Monotheismus vs. Schildwall

Für Norweger, Schweden, Dänen und Deutsche ist es eine nunmehr über eintausend Jahre alte Tradition im Sommer zu den britischen Inseln zu segeln,...

von Motoer am: 03.07.2017



Für Norweger, Schweden, Dänen und Deutsche ist es eine nunmehr über eintausend Jahre alte Tradition im Sommer zu den britischen Inseln zu segeln, ….. um dort vor allem Kirchen und Klöster zu brandschatzen, die Einheimischen zu töten oder zu versklaven und so weiter. Gut, ok. Die Zeiten sind seid ebenso fast eintausend Jahren auch schon wieder vorbei, und das ist wirklich in Ordnung. 
Dennoch habe ich mich sehr auf den zweiten Teil der Expeditions Reihe gefreut. Mit Expeditions Vikings bleiben wir Europäer diesmal zu Hause. Denn ca. 800a.D. musste man gar nicht so weit reisen um was Neues zu entdecken. Es reichte schon über die Nordsee zu segeln.

Oiso. Was isses:

RPG mit taktischen Schlachten und ein wenig Open World.

Wir spielen den neuen Jarl, dessen Aufgabe es ist, sein heruntergekommenes Dorf wirtschaftlich auf zu peppeln und selbiges mit Ruhm zu bekleckern. Und wie könnte man das besser als über die Nordsee zu schippern, sich mit Pikten, Sachsen und anderem Gelumpe anfreunden, neue diplomatische Pakte zu schließen und Handel zu treiben!? Richtig, man könnte es besser in dem man da drüben jeden absticht der einem über dem Weg läuft und alles mit nimmt was glänzt oder essbar ist. Zumindest ich tue das. Und das ist für mich neu. Ich habe es bisher in keinem Spiel geschafft böse zu sein. Ich weiß auch nicht warum. Und ich habe es mir schon soooo oft vorgenommen. Herrgott, selbst in Tyranny war ich gut. Aber in Vikings schaffe ich es hart zu sein, vielleicht ist es dass: Ich orientiere mich in Vikings an der Figur des Herrn Uthred von Bernard Cornwell (unbedingt lesen, alle, jetzt). Und schon macht es Spaß hart zu sein: „Ich würde dir den Putschversuch verzeihen Egedir, aber mal ehrlich, würdest du deinen Jarl respektieren, wenn er jemandem wie dir Gnade gewähren würde? Ich meine, du hast mich nicht respektiert und geputscht! Aber ich bin gnädig. Halte dein Schwert jetzt fest in der Hand.“ Und zack. Exekution. Und schwupps ist Egedil in Walhalla. Eine Wonne. Aber wir können auch vernünftig sein und vieles mit Diplomatie lösen. Aber wer will verdammt nochmal diplomatische Vikinger? ……… Ok, Engländer! Aber wir sind Wikinger!!!! 
Aber bevor wir nach Engeland dürfen müssen wir erstmal questen. Weil wir verraten werden, und weil das Schiff bei der Beerdigung von Papa leider in Flammen aufgegangen ist (das war aber gewollt). Wir brauchen ein neues. Und sehr schick: Wir dürfen uns aussuchen ob es ein schlankes zum brandschatzen oder ein dickes zum handeln wird. ….. Ääääh, ich versteh die Frage nicht. Außerdem müssen wir Männer finden die mit wollen und Handelsgüter zum Handeln kaufen, oder viele Äxte und Schilde, …….. zum Handeln. Ok, lassen wir das mit dem Running Gag. Aber es ist doch bescheuert. Die haben da drüben auf der Insel eine Gesellschaftsordnung und die funktioniert so: Schufte den ganzen Tag, und was du dabei schaffst, schaffst du in das große Gebäude mit dem Kreuz oben drauf. Das wird bewacht von

A Einer Armee

B Gefährlichen Tieren

C Priestern eines Gottes, der selbige anhält, nach dem ersten durchstochenen Lungenflügel auch den zweiten hin zu halten

Richtig, C. 

Warum sollte ich da verdammt nochmal was zum Handeln mitbringen wenn man einfach hinfahren kann und mitnehmen kann was man will?!

Allerdings halte ich das stumpfe Morden dann doch nicht durch. So sind mir die Pikten mit ihrer Mischkultur von Christen und Mehrgötter-/Naturreligion einfach symphatischer. Und so verhalte ich mich in Piktonien diplomatisch. Dabei stelle ich fest, dass die Moral meiner aggresiven Partymitlglieder rasant in den Keller rutscht. Die Folge sind leichte Strafen in Kämpfen (weniger Lebenspunkte z.B.) In Northumbrien bleibe ich weiter hart und raube und töte soviel wie möglich. Insgesamt wäre es hilfreicher, wenn die Spielemacher mir von vornherein mitgeteilt hätten, was in etwa so irgendwan mein Masterplan für die britischen Inseln sein könnte. Als ich mich für einen entschieden hatte war ich gefühlt fast schon wieder zu nett zu den Pikten. Da es aber gewollt ist, uns ein ein wenig im Dunkeln tappen zu lassen, möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten. 

Die Kämpfe funktionieren in Vikings besser als in Conquistador. Obwohl das System relativ gleich geblieben ist, erscheinen mir die Perks der Charaktere sinnvoller einsetzbar. Die Story wirkt auf mich mitreißender und der Schwierigkeitsgrad ist diesmal frei wählbar. Die Story wirkt im groben Plot linear, aber zumindest wie ich im laufe der Story meine Herrschaft zu Hause sichere, ist verzweigt und optional. Sie lässt mich eben brutal oder diplomatisch vorgehen. 
Welche Hauptcharaktere ich in meiner „Party“ habe, ist abhängig von den Entscheidungen, die ich in Dialogen treffe. Es lohnt sich, die Partyzusammenstellung anhand der Perks (und zukünftiger Perks) sorgsam zu planen. Ein Beispiel: Bewege ich Gerrit, Nils, Sebastian in einer Reihe nach vorne und lasse dann einen gegnerischen Charakter von Löffel reizen (Perk Beleidigung), rennt dieser an allen dreien vorbei und kassiert jedesmal einen Gelegenheitstreffer. Mit richtiger Planung habe ich von 5 Aktionen in meinem Spielzug einen genutzt um einen Gegner zu töten, für den ich sonst drei Aktionen gebraucht hätte. Besonders lustig, Saxen mit Öl übergießen und anzünden und dann rennen zu lassen. (Anmerkung des Hobbyschreibers: Nein, es ist nicht witzig Menschen anzuzünden und rennen zu lassen.) 
Was mich schier in den Wahnsinn treibt, ist die Kamera zu drehen (mit Maus schwerfällig und langsam), was beim untersuchen der Karte leider immer wieder notwendig ist, und dass Inventarsystem (keine sinnvolle Sortierung). 
Ich war in der Story noch nicht so weit fortgeschritten, war aber gefesselt und fasziniert genug um diese Review verfasst zu haben. Vielleicht ein gutes Zeichen für ein gelungenes Spiel. Vielleicht aber auch nur ein Zeichen dafür, dass ich Wikingergeschichten mag. 
Ende Juli segele ich übrigens mit anderen Ex-Navies nach Edinburgh (Pikten). Aber wir werden die Drinks dort wohl bezahlen


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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