Gothic 3 (1.12) - Gullivers Reisen in das Land wo Bäume fliegen können

Diese Bewertung schrieb ich direkt, nachdem ich Gothic 3 einige Wochen nach der Veröffentlichung gekauft habe.Es reicht mir nun endgültig. Es ist vorbei. Ich...

von - Gast - am: 27.11.2008

Diese Bewertung schrieb ich direkt, nachdem ich Gothic 3 einige Wochen nach der Veröffentlichung gekauft habe.
Es reicht mir nun endgültig. Es ist vorbei. Ich hab mich über alle Maßen drauf gefreut und es mit vollem Eifer begonnen. Doch heute bin ich an dem Punkt angekommen, an dem ich aufgebe. Gothic 3 (1.12) fliegt von meinem PC, noch nicht einmal ansatzweise zur Hälfte durchgespielt. Doch irgendwann kann selbst die schönste Spielwelt und eine, naja, halbwegs gute Story nicht mehr über die Fehler in diesem Spiel hinwegtäuschen. Haben die das überhaupt getestet? Auf dem Dienstweg? Zwischen Kaffeemaschine und Bürostuhl? Ein ganz enorm großes 'SCHEIßE'!
Gut! Dass die Herstellerangaben zu den empfohlenen Systemvoraussetzungen nicht immer ganz der Wahrheit entsprechen, kann man sich als alter Zocker an drei Fingern abzählen. Aber dann sollte man wenigstens in der Lage sein, Extras wie Überstrahleffekt, Glanz- und Schattendetails abzustellen, ohne, dass sich die halbe Spielwelt selbst ausradiert. Texturen verschwinden und man kann in die schier unendliche 'Unterwelt' des gar nicht mehr schönen Myrtana schauen. Atmosphärenkiller, der Erste!
Halb so wild sag ich mir und stürze mich ins Abenteuer. Doch während ich an Bäumen entlang laufe, die ihr Wasser scheinbar alleine aus der bestehenden Luftfeuchte beziehen und es sich deshalb leisten können 3 Meter über dem Boden zu stehen, und Sträucher bestaune, die sich Newtons Gesetzen widersetzen, erlebe ich eine derart dünne Story, wie ich sie vielleicht von gewöhnlichen Rollenspielen kenne, nicht aber von den meisterhaften Geschichtsschreibern der Piranha Bytes. Atmosphärenkiller, der Zweite!
Doch wenn dann die Sonne wieder aufgeht wird man wieder durch die wunderschöne Landschaft entschädigt. Man trinkt einen Schnaps, alles ist gut!
Also befreit man immer nach der gleichen Masche alle Dörfer (Städte wäre echt mal übertrieben) und erledigt die immer gleichen, einfallslosen Aufträge. Wölfe töten und Fleisch einsammeln, Sklaven verprügeln oder sich in der Arena mit einer Holzplanke in der Hand zum Arenachampion kloppen, da der Gegner ohne Sinn und Verstand hübsch abwartet, bis er bewusstlos am Boden liegt (ich musste nach drei Spielstunden meine rechte Maustaste auswechseln). Ach so, Wölfe töten: Eigentlich ganz leicht, wenn die Biester nicht immer durch Wände gehen könnten und sich am anderen Morgen hoch oben auf einem, ohne gottgleiche Fähigkeiten niemals erreichbaren Berg befinden und man sich erst via Konsole dort hinteleportieren lassen muss. Zudem sind sie scheinbar mit Amphetaminen vollgepumpt, denn sie beißen fester und schneller zu als der beste Orkkrieger gucken kann.
So und was war heute? Ausflug nach Geldern, um sich dort ein wenig bei den Orks einzuschleimen und hinter ihr Geheimnis zu kommen, damit man hübsch mit den Waldläufern die 'Stadt' befreien kann. So war der Plan, oder?. Doch ehe man den Tempel betritt, schiebt der Oberschamane plötzlich den derben Stress von wegen: Man hat ihn verraten! Klar, aber warum weißt er davon? Sofort lechzen alle nach meinem Leben und eigentlich chancenlos schlage ich mich vor die Stadtmauern, um noch mal Luft zu holen und etwas gesitteter an die Sache ran zu gehen. Meine Taktik ist leider nicht der Rat der Stunde, da die Orks aus Geldern die seltene und interessante Fähigkeit haben, aus dem Nichts aufzutauchen und einen von hinten zu überraschen.
Gut, werd ich mit fertig! Ich hab ein Flammenschwert und bin gut zu Fuß. Doch dann, an diesem verdammten Sonntag (und es ist wohl wieder einer dieser Tage) meint das Spiel, immer wieder abzuschmieren. Meine Soundkarte murmelt nur kurz etwas (es knistert ganz gemütlich) und dann sehe ich wieder meinen XP-Desktop ohne Fehlermeldung oder ähnlichem, so als ob Gothic 3 gar nicht gespielt werden möchte: 'Es ist Sonntag und ich funktioniere nicht am Sabbat!' Atmosphärenkiller, das Letzte!
Das trieb mich zu diesem Monolog, der mir nun doch die Gewissheit gebracht hat, dass die Hersteller dieses 50 Lappen teuren, epochalen Mistwerks nur eines im Sinn hatten: GELD! Also bitte, Jowood, lasst eurem nächsten Entwicklerteam, bei eurem nächsten Streich mal ZEIT (das ist das, mit den Zeigern und der Relativität)! Hinter Piranha Bytes stehen auch nur Menschen - obwohl die ersten beiden Teile sie wie Übermenschen aussehen ließen. Man kann einen einfachen Fan auf die Probe stellen. Ein Fan, der Teil 1 öfter gespielt hat, als jedes andere seiner Spiele. Der auf den zweiten Teil wartete, wie klein Erna auf das Christkind - und der dachte, dass der dritte Teil natürlich sein teures Geld wert sei. Leider nein! Einfach Schade!

Ein kleine Ergänzung, ungefähr ein Jahr später:
Nachdem Jowood und die Piranha Bytes nach meiner Meinung ein unfertiges Spiel abgegeben hatten und es danach auch noch von engagierten Fans reparieren ließen, läuft es nun wesentlich stabiler und die übelsten Bugs sind ausgebügelt.
Allerdings bleib ich bei meiner Meinung, dass es nur ein mittelmäßiges Spiel ist.
Der Publisher scheint nichts, also ich meine gar nichts dazu gelernt zu haben, so wie man es aus den Tests um das Add-On Götterdämmerung entnehmen kann. Ich wüsste gerne, wie die Gothic-Reise endet aber für Scheiße noch mal so viel Geld auszugeben bin ich nicht mehr bereit. Wenn ich geohrfeigt werden möchte, kann ich besser nackt in Trenchcoat alte Frauen erschrecken, dass kommt billiger.
Das Thema Gothic ist für mich gestorben. Wesentlich interessanter scheint mir das Piranha Bytes Projekt „Risen“ zu sein. Hoffen wir, dass Deep Silver keine Sklaventreiberassasinen bezahlt.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(2)
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