Always Remember: Life is Feudal

Knapp anderthalb Jahre nach Early Access ist Life is Feudal nun Released. Ist LiF denn schon soweit? Bevor auf diese Frage näher eingegangen wird muss...

von Philipp84 am: 11.12.2015

Knapp anderthalb Jahre nach Early Access ist Life is Feudal nun Released. Ist LiF denn schon soweit?

Bevor auf diese Frage näher eingegangen wird muss erst einmal geklärt werden was ist LiF überhaupt. In der breiten Riege der Open-World/Sandbox/Grinding/Crafting RPG´s hat sich LiF in einer bisher ungenutzte Nische festgesetzt. Das Mittelalter, frei von Orks, Elfen und Drachen, das höchste der Gefühle an Fantasy ist ein Bindemittel beim Schmelzen namens Flux.

Das Levelsystem

Man erwacht, Vorsicht jetzt wird’s ganz Kreativ, nur mit Lumpen und etwas essen an einem Strand einer Insel. Und von da an heißt es alles anklicken, abrupfen, umwühlen und untersuchen was man sieht. Die Antwort auf die Typische Anfängerfrage „Was soll ich machen“ während der Early Access war „Snap a Branch“. Man sammelt essbare Wurzeln und Beeren um nicht zu verhungern, sammelt Äste, Feuerstein und Pflanzenfasern um sich erste Werkzeuge zu erstellen oder ein Lagerfeuer für die Nacht zu bauen. Bei all diesen Tätigkeiten ploppen im Systemchat Zahlen über Zahlen auf: “Forestry has increased by 0.59721 to 15.95“ „Strenght has increased for 0.00915 to 12.39“ und mehr und das bei jeder Tätigkeit, da das RPG System von LiF nach dem learning by doing Prinzip funktioniert. Das bedeutet es gibt keine traditionellen Level Ups oder dergleichen, jedoch werden bei den meisten Tätigkeiten bei den Stufen 30; 60; 90 und der maximal Stufe 100, neue Möglichkeiten Freigeschaltet. Um beim Förster zu bleiben gibt es ab Stufe 30 die Möglichkeit Weichholz Bäume zu pflanzen und ansteigend nach Level kommen die einzelnen Hartholzsorten dazu. Allgemein gibt es fünf Berufsklassen die sich grob in Holzarbeiter, Metallarbeiter, Landwirt, Architekt und Kräuterkundiger aufschlüsseln.  Jeder dieser Berufe besteht aus fünf Fertigkeitsstufen, Als Beispiel bleiben wir beim Förster, Försterei ermöglicht Holzfäller führt zu Schreiner das wiederum zu Bogner und letztendlich zum Kriegsmaschineningenieur. Wobei die nächste Fähigkeit immer an die vorherige gekoppelt ist. Försterei muss mindestens Stufe 30 haben damit die Holzfällerei erlernt werden kann und Stufe 60 damit Holzfällen über Stufe 30 hinauswachsen kann. Zu erwähnen wären hier einige Balancingprobleme, da einige Berufe, vor allem der Landwirt, sehr viel mehr Zeit in Anspruch nehmen und weniger Abwechslung bieten, der Kräuterkundige, als andere wie Beispielsweise Schmied oder Förster.  Neben den Hauptberufen gibt es noch Zweitberufe wie etwa Künstler, Jäger oder Priester, die keine Kette bilden und einzeln erlernbar sind.

Klingt kompliziert?

Ist es auch, LiF ist definitiv kein Spiel für zwischendurch. Hat man sich allerdings erst einmal reingfuchst wirkt das System durchdacht und anspruchsvoll. Zumal dasselbe noch mal für die Kampffähigkeiten gilt, mit den Hauptklassen Berittener Kampf, Zweihand, Einhand+Schild, Fernkampf und Miliz.

