Life realy Is Strange

Vorwort zur Rezension:   Diese Rezension bezieht sich auf alle fünf Teile und setzt sich daher aus meinen subjektiven Bewertungen für alle...

von -TIE- am: 24.10.2015

Vorwort zur Rezension:

 

Diese Rezension bezieht sich auf alle fünf Teile und setzt sich daher aus meinen subjektiven Bewertungen für alle Episoden zusammen. Mir ist klar das eine so hohe Wertung problematisch ist da es bedeuten würde man kann es schwerlich, oder gar nicht besser machen. Ich sehe jedoch das Gesamtkonzept hinter dem Spiel und nicht die einzelnen Aspekte. Was für mich ein Spiel gut macht ist die Komposition aus Story, Spielbarkeit, Wiederspielwert, Grafik, Sound und technischer Ausreifung. Die Grafik von Life Is Strange ist sicherlich nicht up to date, aber ausreichend um die Geschichte zu erzählen. Damit meine ich nicht ausreichend in Sinne einer Schulnote sondern ausreichend im Sinne des Gesamtkonzepts für Life is Strange. Könnte man es besser machen, ja ganz klar könnte man aber das hätte keine Auswirkung auf das Spielerlebnis von Life Is Strange, selbst mit Fotorealismus oder Interaktivem Film könnte man nicht tiefer in die Materie und die Geschichte von Life Is Strange eintauchen. Im einzelnen würde ich für die Episoden eins bis vier eine glatte 100% vergeben weil das Spiel alle oben genannten Komponenten in perfekter, bisher nicht dagewesener Art zusammenführt. Was der Grafik fehlt machen die einmalige Vertonung wieder wett so dass Emotionen und Tiefe erzeugt werden, das Gameplay ist einfach, unkompliziert und intuitiv, dazu später mehr. Eine Ausnahme stellt hier leider die fünfte Episode da, die ich lediglich bei mageren 50% sehen würde. Nicht das sie nicht ebenfalls die oben genannten Anforderungen erfüllt, sondern sich völlig konträr zu allen vorherigen Episoden verhält. Zur Zeit sind Gerüchte im Umlauf das dem Entwickler Dontnod zum Ende hin die Zeit und das Geld ausgegangen ist. Ich sage daher ganz vorsichtig Gerüchte da die Hinweise darauf im Netz auf persönlichen Aussagen der Entwickler auf der NYCC (New York Comic Con) zurückgehen und im Netz faktisch schon wiederrufen wurden. Was auf Twitter aber eher wie Schadensbegrenzung und Maulkorb klingt, jedenfalls ist es im Spielverlauf nicht erklärbar wie eine so gut erzählte Geschichte plötzlich in´s triviale abrutscht und man das Gefühl hat alles musste möglichst schnell zu einem Ende kommen.

 

Rezension

 

Inhalt des Spiels

Life Is Strange ist die Geschichte einer Freundschaft und den Konsequenzen die daraus entstehen können wenn man die Macht hätte die Zeit zu verändern. Dinge rückgängig zu machen oder getroffene Entscheidungen noch mal zu revidieren. Der Publisher Dontnod bewirbt das Spiel mit dem Slogan "Jede Entscheidung zählt" und so stellt der Spieler von Anfang an fest das selbst kleinste Handlungen episodenübergreifende Auswirkungen haben. Im Spielverlauf tauchen zwar immer wieder größere Entscheidungen auf die vom Spielverlauf eingeleitet werden, aber auch abseits der Hauptstory ist es wichtig Interesse für die Spielwelt zu entwickeln. Der Hauptcharakter und das Alter-Ego des Spielers wird nicht umsonst von den anderen Schülern als "zu Neugierig" empfunden, wie wir später aus der eigenen Schulakte lernen müssen.

 

Der Spiele übernimmt in der Geschichte die jungen Frau Max Claufield, welche gerade 18 geworden, aus Seattle zurück in ihren Geburtsort kommt um an der Blackwell Academy Kunst (Fotografie) zu studieren. Max ist von Anfang an ein schüchterner, zurückgezogener Charakter der erst mit dem Voranschreiten der Geschichte anhand der Entscheidungen des Spielers wächst. So führt das Spiel einen zuerst spielerisch in die Fähigkeit der Zeitmanipulation ein, man kann sich ausprobieren. Im späteren Verlauf werden die Entscheidungen die man fällt immer schwerwiegender und weittragender. Max Leben scheint geordnet zu sein bis eine alte Jugendfreundin von ihr, Chloe wieder auftaucht und sie in ein Rätsel um ein verschwundenes Mädchen und ihr verkorkstes Leben hineinzieht.

 

Chloe ist das komplette Gegenteil von Max, rebellisch, unangepasst, wütend und nicht zuletzt traurig da sie den Tod ihres Vaters vor fünf Jahren nie überwunden hat. Chloe ist die Sorte Freundin die einen immer in Schwierigkeiten bringt und von da an hat Max alle Hände voll zu tun sich und Chloe aus Schwierigkeiten wieder rauszubringen die entstehen wenn man auf eigene Faust Ermittlungen in einem Fall anstellt den die örtliche Polizei offiziell für beendet erklärt hat.

