Rex "Power" Colt...

Ein Spiel für alte Männer

Mir ist schon klar, dass es in gewisser Weise provokativ sein kann, eine Rezension so zu beginnen. Trotzdem passt es ganz gut, denn viele Anspielungen und Gags von Blood Dragon versteht man vor allem dann, wenn man die 80er und frühen 90er live miterlebt hat.

Der psychedelische Neonlook des Spiels trifft genau den Nerv derer, die mit Filmen wie Tron oder auch Terminator aufgewachsen sind. Der Protagonist stellt eine Mischung aus Rambo, Han Solo und John McLane dar...unbesiegbar, mies gelaunt und immer 'nen dummen Spruch auf Lager.

Spielerischer Einheitsbrei

Beim Gameplay erfindet Ubisoft das Rad nun wirklich nicht neu, die Gegner sind ähnlich drauf wie die Piraten bzw. Söldner in Far Cry 3, welches ja nicht umsonst das Grundgerüst von Blood Dragon bildet. Im Grunde trifft man immer auf den gleichen Gegnertypus, der sich nur minimal anhand der Waffen unterscheidet, die er grade benutzt. Ausserdem laufen wie im Hauptspiel ziemlich viele Viecher auf der Insel herum, allerdings in der Future-Version mit roten Augen und ähnlichem Firlefanz. Besonders lustig sind auch die Neondrachen, denen man ständig begegnet und die man mit den Herzen, die man aus der Cyborgbrust der Gegner reissen kann anzulocken vermag. So kann man die Biester jederzeit in einer Horde Gegner schicken, was lustig anzusehen ist. Den Kampf sollte man nicht unbedingt suchen, denn die Drachen halten relativ viel aus und teilen saftig aus. Die Welt ist ähnlich der von FC3, allerdings ist alles verdammt dunkel, deswegen sieht man vom Paradies nicht viel. Dafür leuchten die Gebäude von weitem wie eine glitzernde Pufftür, weil ja alles im Neonlook erstrahlt.

Die Missionen sind weder besonders einfallsreich noch aussergewöhnlich öde. Es ist schlicht durchschnittlich, was hier geboten wird. Blood Dragon lebt davon, anders zu sein, anders zu wirken und sich vom normalen Shooter-Genre abzuheben. Und das gelingt gut. Die Geschichte wird in Standbildchen aus dem 16-Bit-Zeitalter erzählt, was im Grunde ein Witz ist - aber perfekt zum Style des Games passt. Allerdings braucht es dazu einfach den oben bereits erwähnten Bezug zu diesen Oldschool-Zeiten, die man einfach selbst erlebt haben sollte.

Man kann natürlich auch die Waffen aufwerten usw., das ist spielerisch aber nicht wirklich nötig. Rex kommt auch mit den Standard-Knarren locker durchs Spiel. Ausserdem hat Rex als halber Cyborg natürlich sowieso die eine oder andere tolle Fähigkeit, die er im Laufe des Spiels einzusetzen vermag.

Technisch alles im Lot...

Auf technischer Seite findet man bis auf die in Dunkelheit gehüllte Welt nichts zum Meckern - wie schon FC3 ist auch Blood Dragon optisch auf der Höhe der Zeit. Das Spiel läuft flüssig, die Animationen sind durchweg gut und der Sound inkl. der Vertonung der Hauptfigur sind absolut erste Sahne. Allein wie Rex sich zu Beginn aufregt, dass er das Tutorial spielen muss ist ein Ablacher vom Feinsten.

Die Dunkelheit ist Geschmackssache, ist aber irgendwo durch den Neonlook bedingt - das Leuchten kommt eben nur gut, wenn außen herum richtig schwarze Nacht herrscht.

Die Atmosphäre und das Fazit

Hier kommt nun so richtig das Alter des Spielers zu tragen, der das Ganze beurteilt. Wenn jemand in meinem Alter (Baujahr 75) ist, kann er die meisten Anspielungen und Sprüche problemlos zuordnen und wird entsprechenden Spaß an dem Spiel haben. Diese Gamer jenseits der 30 dürfen jederzeit 5 Punkte auf die Wertung drauf packen. Die richtig jungen Zocker können dagegen problemlos 5 - 10 Punkte abziehen - für sie ist es einfach ein sehr dunkles FC3 ohne besondere Highlights. Aus meiner Sicht ist Blood Dragon ein sehr lustiges Spiel, und ich bin Ubisoft sehr dankbar, dass man dort den Mut hatte, ein solches Game auf den Markt zu werfen. Es ist ein Experiment, und es scheint geglückt zu sein. Es bleibt auf jeden Fall zu hoffen, dass es einen weiteren Teil oder aber andere Spiele dieser Art auf Grundlage etablierter Spiele geben wird. Durch den niedrigen Preis ist es auf jeden Fall einen Blick wert, sowohl für alte Säcke wie auch für Neugierige und Leute, die gern mal was "Anderes" sehen wollen.

Von mir gibt's eine klare Kaufempfehlung für Blood Dragon - es fällt unter "muss man einfach gesehen haben".