Das Krux an dem System ist das man auf einem Vanillaserver ein Punktekonto von 600 jeweils für die Berufe und den Kampf hat. So ist es schlicht unmöglich alles zu lernen und Spezialisierung ist gefragt, obwohl Allrounder in größeren Gemeinden gern gesehen sind da sie Bäume fällen, Steine in die Baustellen legen und im Notfall mal ein paar Nägel schmieden können. Nur möchte man von einem Amateur nicht seine Waffe bekommen da diese im ungünstigsten Moment zu Bruch gehen könnte. Und das führt auch zum nächsten Punkt,

Der Gemeinschaft und das Crafting

Es wurden schon beeindruckende Machwerke von Einsiedlern gesichtet, aber für die meisten Einzelgänger wird es doch wohl eher auf Frust hinauslaufen, man kann als Beispiel ein kleines Fachwerkhaus mit Platz für drei Personen nehmen, nachdem der Untergrund planiert wurde, benötigt man zum setzen des Hauses den Skill Zimmern auf 60, was Baustoffvorbereitung und Landschaftsbau auf mindestens 60 voraussetzt.

Nun befüllt man die Baustelle mit:

-Mörtel der wiederrum im Brennofen aus Sand, Stein und Flux (im Deutschen Flussmittel) hergestellt wird.

-Türen wofür man Schreinern auf 30 d.h auch Förster und Hölfäller auf mindestens 60 braucht. An Rohstoffen sind dann noch Metallbänder(Schmied), Hartholzbretter(Schreiner), Schlösser(Schmied) die sich wiederum aus Stahlplatten herstellen lassen, für die man Eisenbarren und Flux benötigt.

- Fenster (Schreiner) aus Glas (aus Sand) und Weichholzbrettern

- Balken (Schreiner)

- Ziegel (Baustoffvorbereitung) aus Lehm und Wasser im Brennofen.

Nicht Aufgezählt sind hierbei die benötigten Werkzeuge um das alles zu verarbeiten und die Krönung des Ganzen ist das Flux, das man wenn man alleine ist nur sehr mühsam mit dem Kräuterkundigen produzieren kann, vorausgesetzt man hat Naturkunde, Sammeln und Kräuterkunde auf Mindestens 60.

Alleine die hier benötigten Fähigkeiten sprengen mit 690 Skillpunkten schon den Rahmen eines Charakters.

Also sucht man sich vielleicht doch lieber eine Gruppe in welcher sich jeder Spieler mehr oder weniger Spezialisiert, dann ist so ein Haus in wenigen Stunden erstellt anstatt Wochenlang darauf hinzuarbeiten. Allgemein ist die Community für das Genre doch sehr freundlich und Hilfsbereit. Natürlich gibt es auch hier ausnahmen aber diese werden häufig von den Servern gewischt da sich die einzelnen Fraktionen in solch einem Fall gerne zusammenschließen um die Störenfriede zu beseitigen.

PvE

Dazu gibt es nicht wirklich viel zu sagen da es kaum vorhanden ist. Es gibt Wildtiere wie Hirsch, Gänse und Ziegen, wovon aber nur drei Arten aggressiv Agieren und sowohl Wölfe als auch Eber für einen ausgerüsteten Charakter keine Gefahr darstellen, wodurch letztlich nur der Bären übrig bleibt. Dagegen gibt es beim

PvP

Sehr viel mehr zu entdecken. Ein Dorf wird über ein Monument gegründet was alles in einer gewissen Reichweite vor Gildenfremden Zugriff und auch Beschädigung schützt. Um trotzdem PvP zu ermöglichen haben die Entwickler die sogenannte Judgement Hour eingeführt, die zu einer von dem Admin festgelegten Zeit den Schutz der Monumente abschaltet. Dies führt zu Raubzügen und zum Teil beeindruckenden Belagerungsschlachten, mit Triboks die Steine gegen das Torhaus schleudern, während die Fernkämpfer auf den Wällen versuchen mittels Pfeilhagel die Angreifer zu dezimieren und sich die Nahkämpfer hinter dem erwarteten Durchbruch in Stellung bringen oder die Kavallerie versucht an die Belagerungswaffen zu kommen. Das direkte Kampfsystem hat dabei leider noch mit sehr ungenauen Hitboxen zu kämpfen was manchmal zu Frustration führen kann wenn z.B. der eigene Streithammer durch den Kopf des Gegners schlägt ohne zu treffen. Alles in allem nimmt die Kriegslüsternheit der meisten Gruppen zu, umso weiter ihre Gemeinde fortgeschritten ist. Leider ist das Balancing noch problematisch, da z.B. die Wurfwaffen viel zu mächtig sind und ein steinerner Bergfried problemlos von 4 Kämpfern mit Fackeln in 5 Minuten einreißbar ist (Stand: vor dem Releasepatch).

