Alleinstehend

Das erste Add-On“ Extraction Point“ zum großen Klassiker F.E.A.R. hatte mich größtenteils enttäuscht. Die Story war zu...

von Bakefish am: 08.03.2014

Das erste Add-On“ Extraction Point“ zum großen Klassiker F.E.A.R. hatte mich größtenteils enttäuscht. Die Story war zu schwach, der Horror kam zu kurz, die Neuerungen waren zu knapp und wirkten aufgesetzt.

Doch die F.E.A.R.-Platinum-Edition beinhaltet ja schließlich nicht nur Extraction Point, sondern auch die sogar ohne Hauptspiel laufende Erweiterung Perseus Mandate. Mit etwas Hoffnung, aber nicht gerade hohen Erwartungen setzte ich mich an den Computer und verbrachte einige Abende damit. Nun habe ich es durchgespielt und fasse es kurz zusammen: TimeGate, das hätte echt nicht sein müssen. Warum, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.

Ach ja, nochmal wichtig: In dieser Rezension beziehe ich mich nicht nur auf das Hauptspiel, sondern auch auf Extraction Point, da dies vor Perseus Mandate erschien.

 

Nebenbei gesagt

 

Während der F.E.A.R.-Pointman des Hauptspiels sich noch in der Stadt herumschlägt und es mit mehr und mehr Replica-Einheiten zu tun bekommt, wird parallel dazu laufend eine zweite Gruppe der First Encounter Assault Recon losgeschickt. Das Ziel ist recht simpel: Wir als weiteres Mitglied der F.E.A.R. sollen, während die erste F.E.A.R.-Truppe noch mit dem Aufräumen beschäftigt ist, in die Hauptbasen des ATC-Konzerns (den Hauptverantwortlichen der Misere) stürmen und wichtige Daten einsacken, bevor ATC sie vernichten kann und am Ende unschuldig da steht. Dass dieser Plan nicht so abläuft, wie man es sich eigentlich vorgestellt hatte, dürfte auf der Hand liegen. Noch problematischer wird die ganze Sache dann, als plötzlich eine merkwürdige Söldnertruppe auftaucht, die nicht nur die Replica-Einheiten, sondern auch uns und unsere beiden Kollegen angreift, es wird klar, dass wir es hier mit einer großen Verschwö-

Stopp. Bis hierhin und nicht weiter. Perseus Mandate macht nämlich in der Story genau den Grundfehler, den Extraction Point auch schon gemacht hatte- es setzt die eigenen Bedingungen der Geschichte nicht ordentlich um.

Die erste Unlogik findet sich allein schon darin, dass unser Charakter über SlowMo verfügt, obwohl im Hauptspiel bereits erklärt wurde, dass der Hauptcharakter daraus nur durch seine „spezielle Abstammung“ über diese verfügt. Wie ist also der Typ, dessen Name nie genannt wird, an diese Reflexe gekommen?

Des Weiteren ist die „Verschwörung“, die wir im Laufe des Add-Ons aufdecken, nichts Weiteres als jene, die wir bereits im Hauptspiel aufgedeckt haben. Erneut werden keine neuen Hintergrundinformationen gegeben, wie es im Hauptspiel ständig getan wurde, man erfährt nichts Neues. Das heißt also, dass wir die Geschichte des Hauptspieles nochmal in etwas abgewandelter Form aus Sicht einer anderen Person an anderen Orten erleben dürfen.

Auch wirken die Söldner sehr deplatziert. Es dauert ewig lange, bis wir überhaupt erfahren, wer sie sind, und selbst dann wird diese Sache so schwammig erklärt, dass man danach genauso klug ist wie vorher. Wenigstens wird noch erklärt, was überhaupt ihre Intentionen sind. Der Knackpunkt liegt jedoch darin, dass wir im gesamten Add-On häufiger gegen die Söldner als gegen die Replicas kämpfen müssen- obwohl diese eigentlich die wahre Bedrohung sind, nicht die Söldner. Damit grenzt sich das Add-On stark vom Hauptspiel ab.

