Strammer Max?

Lang genug hat's ja gedauert... Naja, bis es dann endlich mal ein Mad Max-Spiel gab, sind ja nun doch einige Jahre ins Land gegangen. 40 Jahre musste ich alt...

von - Gast - am: 01.09.2015

Lang genug hat's ja gedauert...

Naja, bis es dann endlich mal ein "Mad Max"-Spiel gab, sind ja nun doch einige Jahre ins Land gegangen. 40 Jahre musste ich alt werden, um das zu erleben. Und irgendwo liegt auch ein kleines Problem in diesem Alter begründet, das die ganze Zeit beim Spielen und Testen "mitgeschwungen" hat: für mich ist der Charakter "Mad Max" einfach mit der Person von Mel Gibson verbunden. Die Neuverfilmung ist ein Actionspektakel erster Güte...aber ein echter Mad Max-Streifen ist das für mich keiner...nun, jetzt also das Spiel...

Wie sieht's aus mit "Authentizität"?

Im Grunde hat das Spiel für mich subjektiv betrachtet das gleiche kleine Problem wie oben beschrieben. Aber ich geh einfach mal aus mir raus und schau es mir so neutral wie möglich an. Messen lassen muss sich das Spiel an der Neuverfilmung, und in dem Punkt wird man als Spieler nicht enttäuscht. Charaktere und Spielwelt sind glaubwürdig gezeichnet, das Endzeitfeeling kommt gut rüber. Das Spiel zeichnet eine dunkle, schmutzige Vision von einer Zukunft ohne...naja...Zukunft.

Die technische Seite

Weil der gute Max hier in einem Actionspiel tobt, ist es natürlich wichtig, die optische Umsetzung des Ganzen zu bewerten. Und ganz ehrlich, was die Entwickler hier abgeliefert haben, ist erste Sahne. Einen entsprechenden Computer vorausgesetzt ist Mad Max in jedem Fall in der 1. Liga angesiedelt. Figuren, Fahrzeuge und Spielwelt an sich sind gut designed, Explosionen sind glaubwürdig (wenn auch im Hollywood-Style" und die Animationen in den Kämpfen machen ihrem Film-Vorbild alle Ehre.

Auch beim Sound ist nichts angebrannt, die Motoren kommen wuchtig und mit Druck rüber. Die Sprachausgabe ist sehr gut, allerdings ist sie "nur" in Englisch vorhanden. Das ist für mich kein Nachteil, weil ich pflege, die Spiele ohnehin in dieser Sprache zu spielen. Für jemanden der das nicht mag oder schlicht die Sprache nicht beherrscht, kann das aber ein Nachteil sein. Die deutschen Untertitel sind dann für diese User auch eher nur ein schwacher Trost.

Richtig geil ist allerdings das Titellied von David Stern - mit "Soul of a man" hat er sich selbst und dem Spiel ein ewiges Denkmal gesetzt.

Gameplay...wichtig ist "auf dem Platz"

Im Grunde weiß das Spiel auch hier zu überzeugen. Die Lenkung der Fahrzeuge ist recht "arcade"-lastig geworden, was aber bei den Fahrzeugkämpfen sicher seinen Sinn hat. Ich möchte nicht wie in einer Simulation für jeden kleinen Schlenker bestraft werden. Es ist auch ohne Sim-Lenkung teilweise schwer genug, die Karren in Bedrängnis auf der Straße zu halten. Ich finde es gut wie es ist, man kann aber durchaus noch ein wenig daran feilen.

Unser Freund Max ist also "open world" unterwegs, wie wir es aus diversen Spielen wie "Far Cry", "Assassins Creed" oder "Schatten von Mordor" kennen. Das Ganze ist interessant und hat seinen Reiz, kann aber durchaus auch schon mal überfordern. Man sammelt Schrott, um seinen Charakter oder sein Auto (den mächtigen Magnum Opus) auszubauen. Das macht Spaß und sieht cool aus, Max und die Karre können ziemlich stark verändert werden optisch. Im Endeffekt gibt es eine breite Auswahl an Tätigkeiten wie das Plündern von kleinen Außenposten, das "Clearen" von Feind-Stützpunkten oder aber das Aufbringen feindlicher Autos. Die Hauptaufgabe im Spiel liegt aber ganz klar beim Ausbau des eigenen Wagens.

