Seite 3: Bauer sucht Spiel - Warum Berufssimulationen so erfolgreich sind

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Baggern, abschleppen, rumspielen

In Deutschland schätzt man nicht nur Furchenziehen und Kornmähen, auch andere Simulationen finden fulminanten Absatz. Der Bus-Simulator 2008 etwa geriet mit 200.000 verkauften Einheiten zum großen Erfolg, mit dem Euro Truck Simulator schaffte es Rondomedia, der Mehrheitsgesellschafter von Astragon, zeitweise sogar auf Platz 2 der deutschen Vollpreis-Charts. Letztlich wurden 180.000 Exemplare an den Mann gebracht. Von GameStar erhielt das Spiel eine Wertung von 64 Punkten.

Der Euro Truck Simulator ist eine der spielerisch besten Simulationen. Hier sind wir gerade im Brummi auf demWeg nach München. Der Euro Truck Simulator ist eine der spielerisch besten Simulationen. Hier sind wir gerade im Brummi auf demWeg nach München.

Selbst die weniger erfolgreichen Simulatoren von Astragon und Rondomedia erreichen noch zwischen 50.000 und 60.000 Stück, was auch nicht gerade ein Grund ist, sich Antidepressiva verschreiben zu lassen.

Der Entertainment-Verkaufsleiter Wolfgang Herzig von der Nürnberger Saturn-Filiale an der Vorderen Ledergasse macht vor allem Gelegenheitsspieler als Käufer aus, »Jungs bis 14 und mehr Teenies, als man denkt«. Aktuell stehen Lkw-Spiele und der Bagger-Simulator hoch im Kurs, wobei der (genau wie auch der Abschlepp-Simulator) leider nichts mit jungen, hübschen Frauen in der Diskothek zu tun hat.

Explosiver Kundenkreis

Ein Stück vom Simulator-Kuchen holen sich indes auch andere Anbieter. Für UIG Entertainment erwies sich der Sprengmeister-Simulator als Knaller. Auch dieses Spiel wird erstaunlich häufig von Menschen aus der entsprechenden Branche gekauft, wie Produktmanager Robin Gibbels durch seine Kontakte zu einschlägigen Berufsverbänden weiß. Felix Buschbaum sagt dem Bus-Simulator das Gleiche nach. Warum jemand spielt, was er ohnehin tagein, tagaus tut, erklärt er sich mit einer Art virtueller Entspannungstherapie: »Man darf auch mal eine Haltestelle verpassen, die Leitplanke rammen oder einfach Unsinn anstellen.«

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Der Kölner Medienpädagoge Professor Dr. Jürgen Fritz spricht von »struktureller Koppelung«: Ein Busfahrer findet sich im Bus-Simulator schlichtweg leicht wieder. Die Handlungsschemata sind ihm vertraut, große Gewöhnung ist nicht erforderlich. Deshalb gleite er förmlich in das Spiel hinein. »Auf diese Weise in einer bekannten Tätigkeit aufzugehen, vermittelt ein ausgesprochen gutes Gefühl«, führt Fritz aus: »Im Grunde stellt es eine Art Selbstmedikation dar, um von Problemen, Belastungen und Anforderungen der realen Welt etwas Abstand zu gewinnen.« Doch Achtung: Das bedeutet natürlich keinesfalls, dass alle spielenden Busfahrer, Landwirte und Sprengmeister nicht ganz dicht sind. Wir haben die Simulator-Sympathisanten als offene und engagierte Spieler kennen gelernt, die wissen, was sie wollen -- und eben nur über einen etwas anderen Geschmack verfügen.

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