Nicht besser gemacht wird die Geschichte durch die Anwesenheit Almas und Paxton Fettels. Während Alma uns wieder  ihre gewohnt blutig-nichtssagenden Visionen liefert, läuft Fettel uns mehrmals über den Weg und erzählt uns Dinge, die wir nicht im Geringsten verstehen. Noch merkwürdiger ist das alles, weil Fettel eigentlich getötet wird (hat man die Hälfte des Add-Ons durchgespielt, ereignet sich das Ende des Hauptspiels), uns trotzdem aber immer wieder begegnet. An einer Stelle reißt er dann sogar den Satz: „I´ve never met my brother, until the day he killed me.“ (Ich habe meinen Bruder nie kennengerlernt bis zum Tag, an dem er mich tötete). Okay. Sehr logisch. Gepaart wird das Ganze dann damit, dass auch in diesem Add-On nicht erklärt wird, was jetzt eigentlich mit Alma los ist (welche gegen Ende nicht einmal mehr auftaucht), ja was überhaupt in der Stadt los ist. Anstatt die Ereignisse aus Extraction Point zu erklären, verwirrt das Add-On noch weiter.

Schlussendlich gesagt, hat mich die Story von Perseus Mandate unfassbar enttäuscht. Zwar ist das Add-On insgesamt recht spannend gestaltet, doch hat es vom Kern her so gut wie nichts mehr mit dem Hauptspiel zu tun. Da wir es im gesamten Spiel häufiger mit Söldnern als mit Replicas zu tun bekommen, dachte ich manchmal sogar, dass ich es hier eher mit einem Möchtegern-Verschwörungs-Agenten-Add-On zu tun hatte, anstatt mit einem Horror-Shooter. Vom Anfang bis zum sehr nüchternen Ende bleibt die Story vorhersehbar, auch werden die neuen Charaktere, die dort vorkommen, bei weitem nicht so ausgebaut wie im Hauptspiel, geschweige denn dass sie so sympathisch oder unsympathisch sind wie jene aus dem Hauptspiel. TimeGate hat in Sachen Story also nichts aus Extraction Point gelernt.

 

Noch mehr FFIIIIIIIIUUUUUUUUUUUUUUUUUU-BUUUUUUUUUUUUUMMMMMMMMM……….

 

Gameplaytechnisch gibt es keinerlei Neuerungen in Perseus Mandate. Erneut kämpfen wir uns durch recht lineare Level und setzen die Gegner mit SlowMo unter Druck.

Erneut wurden drei neue Waffen integriert- ein Granatwerfer, ein Stromstoßgewehr und ein stärkeres Sturmgewehr mit Zielfernrohr. Die Minigun, das Lasergewehr und die aufstellbaren Geschütze sind auch wieder mit dabei. Perseus Mandate begeht jedoch wieder den Fehler, sämtliche dieser Gegenstände nur an sehr wenigen Stellen zu verteilen. Die einzige Waffe, die wir im Spiel durchgängig und immer wieder finden, ist das Sturmgewehr, welches jedoch nur etwas stärker ist als das Standardsturmgewehr und auch nur leicht abgewandelte Sounds sowie ein und dieselbe Nachladeanimation besitzt. Von dieser Waffe abgesehen finden sich alle anderen Gegenstände viel zu selten, erst in den allerletzten Spielmomenten werden wir praktisch mit schwerem Equipment „zugebombt“. Leider etwas zu spät.

Neue Gegner gibt es kaum, diese werden lediglich durch die Söldner-Fraktion gebildet. Was bedeutet, dass wie es mit exakt drei neuen Gegnern zu tun haben: Den „normalen“ Söldner-Einheiten, Söldner-Elitetrupps und einem Endgegner. Während die Elitetrupps richtig cool sind (sie können an Wänden klettern, extrem hoch springen, sind verflucht schnell, mordsmäßig intelligent, teilen extrem viel Schaden aus, stellen selbst Geschütze auf und futtern Kugeln zum Frühstück), sind die normalen Trupps nichts Weiteres als Replica-Einheiten in anderem Look und dunklerer Stimme, selbst die K.I. ist ein und dieselbe. Okay, dieser Fakt muss jetzt nicht sooo schlecht sein, schließlich ist die K.I. der Gegner wieder hervorragend (obwohl ich auch in diesem Add-On Aussetzer entdeckte), doch wäre es doch mal cool gewesen, wenn diese Typen eine eigene Taktik spendiert bekommen hätten, vielleicht etwas Assassinenmäßiges oder so. Der Endgegner? Hat dieselbe K.I. wie die Elitetrupps, sieht bloß anders aus und hält auch mehr aus. Glücklicherweise sind die Truppen, die in Extraction Point neu dazukamen, nicht wieder hinausgeschnitten worden.

Die Sache ist auch, dass das Konzept „neue Gegner“ gegen das Konzept „mehr alte Gegner“ eingetauscht worden zu sein scheint. Gegen Ende des Spiels werden uns immer und immer mehr Gegner vorgesetzt, an einer Stelle bekam ich es mit vier (!!!) Elitetrupps der Söldner zu tun. Dass ein Ende nicht aus so vielen Gegnern bestehen muss, hat doch auch das Hauptspiel schon bewiesen.

