Liebenswerte Spielwiese
Aber: Wirklich gestört haben uns diese Mängel selten. Dafür ist Grow Home eine viel zu spaßige, erfrischende und unbekümmerte Spielwiese. Allein die Handhabung von B.U.D. zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Weil seine Bewegungen keine vorgefertigten Animationen sind, sondern durch unsere Steuerung, die Umgebung und die Physik permanent berechnet werden, torkelt der kleine Roboter durch die Welt als wäre er hackevoll. Klar ist das erst einmal ungewohnt, aber selbst die erste Einarbeitungszeit mitsamt der tollpatschigen Verrenkungen von B.U.D. haben uns länger unterhalten, als sie es von Rechts wegen hätten dürfen.
Das Klettern wiederum ist verflixt befriedigend: Schon nach ein paar Trainingswänden hangeln wir uns mit gekonnten rechts-links-Combos über die waghalsigsten Felsformationen. Es ist ein erhebendes Gefühl, wenn wir nach einer solchen komplizierten Kletterpartie neue Abschnitte erreichen. Oder wenn wir auf einem Ast reitend gen Himmel schießen. Oder wenn wir einmal innehalten und unser Pflanzengewirr betrachten, das im spielerisch zwar sinnlosen, aber recht hübschen Tag-und-Nacht-Wechsel wie ein riesiges modernes Kunstwerk aussieht.
Der Spaß ist das Ziel
Die beeindruckenden Kulissen kletternd zu erforschen, ist aber nicht nur schön anzuschauender Selbstzweck. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, entdeckt mehr oder weniger sinnvolle kleine Details. Da wäre zum Beispiel alberner Quatsch wie dämlich dreinschauende Cel-Shading-Tiere in versteckten Höhlen. Oder praktische Geysire, die B.U.D. hoch in die Luft katapultieren, Gleitschirm-Blätter oder Fallschirm-Blüten. Mit letzteren gleiten wir elegant über Abgründe oder retten einem abstürzenden B.U.D. in letzter Sekunde die Robo-Haut.
Natürlich gibt es auch in Grow Home die obligatorischen sammelbaren Extras. In diesem Fall sind das Kristalle, die an den unmöglichsten Orten versteckt sind. Die aufwändige Suche danach lohnt sich aber ungemein, denn die Steine schalten neue Fähigkeiten und Gameplay-Elemente frei. Wir bekommen etwa eine neue Kameraperspektive oder ein ungemein praktisches Jetpack.
Aber Spielelemente hin, Physik-Engine her: Was uns am besten an Grow Home gefallen hat, ist einfach die ansteckende Fröhlichkeit, die sich durch jede Faser des Spiels zieht. Wer seine Zielstrebigkeit ein bisschen ablegen und einfach nur eine bunte Spielwiese genießen kann, der findet mit Grow Home herrlich zwanglose Unterhaltung für zwischendurch. Unterm Strich war es also eine gute Entscheidung von Ubisoft, Grow Home aus seinem Zimmerpflanzen-Dasein in die Freiheit entwachsen zu lassen.
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