Die Geschichte vom Grinden

VorwortHeiß ersehnt und intensivst umworben erschien am 28.08.2012 mit Guild Wars 2 die Fortsetzung einer weltweit äußerst erfolgreichen...

von Claustaler am: 09.09.2012

Vorwort

Heiß ersehnt und intensivst umworben erschien am 28.08.2012 mit Guild Wars 2 die Fortsetzung einer weltweit äußerst erfolgreichen Online-Rollenspielreihe.
Mit über 7 Millionen verkauften Exemplare (Stand 1. September 2010) zählt das geschaffene Universum des Entwicklers ArenaNet zu den Hochkarätern der Spielebranche.

Zu den großen Errungenschaften der Vorgängerprogramme gehörte dabei stets eine schön erzählte und mitreißende Geschichte, sowie die unkomplizierte wie komfortable Handhabung in  fast sämtlichen spielerischen Belangen. Dementsprechen hoch waren allerdings nun auch die Anforderungslagen und Erwartungshaltungen an das offizielle Nachfolgerprodukt Guild Wars 2.

In dieser kurzen Rezension möchte ich meine Spielerfahrungen und Eindrücke in einer Pro & Contra Auflistung von ausgewählten Spielpunkten wiedergeben. Zielsetzung ist es zu klären, ob Guild Wars 2 dem großen Erbe des Vorgängerprogramms gerecht wird und als ein zeitgemäßes Produkt in der Online-Rollenspielebene verbucht werden kann. 

Grafik:
Was wären moderne Spiele ohne eine moderne Grafik? Obwohl Titel wie Minecraft bewiesen haben, das erfolgreiche und ansprechende Spiele nicht zwangsläufig die Grafikkarten an ihre Grenzen führen müssen, so besteht zweifelos dennoch ein gewisser flächendeckender Anspruch an einen Fortschritt der grafischen Darstellung von Spielinhalten, gerade im Bereich der Online-Rollenspiele.

Im direkten Vergleich mit aktuellen Titeln wie "The old Republic", "World of Warcraft" oder dem zuletzt erschienenen "Secret World" braucht sich Guild Wars 2 nicht zu verstecken. Variationsreiche Landschaften und Stadtkomplexe werden hübsch in Szene gesetzt und an vielen Stellen mit kleinen Detailfeinheiten verschönert.
Dies sorgt für eine zufriedenstellende opitsche Darstellung, keine Gefahr für Augenkrebs erkennbar.

Über die Darstellung der Kampfanimationen lässt sich trefflich streiten, viele Spieler fordern bereits jetzt eine Ausweitung der Effektdichte. Nach nunmehr etlichen Spielstunden und Mengen von Gegnerwellen, die innerhalb von oftmals großen Gruppen ins Jenseits befördert wurden, kann ich jedoch für meinen Teil zweifelsfrei festhalten, dass mehr Effekte auf Dauer wahrscheinlich zu anstrengend und reizüberflutend gewirkt hätten. Guild Wars 2 lebt von großen wie kleinen Gruppen, in denen sich die Kampfanimationen in der Summe betrachtet zu einem stimmigen Gesamtbild fügen.

Sound:
Auch im Bereich der Soundarstellung braucht sich Guild Wars 2 keinesfalls zu verstecken. Eine stimmige musikalische Begleitung sowie ansprechende Animationsklänge sorgen für eine intensive Atmosphäre. Ebenfalls positiv hervorzuheben sind dabei auch die szenebekannten Synchronsprecher, welche vor allem innerhalb der Geschichte für zusätzliche Spannung sorgen.

Umfang:
Die Spielzeit ist insgesamt angemessen, das Erreichen der Maximalstufe wird jedoch im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten weit schneller erreicht. Dies hat vor allem mit dem Erfahrungsystem zu tun, alleine das Crafting bringt bei intensivem Betreiben massig Zusatzerfahrung.

