Wenn das Telefon klingelt

Frustration und Ehrgeiz. Diese beiden Worte beschreiben Hotline Miami am kürzesten. Aber keine Frustration im bösen Sinne, sondern eher :...

von Nema1991 am: 08.07.2013

Frustration und Ehrgeiz. Diese beiden Worte beschreiben Hotline Miami am kürzesten. Aber keine Frustration im bösen Sinne, sondern eher : „Verdammt noch mal es muss doch machbar sein, dem Kerl die Tür vor die Nase zu hauen, während ich den Shotgun Träger mit dem Baseball Schläger erschlage und dem Messerträger ausweiche!“.

Hotline Miami legt einen hohen Schwierigkeitsgrad an den Tag und bestraft jedes kopflose Vorgehen sofort. Dazu kommt eine schnelle Spielgeschwindigkeit und an die 80er/90er erinnernde Grafik und Musik. Und ganz nebenbei serviert Dennaton Games einem eine verrückte,  metaphysische und seltsame Story.

 

Story

Die Story von Hotline Miami kann man nicht in einmal Durchspielen erfassen, aber das ist nicht so schlimm, ein Spieldurchlauf veranschlagt zwischen 5 und  8 Stunden.

Wir haben als Spieler keinerlei Ahnung wer wir sind oder  was wir getan haben, unser Charakter anscheinend genau so wenig. Das Spiel beginnt nämlich in einem dunklen Zimmer, von wo aus wir in einen Raum mit 3 maskierten kommen. Sie scheinen den Protagonisten zu kennen, sind aber der Ansicht, dass es gar nicht so schlimm ist, dass der Protagonist sich nicht erinnern kann. Trotzdem nennt der Maskierte mit der Hahnenmaske das Datum, an dem er und der Protagonist sich das erste Mal getroffen haben.

Szenenwechsel: Man befindet sich im Apartment des Protagonisten, das Telefon blinkt. Anscheinend hat uns jemand Cookies gebracht! Auf zum Päckchen vor die Tür: Schade, keine Cookies drin. Dafür aber eine Hahnenmaske und eine Beschreibung zu einem Auftag?

Dann auf zum Auto und zum Auftragsort fahren. Da wird auch gleich die Maske aufgesetzt.

Ist vielleicht unser Protagonist der Maskierte mit der Hahnenmaske? Hier fangen schon die ersten „Huh?“ Momente an. Keine Angst, davon gibt es ein paar mehr. Meist gefolgt von einem „Cool!“ oder „Uäähh!“.

Dennaton Games versäumt es jedenfalls nicht, die Story interessant auf zu ziehen und den Spieler nach und nach mit Informationshäppchen zu versorgen.

 

Mechanik

Die Grundsätzliche Mechanik des Spiels besteht daraus: In ein Gebäude rein gehen, alle Gegner töten, wieder raus. Leichter gesagt als getan: Ein Treffer eines Gegners tötet. Meistens warten dann auch noch zwei bis fünf Gegner in einem Raum und sie haben von Handwaffen bis hin zu Schusswaffen alles dabei.

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Gegnertypen plus ein paar Bossgegner. Für die Spielzeit bieten sie genug Abwechslung, ich werde mich hier auch zu der Stärke nicht äußern, da es unterhaltsamer ist ihre Stärken und Schwächen selber zu entdecken.

Aber, wir wären in dem Spiel kein Auftragsmörder, wenn wir uns nicht zu wehren wüssten. Am Anfang eines Levels haben wir noch keine Waffe, aber unsere Faust schickt Gegner zu Boden. Zusätzlich können wir Türen mit in unseren Plan einbeziehen, die schickt Gegner ebenfalls zu Boden. Und während sie auf dem Boden liegen, lassen sie einerseits ihre Waffe fallen, andererseits können wir sie endgültig töten.

Zusätzlich dazu schalten wir im Laufe des Spiels Masken frei, darunter zum Beispiel Tony, der auch schon mit einem normalen Faustschlag tötet oder eine Hundemaske, mit der wir nicht mehr von Hunden angegriffen werden.