 

Hier setzt der unglaubliche Mysterie-Faktor der Geschichte ein und vergleiche zu "Twin Peaks" oder den Geschichten von Stephen King sind sicherlich nicht zufällig. Über den Verlauf der Episoden greift  Life Is Strange deutlich erwachsenere Themen als die Beziehung zwischen zwei Teenagern auf und zeigt sich erstaunlich aktuell. Mobbing und dessen selbstzerstörerische Wirkung werden genauso behandelt wie die Auswirkungen menschlicher Abgründe,  Missbrauch und die Macht des Geldes und Jahrzehnte alter Traditionen . Der Entwickler Dontnod schafft es wirklich fantastisch sich ständig auf einem schmalen Grad zwischen dem was ist und dem was sein könnte zu bewegen, so dass jeder Spieler in bestimmte Aspekte des Spiels hineininterpretieren kann was er für richtig hält und keiner könnte es widerlegen. Als Beispiel sei hier die Beziehung zwischen Max und Chloe genannt die nie völlig geklärt wird. Das Spiel zeigt sich dabei offen gegenüber sexuellen Ausrichtungen und versucht den Spieler nicht zu belehren oder ihn in eine Richtung zu drängen sondern lässt ihm die Freiheit die eigenen Entscheidungen zu treffen, die dann allerdings auch Auswirkungen haben. So ist man sich nie sicher ob zwischen den beiden nicht mehr als Freundschaft besteht, ob Max eventuell Choes Gefühle teilt oder andersrum.

 

Steuerung und Max Fähigkeit die Zeit zu beeinflussen:

Die Steuerung mit der man Max durch die Handgezeichneten Settings der Episoden führt ist leicht zu erlernen und entschlackt von allen überflüssigen Elementen, so dass der Spieler sich voll und ganz auf die gute Geschichte einlassen kann. Je nachdem was der Spieler macht oder wie er sich verhält werden zu bestimmten Personen bestimmte Dialogoptionen vorgegeben die nie fehl am Platz wirken, oder aufgesetzt daher kommen. Gleiches gilt für die Handlungen die wir in der quasi Open World der einzelnen Settings machen. Nicht alles hat Auswirkungen, aber das können wir nie wissen, wer sich also Zeit nimmt das Setting und Max Umgebung genau zu erkunden hat in jedem Fall Vorteile und wird dadurch sicherlich zu Recht als von seinen Mitschülern für Neugierig gehalten. In der Welt von Max gibt es viel zu entdecken, sei es Schulplakate, Graffitis, Notizen, Mitschüler, Lehrer oder eventuell auch mal nur die Tiere und Gegenstände in der Umgebung. Als nettes, später spielentscheidendes Gimmick sei die Möglichkeit genannt von vielen Dingen Fotos machen zu können, denn Max ist eine passionierte Fotografin.

 

Wie schon oben erwähnt erlernt der Spieler zuerst spielerisch die Fähigkeit die Zeit zu manipulieren, muss sie dann aber immer besser einsetzen um unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. Grob gesagt lassen sich vier unterschiedliche Fähigkeiten von Max abgrenzen. Zuerst die Möglichkeit die Zeit ganz allgemein zurückzudrehen was sie selbst und alle um sie herum betrifft. Wollen wir einen Dialog noch mal führen um zusehen was andere Auswahloptionen bringen, bitte sehr, wir drehen zurück. Die zweite Möglichkeit die Max hat ist die allseits bekannte Bullet-Time die jeder aus anderen Spielen kennen dürfte. Als dritte Möglichkeit kann Max selbst den Platz im Raum verändern während sie die Zeit zurückdreht. Das ist hilfreich um zum Beispiel auf die andere Seite einer alarmgesicherten Tür zu kommen. Man löst den Alarm aus, geht durch die Tür und verbleibt im Raum aber dreht die Zeitlinie auf den Punkt zurück bevor man den Alarm ausgelöst hat. So ist die Tür sicherlich weiterhin verschlossen, aber man steht auf der anderen Seite. Die letzte und mächtigste Fähigkeit von Max die Zeit zu manipulieren besteht darin, dass sie anhand von Bildern in die Vergangenheit reisen kann um die Situation auf dem Bild noch mal zu erleben, oder zu verändern. Hier ist der Rahmen aber enger gesteckt, so kann zum Beispiel der "Rahmen" des Bildes wie ein Raum, nicht verlassen werden da nur das veränderbar ist was essentiell für das Bild ist.

 

Spielverlauf:

Der Spielverlauf ist gelinde gesagt unaufdringlich. Man steht nicht ständig unter Druck etwas tun zu müssen und nicht hinter jeder Ecke lauert eine Situation die es erforderlich macht die Zeit zu manipulieren (auch wenn man es könnte). Das Kernelement von Life Is Strange nutzt sich also nicht dadurch ab das man ständig nur dabei ist die Zeit zu verändern.

