Viel Action in einem Rennspiel. Veraltet, aber toll.

Schrottautos, Rockmusik, Dummys in den Wagen, verrückte Minispiele und jede Menge Zerstörungswut. Das ist Flatout. Als es 2004 erschien, bildete es einen...

von - Gast - am: 09.12.2009

Schrottautos, Rockmusik, Dummys in den Wagen, verrückte Minispiele und jede Menge Zerstörungswut. Das ist Flatout. Als es 2004 erschien, bildete es einen Gegenpol im Action-Rennspiel-Genre zum glatt polierten Need for Speed Underground und bot dabei im Vorbeifahren mehr Realismus, spannendere Rennen und coolere Ideen als die Konkurrenz von EA. Auch wenn Sicherheitsgurte nicht mit inbegriffen sind.

Die Vorbereitung

Direkt zu Anfang sollte erwähnt werden, dass das Spiel für den deutschen Markt angepasst wurde. Statt menschlicher Fahrer wie in der Originalversion sitzen Dummys am Steuer, was im Spiel jedoch überhaupt nicht aufgesetzt wirkt, sondern mehr wie eine witzige Anspielung auf richtige Crashtests. Und Crashs gibt es hier mehr als genug. Auch wenn die Wahl, ob man einen männlichen oder weiblichen Fahrer haben möchte nutzlos ist, schließlich sehen alle Dummies gleich aus.
Danach dürfen wir uns einen Wagen aussuchen. Zunächst stehen uns nur eine Hand voll Wagen zur Verfügung, später können wir aber auch weitere Wagen freischalten. Wir suchen uns einen halbwegs leistungsstarken Wagen aus und starten das erste Rennen in der Karriere.
Schon hier die erste Kritik: Die Kampagne umfasst gerade mal 36 verschiedene Rennen, die zusammengefasst sind in drei Turnieren. Wobei: Die Turniere sind recht uninteressant gestaltet, weil man prinzipiell bei allen Rennen mindestens auf dem dritten Rang fahren muss. Und manche von den Kursen sind genau gleich, nur dass man ein Mal in der einen Richtung und das andere Mal in die andere Richtung fährt.
Nett ist, dass die Rennen in fünf Regionen stattfinden. So gibt es ein Baustellenareal, wo man auf Kies fährt, eine Schneeregion oder eine Kleinstadt mit Umland, wo man sowohl auf asphaltierten als auch auf unbefestigten Straßen Rennen absolviert. Dadurch sind die Rennen schön abwechslungsreich.

Die Rennen

Wir beginnen ein Rennen und was schon ziemlich schnell auffällt, ist, dass die KI ziemlich rabiat ist. Zwar achtet sie durchaus auf unser Auto, nimmt aber selten Rücksicht und versucht uns von der Straße zu drängen oder wegzurammen. Jedoch sind Sie nicht das einzige „Opfer“ für die KI, die Kontrahenten beharken sich auch gegenseitig. Außerdem macht die KI auch nachvollziehbare Fehler und rutscht z.B. in Kurven weg, sodass sie fast schon menschlich wirkt und der Verlauf der Rennen kaum vorhersehbar ist. Dadurch zieht es das Feld recht weit auseinander, sodass es sein kann, dass Sie in einem vier Runden langen Rennen zwei Gegner überrunden. Blöd ist nur, dass die KI selbst offensichtlichste Abkürzungen, die es des Öfteren auf den Strecken gibt, nicht nutzt, selbst wenn sie noch so simpel sind und noch so viel Zeit bringen.
Was wir auch bereits sehr früh merken, ist, dass die Rennen ziemlich schwierig zu meistern sind. Ein Faktor dabei ist das Fahrverhalten, das recht empfindlich ist und bei dem sich jeder kleine Schaden am Auto Auswirkungen hat. Landen wir etwa zu hart nach einem Sprung, geht die Aufhängung kaputt, sodass unser Auto bis auf weiteres empfindlich auf kleine Bodenwellen reagiert. Bekommt ein Rad einen Schlag ab, dann verzieht die Steuerung etwas, sodass wir nicht richtig geradeaus fahren können. Dennoch kann das Auto nicht ganz auseinander fallen, es besteht also keine Gefahr, dass man gar nicht mehr weiter fahren kann. Andererseits kann es aber auch sein, dass Sie schon früh im Rennen in eine heftige Kollision verwickelt werden, die Ihr Auto so extrem beschädigt, dass Sie nicht konkurrenzfähig sind gegen die anderen. Jedoch lässt sich jedes Rennen wiederholen, auch wenn Sie eines bereits absolviert haben (man bekommt sogar noch mal die Gewinnprämien), sodass sich der Frust in Grenzen hält.

Die Besonderheiten

Eine Besonderheit bei den Rennen ist neben dem sehr ausgefeilten Schadensmodell (das sich auch optisch auswirkt), dass auch viele Elemente der Streckenumgebungen zerstörbar sind, wie etwa Holzzäune oder Werbetafeln, die zumindest nachvollziehbar auseinander fallen. Das ist nicht nur ein toller optischer Effekt, sondern bringt auch handfeste Vorteile. Erstens sind einige Elemente so gebaut, dass anschließend die gegnerischen Fahrer um diese herum fahren müssen und Zeit verlieren. Zweitens füllt sich damit eine Nitroleiste, je mehr Gegenstände Sie niedergefahren haben. Im richtigen Moment eingesetzt erreichen Sie dadurch Vorteile gegenüber Ihren Gegnern, denn die KI (und das ist ziemlich unverständlich) setzt kein Nitro ein, wodurch diese auf Geraden ziemlich einfach überholt werden kann.
Außerdem erhält man pro zerstörten Gegenstand einen bestimmten Geldbetrag, den Sie am Ende auf Ihre Prämie für eine gute Position im Rennen aufaddiert bekommen. Schade: Wer versucht die Gegner zu rammen und dadurch Kohle zu kassieren, der wird enttäuscht, sodass es sich nur lohnt diese so zu behindern, dass sie das Rennen nicht mehr gewinnen können.
Wenn man sich jedoch nicht nur auf Rammmanöver verlassen möchte, der muss sein Auto mit seinem erfahrenen Geld tunen. Leider fällt optisches Tuning in Flatout vollkommen flach und auch das Leistungstuning ist ordentlich, aber nicht vergleichbar mit der Vielfalt von den Underground-Teilen der Need for Speed-Serie. Dafür sind die Auswirkungen im Rennen immens.