Hier und da hatte die KI allerdings ein paar Aussetzer, sodass sie sich wie Geister verhielten und durch die Tür gingen und mir danach freudig eine Kugel in den Kopf schoben oder einfach eine Wand interessanter fanden als mich.

Zu keiner Zeit wirkt ein Level langweilig, sie bieten immer genug Adrenalinrausch, weil sich mehrere Gegner in einem Raum befinden, Gegner aus einem benachbarten Raum durch Glasscheiben einen sehen könnten oder zufällig gerade in den Raum hineinlaufen, in dem wir uns befinden.

Es kommt dabei auch zu unverständlichen, nervigen und lustigen Situationen, aber durch den schnellen Neustart der Stage und die fair gesetzten Neustart Punkte sind zumindest die unverständlichen und nervigen Situationen schnell vergessen.

 

Waffen

Es gibt grundsätzlich drei Arten von Waffen: Die Faust, die man immer hat, Nahkampfwaffen und Fernkampfwaffen.

Die Faust ist am schwächsten und schickt Gegner nur zu Boden, man muss sie also noch finishen, damit sie nicht wieder aufstehen und dann zum Gegenschlag ausholen. Nahkampfwaffen töten meist mit einem Schlag und haben eine verlängerte Reichweite (vor allem der Billardqueue). Sie verursachen keine Aufmerksamkeit, im Gegensatz zu Schusswaffen. Schusswaffen töten auch sofort, sofern man trifft, haben ein beschränktes Magazin, dafür aber die längste Reichweite und ziehen weitere Gegner an.

Es gibt vereinzelt Sonderwaffen wie zum Beispiel ein Topf mit heißem Wasser. Nachdem man das Wasser am besten über einen Gegner verschüttet hat, kann man den Topf noch als Waffe benutzen.

Dadurch lassen sich einige Taktiken bilden, oder eben zum unvermeidlichen „You are dead!“ Bildschirm führen, weil die Taktik vielleicht doch nicht so funktioniert hat.

 

Technik

Das Spiel setzt auf Pixelgrafik und 16-Bit Musik. Und es passt zu dem Spiel. Da das Ganze im Jahr 1989 spielt fügen sich Musik und Grafik gut in das Spielgefühl ein. Meist ist die Musik schrill und laut, was im Kontrast zum Morden steht und damit teilweise die abstrakte Story unterstreicht. Ganz besonders heben sich die Abschnitte mit den Maskierten heraus, da die Musik von fröhlich, überdreht umspringt auf tief, mysteriös und bedrohlich. An wenigen Stellen nervt die Musik, weil sie zu laut oder zu schrill ist.

 

Fazit

Tja. Was soll ich großartig dazu sagen. Hätte ich eine schnurlose Maus, hätte ich vermutlich die Einzelteile nachher vom Boden wieder aufsammeln dürfen. Das Spiel ist einfach spaßig und fordernd. Mit der richtigen Portion Ehrgeiz lässt es einen auch nicht mehr los, bis man es durchgespielt hat. Es heißt immer nur: Ein Level noch!

Und diese mysteriöse, verdrehte, psychodelische Geschichte ist einfach gut! Trotzdem hat das Spiel auch dafür gesorgt, dass ich über das Thema Gewalt noch einmal nachgedacht habe. Das Spiel hat gar nicht versucht, mir zu vermitteln „Du tust es um die Welt zu retten“ oder „Du tust es, um dich zu verteidigen“. Das Spiel gibt dazu keine Meinung ab, aber es regt zum Nachdenken an.

Für Menschen, die auf abgedrehte Geschichten stehen, fordernde Spiele mögen und einfach mal etwas Spaß zwischendurch haben wollen, ist dieses Spiel optimal.


Wertung
Pro und Kontra
  • Interessante und gut inszenierte Story...
  • Unheimlich dichte Atmosphäre
  • sehr fordernd, aber schaffbar
  • schneller Spaß / Wiedereinstieg ins Spiel ist nicht schwer
  • "Sterben" dauert nicht lang, sodass der Spielfluss nicht lange unterbrochen wird
  • ... die am Anfang aber sehr verwirrend ist
  • geringe Bugs der Gegner

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(5)
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