Auch ohne Vaas macht's Spaß...

Wieder mittendrin... Na, lange genug musste ich ja warten, bis ich endlich wieder in Far Cry auf die Open World losgelassen wurde. Ich habe FC3 insgesamt 3 mal...

von - Gast - am: 06.04.2015

Wieder mittendrin...

Na, lange genug musste ich ja warten, bis ich endlich wieder in Far Cry auf die "Open World" losgelassen wurde. Ich habe FC3 insgesamt 3 mal durchgespielt, und ich hätte vermutlich auch noch Runde 4 geschafft, wenn der Nachfolger nicht erschienen wäre.

Als Fan des Open World Konzeptes dieser Reihe und als großer Befürworter der Spielmechanik von Teil 3 hatte ich große Erwartungen an dieses Spiel, und sie wurden auch nicht enttäuscht. Warum es dennoch nicht für den ganz großen Mega-Hit reicht, zerre ich in dieser Rezension schonungslos ans Licht.

Was ist hier eigentlich los?

Der Beginn der Story ist verheißungsvoll und aus meiner Sicht atmosphärisch "dicht". Die Reise im Rumpelbus durch den Himalaya samt Straßenkontrolle durch die Truppen eines totalitären Regimes wirken authentisch und glaubhaft, ebenso der Moment, wo die Sache außer Kontrolle gerät. Mit dem Eintreffen von Bösewicht Pagan Min hält dann natürlich Hollywood Einzug in die Story - trotzdem bleibt das Ganze spannend, interessant und glaubwürdig.

Auch auf der Festung von Pagan Min ist es ansprechend und cool, man bekommt einen Bösewicht serviert, der Charisma hat. Leider geht die Logik verloren. Warum lassen die Typen mich alleine sitzen, so dass ich meine Flucht einfach mal einleiten kann? Wieso taucht der "Goldene Pfad" genau da auf, wo ich bin?

Story und Atmosphäre

Die Atmosphäre des Spiels ist allgemein gut gelungen, die wilde, teilweise unberührte Natur der Berge ist wunderschön anzusehen, die Figuren und Tiere führen ein Eigenleben und die Interaktion mit dem Protagonisten ist sehr ansehnlich. Es ist eine greifbare, glaubhafte Welt. Natürlich nur, wenn man sich darauf einlässt. Die Story vom bösen Pagan Min, der alle unterdrückt und von den Rebellen, denen man unter die Arme greift ist zwar nicht geeignet um einen Literaturnobelpreis abzugreifen, sie reicht aber aus, um den Spieler voranzutreiben.

Störend empfinde ich persönlich zwei Sachen, die mir RICHIG auf den Keks gehen:

1. Die fehlende Logik. Ja, ich weiß, ein Spiel ist ein Spiel. Aber wenn's derart unlogisch wird wie gleich zu Anfang bei der Flucht oder wenn ich Missionen erfüllen "muss", bei denen ich 90% des Aufwandes nur durch krudes Missionsdesign betreibe, dann werde ich ärgerlich. Solche Sachen passieren immer wieder und ärgern mich einfach.

2. Diese psychedelischen Missionen in der "anderen" Welt als legendärer Krieger sind genau so nervig wie die Aktionen, die ich unter Drogeneinfluss erledigen muss. Sie bremsen meinen Spielfluss komplett aus, passen nicht in die Story und werden von mir subjektiv als aufgesetzt und sehr störend empfunden. In etwa genauso wie es mir bei Assassins Creed mit den Aktionen ergeht, die ich in der Gegenwart mit Desmond Miles oder seinen Nachfolgern erledigen muss. Nervt.

Durch das ansonsten aber durchgängig hohe Niveau der Spielwelt und die recht glaubwürdig gezeichneten Charaktere kann das Spiel diese Scharte aber nachhaltig auswetzen und fällt nicht unter die berühmte Linie, wo es dann einfach nur noch doof und nicht mehr nachvollziehbar wäre.

Sehr gut gemacht ist storytechnisch der Disput der beiden Rebellenanführer, die eben nicht an einem Strang ziehen und sich nicht immer aber sehr oft über die Vorgehensweise nicht zu einigen wissen. Durch diese Situation kann man an entscheidenden Stellen selbst wählen, welchen der beiden Wege man gehen will und so der Story in gewisser Weise eine eigene Wendung geben.

Auch gut gefallen hat mir beim Befreien der Sendemasten die Beschallung durch die Propaganda des Regimes. Das ist sehr cool gemacht, authentisch und einfach nur lustig.

Auch die Äußerungen der Leute die man trifft, die Rufe der Gegner und selbstverständlich der absolut kultige Radiosender samt Moderator verdienen hier eine Erwähnung.

Gameplay? Gameplay.

Nun, es ist eben Far Cry. Ein Open World Shooter mit vielen Haupt- und Nebenmissionen, Fahrzeugen, aufrüstbaren Waffen, zu erobernden Stützpunkten und und und...

Es ist im Grunde das Gleiche wie bei FC3, die wirklichen Unterschiede liegen nur im Setting (Inselwelt >> Himalaya), im jetzt verfügbaren Gyrocopter und im entschlackten Perk-Menü (2 statt 3 Skilltrees).

