Seite 2: Far Cry 3: Blood Dragon im Test - Ein Herz für Drachen

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Prügel für den Reaktor

Dass die Handlung nur wenig mit den Hauptmissionen zu tun hat, spielt insofern auch keine Rolle mehr. Das ist vielmehr Absicht, wie nahezu jeder Unfug in Blood Dragon Absicht ist. Wir sollen einen Damm sprengen, weil der irgendwie Energie irgendwohin leitet? Klar, wird erledigt - und hat hier jemand Crysis 3 gesagt? Dass der Damm am Ende nicht spektakulär in die Luft fliegt, sondern wir nur mit der Hand (!) den daran angeschlossenen Atomreaktor (!!) verprügeln, der obendrein genau da steht, wo wir in die recht lange Mission einsteigen, nehmen wir gleichzeitig zähneknirschend und kichernd zur Kenntnis.

Auch in Blood Dragon dürfen wir wieder mit Pfeil und Bogen ran. Auch wenn die Gerätschaften etwas anders aussehen als in Far Cry 3. Auch in Blood Dragon dürfen wir wieder mit Pfeil und Bogen ran. Auch wenn die Gerätschaften etwas anders aussehen als in Far Cry 3.

Wir sollen Doktor Carlyle umbringen? Na klar, wird erledigt! Das Warum bleibt uns rätselhaft, stört aber nicht im Geringsten. Dass wir Doktor Carlyle nur hören, aber nicht sehen und geschweige denn umpusten - geschenkt! Wir sollen in irgendeiner mystischen Paralleldimension Hundertschaften von Zombies erledigen? Kein Ding! Weil wir die Anspielung auf Far Cry 3 verstehen und Zombies sowieso der letzte Cry sind. Nur ein richtiger Endkampf fehlt, in der letzten Mission wüten wir so locker durch die Gegnerschar wie der T-800 durch eine Gruppe Polizisten. Nur dass beim T-800 keiner draufgeht. Noob!

Schildkröte schlägt Soldat

Spielerisch bleibt Blood Dragon derweil hinter Far Cry 3 zurück. Die Insel liegt, wie bereits erwähnt, im permanenten Dunkel, sodass der Entdeckerdrang schnell zum Erliegen kommt. Die Sammelaufgaben wie »Töte zwölf unterschiedliche Tiere« und »Finde alle 32 Fernseher« strecken lediglich die Spielzeit. Wer aber schon in Far Cry 3 den Zwang verspürt hat, alle Götzen aufzuklauben, mag daran auch in Blood Dragon seinen Spaß haben. Wie Jason im Hauptspiel darf Rex zudem feindliche Stützpunkte erobern und dort optionale Nebenmissionen annehmen. Letztere sind allerdings simpel gestrickt, meist sollen wir mit einer vorgegebenen Waffe einen Elitegegner (»Der Straußenkönig greift nach der Weltherrschaft!«) oder Geiselnehmer heimlich ausschalten, um einen Cyber-Nerd (Forscher) zu retten.

Abwechslung kommt da jedoch keine auf, auch wenn die Geisel-ehmer mal an Land, mal auf einem Schiff residieren. Witzig ist nur die schräge Nummer mit den Schildkröten … aber wir wollen nicht zu viel verraten. Aber vielleicht gibt's bald einen Film mit dem Titel »Schildkröten, sie werden dich kriegen!«, höhö. Außerdem sprechen wir hier immer noch von einem Addon für 15 Euro - da darf man ja frohlocken, wenn es überhaupt eine frei begehbare Insel und Nebenmissionen gibt!

Flau in der Mitte ...

Während wir die Story in knapp vier Stunden abgefrühstückt haben, kommen dank der optionalen Garnisons-Eroberung, der Nebenmissionen und Sammelaufgaben noch mal vier bis fünf Stunden hinzu. Allerdings wiederholt sich in Blood Dragon einiges. Die Hauptmissionen führen uns viel oft und zu lange durch die immer gleichen Levelschläuche, in denen die immer gleichen Gegnertypen rumrennen: normale Soldaten, Flammenwerfer-Soldaten, Gatling-Gun-Soldaten und Molotov-Cocktail-Werf-Soldaten.

Mit dem Gleiter segeln wir zu unserem nächsten Auftrag. Mit dem Gleiter segeln wir zu unserem nächsten Auftrag.

Im Mittelteil, also nach einer bis zwei Stunden, wird Blood Dragon daher ziemlich flau. Wir hätten ja zu gern den von Doktor Carlyles hysterischer Stimme immer wieder beschworenen »Tentakelmann« gesehen und bekämpft. Nur um der Abwechslung willen. Aber den gibt's schlicht und ergreifend nicht. Vielleicht ist das aber ebenfalls nur ein satirischer Seitenhieb auf andere Shooter, in denen man auf den Tentakelmann (sprich: endlich mal einen besonderen Gegner) wartet. Designschwächen und Seitenhiebe gehen bei Blood Dragon eben derart fließend ineinander über, dass wir bei vielen gar nicht wissen, ob wir nun fluchen oder kichern sollen.

... am Schluss mit Unter-Po-Waffe

Erledigten Cyborg-Gegnern lassen sich die mechanischen Herzen entreißen, was allerdings schnell auf die Nerven geht, weil's immer die gleiche und viel zu lange Rausreiß-Animation zur Folge hat. Immerhin haben die Blut- beziehungsweise Schmiermittel-Pumpmuskeln ihren Nutzen, damit lassen sich nämlich Cyber-Drachen ablenken oder anlocken. Wenn wir ein Herz irgendwohin werfen, stapfen die Riesen-Eidechsen mit Laseraugen direkt dorthin. So lassen sich die Biester auch in Omega-Garnisonen locken, wo sie dann unter den Soldaten aufräumen. Das ist ein, zweimal ganz unterhaltsam, dauert aber deutlich länger, als jeden selbst umzupusten.

Konnte man in Far Cry 3 die Fähigkeiten des Helden noch aus einem Pool von 50 Optionen selbst bestimmen, so erledigt das Blood Dragon automatisch für uns. Viele Fähigkeiten stehen eh nicht zur Verfügung, das Spiel versorgt uns aber regelmäßig mit mehr Gesundheit und beispielsweise besseren Take-Down-Messerattacken. Blöd: Weil man von Beginn an schon alle wichtigen Waffen besitzt und die ihren Dienst hervorragend erledigen, ist der Reiz, die Knarren aufzurüsten, eher gering. Zumal man am Ende zwei Überwaffen in die Hand und unter den Po (richtig gelesen!) gedrückt bekommt und sein Arsenal sowieso nicht mehr benötigt. Wer von Blood Dragon also mehr Far Cry 3 erwartet, wird enttäuscht. Wer vom Standalone-Addon jedoch nichts weiter will als eine völlig überzogene Satire auf Filme und aktuelle Spiele, der wird bestens bedient.

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