Spielerisch und technisch tolles Action-Rollenspiel mit Designmacken !

Viele Entwickler, Publisher und Game Designer vertreten die Überzeugung, Klone erfolgreicher Spiele werden auch erfolgreich.Baldurs Gate ist ein Beispiel,...

von - Gast - am: 26.06.2008


Viele Entwickler, Publisher und Game Designer vertreten die Überzeugung, Klone erfolgreicher Spiele werden auch erfolgreich.
Baldurs Gate ist ein Beispiel, allerdings ein fantastisches, das fast mit Diablo mithalten kann.
Schlechte Beispiele sind zahlreich, dass Dungeon Siege 2 sich erfolgreich von der schlechten Seite abzusetzen versucht, ist mit international sehr guten Wertungen anerkannt.
Doch was steckt wirklich hinter der schönen Fassade des Action-Rollenspiels, leeres Mausgeklicke oder durchdachte, komplexe Monsterschlachten ?

Wie in der Western-Kneipe ?

Euer Held wacht noch halb benommen in einem alten Kerker auf, er fragt sich : „Wo bin ich ?“...Quatsch !
Entgegen vieler Klischees im Rollenspiel-Genre beginnt Dungeon Siege wesentlich lebendiger : Ihr lauft mit eurem Schiff am Ufer des Strandes der Greylin-Inseln auf.
Sofort werdet ihr von agressiven Morden ausdrücklich aufgefordert „den Tempel“ zu stürmen.
Doch hier zieht das Spiel beim eigentlich sehr offensiven Anfang die Bremse, natürlich stürmt niemand irgendwas, solange er kein vernünftiges Tutorial genossen hat !
Denn mit diesem beginnt der Part des Spielers im Nachfolger des ausgesprochen erfolgreichen Rollenspiels Dungeon Siege.
Der erste Beweis, dass Gas Powered Games die Stärken des Vorgängers konsequent ausgebaut hat – sehr lobenswert !
Im Gegensatz zu den meisten anderen Spielen speist euch Dungeon Siege nicht mit Texteinblendungen ab, sondern ihr sollt selbst die besagten Grundschritte ausführen, das zwar jeweils nur einmal, da den Entwickler aber fast die gesammte Bedienung so fantastisch gelungen ist, reicht ein Probelauf aber locker aus um die Basiskommandos sicher einsetzen zu können.
Ihr wendet also das erste Mal Nahkampfangriffe, Ferkampfangriffe und Zauber an – erst dann lässt man euch wietergehen.
Direkt nach den Einweisungen gilt es, noch angenehm schwache Gegner zurückzuschlagen und erste Ausrüstungswechsel vorzunehemen – diese werden verständlicher Weise aber mit Textfeldern beschrieben, was aber gar nicht nötig ist - sämtliche Inventarbedienungen gehen sehr schnell und leicht von der Hand.
Nach Abschluss der ersten Erfahrungen mit dem erstaunlichen simplen Gameplay, was positiv gemeint ist, folgt eine eher banale, einfältige Zwischensequenz. Um Offenlegungen auszuschließen, verzichte ich auf eine nähere Beschreibung.

The Green Mile

Nach einem unerwarteten Ausgang der Sequenz findet sich euer Charakter tatsächlich in einem „Kerker“ wieder, wobei die Bezeichnung „Zelle“ dennoch besser passt.
Vor euch steht die misstrauische Gefängniswärterin Celia, die es offenbar nicht erwarten kann, euch den Kopf abzuschlagen, denn sie hält euch für einen weiterhin überzeugten Morden Viir-Anhänger.
Das kann euch relativ egal sein, denn ihr werdet gebraucht, da können die Dryaden, eure Inhaftierer, nicht drauf verzichten : Ihr werdet zu den Türmen der Morden im Greylin-Dschungel geschickt, natürlich um sie zu zerstören.
Diese Aufgabe bildet den aktiven Auftakt des ersten, sehr langen Kapitels (Dungeon Siege 2 ist im Allgemeinen sehr umfangreich ausgefallen).
Auf dem Weg durch den Dschungel, den das Spiel in seiner (heute immer noch) hübschen Grafik präsentiert, geht es vorbei an einer Menge von Gegnern, die eurem Held oder eurer Heldin an den Kragen wollen, häufig mit Erfolg, denn Dungeon Siege 2 ist leider insgesamt mangelhaft ausbalanciert.
Oft wird es vorkommen, dass euer Charakter ähnlich wie in Two Worlds, ganze Gruppen, bestehend aus 20 oder mehr Gegnern, einfach mit einem einzigen, flächendeckenden Super-Skill pulverisiert.
Dem entgegen ist es häufig der Fall, dass ein einziger Gegner eure gesamte Gruppe (Party) niederkämpft, obwohl ihr euch etwa auf der gleichen Levelstufe befindet wie euer Widersacher – nervige Grabsteinbergereien sind die logische Folge.
Nicht nur ich empfand das Bergen der Ausrüstung als äußerst nervtötend, das ist tatsächlich ein Verbrechen seitens der Game Designer.
Und sobald ihr mitten in einer Gegnerhorde untergeht wird es schnell frustig, ihr werdet unzählige Male sterben und euch auch zu recht aufregen.
Zwar ist es möglich, bei einem der Beschwörer in den 3 Städten ein Viertel eures Goldes zu lassen und sich dafür die Ausrüstung per Teleport bergen zu lassen, doch was, wenn ihr für eure Verhältnisse schon unglaublich viel Gold (langfristig) gespart habt ?
Man kann die Kosten zwar mit einem kleinen Trick umgehen, Design-/und Balanceschlamperei ist es trotzdem.

