Zurück in die Vergangenheit...

Mein erstes Computerspiel war BLACK CRYPT auf der Amiga, ein düsterer Dungeon Crawler im Stil von DUNGEON MASTER, und es ist bis heute noch mein...

von - Gast - am: 02.03.2018

Mein erstes Computerspiel war BLACK CRYPT auf der Amiga, ein düsterer Dungeon Crawler im Stil von DUNGEON MASTER, und es ist bis heute noch mein Lieblingsspiel. Danach folgten EYE OF THE BEHOLDER 2 und 3 und viele andere. Dementsprechend habe ich mich auch auf den Release von LEGEND OF GRIMROCK vom Finnischen 4-Mann Indie Team Almost Human gefreut, die einen Dungeon Crawler im Stil dieser Klassiker aus den 90ern versprachen...

Minimalistisch...

ist die Story. 4 Kettensträflinge werden per Luftschiff auf dem Berggipfel Grimrock abgesetzt und in eine Grube geworfen, der erste von 13 Level eines Verlieses. Erreichen wir den Ausgang lebend, erwartet uns die Begnadigung in Form unserer Freiheit.

Das war die Story, minimalistisch wie damals in EYE OF THE BEHOLDER 1, genauso minimalistisch ist auch das Intro generiert: Standbilder mit Text und ganz ohne Sprachausgabe. Wie damals eben.

Grafik und Sound fallen ebenfalls minimalistisch aus und bewegen sich auf gutem Durchschnittsniveau. Allzuviel grafische Abwechslung braucht man auch nicht zu erwarten: das Spiel findet komplett im Dungeon statt, es gibt also hauptsächlich (zugegeben sehr schöne) Steingewölbe zu bewundern.

Oldschool

Ganz im Stil der Klassiker aus den 90ern bedeutet genau das: EIN Dungeon gespickt mit Fallen und Rätseln, viele Monster, keine Oberwelt, und  schrittweise Fortbewegung auf "Kacheln" mit 90 Grad Drehungen - ganz wie damals eben. Naja fast: die Grafik ist wesentlich aufwendiger und besteht nicht aus pixligen Bitmaps, es gibt aufwendige Lichteffekte zu bewundern und die Animationen sind sehr gut gelungen.

LEGEND OF GRIMROCK verfügt über ein Automapping (automatisches Mitzeichnen besuchter Dungeonabschnitte), dass sich aber bei Spielstart aber per "Oldschool" Option ausschalten lässt - ganz wie bei der BEHOLDER Trilogie muss man sich dann auf sein Orientierungsvermögen verlassen oder die Krten selber auf Karopapier mitzeichnen.

Ebenfalls wie damals steuern wir eine Party aus 4 Helden: die brav im Stechschritt in einer Zwei-Reihen Formation marschieren: im Normalfall platziert man die Kämpfer vorne und die schwächeren, magiebegabten in den beiden hinteren Reihen, wo sie vor den meisten von vorne angreifenden Gegnern in der Regel sicher sind und die Kämpfer durch Magieeinsatz und/oder Fernwaffen unterstützen.

Die Kämpfe laufen in Echtzeit ab, durch klicken auf das Waffensymbol unter dem Portrait der jeweiligen Figur haut Conan oder wie man seinen Helden benannt hat zu, die Waffe braucht dann einige Sekunden um wieder einsatzbereit zu sein. Zaubern ist da etwas komplizierter und basiert auf ein Runensystem ähnlich wie in DUNGEON MASTER oder den beiden ULTIMA UNDERWORLDS.

Ebenfalls wie damals ist der Schwierigkeitsgrad gehalten: die Echtzeitkämpfe sind sehr fordernd. Es gibt zwar einstellbare Schwierigkeitsgrade, aber Anfänger dürften selbst auf den leichtesten Schwierigkeitsgrad überfordert sein. Wie in den DUNGEON MASTER Klonen erfordern die Kämpfe oftmals die bewährte Strategie des "Zuschlagens und Flankierens", also Zuhauen und bevor der Gegner zum Schlag ausholen kann ausweichen und von der Seite aus angreifen - soweit möglich. Pech hat man, wenn umzingelt wird, was sich stellenweise nicht ganz vermeiden lässt.

Die Steuerung per Maus und Tastatur funktioniert übrigens sehr gut: wer die alten Dungeon Crawler gespielt hat findet sich sehr schnell zurecht, Almost Human hat uns die bewährte WASD-Tastaturbelegung gegönnt, lediglich das Zaubern ist etwas fummelig geraten.

