Total toll

Medieval bedeutet Mittelalter. Das Mittelalter zeichnen vor allem Ritter, Schwerter, Lanzen, Schlachten, Könige, Kaiser, Hochzeiten, Feste und Kirchenkonflikte...

von dilb3rt am: 20.06.2008

Medieval bedeutet Mittelalter. Das Mittelalter zeichnen vor allem Ritter, Schwerter, Lanzen, Schlachten, Könige, Kaiser, Hochzeiten, Feste und Kirchenkonflikte aus. Die logische Vorwegnahme der Wertung: Medieval ist nicht nur aus gezeichnet durch mittelalterliche Stimmung, sondern auch ausgezeichnet im Bezug auf die Wertung.

Von Schizophrenie und Grafik
Als mächtiger mittelalterlicher Herrscher, beginnt Ihre Regierung mit der Länderauswahl. Das haben die damaligen Kaiser sicher auch so gemacht.
Wählbar sind so gut wie alle wichtigen Staaten in der Zeit des Mittelalters, also ungefähr in der Zeit um das 11.und 13. Jahrhundert. So können Sie sich als englischer König einen Namen machen, die Zügel des Heiligen Römischen Reiches in die Hand nehmen, oder Provinzstaaten wie Dänemark oder Schottland in den Krieg führen. Von nun an werden rundenweise Einheiten auf der Hauptkarte, sprich der europäischen Landmasse, verteilt, verschoben, gekauft, besoldet, bekämpft, besiegt oder ausgelöscht. Sie ordern klassisch Einheiten aus Ihren Burgen an, denn jedem Land stehen zu Beginn schon mehrere Provinzen zur Verfügung. Städte müssen also nicht, wie etwa in Civilization, gebaut werden, sondern befinden sich historisch korrekt schon in Ihrem Besitz oder werden vom Gegner beherrscht.
Je mächtiger und größer das Land ist, das Sie sich auswählen, desto leichter ist auch der Grundsätzliche Spielablauf. Während Einsteiger ihr Glück mit Großstaaten wie England versuchen, trauen sich Veteranen die Geschicke von Staaten wie Dänemark zu lenken.
Ganz Rundenstrategieklassisch verschieben Sie ihre Heere auf dem Spielfeld. Treffen zwei gegnerische Heere aufeinander, kommt es zur Schlacht. Diese ist nicht etwa wie in Civilization oder Europa Universalis reine Glückssache bzw. eine Aneinanderreihung von Zahlen. Stattdessen wird in Echtzeit gekämpft. Über den siegreichen Ausgang einer Schlacht entscheidet folglich nicht allein die Größe der Armee, sondern auch der gekonnte taktische Einsatz der Einheiten. Um eine Schlacht zu gewinnen müssen Manöver wie Flankenangriffe oder Hinterhalte eingesetzt werden. Einheiten besitzen zudem Spezialfähigkeiten. Bogenschützen beschießen Ihre Feinde mit Brandpfeilen, die gehörigen Schaden anrichten, berittene Einheiten verändern auf Knopfdruck ihre Formation, die im Kampf wiederum Vorteile und Nachteile bringt. Wählt man beispielsweise eine Formation, in denen die Reiter nah aneinander angeordnet sind, besitzt die Gruppe zwar mehr Durchschlagskraft im Kampf, dient aber gleichzeitig als perfekte Zielscheibe für Bogenschützen, die aus der Entfernung unter den Reitern ordentlich aufräumen. Durch dieses Prinzip erhalten die grandiosen Schlachten eine enorme Tiefe. Fähigkeiten müssen geschickt und im richtigen Moment eingesetzt werden.
Während einer Partie kommt es jedoch nicht nur zu Schlachten zwischen zwei Armeen, sondern auch zu Eroberungen von Städten. Sowohl Städteeroberungen als auch Schlachten zwischen Armeen lassen sich zwar auch automatisch ausfechten, das macht aber längst nicht so viel Spaß wie selbst einzugreifen.
Städteroberungen spielen sich ähnlich wie gewöhnliche Schlachten. Zuerst werden Belagerungstürme an die Mauern geschafft, dann stürmen die Einheiten die Mauern. Zum Schluss müssen Ihre Kämpfer einen Punkt in der Stadt, zumeist den Dorfplatz, eine bestimmte Zeit lang halten. Ist das geschafft, befindet sich das Städtchen in Ihrem Besitz.
Zwar enthält Medieval 2 auch die Schiffe, Schlachten auf See können jedoch nur automatisch ausgefochten werden. Mit dem Nachfolger Empire-Total War, der Ende des Jahres erscheinen wird, soll sich das jedoch ändern.
Natürlich verschieben Sie auf der Karte nicht nur Armeen, auch Einheiten wie Diplomaten und Spione können bewegt werden. Mit Diplomaten schmieden Sie Bündnisse oder Handelsabkommen mit anderen Staaten, Spione helfen etwa herauszufinden, wie viele Kämpfer in der gegnerischen Burg stationiert sind.


