Keep it simple
Neue Produktionsstätten und andere Gebäude dürfen wir nicht selber platzieren. Unsere Stadt wächst ganz automatisch, wenn wir den Befehl zum Ausbau geben. Das könnte gerade Fans von Aufbauspielen wie Die Siedler oder Anno sauer aufstoßen, und schließlich war auch der Namens-Vorgänger Grand Ages: Rome (vom Tropico-Entwickler Haemimont) eine klassische Städtebausimulation.
Doch Gaming Minds will den Fokus klar in Richtung Globalstrategie verschieben und deshalb Mikromanagement soweit es geht vermeiden. Wie ernst die Entwickler das mit dem »global« meinen, wird uns klar, als wir schwungvoll am Mausrad drehen. Die Kamera schießt in die Höhe und plötzlich überblicken wir einen Großteil der gesamten Karte. Jawohl, aus dieser Perspektive lassen sich Imperien regieren!
Solange wir nur ein oder zwei Orte managen müssen, wäre es sicher ganz nett, selbst Hand anzulegen, doch bei 20 oder 30 Städten unter unserer Fuchtel (die Engine unterstützt bis zu 400 Städte der höchsten Ausbaustufe), wäre es die reinste Tortur, jedes Gebäude selber zu setzen. »Du sollst dich fühlen wie ein Kaiser«, erklärt Daniel Dumont. Der ist damals ja schließlich auch nicht nach Hintertupfingen gefahren, um dem Schafzüchter zu sagen, wo er seine Hütte aufstellen soll.
Dieses Credo wird uns beim Spielen immer wieder begegnen. Häufig wirken Inhalte auf den ersten Blick seicht, doch je weiter wir im Spiel voranschreiten, desto mehr verlagert sich unser Fokus vom Bürgermeister zum Herrscher über ein riesiges Reich, und umso dankbarer sind wir dafür, uns nur auf das große Ganze konzentrieren zu müssen.
Auf Partnersuche
Doch bis wir so weit sind, liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns. Erstmal sollten wir unsere Nachbarn kennenlernen. Dazu schicken wir unseren Aufklärer auf die Reise. Militäreinheiten steuern wir wie in einem klassischen Echtzeitstrategiespiel direkt mit Rechtsklicks zu ihrem Zielort. Weil unbekanntes Gebiet von dicken Wolken verhangen ist, stochern wir einen Moment im Nebel, bis wir einen gefühlten Steinwurf von Augsburg entfernt Magdeburg entdecken. Bevor Sie jetzt an Ihren Geographiekenntnissen zweifeln: Entfernungen und die Position der Städte sind in Grand Ages: Medieval aus Gründen der Spielbarkeit ganz bewusst nicht 100%ig realistisch. Ebenso fehlen auf der Karte einige nicht unbedeutende Flüsse wie etwa die Weichsel.
Als unser Scout in der »Nachbarstadt« angekommen ist, checken wir sofort die örtlichen Produktionsbetriebe und entdecken - oh Freude - eine Handvoll Bierbrauereien! Damit die Magdeburger den Gerstensaft allerdings auch in mittelalterlichen Großproduktionen produzieren können, benötigen sie noch jede Menge Getreide. Gut, dass wir da zufällig eine junge Gemeinde in der Nähe kennen, die genau dieses Bedürfnis erfüllen kann.
Tausche Holz gegen Frieden
Bevor wir mit dem Warenaustausch beginnen können, müssen wir aber noch ein Handelsabkommen abschließen. Dafür öffnen wir das Diplomatiemenü, fordern vom lokalen Bürgermeister den Abschluss des Vertrags und bieten als Anreiz ein paar Münzen. »Eine Frechheit!«, schallt es uns entgegen. Mindestens das Doppelte verlangt der raffgierige Möchtegern-Bierbaron. Grummelnd verbessern wir das Angebot bis zur gewünschten Höhe, schließlich wollen wir nicht riskieren, den Mann dauerhaft zu verärgern, was einen zeitweisen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur Folge haben könnte.
Neben dem Abschluss von Transit-, Handels- und Friedensabkommen, die wir im Tausch gegen Geld, Waren oder sogar Militäreinheiten aushandeln, bietet die Diplomatie in Grand Ages: Medieval nur noch die Möglichkeit, eine Stadt, die uns extrem wohlgesonnen ist, friedlich zu übernehmen. Erweiterte Optionen, wie etwa Handelsembargos oder Angriffe gegen gemeinsame Feinde zu beschließen, fehlen dem allzu simplen System leider völlig. »Richtige« Diplomatie gibt's also nur im Multiplayermodus für bis zu acht menschliche Spieler.
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