Fallout 4 - Verschenktes Potential

Teilweise hat Bethesda Fallout 4 beworben teils waren es Fans die ein neues Skyrim, Fallout 3 oder Fallout New Vegas wollten. Sie haben alle etwas bekommen,...

von Chrispy919 am: 03.12.2015

Teilweise hat Bethesda Fallout 4 beworben teils waren es Fans die ein neues Skyrim, Fallout 3 oder Fallout New Vegas wollten. Sie haben alle etwas bekommen, doch was?

Das Spiel beginnt in einem amerikanischen Dorf namens Sanctuary Hills vor dem Krieg. In diesem Dorf lebt ein verheiratetes Ehepaar glücklich mit ihrem Sohn Shaun. Der Spieler kann entweder zwischen der weiblichen Juristin oder dem männlichen Kriegsveteran wählen.

Bald fliegen auch die Bomben und als Protagonist des post-apokalyptischen Spiels werden wir in dem ortsnahen Vault 111 aufgenommen.

Anders als erwartet werden wir in dem Vault eingefroren und als wir aufwachen wird unser Partner erschossen und unser Sohn gestohlen was unsere Motivation in Fallout 4 ausmachen soll.

Die Story ist am Anfang gut erzählt, reißt mich sogar teilweise mit verliert aber mit jeder Minute des Hauptquests an Spannung da wenige interessante Charaktere vorgestellt werden und Themen die das Spiel präsentiert (wie z.B. das existentielle Synth-Dilemma) kaum ausführt werden. Auch der Hintergrund des Spieler-Charakters wird zwar einige Male erwähnt macht aber im Spielfluss kaum einen Unterschied.

Das Charaktersystem wurde größtenteils vereinfacht.

Es gibt keine Skills mehr und obwohl ihre Funktionalität teilweise in das neue Perk-System integriert wurde sind einige Skills stillschweigend verschwunden (z.B. Energy Weapons und Survival). Die Perks haben dafür mehrere Ränge die beispielsweise den Schaden von bestimmten Waffen erhöhen ähnlich wie es früher Skills getan haben.

Manchmal schalten die Perklevel neue Fähigkeiten frei, so entwaffnet der Spieler mit einem hohen Unarmed-perk (Iron-Fist) seine Gegner.

Andere Male verbessert ein höherer Perklevel nur die Effizienz der Skills. So erhöht der Medic Perk nur die Effizienz der Stimpaks und RADAways.

Auch die Nutzen der Skills/Perks/Attribute während Quests und Konversationen hat sich verändert. Meine Kommentare hierzu sind am Ende dieser Rezension zu finden.

Am Spiel hat mir Folgendes gefallen:

1. Interessante und abwechslungsreiche Landschaftsbilder

- Als Wandersimulator ist Fallout 4 ähnlich wie Skyrim fantastisch. Die Landschaften reichen von verstrahlten Todeszonen zu Sümpfen die von mutierten Krabben infestiert sind. Diamond City - die Hauptstadt Fallout 4s - wechselt ihre Erscheinung je nach Festtag und wirkt durchwegs stimmig und interessant. Auch gibt es interessante Konzepte wie die Memory Den und die Combat Zone die durchaus schön anzuschauen sind und passen in die Falloutwelt.


2. Der nicht-lineare Hauptquest

Obwohl Fallout 4s Story nicht perfekt war und immer langweiliger wird je mehr man spielt bringt sie jedoch einen Vorteil im Gegensatz zu Fallout 3. Man muss nicht immer der Brotherhood of Steel beitreten. Diesmal hat der Spieler die Wahl zwischen vier Faktionen:

Die Minutemen: Wollen den Siedlern Bostons helfen

Die Railroad: Wollen Synths (Androide, die Menschen zum Verwechseln ähneln) von dem Institute befreien

Das Institute: Hat Synths entwickelt und gebaut, möchte Synths als Sklaven nutzen

Die Brotherhood of Steel: Möchten Synths zerstören und möglichst viel Technologie horten

Hier ist es schön, dass sich die Faktionen thematisch unterscheiden und das sie gegenläufige Ziele verfolgen. Somit ist ein Konflikt unausweichlich und der Spieler muss nachdenken, welche Faktion die beste Option für das post-apokalyptische Boston wäre.

3. Die Kämpfe + Die Technik

Auf dem PC läuft Fallout 4 zwar nicht 100% flüssig aber es crasht nicht so häufig wie Fallout 3 und NV und es gibt auch weniger nervige Bugs.

Die Kämpfe laufen flüssig, machen Spaß und können meiner Meinung nach mit anderen modernen FPS gut mithalten.


Einige Aspekte des Spiels haben mir nicht gefallen, andere enttäuschten mich.

1. Die Steuerung

- Tasten sind doppelt belegt. Dies stört ins Besondere wenn man den Gegner versucht mit einem starken Nahkampfangriff zu töten und stattdessen eine Granate wirft

- Der Baumodus ist viel zu fummelig zu steuern und fühlt sich unfertig an (er ist auch kaum im Spiel integriert)

- Die Pip-Boy menüs sind zu umständlich die Listen zu lang und zu unübersichtlich. Itemnamen passen teilweise nicht in die Menüs

2. Es gibt viel zu viel trivialen und langweiligen Content

- Ein großer Teil der Quests scheinen sog. radiant Quests zu sein die wir auch von Skyrim kennen. Der Ablauf dieser Quests war meistens wie folgt Auftrag - Draugr - Belohnung. Diese Quests die in Skyrim bereits genervt haben kommen in Fo4 um einiges häufiger vor

- Wenn man neue Gebiete betritt (die wirklich schön aussehen teilweise) sind diese meistens nur mit langweiligem Kanonenfutter gefüllt.

