Tolle Optik, aber spielerisch durchschnittlich

Far Cry 2 bietet alles, was ein guter Shooter haben muss. Die Betonung liegt dabei auf 'gut', denn mehr ist das hochgelobte Spiel nicht. Viele kleine Fehler,...

von - Gast - am: 09.11.2008

Far Cry 2 bietet alles, was ein guter Shooter haben muss. Die Betonung liegt dabei auf 'gut', denn mehr ist das hochgelobte Spiel nicht. Viele kleine Fehler, die sich zu einem großen Ball zusammenhäufen, verhindern eine Wertung jenseits der 85.

Es war einmal ein Zebra...

Die Sonne blendet und brennt auf die Haut des Protagonisten. Doch ein leichter Wind verscheucht die schleichende Hitze wieder. Vor uns rennt ein kleines Antilopenrudel einen steinigen Wüstenweg entlang. Wir blicken erneut in die am Himmelszelt stehende Sonne, richten unseren Blick aber Sekunden später wieder auf die berauschende Landschaft und entdecken weit entfernt den Dschungel hinter verdorrtem Gebüsch und sandbedeckten Steinen. Danach sehen wir... BÄMM!... sahen wir ein kleines Zebra, das durch die Landschaft pirschte.

Nein, das ist nicht SEGAs Revanche an gewissen Tierschützern, sondern ein toller Open World-Shooter mit dem einfallsreichen Namen Far Cry 2, der übersetzt so viel wie 'Weit entfernt' bedeutet. So weit weg von einer 100%-Wertung ist der Shooter aber nicht, auch wenn er beispielsweise gegen Crysis keine Chance hat.

Worum geht es?

Der Spielverlauf ist schnell erklärt: Ihr wacht in einem mysteriösen Hotel auf und neben euch steht plötzlich ein mysteriöser Waffenhändler, genannt Schakal, der euch verhöhnend gegenübersteht und eine Waffe an euren Kopf hält. Im Laufe des Shooters trefft ihr zwei Fraktionen, die UFLL und die APR, die euch als Brötchengeber mit Missionen versorgen, mit welchen ihr bei erfolgreicher Auführung Diamanten verdienen könnt, die im fiktiven afrikanischen Staat wichtiger sind, als Geld. All das bringt eurem Protagonisten dem Hauptziel etwas näher: Den Schakal zu töten!

Sonst ist die Story zudem relativ nichtlinear, was durch die riesige freie Spielwelt noch unterstützt wird. Auf über 50 Quadratkilometern dürfen sich eure Augen nicht nur an der tollen Natur ergötzen, auch grandiose Effekte beeindrucken den Spieler. Da ein Molotowcocktail, hier ein paar Flammen, dort ein explodierendes Fass und an jeder Ecke überraschen euch Kugeln. Und das ist nicht untertrieben: Denn die wahnsinnig aggressiven Wachposten, die überall in der Spielwelt auf euch warten, nerven euren Protagonisten schnell. Und habt ihr einmal ein paar Wachen ausradiert, kommen nach einigen Minuten sofort wieder neue... Irgendwo muss da doch ein Nest sein.

Euren Charakter könnt ihr selbst auswählen, was aber kaum Einfluss auf den Spielverlauf hat. Denn egal wen ihr nehmt, eine schwere Krankheit wartet trotzalledem auf euch und sie lässt euch nicht wieder los: Denn euer Charakter hat Malaria! Und das beeinflusst den gesamten Spielverlauf. So treten plötzliche Anfälle immer wieder auf, die ihr nur mit bestimmten Tabletten behandeln könnt: Und diese sind sehr rar und vor allem teuer. Entweder ihr erledigt ein paar Missionen für einen Pfarrer oder kauft euch das begehrte Heilmittel auf dem Schwarzmarkt.

Verbündete, die euch nicht mal helfen...

Im Spiel trefft ihr zahlreiche Verbündete, die euch zum erfolgreichen Abschluss einer Mission einige Tipps geben und ein bisschen mit euch plaudern, aber euch sonst im Spielverlauf nicht wirklich zur Seite stehen. Nur Josip greift aktiv ins Spielgeschehen ein, indem er euch aus dem Kugelhagel rettet, nachdem eure Gesundheit flöten gegangen ist. Nebenbei ballert er noch ein paar Feinde ab und verschwindet danach genauso schnell wieder, wie er gekommen ist.

Ich hätte mir dabei deutlich mehr gewünscht, beispielsweise eine optionale Unterstützung im Kampf durch die genannten Personen. So hätte Ubisoft den Verbündeten mehr Tiefgang verliehen.

