in Wellen anrücken in bester Action-RPG-Manier im Nah- oder Fernkampf den Gegnern der Garaus gemacht werden. Zusätzlich sorgt noch ein Pet für Schaden, das genau wie der restliche Loot gedroppt werden kann. Manche Pets aber richten keinen Schaden an, haben dafür aber noch höhere Stats für Attribute. Auf diese komme ich jetzt zu sprechen.

Für Levelaufstiege (es gibt gesamt 100 Level) erhält man klassisch Fähigkeitspunkte, die man entweder in Attribute für seinen Charakter oder seine Türme/Fallen investieren kann. Somit kann man sich entweder auf einen zähen Kämpfer oder einen geschickten Strategen spezialisieren.

 

Die Ausrüstung - der wichtigste Faktor

Diese Fähigkeitspunkte gibt es aber auch in großen Mengen auf Ausrüstung zu finden. Diese droppt zufällig generiert, es gibt verschiedene Qualitätsstufen, die sich in ihrer stärke unterscheiden. So können im Endgame beispielsweise "Ultimates" droppen, die zum Teil über +800 Punkte auf mehre Attribute geben können, somit dient die Ausrüstungssuche also als hauptsächliche Möglichkeit, den Charakter zu verbessern. Außerdem besteht die Ausrüstung unterschiedliche Materialien. Wenn man alle Teile aus nur einem Material hat, bekommt man noch einen Set-Bonus, der nochmal prozentuell die Attributspunkte erhöht.

Auch erwähnt werden sollten die sogenannten Special-Items. Diese werden für die härtesten Maps und Challenges auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad gewonnen, oder können überhaupt nur für ein Achievement, das beinahe sämtliche Achievements des Spiels einschließt, erlangt werden (gesamt gibt es 104, gebraucht werden 97). Diese dienen in den Player-Shops als Währung, wenn es um den Kauf von High-End-Equipement geht.

Player-Shops sind, wie der Name schon sagt, Shops, die Spieler im Spiel betreiben. Hier können sie entweder gegen Mana (die in-game-Währung) Items, die sie gefunden haben, verkaufen, sie gegen andere Items tauschen, oder sie gegen die bereits erwähnten Special-Items handeln. Jeder Spieler kann einen derartigen Shop betreiben und ebenfalls besuchen. Ein Handel mit Echtgeld ist nicht möglich, allerdings wollen manche dreisten Spieler für gute Sets an Ausrüstung manchmal einen Paysafecard-Code. Diese sind allerdings so gut wie immer Abzocker, und sollten gemieden werden.

Aber gegen wen kämpft man denn mit all dieser Ausrüstung, und wieso?

 

Wenig Story - viel Gameplay

Die Geschichte selbst wird in drei Akte unterteilt, jeweils am Beginn und am Ende eines Aktes gibt es eine Zwischensequenz, die aus aneinandergereihten animierten Zeichnungen der Helden besteht. Diese sind nett anzusehen und erzählen die Geschichte mit Hilfe eines Erzählers, der in der gelungenen, aber ausschließlich englischen Sprachvertonung diese erklärt.

Die Geschichte selbst ist aber sehr simpel. Die Eltern der kommenden Helden sind bereits alteingesessene Hüter der Etherniakristalle. Sie verlassen die Kinder, um einen noch mächtigeren Feind zur Strecke zu bringen, und wie es so ist, erkunden die Kinder das Gebäude, das nun allein dasteht, und öffnen beim Spielen unabsichtlich den Weg zu den Monstern, die daraufhin die Etherniakristalle in Wellen attackieren. So einfach ist es, so einfach bleibt es.

Im Verlauf der Geschichte kämpft man sich dann von den tiefsten Katakomben bis weit über die Dächer der Burg, um schließlich den - vermeintlich - finalen Boss zu strecken. Im gesamten Spiel erlegt man vier Bosse, doch leider fehlt jedem von ihnen der Anspruch, ihre Attacken sind schnell durchschaut, und meistens reicht einfaches "draufballern" (im Falle eines Fernkämpfers), um den Monster den Garaus zu machen. Hier wurde einiges an Potential verschenkt.

Für die Story muss man, wenn man nicht über sehr gute Ausrüstung verfügt und die Kniffe noch nicht kennt, etwa 20 Stunden einplanen, diese sind zu mindestens 95% mit Gameplay gefüllt.