Spielerisch ist es ziemlich genau beim Alten geblieben, was durch die hohe Qualität des Vorgängers auf jeden Fall positiv zu bewerten ist. A.J. rockt sich durch die Spielwelt, entdeckt tolle Orte, befreit Außenposten und Sendetürme und lernt allerlei lustiges Volk kennen. Ganz nebenbei kann er - im Gegensatz zum Vorgänger - eine eigene Unterkunft erlangen und diese ausbauen. Das ist ganz witzig und macht Spaß, hat aber spielerisch nicht wirklich Relevanz. Es ist halt das Haus seiner Eltern, welches er wieder "renoviert" und wo er Pflanzen anbauen oder Molotow-Cocktails mixen kann. Außerdem ist dort immer wieder ein Mini-Helikopter verfügbar.

Es gibt auch ein paar Schleichmissionen, die so ähnlich auch in FC3 vorhanden waren. Standardkost, die aber sehr unterhaltsam ist und an den richtigen Stellen eingestreut wurde.

Natürlich sind auch der obligatorische Fallschirm bzw. der Wingsuit wieder mit am Start, ebenso die Drachenflieger.

In der zweiten Spielhälfte, die sich in der Nordhälfte der Karte abspielt, bekommen wir es wieder mit stärkeren und besser bewaffneten Gegnern zu tun. Waren es in FC3 erst Piraten und dann Söldner, sind in FC4 zuerst "reguläre" Truppen des Regimes unsere Gegner, später im Spiel bekommen wir es dann mit Eliteeinheiten zu tun, die auch deutlich besser ausgerüstet sind.

Die Skill-Trees wurden ausgedünnt, erfüllen aber immer noch ihre Aufgabe mehr als gut. Hier hat "weniger ist mehr" wirklich mal Sinn, es ist übersichtlicher geworden, ohne dabei rasiert oder eingeschränkt zu wirken.

Die Nebenmissionen und die Eroberungen der Stützpunkte lassen sich kooperativ erledigen mit menschlichen Mitspielern - dies ist aber entgegen der Ankündigung nicht wirklich nötig, ich hatte von Anfang bis zum Ende nie Hilfe nötig beim Erledigen meiner Missionen.

Ein Blick auf die Technik

Far Cry 4 sieht grandios gut aus. Hierzu kann es keine zwei Meinungen geben, das Spiel setzt die Natur und die Leute sehr gut ins Szene, die Kämpfe werden intensiv dargestellt, die Tierwelt ist ebenso wie die Leute gut animiert und Explosionen und andere Effekte wurden aufwendig inszeniert.

Auch der Sound kann sich mehr als sehen lassen. Motoren und Waffen klingen realistisch, die Sprechen leisten gute Arbeit und der Radiosender trägt massiv zur Atmosphäre bei.

Schönheit dieser Qualität hat natürlich auch seinen Preis: Wer FC4 in seiner vollen Pracht erleben will, muss High End Hardware zum Einsatz bringen, sonst kann es durch aus zu Rucklern kommen, die man nicht mehr als "geht schon noch" durchgehen lassen kann. Ich empfinde subjektiv den Hardwarehunger vom neuen Teil etwas ausgeprägter als es noch beim Vorgänger der Fall war. Dies kann natürlich auch daran liegen, dass die Welt so ausgelegt wurde, dass sie auch der Benutzung einer Flugmaschine Rechnung trägt.

Nicht falsch verstehen, auch ein durchschnittlicher Rechner ist in der Lage, dieses Spiel vernünftig abzuwickeln. Aber eben nicht in Ultra-Grafik mit allen Details. So ehrlich muss man einfach sein.

Das Fazit

Ich hatte sehr großen Spaß mit Far Cry 4, wurde nicht enttäuscht und bin mit der Spielerfahrung mehr als zufrieden. Ärgerlich empfand ich wie oben angeführt aber die Logik-Lücken und die für mich wirklich störenden Ausflüge in die Geisterwelt und die Missionen unter Drogeneinfluss. Erstens halte ich nichts von solchen "Breakern" im Plot und zweitens finde ich auch zum Zweck eines Spiels die "Verlustigung" von Drogenkonsum nicht wirklich angebracht. Ich sehe durch meinen Job viel zu oft das Ergebnis von Drogenmissbrauch.

Trotzdem, FC4 erhält von mir eine Kaufempfehlung, es ist ein gutes, absolut interessantes Spiel geworden. Der ganz große Wurf gelingt Ubisoft aber nicht. Erstens ist die DLC-Politik total verfehlt (zu teuer, DLC-Qualität niedrig), zweitens wirkt der Multiplayer-Teil aufgesetzt und irrelevant und drittens sind die Innovationen im Vergleich mit Teil 3 einfach marginal und faktisch nicht wirklich existent. Das Spiel ist eine 2 plus geworden...leider keine 1 mit Sternchen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Sehr gute Grafik...
  • Sound und Sprecher erstklassig
  • Glaubwürdige Charaktere, Pagan Min ist ein toller Bekloppter
  • Annehmbare Story
  • Schöne Welt (Himalaya gut umgesetzt)
  • Gyrocopter
  • ...bei entsprechend starker Hardware
  • Geisterwelt- und Drogenmissionen nerven
  • DLCs sind zusammengeschustert, teuer und öde
  • Multiplayer hätte man sich sparen können
  • Coop möglich aber irrelevant

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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