Warum gibt es in der Memory Den so wenige Quests? Warum kann man die Zuschauer der Combat Zone nicht beruhigen? Warum kann man nicht selbst auf die Roborennen der Raider wetten?

Das Problem an der Sache ist, dass es nicht ewig Spaß macht Humanoiden in den Kopf zu schießen. Ich habe mir nach ca. 10 Stunden Rumgeballer interessante Quests gewünscht um das andauernde Gekämpfe aufzulockern.

Hier wurde ich auch enttäuscht

3. Die Side-Quests

- New Vegas hat hier Bethesda gezeigt wie man vielschichtige und interessante Quests entwickelt. Nicht nur interagieren diese Quests mit dem Spielern und interessieren sich für die Entscheidungen die man vorher getroffen hat (via Reputation-system) sondern das Spiel reagiert auch auf deine Attribut-, Skill- und Perkwahl.

Wenn der Spieler Helios One betritt musst man erst Lt. Haggerty rechtfertigen was man auf NCR-besetztem Gebiet macht. Hier hast du eine Vielzahl von Möglichkeiten Eintritt zu gewinnen. Du kannst mit guter NCR-Reputation direkt hineingehen kannst sie durch deinen Science-Skill überzeugen kannst durch Speech bluffen, kannst eine NCR-Uniform anziehen oder sie direkt angreifen. Erst dann fängt der Quest an der dir wiederum eine Vielzahl von Optionen gibt. Weder gab es ähnliche Gesprächsoptionen in Fallout 4 noch gab es derartige Optionen innerhalb von Quests

- Die Side-Quests erreichen nie die Tiefe die in New Vegas vorgegeben wurde. Auch gibt es keine moralische Entscheidungen die dem Spieler das Gefühl von großer Tragweite vermitteln. Hier hat es Fallout 3 vorgemacht. Direkt am Anfang konnte man Megaton sprengen tötete damit nicht nur einen Haufen Menschen und Kinder sondern entfernte einen der wichtigsten Händler aus dem Spiel.  Das ist ein Paukenschlag der in Fallout 4 in keinem Side-Quest existiert.

Auch andere moralisch fragwürdige Dinge sind einfach nicht mehr möglich. In Fallout 1 konntest du Raidern beitreten und in Fallout 2 konntest du mehrern Drogenlords aushelfen. In Fallout 4 ist deine Bösartigkeit in Dialogen auf Sarkasmus beschränkt und in Quests ist manchmal die Versklavung des Questgebers möglich. Aber auch hier gab beispielsweise Fallout 3 dem Spieler mehr Optionen

4. Das Dialogsystem

Die Beschränkung auf vier Optionen ist schlecht, da sie Dinge ausschließt die frühere Fallouts zu fantastischen Rollenspielen machten. Dir war es möglich deinen Charakter auf eine Vielfalt von Dingen zu spezialisieren. Diese Spezialisierung änderte nicht nur dein Vorgehen in Quests sondern auch deine Dialogoptionen. Es gab Skillchecks, Perkchecks, Attributchecks, Dialog der sich änderte wenn du Mann oder Frau warst, Dialog der sich änderte je nach dem welcher Fraktion du folgtest. Diese Vielfalt an Optionen wurde in Fallout 4 auf Charismachecks beschränkt.

Ich habe einen Repaircheck gesehen während dem USS-Constitution Quest aber das war es auch. Das Dialogsystem schaffte es deinen Charakteren Leben und Individualität zu geben und jetzt bist du mehr oder weniger Nora oder Nate.

Dieser Mangel an Optionen schlägt sich auch im Hauptquest nieder. Während es in New Vegas zig Möglichkeiten gab mit Benny umzugehen (z.B. konnte man mit ihm schlafen!!) schenkt Fallout 4 mir nur eine Möglichkeit mit Kellogg zu interagieren: Ihn zu töten.

In Fallout 4 gibt es nur wenige Möglichkeiten mit NPCs außerhalb von Quests zu agieren. Es gibt keine Fluffkonversationen mehr. Niemanden kannst du über seine Meinung zu bestimmten Faktionen befragen und mit keinem NPC kannst du eine lebhafte Diskussion ala Ulysses in Lonesome Road führen.

Zusammenfassend mag dieses Spiel Menschen gefallen die gerne Humanoiden in den Kopf schießen aber mir macht das nicht sehr lange Spaß. Die Questqualität die ich mir erhofft habe gibt es nicht in dem Spiel. Der Mainquest mag differenzierter als in Fallout 3 sein und die Welt ist wirklich schön aber das Spiel verdient meiner Meinung nach weder GOTY-Awards noch 85-90 Punkte Wertungen. Es ist als Rollenspiel qualitativ schlechter als frühere Fallouts und das Questdesign gibt dem Spieler wenige Optionen. Hier würde ich mir sowohl von den Journalisten als auch von der Community eine kritischere Haltung wünschen.

Fallout 4 ist durchaus ein spaßige Spiel, hat jedoch auch viel Potenzial verschenkt. Vorallem im Bereich Steuerung muss nachgepatcht werden, der Mangel an Optionen sowohl in Sidequests, der eigenen Charakterentwicklung und den Konversationoptionen wird wohl leider nie geändert werden.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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