 

Wichtige Entscheidungen oder Situationen werden von Max, neben den Bildern die man schießt, in einem Tagebuch festgehalten das nett geschrieben ist und dem Spieler noch mal Max Eindrücke aus der Szene wiedergibt. Manchmal deckt sich das mit den eigenen Erfahrungen, manchmal nicht, ist aber in jedem Fall gut zu lesen.

 

Hin und wieder gibt es kleine Rätsel zu lösen die aber immer Fair und durchdacht angeboten werden. Der Hauptaugenmerk liegt auf der Kontinuität der Geschichte und diese soll daher nicht mit unnötig schweren Kopfnüssen unterbrochen werden. Die Entscheidungen die man fällen muss werden einem schon genug Kopfzerbrechen bereiten.

 

Richtig an´s Eingemacht geht es erst wenn sich vor einem die weitreichenden Auswirkungen der Zeitmanipulation entfalten. Durch die wunderbar vertonten Dialoge schafft es das Spiel immer wieder einem einen ordentlichen Tritt in die Magengrube zu geben, was manchmal so weit geht das man sich fragt ob das noch "gute" Unterhaltung ist.  Hier zeigt sich auch wieder das die teils sehr emotionalen Entscheidungen und Momente geschickt gesetzt sind und einen immer tiefer in die Story ziehen ohne sich abzunutzen.

 

Jetzt allerdings muss ich kurz auf die fünfte und letzte Episode eingehen mit der das Spiel nach der Pflicht eigentlich die Kür für sich entscheiden sollte, aber um Längen verfehlt. Die letzte Episode führt leider all das ad absurdum was der Spieler sich in den vorherigen vier Episoden so mühevoll aufgebaut hat. Jede Entscheidung zählt? Leider bei weitem nicht. Am Ende läuft es auf eine einzige schwarz oder weiß, 1 oder 0 Entscheidung drauf hinaus die den Spieler wenig befriedigen kann. Hier merkt man das die fünfte Episode einfach nicht zu den ersten vier passen will und so viel durcheinanderwirbelt das man nicht mehr mitkommt welcher Handlungsstrang jetzt bedient werden soll und welcher nicht. Die ganz ursprüngliche Fassung sollte wohl acht Episoden enthalten wurde von Square Enix aber auf fünf Episoden zusammengestaucht und ein wenig hat man den Eindruck die fünfte Episode enthält Stoff aus den letzten dreien die noch gekommen wären, aber immer nur oberflächlich. Wie ein Eintopfgericht mit den Resten der Woche findet man von allem etwas aber nichts so richtig. Alles in allem kann man die Serie aber nicht nur an der fünften, klar schlechtesten Episode beurteilen und bei einem Preis von 4,99 Euro pro Episode erhält man mit fast 20 Stunden Spielspaß (1x durchgespielt, nicht gerushed nicht getrödelt) ein gutes Preisleistungsverhältnis. Der Wiederspielwert wird übrigens nicht durch die Zeitmanipulationsmechanik des Spiels beeinträchtigt da man sich am Ende immer für eine Sache entscheiden muss und diese den Spielverlauf maßgeblich verändern. Allerdings stellt sich Dontnod mit der fünften Episode hier selbst ein Bein, denn hat man einmal gelernt das es doch keinen Unterschied macht wie man handelt liegt es jetzt an jedem selbst ob er sich die unterschiedlichen Episoden noch mal anschauen möchte oder nicht, da im Endeffekt sich das unvermeidliche doch nicht abwenden lässt.

 

Zu guter Letzt noch ein paar Dinge zur technischen Seite und dem Sound des Spiels. Der Soundtrack ist herausragend und passt einfach perfekt zu der Thematik. Das Spiel hatte bei mir keine Fehler und lief von Anfang an einwandfrei ohne Abstürze oder Storybreaker, fehlende Dialogoptionen oder nicht auslösende Keyevents.

 

Aus gegebenen Anlass füge ich dieser Rezension einen Link bei und bitte alle Interessierten der Petition beizutreten. Die Petition zielt darauf ab Dontnod dazu zu bewegen über Kickstarter das fehlende Geld für eine Überarbeitung der Enden oder ggf. sogar der fünften Episode einzutreiben.

https://www.change.org/p/dontnod-enterntainment-square-enix-extended-ending-additional-content-for-life-is-strange


4560 Unterzeichner sind es bereits (Stand 28.10.2015) also Life Is Strange braucht euch, anklicken und Unterschreiben!


Wertung
Pro und Kontra
  • - stimmungsvolle Grafik, Musik, Bildkomposition
  • - einfach Handhabung, Fokussierung auf das Spiel
  • - brillante Dialoge
  • - lebhafte Umgebung
  • - gute Mischung aus Spannungs- und Ruhephasen
  • - erwachsene Erzählweise
  • - alle deine Entscheidungen zählen...
  • - ...am Ende dann leider doch nicht

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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