Das schlechtere Civilization

Ich habe nach langem Zögern nun endlich ein Spiel der Total War-Reihe gekauft. Nach der Begeisterung im Test habe ich mich als Echtzeit- und...

von Mage am: 22.05.2009

Ich habe nach langem Zögern nun endlich ein Spiel der Total War-Reihe gekauft. Nach der Begeisterung im Test habe ich mich als Echtzeit- und Rundenstrategiespieler der ersten Stunde nicht mehr zurückhalten können.

Und dann kam die Ernüchterung!

Der Echtzeitpart macht ja anfangs noch Spaß - aber irgendwann weiß man einfach, welche Einheiten wo am besten einzusetzen sind und dann wird es zu simpel. Wo man am Anfang noch jede kleine Schlacht schlägt, weil die Faszination der Zinnsoldaten doch recht groß ist, lässt man später selbst große Schlachten vom Computer berechnen und pickt sich nur noch Schlachten zum Selbstspielen heraus, die der PC bei der Vorberechnung als knapp oder sogar aussichtslos bewertet. Spielt man diese selbst, kann man meist noch gewinnen, da die KI sich oft ziemlich blöd verhält.

Der Rundenpart aber war die größte Enttäuschung. Hier einen Betrieb in eine Stadt gesetzt, dort eine Armee verschoben und die Forschung mal mit einem Edelmann angeschoben. Wer einmal Civilization gespielt hat, wird hier mit einer Variante abgespeist, die nur öde zu nennen ist. Es fängt schon damit an, dass ich bestimmte Siegbedingungne pro Fraktion vorgegeben bekomme. Warum kann ich nicht gewinnen, indem ich nach 100 Jahren die meisten Handelseinnahmen habe oder die meisten Länder zu einer bestimmten Religion bekehrt habe? Wie kann man gewinnen? Man muss bestimmte Provinzen (die sind pro Fraktion fest vorgegeben) erobern und dazu noch eine Anzahl beliebiger Provinzen.
Oder man gewinnt, weil man die meisten Prestigepunkte hat. Das würde aber nur funktionieren, wenn man durch Diplomatie einfach vor sich hin forschen und wirtschaften könnte. Das geht aber nicht, weil man oft von irgendwelchen Ländern angegriffen wird, die einen selbst als Opfer sehen. Hier ist Total War nicht ausreichend durchdacht - da hätte man viel mehr draus machen können.

So bleibt nur übrig, dass man Armeen aushebt, seine Wirtschaft und Bevölkerungszufriedenheit in der Balance hält und dumpf Gegner um Gegner besiegt. Jetzt könnte der Einwand kommen, dass das ja schließlich Sinn eines Strategiespiels sei, aber Civilization hat das schon in den ersten Teilen der Serie deutlich spannender und variationsreicher hinbekommen. Hätte man bei Civilization die Möglichkeit gehabt, die Kämpfe selbst zu bestreiten, hätte es die Total Wars-Reihe wohl nie gegeben - schon gar nicht mit einer 90er-Wertung.

Abschließend muss ich sagen, dass das Spiel technisch gesehen eine mittlere Katastrophe ist. Von den Abstürzen und der fehlenden Mehrkernunterstützung abgesehen, verschwindet mitten in den Schlachten oft der Sound, was die Stimmung gegen Null zwingt, oder die Grafik fängt an zu flackern, was die eigene Sehkraft gegen Null zwingt. Dazu kommt, dass selbst auf einem ordentlichen Rechner mit hoher Auflösung schon mittlere Schlachten oft nur mit ein paar fps dargestellt werden - und zwar so grausam, dass ich selbst mit einem gezogenen Rahmen Einheiten nicht markieren kann, weil sie vermutlich intern schon dieses Gebiet verlassen haben. Andere Spiele wurden von GameStar schon für deutlich geringere Macken abgewertet!


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Oft, regelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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