Ein Befreiungskampf, der langweilt

Bei Jagged Alliance: Flashback handelt es sich um den Versuch, eine aufpolierte, inhaltsgetreue Kopie des großartigen Jagged Alliance 2 nachzubilden. Die...

von Hans_W am: 02.02.2015

Bei Jagged Alliance: Flashback handelt es sich um den Versuch, eine aufpolierte, inhaltsgetreue Kopie des großartigen Jagged Alliance 2 nachzubilden. Die Verwandtschaft zu JA2 ist frappierend. Das betrifft nicht nur den Stil und das Südsee-Tropen-Ambiente, sondern auch die Handlung, die Figuren und die gesamte Spielmechanik. Zur aufgesetzten Handlung, die in einem Satz erklärt werden kann: Der Spieler wird von einer kleinen Rebellengruppe beauftragt, die Tyrannei eines Prinzen zu beenden, der über ein winziges, lateinamerikanisches Inselvolk herrscht. Schließlich dient diese Geschichte nur als Feigenblatt, um die eigentliche Absicht zu legitimieren, nämlich einen generalstabsmäßigen Söldnerkrieg im Urlaubsidyll durchzuexerzieren. Die wichtigsten Zutaten des Originals sind dermaßen robust, dass es sogar der mittelmäßigen Kopie gelingt, die Freude am Altbewährten hervorzurufen. Die Kampfmechanik ist gut übernommen aus JA2: Man bewegt seinen Söldnertrupp in Echtzeit über eine frei zoombare und rotierbare Karte, auf der sich irgendwo feindliche Söldner versteckt halten. Trifft man auf den Gegner, so wechselt das Spiel in den Rundenablauf, was bedeutet, das man abwechselnd mit dem Computer zieht. Während der Rundenphase bekämpfen sich die verfeindeten Parteien mit Messern, Granaten und allen erdenklichen Feuerwaffen bis der letzte Feind im Staube liegt. Auf diese Weise 'säubert' man das Land Sektor für Sektor. Manche Sektoren beinhalten Städte oder Minen, die, sobald man sie besetzt, für ein tägliches Einkommen sorgen. Mithilfe dieser Gelder finanziert man den Krieg, da man es in Söldnerlöhne, Waffen und dergleichen steckt. Flashback versucht sich so detailgetreu am Original zu orientieren, dass es bestenfalls eine grafisch aufpolierte 1:1-Kopie ergeben hätte. Viele der heuerbaren Söldner sind aus dem Vorläufer übernommen, doch schafft es Flashback leider nicht, den Charme ihrer Persönlichkeiten einzufangen. Und in allen anderen Belangen kann der geistige Nachfolger dem Original nicht das Wasser reichen: zuviele Bugs, die teilweise in Programmabstürze münden; zuviel halbfertige Menüs und Funktionen; zu wenig Vielfalt und Tiefe; zuviele Ungereimheiten; zu leicht für Profis und manches kaum nachvollziehbar für Anfänger. Am Ende kann man konstatieren: 'Flashback' bietet ein stellenweise durchaus unterhaltsames Erlebnis, das zwar in technischer Hinsicht akzeptabel ist, aber ansonsten an den eigenen Ansprüchen scheitert und die Erwartungen der Fangemeinde enttäuscht. Betrachtet man das Spiel als Simulation, könnte man es sogar als gelungen bezeichnen, sofern man das Söldnerleben mit Frust und Monotonie verbindet und zwischen Revolutionären und Reaktionären keinen Unterschied macht. Einziger Trost ist die implementierte Mod-Funktion. Bleibt abzuwarten, ob geneigte Modder bereit sind, die begonnene Arbeit des Entwicklerteams zufriedenstellend zu beenden.


Wertung
Pro und Kontra
  • Das Spiel funktioniert prinzipiell
  • Die Grafik ist ganz hünsch und man sieht einige Details der Ausrüstung, die die Söldner tragen
  • Ein robustes Kampfsystem
  • Mangelnde Abwechselung
  • Vieles trivialer als beim Vorbild JA2
  • Uninteressante Handlung und langweilige Charaktere

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.