Die Extras

Neben normalen Rundkursrennen bietet Flatout aber kleinere Rennen. Zum einen wäre da eine Art Stuntmodus in einer Arena, wo Sie zum Beispiel Hoch- oder Weitsprung oder auch Kegeln machen, indem Sie per Knopfdruck Ihren Fahrer aus dem Auto schleudern. Dabei kommt es auf das richtige Timing, die Dosierung der Kraft, mit der Ihr Dummy aus dem Wagen geschleudert wird und darauf an, ob der Wagen auch gerade am „Abwurfpunkt“ ankommt.
Die Destruction Derbys konzentrieren sich hingegen darauf, dass Sie in möglichst kurzer Zeit alle Kontrahenten in einer kleinen Arena kaputtcrashen, bevor Ihr eigener Wagen zu Schrott geht. Das ist durchaus spannend und schwierig, weil man durch unvorsichtige Aktionen mehr Schaden erhält, als einem lieb ist.
Das dritte sind Minikurse, auf denen es vermehrt zu Unfällen und Positionskämpfen kommt. Gerade die Strecke Crash Alley ist dabei ganz besonders, denn diese besteht aus zwei Geraden, die nicht voneinander getrennt und voller größerer Hubbel sind und zwei Wendeschleifen an jedem Ende, sodass es hier zu besonders vielen spektakulären Unfällen kommt.
All diese Modi machen für zwischendurch Spaß und haben auch Sinn für die Kampagne, da man auch hier für Erfolge Geld kassiert.

Das Alter

Nicht zu vergessen ist bei dem ganzen Spaß an der Zerstörung, dass das Spiel bereits fünf Jahre alt ist und dem entsprechend grafisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Die Texturen sind etwas grob, die Landschaftsmodelle sind ebenfalls veraltet, die Physikeffekte sind zwar noch sehr ansehnlich, aber hier gibt es teilweise Darstellungsfehler. Dafür läuft das Spiel auch auf schwachen Rechnern mit 64 MB Grafikkartenspeicher flüssig. Außerdem ist das optische Schadensmodell auch noch ganz OK und da viel zerstört werden soll, sind die Strecken sehr ordentlich ausstaffiert mit Zäunen, Schildern und allem, was man kaputtfahren kann.
Beim Sound ist natürlich die Rockmusik dominierend. Zwar sind die Gruppen in Deutschland größtenteils unbekannt, aber trotzdem geht die Musik ziemlich ab. Leider ist die Musikauswahl nicht besonders groß, sodass sich die Stücke schnell wiederholen.
Dafür sind die Motorensounds recht gut gelungen, wenn auch nicht ganz so gut wie in den Need for Speed Underground-Teilen. Gerade, wenn man Teile im Motor austauscht, könnte man zumindest Unterschiede im Sound erwarten, aber leider nichts davon zu hören. Die technischen Schwächen lassen sich aber verschmerzen, schließlich ist das Spiel bereits fünf Jahre alt.

Fazit

Flatout macht eines ganz richtig und das sind die Rennen selber. Die KI ist absolut herausfordernd, aber nicht übermächtig, die Strecken sind sehr schön designt, die Physik ist grandios mit eingebaut und das Fahrverhalten ist alles in allem nachvollziehbar. Dazu kommen noch die sehr spaßigen Minispiele für zwischendurch oder im Multiplayer, die mehr Ideenreichtum beinhalten als jede EA Sports-Neuauflage. Andererseits ist die Karriere etwas dürftig, was schade ist, aber nicht unbedingt stört. Wer Action-Rennspiele mag und sich nicht an dem Alter des Spiels stört, der kann sich das Spiel mal ansehen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: viele Streckendetails, ordentliches Schadensmodel
  • Sound: ganz gute Motorensounds, passende Rockmusik
  • Balance: Rennen immer wiederholbar, dritter Platz reicht
  • Atmosphäre: spannende Rennen, spaßige Minispiele
  • Bedienung: Genrestandard, nach Eingewöhnung gut steuerbar
  • Umfang: Minispiele, 36 Strecken
  • Leveldesign: sechs Regionen, zerstörbare Objekte
  • KI: aggressiv (auch untereinander), macht Fehler
  • Fahrverhalten: immer nachvollziehbar, sehr gutes Schadensmodell
  • Tuning: ordentliches Leistungstuning, wirkt sich gut aus
  • Grafik: veraltet, matschige Texturen, sehr kantig
  • Sound: Stücke wiederholen sich, Sounds nicht ganz perfekt
  • Balance: insgesamt recht hoher Schwierigkeitsgrad
  • Atmosphäre: keine große Kampagne
  • Bedienung: keine Mausunterstützung
  • Umfang: nur etwa 10 bis 15 Stunden Spielzeit
  • Leveldesign: Wiederholungen
  • KI: setzt kein Nitro ein, nutzt keine Abkürzungen
  • Fahrverhalten: gewöhnungsbedürftig
  • Tuning: sehr wenige Skins, keine Originalbauteile

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
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