Kane und Lynch – viel Geballer um nichts

Kane und Lynch möchte gerne eine actionreiche Ballerei, mit toller Inszenierung und mitreißender Handlung sein. Als Hauptprotagonisten werden uns Spielern die...

von Tom_82 am: 23.06.2008

Kane und Lynch möchte gerne eine actionreiche Ballerei, mit toller Inszenierung und mitreißender Handlung sein. Als Hauptprotagonisten werden uns Spielern die Titelgebenden Kane und Lynch präsentiert. Kane ist ein älterer Söldner, der einst für die Gruppierung The 7 gearbeitet hat und zu Beginn des Spiels einen Abschiedsbrief an seine Tochter Jenny schreibt, denn er befindet sich auf dem Weg in die Todeszelle. Über Lynch ist weniger bekannt er soll wohl an Schizophrenie leiden und des Öfteren ausrasten wenn er nicht seine Pillen bekommt. Also startfrei für eine an Buddymovies orientierten Actiongranate?

Aller Anfang ist tödlich

Zu Beginn sieht es ganz danach aus. Wir verkörpern Kane auf dem Weg in die Todeszelle, bis Lynch uns den Rat gibt den Kopf unten zu halten. Es gibt eine Explosion und als nächstes schwanken wir schon hinter maskierten Männern her die uns durch die Gassen treiben, während um uns herum die Hölle losbricht. Diese Befreiungsaktion dient gleichzeitig als Tutorial. Wir lernen wir man über Hindernisse steigt, eine Waffe aufhebt und ganz dem aktuellen Trend bei 3rd-Person-Shootern folgend, lernen wir wie man in Deckung geht und aus ihr die Gegner aufs Korn nimmt. Auch ganz trendy, wir können unserem Sidekick Lynch befehle geben. Lynch kann in Deckung gehen, uns folgen oder unser Ziel angreifen. Im späteren Spielverlauf befehligt man bis zu vier Kameraden. Aber hier beginnen schon die ersten spielerischen Ungereimtheiten. Wenn ich als Entwickler ein Befehlssystem einbaue, sollte es erstens einen spielerischen nutzen haben und zweitens intuitiv zu bedienen sein. Beides ist bei Kane und Lynch nicht der Fall. Die Kumpane sind nämlich keine große Hilfe. Vom Zielen scheinen sie noch nicht viel gehört zu haben und auch selbstständiges in Deckung gehen ist manchmal zu viel verlangt. Da rennen die Jungs schon mal munter in den Feuerhagel. Will man ihnen nun eine Deckung zu weisen, klappt dies leider nur sehr ungenau. Oftmals stellen sie sich nicht dort hin wo man es eigentlich geplant hatte. Weist man ihnen ein Ziel zu, kommt wieder die Zielschwäche zu Tage. Daher gibt man das Befehle geben ziemlich schnell auf und konzentriert sich auf die eigene Deckung und nimmt sich selbst der Gegner an. Als alter Konsolero habe ich das Spiel mit Gamepad durchgespielt. An Kanten geht Kane selbstständig in Deckung. Mit der linken Schultertaste kann man dann aus der Deckung heraus zielen. Aber gerade dieses selbstständige in Deckung gehen, finde ich bescheuert, weil ich so nicht immer die volle Kontrolle über meine Spielfigur habe. Manchmal will ich nur an einer Kante lang laufen und nicht in Deckung gehen. Gears of War zeigt hier vorbildlich wie man eine solche Steuerung umzusetzen hat. Dort geht man per Knopfdruck in Deckung. Alles läuft dort sehr dynamisch. Kane und Lynch muss sich diesen Vergleich gefallen lassen und verliert. Gears of War spielt sich deutlich dynamischer und intuitiver.

Was macht die Inszenierung?

Die Steuerung ist aber kein totalausfall, ich habe es nur schon um einiges komfortabler gespielt. Kommen wir aber nun zum essentiellen. Der Inszenierung. Wenn ich dem Spieler nicht mehr als ständige Ballereinlagen präsentiere, müssen diese abwechslungsreich und dramatisch sein. Hier haben sich die Entwickler redlich Mühe gegeben. Immer wieder hetzt einen das Spiel durch neue Umgebungen. Wir ballern uns durch eine Bank, einen Nachtclub, seilen uns an Hochhausfassaden ab, kämpfen uns durch ein Kriegsgebiet und landen am Ende im Dschungel. Leider sind manche inszenatorischen Kniffe zu schlecht getimed oder zu offensichtlich. Am deutlichsten wird dies wenn man eine Szene mehrmals spielen muss. Das eine mal z.B. muss man ein Dach stürmen. Tritt man aus der Tür stürmt ein Gegner von rechts nach links. Ein weiterer befindet sich links in Deckung und der nächste noch eine Deckung weiter. Hat man die erledigt, schießt man mit ZUFÄLLIG herumliegenden Raketenwerfern vom Dach auf zwei Panzerwagen. Sind die zerstört kommt ein Hubschrauber angeflogen. Dem seine Flugbahn führt ihn regelmäßig an einem stationären Geschütz vorbei. Nach der ersten Flugrunde taucht dann nochmal ein Schütze, ein Dach weiter, auf. Sowas fühlt sich dann nicht mehr dynamisch an, sondern einfach nur plump. Wie bei der Steuerung muss man also auch bei der Inszenierung sagen, nicht schlecht, aber das hat man auch schon besser gesehen.