Da Munition mehr als rar verteilt ist, darf man "Mad Max" in jedem Fall als Nahkampf-Spiel bezeichnen. Das ist recht spaßig, hat aber den kleinen Nachteil, dass sich Max im Nahkampf im Grunde an Ezio oder Edward Kenway orientieren will, die Entwickler aber die Steuerung nicht ganz so optimal hinbekommen haben. Greifen viele Feinde an, ist es teilweise schwer bis unmöglich, richtig zu kontern und so den eigenen Charakter vor Schaden zu bewahren. Hier an dieser Stelle würde ich mir noch ein wenig Nachbesserung wünschen. Das allerdings ist schon Jammern auf hohem Niveau, es spielt sich trotzdem gut und geht flott von der Hand.

Sollte Max Schaden nehmen, muss er Essen oder Trinken, beides ist angemessen verteilt, allerdings nicht im Überfluss vorhanden. Das macht Sinn, sind wir doch in einer postapokalyptischen Welt unterwegs. Schaden am Fahrzeug repariert unterwegs unser buckliger Freund Quasimo...äh...Chumbucket. Der hat einen richtigen Dachschaden, versteht aber sein Handwerk. Auch der von Max bekannte Cattledog ist manchmal an seiner Seite.

Kommen wir zum Punkt

Nun, über "Mad Max" wurde im Vorfeld viel geschrieben. Mittendrin konnte man aufgrund der damals auftauchenden Previews davon ausgehen, dass Avalanche das Spiel in den Sand setzt und eine weitere miese Film-Umsetzung das Licht der Welt erblickt. Das ist nicht passiert, und das liegt sicher auch daran, dass das Spiel nicht den Film "nachmachen" will sondern über eine ganz eigene Story verfügt.

Apropos: ich habe auch gelesen, dass sich einige User darüber beklagen, dass das Game eigentlich gar keine Story hat. Das ist übertrieben, allerdings wird die Handlung sicher keinen Oscar gewinnen. Aber mal ganz ehrlich, welcher der bisher erschienenen 4 Filme mit dem Charakter "Mad Max" hatte denn bitte eine wahrhaft tiefsinnige Handlung? "Mad Max" ist ein Actionheld, der aufgrund seines Szenarios ab und an mal sozialkritisch erscheinen will - in Wirklichkeit geht es aber allein darum, seine Gegner mit möglichst viel "TamTam" und "Kawumm" ins Jenseits zu befördern. Und auf diesem Sektor bietet das Spiel alles Mögliche an - keine Sorge, man wird wirklich gut bedient.

Zu guter Letzt wurde auch schon bemängelt, dass das Spiel "nur in der Wüste" angesiedelt ist. Auch in diesem Punkt muss ich wieder die Filme heranziehen: das ist nun einmal so. In der Welt von "Mad Max" gehen wir von einem verwüsteten Planeten aus, nichts Anderes wurde je behauptet und auch in keinem Film wirklich dargestellt.

Der einzige wirklich schwerwiegende Wermutstropfen ist für mich der fehlende Mehrspielermodus - die Kämpfe mit dem Auto wären aus meiner Sicht dafür geschaffen gewesen, einen spaßigen Multiplayer anzubieten.

Es sind kleine Macken und fehlende Optimierung, die dem Spiel eine noch höhere Wertung versagen - ich jedenfalls fühle mich trotzdem bestens unterhalten und in keinem Punkt wirklich enttäuscht. Meine Vorfreude wurde bestätigt, und deswegen bekommt das Spiel von mir eine klare Kaufempfehlung. 

P.S.: Nachdem Warner Brothers beim Release der PC-Version von "Arkham Knight" mal so richtig verkackt hatte, gab's natürlich auch vor dem Erscheinen von "Mad Max" diverse kritische Stimmen und Befürchtungen. Hier kann ich Entwarnung geben. Auf meinem Rechner läuft Mad Max ohne Probleme. Ich habe keine gravierenden Bugs gesehen, die Performance ist absolut in Ordnung und Abstürze fanden auch keine statt.


Wertung
Pro und Kontra
  • Sehr gute Grafik
  • Hervorragender Sound
  • Glaubwürdige, große Spielwelt
  • Viel zu sehen, viel zu tun
  • Grandioses Titellied
  • Max und der Magnus Opum extrem "customizable" ;)
  • Steuerung im Kampf nicht optimal
  • Story ist seichter als der Plattensee
  • Kein Multiplayer

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(6)
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