Die Geschichte ist immer wieder schön zu erzählen, denn sie handelt von einer der tückischsten Balance-Fallen in der Historie der Computerspiele. Es geht um einen Helden, dem ein Gefolge Kreaturen in der Schlacht beisteht, darunter auch Geister. Sowohl der Held als auch die Spukgestalten hatten je eine besondere Eigenschaft. Der Recke konnte nur eine streng begrenzte Menge Truppen anführen, die von einem Wert namens »Führungskraft« bestimmt war. Die Geister wiederum besaßen die Fähigkeit, alle besiegten Gegner zu einem der ihren zu machen. Wenn nun die Menge der Geister die Führungskraft des Helden überstieg, dann verlor der die Kontrolle über sie. Die körperlosen Wesen fielen über die eigenen Kameraden her, verschlangen Bauern, zerfetzten Trolle, raspelten als Hundertschaft mühelos selbst Drachen nieder. Staunend stand der Feind daneben und beobachtete das Spektakel; vor dem Monitor schlugen wie irr brüllende Spieler mit ihren Tastaturtrümmern dicke Putzbrocken aus der Zimmerwand. Das Programm, das sich mit dieser fiesen Feinheit ins kollektive Spielergedächtnis eingebrannt hat, erschien 1990 und hieß King’s Bounty.
Wie Geschwister
18 Jahre später wird der Strategie-Klassiker neu aufgelegt. Die Wiederbelebung verantwortet das
Studio Katauri Interactive aus Russland; dort ist das Spiel bereits erschienen. Für den Rest der Welt wird King’s Bounty: The Legend gerade lokalisiert und überarbeitet, hierzulande übernimmt Flashpoint den Vertrieb.
Auch die Geister sind wieder mit von der Partie, erneut können sie Feinde schlucken und Führungsschwache Helden übertölpeln. Ihr Fruststachel wurde ihnen dennoch gezogen. Marodierende Geistergruppen greifen zwar nach wie vor auf eigene Faust an, aber wohl (so der Plan) nur die Gegner. Historisch gesehen ist das die zweite Lösung des Spukproblems, denn es gab schon 1995 einen Anlauf: Da erschien der Nachfolger des Ur-King’s Bounty, ein Spiel namens Heroes of Might & Magic. Das schaffte schlicht die Führungskraft-Beschränkung ab. Heroes of Might & Magic mauserte sich zur äußerst populären Serie, deren fünfter Teil 2006 erschien. King’s Bounty ist nun sozusagen die Kopie des Originals der Kopie, und die Bilder auf diesen Seiten belegen den Verwandtschaftsgrad. Hinter der frappierenden äußerlichen Ähnlichkeit verbirgt sich auch ein in vielen Dingen ähnliches Spielprinzip – mit ein paar entscheidenden Abweichungen.
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