Auch in Perseus Mandate suchen wir wieder Gesundheits- und Reflexbooster, die unsere Lebensenergie und SlowMo verbessern. Auch diesmal ist es nötig, ein wachsames Auge zu haben, da sie nicht immer leicht zu finden sind.

Kurzum gesagt spielt Perseus Mandate sich von der Action her wieder sehr solide, doch wirken auch diesmal so gut wie alle Neuerungen etwas aufgesetzt, von diesem einen Sturmgewehr und den Elitetrupps einmal abgesehen. Doof ist dabei auch, dass die Neuerungen, die in Extraction Point implementiert waren, auch diesmal nicht genügend zur Geltung kommen. Schade!

 

Bumm statt AAAH!

 

Auch atmosphärisch muss Perseus Mandate Kritik einstecken. Waren die Horrorvisionen schon in Extraction Point zurückgegangen und der Schreckhorror eher durch Splatterhorror ersetzt worden, geht das zweite Add-On noch einen Schritt weiter und serviert uns noch weniger Schocker. Okay, zugegeben, an einer Stelle habe ich mich richtig erschrocken, an sämtlichen anderen Stellen dafür gar nicht mehr. Es kann ja auch sein, dass ich nach Dead Space, Doom, Slender und dergleichen abgehärtet bin, doch ist eindeutig, dass Perseus Mandate sehr viel actionlastiger ist noch Extraction Point. Horror wurde also größtenteils durch Action ersetzt. Dass das bei einem Horrorshooter nicht gut gehen kann, dürfte auf der Hand liegen.

Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass neue Musik für dieses Add-On komponiert wurde, doch passt diese nicht im Geringsten zum Spiel und wirkt daher ziemlich deplatziert. Erneut kein Horror, sondern Geballere.

Perseus Mandate begeht des Weiteren den Fehler, ein wesentliches Problem des Hauptspiels wieder „aufzugreifen“- die Level wirken insgesamt wieder recht eintönig, zwar immer noch abwechslungsreicher als im Hauptspiel, doch reicht die Vielfalt der Regionen, die wir besuchen, lange nicht an die von Extraction Point heran.

Zusammengefasst: Auch atmosphärisch lässt Perseus Mandate gegenüber dem Hauptspiel und sogar dem ersten Add-On deutlich nach und mutiert vom Horrorshooter zum puren Geballere mit einigen Visionen zwischendurch. Auch hier TimeGate die Probleme eher verschlimmert als behoben.

 

Breitbild, f*** yeah!

 

Grafikmäßig sieht Perseus Mandate keinen Deut besser aus als die Vorgänger. Doch auch hier gibt es wieder schöne Schattenspiele und recht gut animierte Charaktere. Auch die Breitbildfunktion ist wieder mit dabei und die Performance wurde wieder so angehoben, dass sie das Niveau des Hauptspiels erreicht. Dafür gibt es allerdings keine Pluspunkte, weil das eigentlich selbstverständlich sein sollte.

 

Fazit

 

Wer auf Action abfährt, wird Perseus Mandate lieben. Wer eine halbwegs an der Leine haltende Agentengeschichte mag, wird Perseus Mandate lieben. Wer lange Add-Ons mag, die sogar ohne Hauptspiel laufen, wird Perseus Mandate lieben. Wer jedoch die Atmosphäre und Geschichte des Hauptspiels geliebt hat, wird von Perseus Mandate unfassbar enttäuscht sein. Mit dem eigentlichen F.E.A.R. hat Monolith es geschafft, ein ganzes Universum aufzubauen, was ein Spiel überhaupt erst mal schaffen muss. Doch TimeGate hat dieses Universum, gelinde gesagt, verwurstet. Storymäßig sowie atmosphärisch verzeichnet Perseus Mandate gegenüber dem Hauptspiel und auch Extraction Point gewaltige Abstriche, auch die meisten Neuerungen wirken wieder aufgesetzt. Daher erreicht das Standalone-Add-On nur 65 Punkte in der Wertung. Actionmäßig sowie gegnertechnisch spielt es sich sehr solide, mehr aber auch nicht.

Daher ein Aufruf an TimeGate: Auch wenn diese Add-Ons uralt sind, entwickelt bitte nie wieder Fortsetzungen zu Horrorshootern.


Wertung
Pro und Kontra
  • recht lange Spielzeit
  • spaßige Action
  • einige Neuerungen gut...
  • ... die meisten jedoch aufgesetzt
  • storymäßig sehr schwach
  • Action statt Horror

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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