Gab es auch eine Handlung?

Ja, eine Handlung gibt es auch. Gerade hier wollte Kane und Lynch ja auch punkten. Außer ein paar Klischees wird aber nicht viel geboten. Also Kane wurde natürlich von The 7 befreit. Grund, Kane hat angeblich, ob es stimmt verrät das Spiel nicht, die Truppe verraten und einen Koffer mitgehen lassen. Nun soll er den Koffer wiederbeschaffen ansonsten müssen seine Frau und seine Tochter dran glauben. Lynch übernimmt dabei den Aufpasser, wenn Lynch sich nicht mehr meldet ist mit dem Leben seiner der beiden ebenfalls Schluss. Tja und wie es weiter geht kann man sich ja vorstellen. Wüstes rücksichtsloses getöte auf der Jagd nach dem Koffer um Frau und Tochter zu retten. Leider werden allerdings viele Dinge im Spiel nicht erklärt bzw. werden nur angedeutet. Hat Kane seine Kameraden verraten? Hat Lynch das getan was man ihm vorwirft? Was ist mit The 7 damals passiert? Auf dies alles bekommt man keine Antwort und ein weiteres Mal dem Trend folgend, bekommen wir ein Ende, dass keines ist. Um genau zu sein, sogar zwei davon. Kurz vor Schluss kann man sich nämlich für zwei Varianten entscheiden. Beide unbefriedigend. Wirklich was soll denn das. Da spiele ich mit diesen beiden Unsimpaten, bringe haufenweise unschuldige Menschen um und bekomme nicht mal ein vernünftiges Ende.

Grafische Beliebigkeit

Auch grafisch kann das Spiel nicht überzeugen. Die Animation sind OK, hat man aber schon besser gesehen. Der Sound geht in Ordnung, meine Anlage wurde aber schon stärker in Wallungen gebracht. In den Levels bröckelt es ein wenig, aber es ist auch schon mehr kaputt gegangen. Man merkt es, das Spiel ist auch technisch, schlicht und ergreifend durchschnittlich. Um die Liste zu vollenden. Die Explosionen sind zu klein. Passanten rennen sinnlos durch die Gegend und bestehen nur aus einer Handvoll Klonen. Die Texturen sind im Normalfall eher detailarm, wobei es auch ein paar Ausnahmen gibt.

Fazit

Ich muss sagen ich bin vom Spiel wirklich enttäuscht. Dabei habe ich gar nicht so viel erwartet. Eine flotte toll inszenierte Ballerei mit zwei harten und zynischen Charakteren. Leider haben die Entwickler alles was bei einem solchen Spiel wichtig ist zu inkonsequent umgesetzt. Die Charaktere hätten mehr echte Tiefe gebraucht, die Technik hätte ausgereifter seinen müssen, die Handlung weniger Lückenhaft und das Leveldesign mehr Feinschliff benötigt. Alles ist einfach zu durchschnittlich oder beliebig. Wenn ich dann so viele unschuldige Gegner töten muss, z.B. die unschuldigen Menschen im Club die mir immer wieder ins Feuer rennen, dann möchte ich schon, dass das ganze ein bisschen mehr reflektiert wird. Ist Kane einfach so skrupellos, hat er keine Wahl, hat er vielleicht Gewissensbisse. Auf solche Fragen bekommt man keine Antwort, egal ob Polizist, Verbrecher oder Passant, alle sterben gleich und das äußerst brutal. Bei der Hitman Reihe bekommt man immerhin noch Punktabzüge für das Töten unschuldiger. Insgesamt war das Spiel einfach zu banal um wirklich zu fesseln. Da ist es dann auch nicht schlimm wenn alles schon nach ca. 8 Stunden vorbei ist. Schade für einen flotten 3rd-Person-Shootern mit spannender Inszenierung, durchdachter Story und geballter Action bin ich immer zu haben. Leider kann Kane und Lynch meine Erwartungen an ein solches Spiel aber nicht erfüllen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Gute Charaktermodelle
  • Sound: Wirklich gute deutsche Synchro
  • Balance: Fast immer fair...
  • Atmosphäre: Knallhart und erwachsen
  • Bedienung: Inshesamt ordentlich
  • Umfang: -
  • Leveldesign: Abwechslungsreich mit guten Ideen
  • KI: Kurz vor dem Tod Rettung durch Spritze
  • Waffen: Gewehre mit unterschiedlichen Rückstoß
  • Handlung: Erwachsen hart und zynisch
  • Grafik: Magere Texturen wenige Details
  • Sound: Durchschnittliche Waffensounds
  • Balance: ...bis auf zwei Stellen
  • Atmosphäre: Kein Bezug zu den Figuren
  • Bedienung: Aber auch nicht herrausragend
  • Umfang: 8 Stunden wenn man sich Zeit lässt
  • Leveldesign: Manchmal zu plumpe Levelarchitektur
  • KI: Gegner sind Kanonenfutter
  • Waffen: Keine besonderen Waffen
  • Handlung: Offenes Ende,Klischees,Storylücken

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(4)
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