Du wirst die Welt retten !

Natürlich sind Freud und Leid nicht unbegründet.
Im Laufe der sehr langen (etwa 30 Stunden lang, mit 3 Schwierigkeitsstufen und darauf verteilte Gegenstände) Kampagne entfaltet sich eine flache „Weltretter massakriert Bösewicht“-Story, die allerdings sehr nett erzählt und sehr ereignisreich ist.
In dieser langen Spielzeit, die es sich lohnt auch in den anderen Schwierigkkeitsstufen zu fristen, baut ihr die Charakterwerte eures Helden aus, und zwar mit einem der besten Heldenentwicklungssysteme der letzten Jahre. Gas Powered Games hat sich viel Mühe gegeben, eine komplexe, motivierende, übersichtliche und logische Charakterentwicklung zu entwerfen.
Dabei sind die Skills der Charaktere ebenfalls fantastisch gelungen – alle sind in irgendeiner Weise nützlich, allerdings auch oft mehr oder weniger als andere – hier greift leider wieder die mäßige Balance.
Diese Begebenheit bezieht sich allerdings nicht auf die aktuell auffindbaren Waffen und Gegenstände, diese sind sehr gut an den Spielerfortschritt angepasst und sind selten in übertrieben mächtiger Form im Vorfeld verfügbar – das gilt auch für die Gegenstände, die man sich in den teils wirklich tollen Nebenaufträgen verdient hat.
Dafür mangelt es bei den Nebenquests an Orientierungshilfen, da nützt auch die relativ nutzlose Karte nichts mehr – man muss, falls die Informationen des Questgebers wie so oft unzureichend waren, schlicht und einfach warten, bis man den Abspielort der Quest durch Zufall gefunden hat – das nervt gewaltig !

Schlechte Kopie ?

Definitiv ist Dungeon Siege 2 eine lohnende Anschaffung für all jene, die Diablo bereits mochten und sich einen simpel spielbaren, aber etwas komplexeren Spielablauf wünschen.
All das bietet das Spiel in handwerklich sauberer Form, verpackt in schön gestaltete und in kleinen Geschichten verpackte Missionen – Abwechslungslosigkeit ist trotz des Spielprinzips Mangelware !
Wer sich mit den Macken des Spiel (nutzlose Karte, viel Latscherei, schwere Orientierung in Nebenquests) trotzdem vereinbaren kann, sollte Dungeon Siege 2 auf jeden Fall ausprobieren – es lohnt sich !


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Großer Detailreichtum, viel Abwechsl. fette Effek.
  • Sound: Gute Effekte, sehr stimmige Musikstücke, Sprecher
  • Balance: Schnellspeichern, Autosaves, faire Waffenstärken
  • Atmosphäre: Detaill. Orte, viel Action, vielfältige Vegetation
  • Bedienung: Chars laufen kürzesten Weg, viele Komfortfunktio.
  • Umfang: Gigantische Itemfülle, sehr lange Story, Nebenjobs
  • Quest: Abwechslungsreich, nette Epik, gute Items als Lohn
  • Items: Riesensortiment, verzauberbar, ganze Item-Sätze
  • Kampf: Fetzige Spezialskills, sehr viele Zauber
  • Charaktere: Tolles System, Defensivskills, Allrounder mögl.
  • Grafik: Mäßige Texturen, Animationen von 2002
  • Sound: Teils akustisch dumpfe Umgebungssounds
  • Balance: Schwierigkeit schwankt extrem, zu viel Goldabwurf
  • Atmosphäre: Dumme KI, triste Dungeons ( in Dungeon Siege ! )
  • Bedienung: Teils Kameraprobleme
  • Umfang: Teils extreme Laufwege ziehen Spielzeit
  • Quest: Extrem schweres behalten des roten Fadens
  • Items: Auffindwahrscheinlichkeiten schwanken stark
  • Kampf: Zu simples Mausklicken, kaum Abwechslung
  • Charaktere: relativ eingeschränktes Individualisieren

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(1)
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