Derzeit stehen 8 5-Mann Instanzen als Endcontent zur Verfügung, welche zunächst im Storymodus durchlaufen werden müssen, bevor man diese im schwereren Erkundungsmodus (der Hardmode) anwählen kann. Zweifelsohne ist der Schwierigkeitsgrad dieser Instanzen angemessen, die Spieler müssen auf jeden ihrere Schritte achten und zu Beginn muss sich auf häufigeres Sterben eingestellt werden.

ArenaNet verzichtet indes auf größere Instanzen, die sogenannten Raids, da man die Einstiegshürden für viele Gruppen als zu hoch angesehen hat. Die Organisationsleistung 15 oder 20 Personen zur gleichen Zeit und mit passender Ausrüstung für einen bestimmten Zeitraum zu versammeln sei alles in allem zu aufwendig, weswegen man Abstand von den klassischen Raids gewinnen wollte.

Dieser Argumentation kann ich persönlich nichts abgewinnen, sie wirkt fadenscheinig und vorgeschoben. Wenn ich als Spieler keine Lust auf feste Raidabende habe und lieber sporadisch im Spiel unterwegs sein möchte, so hindert mich keine Raidgilde daran. Wer Raids veranstalten möchte, der sollte auch die Möglichkeit dazu haben. Den Spielern ohne Raidinteresse müssen indes andere Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden. Es gilt allen Spielern, egal welchen Neigungen, ein umfangreiches und auf Dauer motivierendes Spiel zu liefern. Das liegt im ureigenen Interesse eines jeden Spieleentwicklers.

Ich bin gespannt, ob sich die Spieler auch auf Dauer ohne Raidabende in der Masse mit dem Spiel zufrieden sehen.

PvP:
Abgesehen von den teilweise starken Serverüberlastungen ist das PvP System als ein sehr motivierendes und intensives Erlebnis zu beschreiben. Die Spielmodi orientieren sich zwar an den gewohnten Standards, trotzdem sorgen diese für eine hohe Motivation und sind somit eines der Kernstücke des Spiels. Zum Balancing kann ich derzeit ehrlicherweise nur bedingt Auskunft geben, dazu reichen die Erfahrungen bei weitem noch nicht aus.


Story/Questdesign
Die Geschichte innerhalb der Spielwelt zählt immer mehr zu den wichtigeren Eigenschaften von MMORPG´s. Sowohl "The Old Republic" als auch "The Secret World" haben bewiesen, dass intensiv erzählte Geschichten für frischen Wind sorgen und immanent wichtig für die Atmosphäre sind.

Als Spieler möchte ich den Grund für mein Handeln innerhalb des Spieles verstehen, möchte durch Dialoge oder bewegende Bilder zum Weiterspielen animiert werden.
Dies vermag jedoch in Guild Wars 2 lediglich die Hauptstory wirklich zufriedenstellend zu erreichen. Sie wird durch hervorragende Dialoge hübsch in Szene gesetzt und bekommt durch sporadische Cutscenes die nötige optische Unterstützung. Zwar erreicht die opitsche Darstellung zu keinem Zeitpunkt die Qualität eines "The old Republic", allerdings schafft sie es dennoch den Spieler in den Bann zu ziehen. Inhaltlich beinhaltet sie einige Wendungen und unerwartete Verläufe, das Szenario rund um Drachen und Magie wirkt jedoch arg ausgelastet.
 
Die dynamischen, teils mehrstufigen Events sorgen ebenfalls durch kleinere Minigeschichten für Motivation und bieten schnelle Action für Zwischendurch. Allerdings schleicht sich sehr schnell das unweigerliche Gefühl der Monotonie ein. Das ständige Retten von Dorfbewohnern vor Zentauren entlarvt sich beispielsweise schnell als häufig wiederkehrendes Hamsterrad.

