Wie Flatout 2, nur nicht mehr ganz so gut

So sehr Flatout Ultimate Carnage dem Quasi-Vorgänger Flatout 2 ähnelt, gibt es im Detail dennoch eine ganze Reihe von Änderungen gegenüber seinem...

von - Gast - am: 09.09.2008

So sehr Flatout Ultimate Carnage dem Quasi-Vorgänger Flatout 2 ähnelt, gibt es im Detail dennoch eine ganze Reihe von Änderungen gegenüber seinem PC-Spiel-Vorfahren - und in den meisten Fällen sind es Änderungen zum Schlechteren.

Klingt nicht gut

Dass Flatout Ultimate Carnage kein Flatout 3 werde würde, sondern eine Portierung der Konsolenversion, die auf Flatout 2 beruht, das war ja vorher bekannt. Wer Previews gelesen hatte, war darauf vorbereitet, dass es keine neuen Strecken und Wagenmodelle geben würde. Lediglich der 'Carnage'-Modus würde gegenüber Flatout 2 eine Neuerung darstellen.

So sehr Flatout Ultimate Carnage dem Quasi-Vorgänger Flatout 2 ähnelt, gibt es im Detail dennoch eine ganze Reihe von Änderungen gegenüber seinem PC-Spiel-Vorfahren - und in den meisten Fällen sind es Änderungen zum Schlechteren:

- Kein LAN-Modus
Ausgerechnet das Spiel, das auf LAN-Partys zum 'Renner' wurde, hat in der neuen Fassung keinen LAN-Support mehr. Das dürfte schon mal eine Reihe potentieller Kunden kosten. Multiplayer ist nur noch online und ausschließlich über XBox Live möglich, was nicht unbedingt jeder gerne in Anspruch nehmen möchte.

- Kein 5.1 Sound
Entgegen der Reviews in GameStar und anderen Magazinen verfügt Flatout Ultimate Carnage über keinen 5.1-Support. In den FAQ von Empire Interactive heißt es: 'Q: Are there any settings so that I can configure the sound to 5.1 or 7.1? - A: The sound output regarding this product will be in Stereo Only. There are no configuration options to set this for 5.1 or 7.1 sound.'

Für heutige PC-Spiele ist das ein Armutszeugnis. Am Sound gibt es aber noch mehr zu bemängeln:

- Schlechte Soundqualität
Stereo muss ja nicht unbedingt gleich schlecht sein, bei Flatout Ultimate Carnage ist es aber so. Wo Flatout 2 noch mit ausgezeichnetem 5.1-Sound glänzen konnte, was es einem ermöglichte, auch wirklich mit dem Gehör beim Rennen dabei zu sein und seine Gegner auch hinter einem akkustisch zu orten, da liefert Flatout Ultimate Carnage nur noch eine schwammige, breiige Soundkulisse, aus der Details kaum noch herauszuhören sind. Crashes, Motoren, Fahrgeräusche, selbst die Musik versumpft in einer einheitlichen Soße aus Dröhnen und Scheppern.

Apropos Musik, die ja bei Flatout schon immer große Bedeutung hatte: über die Auswahl der Tracks bei Flatout Ultimate Carnage lasse ich mich nicht weiter aus, da das wirklich Geschmackssache ist. Mir persönlich gefallen sie nicht mehr so gut wie bei Flatout 2.

Frustrationsgenerator

- Schlechte Physik
Zugegeben, auch in Flatout 2 haben sich Fahrzeuge und Gegenstände häufig etwas seltsam verhalten. Man konnte mit Vollgas tonnenschwere Gegenstände durch die Gegend kegeln, nur um dann über einen klitzekleinen Pappkarton zu stolpern und abzuheben, als wären Autos fürs Fliegen gemacht. Das war aber wirklich nicht schlimm, weil es eben ein Arcade Racer war und keine Rennsimulation. Jedes Rennen blieb spannend, weil eben immer auch viel Glück und Pech im Spiel war.