Zusätzlich zu den Storymissionen gibt es verschiedenste Herausforderungen, die aber schlussendlich alle das Töten von Gegnern durch den Helden selbst oder Verteidigungsanlagen erfordern. Sie sind meistens recht einfach, da sie über keine nennenswerten Kniffe verfügen. Als Belohnung winken aber spezielle, für Anfänger nützliche Items, man sollte sie also definitiv im Auge behalten.

 

Mehr Inhalt durch DLCs

Doch nun kommen die DLCs ins Spiel. In der Grundversion hat man vier Schwierigkeitsstufen, die allerhöchste, auf der die besten Items droppen, fehlt gänzlich. Diese und das richtige Ende des Spiels (das Hauptspiel ist eine Art vorgeschobenes Ende) sind im DLC "The Lost Ethernia Shards" enthalten, welches weitere 12€ kostet. Dafür bekommt man fünf weitere Missionen, die alle weit schwieriger ausfallen als die des Hauptspiels. Außerdem gibt es auf jeder Karte einen Boss, der jeweils durch neue Ideen und neuen erforderlichen Taktiken punkten kann und den bereits erwähnten Schwierigkeitsgrad "Nightmare". Dieser bildet das Endgame von Dungeon Defenders.

Die weiteren DLCs enthalten großteils neue Charaktere, die alle ähnlich denen des Hauptspiels funktionieren. Doch Achtung! Zwei der neuen sind für Nightmare, zumindest zu Beginn und ohne guter Gruppe, beinahe essentiell! Es handelt sich hierbei um den "Summoner" und um den "Series-EV". Beide schlagen regulär mit 5€ zu Buche. Warum sind die aber so wichtig?

Der Series-EV besitzt neue Türme, die wie Striche gezogen werden können, und so in verwinkelten Ecken der Maps besser schützen können, als die in Größe fix vorgegebenen Türme der anderen Charaktere. Außerdem hat der Series-EV eine sogenannte "Buff-Beam", die sämtliche Türme, die auf ihr stehen, egal welcher Klasse, verstärkt, und das zum Teil um mehr als 100%.

Der Summoner setzt nicht auf die bereits erwähnte DU, er bekommt eine neue Limitierung, die "Monster-Units", kurz MU. Er beschwört zum Beispiel Bogenschützen, Magier oder Oger, um an der Seite des Spielers zu kämpfen. Diese sind nicht übermächtig, aber aufgrund der extra Einheiten (man hat praktisch die doppelte DU), kann man weit mehr Schaden anrichten.

Ansonsten gibt es noch einige Maps, Skins, und andere Klassen zu kaufen, ein "muss" besteht aber nicht. Somit steigt man im Idealfall, ohne Sale oder anderen Bestprice-Angeboten um etwa 35€ aus. Hierfür bekommt man aber eine motivierende, taktische Item-Hatz mit eingestreuten RPG- und Action-Elementen.

 

Über miserable Übersetzungen und ausgelastete High-End-PCs

Dungeon Defenders wirkt zum Teil so, als hätten es die Entwickler durch Google-Übersetzer geworfen. Vor allem die Meldungen in den Ladezeiten-Bildschirmen lesen sich zum Teil arg grausig, so dass selbst einem Volkschulkind die Haare im Nacken zu Bergen stehen.
Das Spiel setzt im wesentlichen auf Comicgrafik. Diese kann zwar mithilfe eines Farbreglers so reguliert werden, dass die bunten Farben etwas verwaschener wirken, doch der grundlegende Stil geht nicht weg. Da einen diese Grafik von Anfang an begleitet, sollte man zumindest einen Funken Sympathie für sie empfinden, ansonsten ist dem Spielspaß bereits deswegen nicht gut getan. Eines kann aber garantiert festgestellt werden: man benötigt für Dungeon Defenders nicht, wie man vielleicht vermuten möge, einen schwachen PC, sondern einen mit dezenter Hardware! Aufgrund der immensen Zahlen an Gegnern, die zum Teil gleichzeitig am Bildschirm erscheinen, vor allem wenn man mit mehr als einem Charakter gleichzeitig spielt, und so das Bild doppelt, drei- oder sogar vierfach sieht, kann es sogar auf High-End-Rechnern zu Minirucklern kommen, diese sind aber eher selten. Auch ich hatte oft welche, und mein PC setzt sich im Kern aus einem i3770k, einer Nvidia 680 mit 4GB V-Ram und 32GB Ram von Corsair zusammen.