Nostalgiker werden ebenfalls die Puzzledichte und Qualität begrüssen - in modernen RPGs kaum noch vorhanden, sind diese fester Bestandteil von LEGEND OF GRIMROCK und keinesfalls einfach zu lösen.

LEGEND OF GRIMROCK verzichtet übrigens auch auf zahlreiche Komfortfunktionen, die man aus modernen RPGs kennt: Inventarhandling ist etwas klickintensiv, Items lassen sich nicht direkt miteinander vergleichen wie etwa in DIABLO. Das dürfte Neulinge und Casual Players abschrecken, aber wer mit dieser Art Spiele "gross geworden" ist fühlt sich sofort wie zuhause.

Charaktergenerierung

Was darf bei einem Dungeon Crawler nicht fehlen? (Oder sollte zumindest nicht fehlen): das Erstellen einer Abenteurergruppe (Party).

4 eher untypische Rassen stehen dabei zur Verfügung: Menschen, Minotauren, Echenmenschen und Insektoiden. Auf Elfen, Zwerge und Halblinge müssen wir im Grimrock'schen Verlies verzichten.

Klassen gibt es lediglich 3: Krieger, Magier und Schurke. Auf heilende Priester müssen wir ebenfalls verzichten, Unterstützungs- und Heilzauber hat man dem Magier ins Zauberbuch gelegt.

Auf 4 Attribute verteilen wir einen Pool von Punkten, Stärke, Geschicklichkeit, Vitalität und Wille, daraus leiten sich dann die Anzahl der Gesundheitspunkte, Zauberpunkte (Mana), Angriffs- und Verteidungswerte, etc. ab.

Neu sind Skills wie "Schwerter, Ausweichen, etc." die wir bei Levelaufstieg regelmässig erhöhen können und uns noch passive Boni bescheren, sowie Talente wie "Zähigkeit".

All das ist ziemlich überschaubar und wird on-screen erklärt, stundelanges Studieren eines 200-Seiten Handbuches entfällt also.

Ganz Eilige können auch auf vorgefertigte Charaktere zurückgreifen. Alles in Allem ist das Charaktersystem gut gelungen, ganz im guten alten Stil.

Gelungene Dungeon Crawler Atmosphäre

Ich verbrachte einen Grossteil meiner Jugend im Kerker... EYE OF THE BEHOLDER, BLACK CRYPT, DUNGEON HACK, DIABLO 1, ULTIMA UNDERWORLD, etc. Genau das bietet LEGEND OF GRIMROCK, wer diese Spiele liebte wird auch LEGEND OF GRIMROCK lieben.

Die Levels sind ziemlich gross und das Preis/Leistungsverhältnis ist sehr gut: für ca. 15 Euro bietet LEGEND OF GRIMROCK 15 - 20 Stunden Kerkerhaft.

Der Grafikstil gefällt mir recht gut, auch wenn es ein paar Wandtexturen und Monstertypen mehr hätten sein können. Die ausgewogene Mischung aus Dungeoneering, harten Kämpfen und ebenso harten Kopfnüssen sorgen für DUNGEON MASTER Atmosphäre par excellence.

Fazit

Liebhaber von Oldschool Dungeon Crawlern werden GRIMROCK 1 und dessen Nachfolger zweifelsohne schon in ihrer Spielebibliothek haben. Wer die modernen RPGs gewohnt ist sollte Vorsicht walten lassen: GRIMROCK ist kein SKYRIM oder WITCHER 3.

Wer Open World gegen klaustrophobische enge Gänge tauschen kann/will und neben Monster schnetzeln auch Rätseln will, dem sei LEGEND OF GRIMROCK aber wärmstens empfohlen!

Zur glatten 90 fehlen mir allerdings ein Quäntchen mehr Abwechslung und ein paar Monstertypen mehr...


Wertung
Pro und Kontra
  • oldschool Dungeon Crawling
  • Verzicht auf "modernen Kram"
  • fordernde Kämpfe und Rätsel
  • sehr gute Atmosphäre
  • eher abwechslungsarm
  • hätten ein paar Monstertypen mehr sein können
  • Magiesystem ziemlich fummelig
  • ziemlich schwer - für Einsteiger ungeeignet
  • Story kaum der Rede wert

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(1)
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