Nun wurden aber in Flatout Ultimate Carnage Rennen gegen die Zeit eingeführt. So ist man in diesen Time Trials gezwungen, immer die optimale Linie zu finden. Jeder kleinste Fehler kostet den Sieg. Das macht bei echten Rennsimulationen wirklich Spaß, aber wenn man in diesem Spiel nach einem perfekten Lauf 10 Sekunden vor dem Ziel wegen einem Papierkorb oder einem kleinen Pappkarton ausgehebelt wird, dann ist das nicht motivierend, sondern frustrierend. Die zerstörbaren Hindernisse sind vorhanden, aber sie geben in diesem Modus kein Nitro, mit dem man Scharten wieder hätte auswetzen können. In Time Trials sollte nur Können eine Rolle spielen, und nicht Glück oder Pech.

- Langweiligere Streckenführung
Wer alle Flatout 2 Strecken kennt, wird sich bei Flatout Ultimate Carnage an diversen Stellen wundern. Oft fehlt ein Baum, eine Kante, oder plötzlich sind Leitplanken da, wo vorher keine wahren... Der steigende Anspruch in der Streckenführung von Flatout 2 wurde entschärft - dezent zwar nur, aber offensichtlich. Damit es in der Kampagne mit der Zeit trotzdem schwieriger wird, wurde an der KI gedreht:

- Unfaire KI
Positiv zu vermerken ist, dass - zumindest nach meinem subjektiven Empfinden - die KI gegenüber Flatout 2 etwas aggressiver geworden ist. Es kommt nun hin und wieder vor, dass ein KI-Fahrer versucht, den Spieler gezielt aus der Bahn zu bringen. Noch nicht aggressiv genug für meinen Geschmack, aber immerhin.

Traurig aber ist die absolut übermenschliche Beherrschung selbst der empfindlichsten Fahrzeugtypen. Boliden mit übernervösem Heckantrieb, die kaum ein Spieler fehlerfrei über die Offroadstrecken steuern kann, beherrscht die KI nahezu fehlerfrei. Dementsprechend ziehen sie dann in späteren Strecken auch in einer affenartigen Geschwindigkeit davon. Diese raketengleiche Beschleunigung liegt aber nicht allein an der Motorisierung, sondern offenkundig an veränderten Parametern für die KI. Selbst baugleiche Fahrzeuge mit allen verfügbaren Upgrades sind bei der KI phasenweise wesentlich schneller als beim Spieler. So kann es sein, dass man mehrere Runden auf einer Strecke dreht, ohne jemals eine Chance zu haben, den KI-Gegner einzuholen. Im nächsten Versuch dann fahren sie plötzlich wieder unerklärlich langsam, was ebenfalls unglaubwürdig wirkt.

Die Einsamkeit des Kunden

- Schlechter Support
Flatout Ultimate Carnage ist mit SecuROM kopiergeschützt. Dieses SecuROM weigerte sich bei mir hartnäckig, das Spiel starten zu lassen. Angeblich würden auf meinem Rechner Emulatoren laufen, die ich vorher abschalten müsse. Dumm nur, dass kein Emulator installiert war, den ich hätte abschalten können. Auf der Suche nach Support stellte ich fest, dass es keine deutschsprachige Supportseite für das Spiel gibt. Nur eine kostenpflichtige Telefon-Hotline (0,62 €/min.)!

Also musste ich Hilfe bei SecuROM suchen. Die entsprechende Internetseite erklärt einem, man solle eine Analyse-Datei erstellen (Computer neu starten, rechts auf Launcher.exe klicken, Analyse starten) und an SecuROM schicken. Allerdings sollte man Englisch können, wenn man sich an SecuROM wenden will, denn einen deutschen Support gibt es auch bei SecuROM nicht. (die Analyse-Datei ist übrigens verschlüsselt, man kann also überhaupt nicht kontrollieren, was man damit alles preisgibt).

Es kam dann die Antwort, dass das Problem vom Support nicht gelöst werden könne und sie sich mit den Developern in Verbindung setzen müssten, und sie würden sich dann wieder melden. Dann war erstmal Sendepause. Eineinhalb Wochen später schrieb ich nochmal an den SecuROM-Support, und diesmal schickten sie mir einen Link, wo ich eine neue Launcher.exe herunterladen konnte.
Immerhin, knapp zwei Wochen nach Kauf des Spiels konnte ich es zum ersten Mal starten.