Raue Athmosphäre

Bereits nach dem ersten Anspielen ist klar: Far Cry 2 ist kein ruhiger Afrika-Spaziergang. Die realistisch harte Spielwelt und der rauchige, dreckige Charme vermischt mit einer rauen Atmosphäre machen das Spiel zu einem besonderen Highlight. Zwar wirkt alles aufgesetzt und unlebendig (siehe unten), doch die gut eingefangene Kriegs-Stimmung schafft besonders in dunklen, kühlen Nächten eine beklemmende Atmosphäre.

Optisch eine Wucht...

...ist zumindest Crysis. Denn an Cryteks Shooter-Meilenstein kommt Ubisofts aktueller Titel nicht heran, auch wenn man von der visuellen Aufmachung durchaus positiv überrascht sein darf. Die Dunia-Engine vollbringt eine relativ gute Arbeit: Physikalisch interessante Explosionen, tolle Effekte und eine üppige und grandios animierte Vegetation darf Far Cry 2 sein Eigen nennen. Da sieht man über die gelegentlich schwammige Texturen gerne hinweg.

Auch der Sound ist positiv zu bewerten. Vor allem die Sprecher leisten gute Arbeit und hauchen etwas mehr Leben in die Charaktere.

Orientierungsverlust

Was euch am Meisten in Far Cry 2 fehlt, ist eine kleine Minikarte, die durch eine große Landkarte ersetzt wird, welche ihr per Tastendruck aufrufen könnt. Doch diese beansprucht nicht nur einen enormen Platz auf dem Bildschirm, sondern muss im Kugelhagel weggesteckt werden, damit der Protagonist eine Waffe ziehen kann. Nur beim Fahren flimmert eine kleine Karte auf eurem Bildschirm, die euch durch die Wildnis führt.

Trotzdem verirrt man sich immer wieder, denn alle Areale ähneln sich sehr und so läuft die Orientierung sehr schwer vonstatten.

Intelligent, aber leblos

Die Spielwelt in Far Cry 2 wird anfangs interessant in Szene gesetzt. Alles ist toll aufgebaut, die KI ist realistisch und jede Person hat euch was zu sagen. Doch trotz des schönsten Szenarios fehlt in Far Cry 2 die Lebendigkeit. Alles wirkt kühl und und auch echte afrikanische Kultur seht ihr kaum. Es wirkt fast so, als hätten die Entwickler zwar eine große interessante Welt erschaffen, aber vergessen, ihr Leben einzuhauchen.

Klick dir einen

Die anspruchsvolle Überschrift kündigt Ubisofts tollen Editor an, mit dem ihr Maps für den Multiplayer-Modus (der übrigens ausgesprochen gut ist) anfertigen könnt. Dieser ist auf der PS3/Xbox 360 wie auch auf dem PC einfacher als ein Quickie zwischendurch und regt den Spieler ebenfalls an: Mit nur wenigen Mausklicks bastelt ihr wunderschöne Landschaften, auf welchen tiefe Höhlen und Berge in schwindelerregenden Höhen Platz finden. Nur die fehlende Singleplayer-Unterstützung trübt den Klickspaß, doch man kann ja schließlich nicht alles haben.

Fazit

Die Standartelemente eines Spiels - Grafik, Sound und Steuerung - werden in Far Cry 2 toll zur Szene gesetzt. Auf dem ersten Blick ist das Spiel nicht nur ein grandioser Shooter mit viel Freiheit, sondern auch ein toller Safari-Trip durch Wüste und Dschungel. Doch was bringt es, wenn viele im Detail versteckte Fehler, wie zu aggressive Wachposten, eine unlebendige Spielwelt, eine fehlende Minikarte und langweilige Aufträge, sich zu einem großen Ball zusammenhäufen, der den Spieler fast erschlägt? Dann hat Ubisoft etwas falsch gemacht. Far Cry 2 ist zwar ein eklatanter Shooter mit bombastischer Grafik, trotzdem fehlt dem Spiel das berühmte 'gewisse Etwas'.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: tolle Animationen, wahnsinnige Effekte, viel Feuer
  • Sound: gute Synchronsprecher, eingängige Effekte
  • Balance: ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: raue und dreckig, sehr beklemmend
  • Bedienung: Keine Aussetzer, frei wählbar
  • Umfang: viele Missionen, riesige freie Spielwelt...
  • Missionsdesign: tolle Umgebungen und geniale Auftragsorte
  • KI: ausbalanciert
  • Waffen & Extras: sehr viele Waffen
  • Handlung: harte Dialoge, sehr interessante Präsentation
  • Grafik: leichte Texturschwächen
  • Sound: kaum musikalische Untermalung
  • Balance: -
  • Atmosphäre: alles wirkt unlebendig
  • Bedienung: manchmal etwas ungewohnt
  • Umfang: ...in der aber zu wenig zu tun ist
  • Missionsdesign: -
  • KI: einige Fehler
  • Waffen & Extras: Malaria-Tabletten schwer zu bekommen
  • Handlung: Qualität läßt bald nach, langweilige Aufträge

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(4)
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