Als größtes Manko sind jedoch die allgemeinen Quests (Herzform) anzuführen. Ohne auch nur den Hauch einer Geschichte werden die Spieler in guter alter Grinding-Manier zu den immer gleichbleibenden Aufgaben verdonnert. Das Gefühl etwas für NPC´s oder die Umgebung geschaffen zu haben wird dabei nicht im Ansatz erzeugt. Der Spieler verkommt durch unmotivierendes und monotones Questdesign ohne Storyinhalte schnell zum seelenlosen Jäger nach Ausrüstung und Erfahrungspunkte.

Auch an dieser Stelle muss natürlich die Geschmacksdebatte berücksichtigt werden, nicht wenige Spieler mögen das Grinden und fühlen sich von zu vielen Geschichten eher genervt. Jene Spieler, die schnellstmöglich den Endcontent begutachten möchten und kein Interesse an Questgeschichten aufweisen, werden solche Geschichten überspringen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Ein aktuelles MMO sollte jedoch dabei zumindest den Spagat zwischen purem Grinding und umfangreicherer Geschichtserzählung versuchen.

Frei nach dem Motto: Geschichte muss enthalten sein, aber wer sie nicht möchte der überspringt sie einfach.

 

Komfortfunktionen:
in Guild Wars 2 lassen sich eine Reihe von sehr angenehmen Komfortfunktionen wiederfinden. Das Inventar lässt sich auf Knopfdruck ordnen und nicht benötigte Crafting-Items können bei Bedarf von jedem Punkt aus in das Lager übersendet werden. Dies wirkt zwar nicht realitätsgetreu, letzlich erspart es jedoch unnötig lange Laufwege. Auch die Schnellreisefunktion zu bereits entdeckten Punkten ist ein sehr angenehmes Element...kennen sie noch diese elendig langen Kaffeepausen auf den Greifenflügen in "anderen" Spielen ? ;)

Charaktersystem/Fähigkeiten:
Im allgemeinen bin ich über den mittlerweile verbreiteten einschränkenden Kurs vieler MMO´s enttschäuscht. Die Charaktersysteme erlauben oftmals nurnoch sehr wenige Entscheidungs- bzw. Kombinationsmöglichkeiten. Gerade das Ausprobieren von Skillungen und Talentkombinationen gehört für mich gerade zur langfristigen Motivation innerhalb von Online-Rollenspielen dazu, ist man doch stets auf der Suche nach der idealen Ausrichtung für maximalen Schaden, Heilung etc.

Guild Wars 2 reduziert diese Suche auf einige wenige Entscheidungsfreiheiten und Kombinationsmöglichkeiten. Zudem werden an den falschen Stellen unnötige Einschränkungen gegeben, beispielsweise muss ich als Ingineur mit einem Gewehr andere Waffenskills nutzen, als zuvor mit zwei Pistolen. Warum lässt mir das Spiel nicht die Wahl meine Waffenskills nach meinen Neigungen und Wünschen auszurichten? Lediglich die Slot-Fähigkeiten lassen sich verändern, allerdings dürfte damit dem Entdeckergeist vieler Spieler nicht genüge getan werden.

 
Fazit:
Guild Wars 2 ist ein optisch und soundtechnisch ansprechendes MMORPG, welches durch diverse Komfortfunktionen und verbreitete dynamische Events für schnelle Action und einen reibungslosen Einstieg sorgt. Trotz der atmospährischen Hauptgeschichte enttäuscht jedoch Guild Wars 2 vor allem in den Bereichen der allgemeinen Spielabläufe und des Questdesigns. Unmotivierende und schlecht inszenierte Nebenquests sorgen für eine große Monotonie, die für das Genre leider einen großen Rückschritt bedeuten. Ob die derzeitig auf fünf Personen ausgerichteten Instanzen als Endcontent ausreichen werden bleibt fraglich. Die angeführten Argumente gegen größere Raidinstanzen erweisen sich insgesamt als wenig überzeugend.


 


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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