Technik

Die Grafik hat mit dem Release dank DirectX 11 Unterstützung noch mal einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht, ohne allerdings an aktuelle Grafikhammer heranzureichen, dafür sind die Texturen doch zu matschig. Leider sind auch einige Animationen Arg hackelig geraten. Trotzdem ist die Atmosphäre auch dank des gut gelungen Soundtracks und der gesamt Stimmigen Geräuschkulisse erstklassig. Wer schon mal als Jäger in der Abenddämmerung durch den Wald geschlichen ist weil er ein verletzten Hirsch jagt und versucht ihn anhand der Akustik zu orten weiß was gemeint ist. Sofern man zu den glücklichen gehört bei denen das Spiel sauber läuft. Die Performance ist ein reines Glücksspiel da es Höllenmaschinen gibt auf den die framerate auf mittleren Details ins Wanken gerät aber auch Mittelklasse PC´s die es mit hohen Details mühelos stemmen. Alles in allem hätte der Release vielleicht noch ein bis zwei Monate warten können um diese Probleme zu lösen, aber zum Glück bietet Steam ja eine Rückgabefunktion die für einen Performance Test locker ausreichen sollte. Ein technisches Problem das auf einer Designentscheidung basiert soll hier noch kurz erwähnt werden. Die Zeit zum entwurzeln von Baumstümpfen ist relativ lang, was dazu führt das die Förster sich nicht um Wälder außerhalb ihres Territoriums kümmern. Da Bäume nicht „sterben“ überwalden die meisten Server mit der Zeit was die gesamte Performance und die Ladezeiten leider negativ beeinflusst. Auf vielen privaten Servern werden deshalb die uproot Zeiten durch die Admins im Code runtergesetzt, was Abhilfe schaffen kann, solange alle Förster mitanpacken.

Allgemeine Bugs und Glitches gibt es in LiF noch relativ viele, allerdings arbeiten die Entwickler emsig daran wobei man im Schnitt sagen kann das pro Patch 10 Bugs verschwinden und 5 neue dazukommen die dann größtenteils per hotfixes in der folge Woche beseitigt werden.

Fazit

Nach gut 600 Stunden lässt sich leider keine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Wer bereit ist eng mit anderen Zusammenzuarbeiten und auch vor leicht repetitiven Aufgaben nicht zurückschreckt kann großes Schaffen. Wenn man durch das eigene Dorf spaziert, kurz in sein möbliertes Haus geht, während sich die Sonne senkt und ein rötlicher Schein durch das Fenster fällt, um die Ausrüstung in die Truhe zu packen und auf dem Weg zur Küche noch beim Alchemisten vorbeischaut um ihm ein paar Flaschen Cider zu stibitzen. Diese dann mit den Schmied und dem Baumeister runterspült um das Tageswerk zu bewundern, dann sind Glückshormone vorprogrammiert. Vor allem wenn man weiß wie das alles noch vor einigen Wochen aussah. Das Spiel bietet weder Story noch Quests, die muss man sich schon selber erschaffen. Und das ist der Knackpunkt, wer weder Zeit noch Muße hat sich auf LiF einzulassen wird wahrscheinlich keine Freude damit finden, genauso wenig Eigenbrötler die für 80 % der negativen Steamreviews verantwortlich sind. Vielleicht ist es auch ganz gut wenn dieses Spiel ein Nischenprodukt bleibt, da ein Hype die erstklassige Community nur verwässern würde.

P.S. Grüße an die Chaoten aus Myr und die, die später, zur Siedlung der Ahnunslosen dazu gestoßen sind.


Wertung
Pro und Kontra
  • Atmosphäre
  • Teamplay
  • Skillsystem
  • Community
  • Mächtiges Crafting
  • Bugs
  • Performance
  • Singleplayer

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Oft, regelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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