 

Für Interessierte - Erwerb, Demos, Internetprobleme

Dungeon Defenders kann entweder über Steam (empfehlenswert wäre hier ein entsprechendes Angebot in einem der Sales, wo es teilweise für unter 20€ im Complete-Pack zu haben ist) oder über die Website des Entwicklers erworben werden, zudem gibt es auf zig Key-Seiten im Netz mehr als genug Auswahl an Keys für das Spiel selbst als auch für die DLCs.

Wenn man das Spiel über Steam spielt, gibt es aber noch ein kleines Problem. Wenn der Hoster einer Multiplayer-Partie schlechtes Internet hat, kommt es unweigerlich bei allen Mitspielern zu Lags und Rubberbanding. Dies kann auf Dauer nervig werden, da schlussendlich der Multiplayer sowie der Coop das Herzstück des Spiels sind. Nichts macht mehr Spaß, als mit Freunden oder Fremden die Kristalle zu verteidigen, vor allem auf den größeren Maps für zum Teil bis zu 6 Spielern geht richtig die Post ab. Schade ist nur, dass alle Spieler den selben Loot gedroppt bekommen, sollten also zwei Spieler das gleiche Item haben wollen, bekommt es der, der zuerst dort ist, es sei denn, man macht sich im Chat zuvor Regeln für das Aufheben von Items auf.

Auf Steam ist eine Demo verfügbar, die einen SEHR kleinen Einblick in dieses immens umfangreiche Spiel gewährt. Sogar sie bietet schon etwa 7 Stunden Spielzeit (wenn man jede Klasse versucht), doch wenn einen das ganze Spiel schlussendlich motiviert, kann man auf Marken weit jenseits der 1000 (!!!) Stunden Marke kommen, meine Uhr zeigt momentan 1290 Stunden an, bei einigen Spielern ist sie gar bei über 7000 Stunden angelangt.

 

Für wirklich jeden gemacht

Doch trotz dieser langen Spielzeit ist das Spiel dennoch sowohl für Casual-Spieler als auch für Hardcore-Gamer geeignet. Wenn man lediglich einen Charakter durch die Story spielt, dabei mit Freunden seinen Spaß hat, und dafür ein Monat braucht, hat man trotzdem enorm viel Spaß, wenn man mit dem Genremix etwas anfangen kann (wofür es wie erwähnt die Demo gibt). Und Hardcore-Spieler? Die gehen auf Itemjagd, versuchen "Cap-Items" zu finden, bringen ihre Charaktere auf ein Level, auf dem sie jede Map ohne große Aufwendung solo-en können, vebringen Zeit in Player-Shops oder haben ihren eigenen am Laufen, farmen die Events und Challenges für die Besten der Besten Items, suchen noch effizientere, bessere Builds für die einzelnen Maps,... die Liste ist schier endlos.

 

Trotz DLC-Wahn empfehlenswert


Mit über 1000 Stunden Dungeon Defenders behaupte ich, ein solides Urteil über das Spiel fällen zu können, wenn auch ein sehr subjektives. Für mich persönlich ist die Mischung aus Itemhatz, Action-RPG und Strategiespiel spielerisch derart gelungen, dass sie sämtliche Mängel aushebelt. Es gibt viele DLCs, klar, doch für eine - bei Gefallen - derart hohe Spielzeit sollte dieser Preis niemanden schocken oder zögerlich stimmen. Zur Not probiert man einfach die Demo aus, und mit den 13€ für das Hauptspiel ist noch nicht allzu viel verbockt.


Wertung
Pro und Kontra
  • Unterschiedliche Klassen
  • Viele Möglichkeiten zum Beschützen der Kristalle
  • Zu Beginn sehr fordernd
  • Vor allem im Endgame große, weitläufige Karten mit vielen Details
  • In DLCs: spannende, gut inszenierte Bosskämpfe
  • (Extrem) lange Spielzeit
  • Guter Sound und Soundtrack, der im Gedächtnis bleibt
  • Multiplayer und Coop mit Steam gut gelöst, aber...
  • ...bei langsamen Internet auf Seiten des Hosts kommt es zu Rucklern
  • Grafik nicht jedermanns Sache; sehr bunter und kindlicher Look
  • DLC-Wahn
  • Mit absoluter Endgame-Gear ein Zuckerschlecken
  • Bosse im Hauptspiel zu uninspiriert
  • Schlecht optimiert - Lags bei vielen Gegnern am Bildschirm

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.