Ach ja, ich hatte auch an Empire Interactive UK geschrieben. Von dort bekam ich eine automatisierte Standard-Mail zurück, die alle Infos und FAQ auflistete, die ich schon lang und breit auf der Webseite durchlesen konnte. Toll. Da ich aufgrund meiner Recherchen inzwischen weiß, dass es noch mehr Spieler mit diesem SecuROM-Problem gibt, muss ich mich schon sehr wundern, dass kein Patch, ja nicht einmal eine Info dazu angeboten wird.

Macht aber trotzdem Spaß

Werde ich auch ein gutes Haar an dem Spiel lassen?
Hm, na gut. Die Grafik ist besser als bei Flatout 2.

Nee, im Ernst, was mir wirklich gut gefällt, das ist der 'Carnage'-Modus. Es gibt eine ganze Reihe von Aufgaben, die man bewältigen muss, Crash-derbys, Zerstörungsrennen, escape the bomb, usw. Das macht wirklich Spaß und ich bin sehr motiviert, die ganzen Bronze-, Silber- und Goldpokale einzusammeln, was mitunter ganz schön knifflig ist. Und, juhuuh! Ich durfte bei einem Zerstörungsrennen endlich wieder den guten alten gelben Schulbus fahren. Wer noch das erste Flatout kennt, weiß, wovon ich rede.

Flatout Ultimate Carnage ist schon noch ein gutes Spiel. Es hat eine stimmige Präsentation und gute Atmosphäre. Es bietet ungeheuer viel Action und besitzt einen hohen Wiederspielwert, denn kein Rennen verläuft wie das andere. Zudem wurde die Zahl der Fahrer eines Rennens von acht auf zwölf erhöht, was es nochmal besser krachen lässt. Es kann wirklich ne recht lange Zeit Spaß machen.

Fazit:
Ich habe Flatout von Anfang an geliebt. Deshalb wird meine Begeisterung auch dieses Flatout Ultimate Carnage überleben, selbst wenn mir das zum Teil eine hohe Frustrationstoleranz abverlangt. Aber nur ein sehr großer Fan würde von mir eine Kaufempfehlung erhalten. Und dann vielleicht auch noch warten, bis es im Preis deutlich gefallen ist.

Allen anderen rate ich, Flatout Ultimate Carnage zur Seite zu legen und Flatout 2 wieder zu installieren. Oder, wer es noch nicht hat, es zu kaufen, da es bereits seit einiger Zeit als sehr günstiger Budget-Titel erhältlich ist (und es war ja auch neulich auf einer DVD von der GameStar drauf).

Flatout 2 macht mehr Spaß, bietet LAN-Unterstützung, hat eine immer noch ansehnliche Grafik sowie einen viel, viel besseren Sound und läuft auch auf nicht mehr so ganz taufrischen Rechnern.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: gegenüber Flatout 2 kräftig aufgebohrt
  • Sound: relativ gute Musikauswahl
  • Balance: anspruchsvoll
  • Atmosphäre: stimmungsvolle Strecken
  • Bedienung: auch mit Keyboard einfach zu bedienen
  • Umfang: durch Carnage-Modus umfangreicher als Flatout 2
  • Fahrverhalten: leicht zu steuern, schwer zu beherrschen
  • KI: aggressiver als in Flatout 2
  • Tuning: keine stundenlangen Mikrofummeleien
  • Streckendesign: gute Auswahl verschiedener Strecken
  • Grafik: hardwarehungrig
  • Sound: miese Qualität, fehlender 5.1-Support
  • Balance: teils unfaire KI
  • Atmosphäre: Nachtstrecken manchmal unübersichtlich
  • Bedienung: die Teststrecke für neue Fahrzeuge fehlt
  • Umfang: Streckenvielfalt nutzt sich ab
  • Fahrverhalten: manchmal seltsames physikalisches Verhalten
  • KI: unfaire Geschwindigkeitsvorteile
  • Tuning: dafür aber nur magere Tuningmöglichkeiten
  • Streckendesign: Anspruch wurde gegenüber Flatout 2 entschärft

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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