In den Schlachten werden tausende Einheiten auf einmal dargestellt. Die logische Konsequenz: Hardwarehunger. Mit einem Rechner unter 1,0GB RAM, einer guten Grafikkarte und entsprechender Prozessorleistung (mindestens 2.0GHz!) werden Sie mit dem Spiel keine Freude haben.
Im Gegenzug setzt Medieval 2- Total War Maßstäbe in Grafik. Jede einzelne Einheit auf dem Schlachtfeld ist komplett animiert. Das Schlachtfeld sieht zudem fantastisch aus- Wälder und Vegetation verschönen das Umfeld, die sich, wie auch Höhenunterschiede, auf den Ausgang einer Schlacht auswirken können. Die nette Grafik findet sich ebenfalls auf der Hauptkarte, die in 3D dargestellt wird und ebenfalls nette Details wie Wälder beinhaltet.

Die Atmosphäre
Eine der großen Stärken von Medieval 2 ist die Atmosphäre. Es beginnt schon bei der Musik: diese ist gut gewählt und untermalt stets die Stimmung auf grandiose Weise. Während auf der Hauptkarte zumeist ruhige Musik abgespielt wird, werden Schlachten mit aufrührender Musik untermalt.
Wichtige Ereignisse, wie etwa Krönungen oder Hochzeiten werden in Medieval 2 durch Videosequenzen gezeigt. Zudem erhalten Sie zu Beginn jeder Runde einen Überblick über alle Geschehnisse.
Eine Partie Medieval 2 kann bis zu 100 Stunden dauern. Damit das nicht langweilig wird, erhält man als Herrscher ständig neue Aufträge. So wird man gebeten, feindliche Häfen zu blockieren, was nach erfolgreichem Abschluss Belohnungen verspricht.
Eine zentrale Rolle in Medieval 2 stellt zudem der Kirchenstaat dar. Auch von ihm werden Sie laufend Aufträge erhalten, die sich auf die Beliebtheit beim Papst auswirken. Bei zu niedriger Beliebtheit wird man etwa exkommuniziert, was wiederum Auswirkungen auf die Beziehungen zu anderen Staaten haben kann. Bei extremen Streitigkeiten zwischen Ihnen und dem Papst, kann sogar ein Kreuzzug gegen eine Ihrer Provinzen ausgerufen werden.

Die Schwächen
Das perfekte Spiel wurde bislang nicht gemacht und auch Medieval 2 beinhaltet kleinere und größere Macken.
Die größte und zugleich ärgerlichste Schwäche findet sich bei der KI. Während feindliche Einheiten auf dem Schlachtfeld noch recht geschickt vorgehen, kann man sich bei manchen Aktionen der KI auf der Hauptkarte nur noch an den Kopf fassen. Das Problem zeigt sich vor allem bei Bündnissen. Nach einiger Zeit greift der Nachbarstaat Sie an, unabhängig von der diplomatischen Situation. Auch wenn das Verhältnis der beiden Staaten noch so glänzend ist, nach etwa 10-20 Runden wird absolut jedes Bündnis gebrochen und der Nachbarstaat greift an. Das ist extrem ärgerlich, da man stets darauf bedacht sein muss, die Städte gut zu befestigen, auch wenn gerade eine Großoffensive gegen ein anderes Land läuft.
Anderes Beispiel: Wir haben den alle Länder eines Gegners unter unserer Kontrolle, nur noch eine einzige Provinz befindet sich in der Gewalt des Computergegners. Schicken wir nun einen Diplomaten in diese Provinz, um ein Friedensangebot zu unterbreiten, so wird der Gegner in 80% aller Fälle ablehnen. Das Ergebnis: wir erobern die letzte Provinz und der Gegner ist ausgelöscht.

Manche Einheiten in Medieval 2 sind nutzlos. Frieden stiftet man nicht nur durch Friedensangebote, auch durch Hochzeiten kann Frieden gestiftet werden (Tu felix Austria nube!).
Schicken wir beispielsweise unsere Prinzessin in die Stadt des Gegners, so kann sie dort den Prinzen heiraten. Das Ergebnis: Frieden zwischen den Staaten.
Soviel zur Theorie. In der Praxis tritt die Prinzessin öfter zum Feind über als sie heiratet.
All diese kleinen Macken versalzen die Perfekte Suppe. Keine Frage: Medieval 2 ist ein geniales Spiel, das so gut wie alles richtig macht-aber eben nicht alles.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: schöne Landschaften, schöne Einheiten
  • Sound: gute, stimmungsvolle Musik, gute Sprecher
  • Balance: Schwierigkeitsgrad gut einstellbar
  • Atmosphäre: tolles Mittelalter-Feeling, grandiose Präsentation
  • Bedienung: weit hinein-scrollbar
  • Umfang: riesige Kampagnen
  • Startpositionen: jedes Volk historisch korrekt, Länderaufteilung
  • KI: in Schlachten schlau
  • Einheiten: unterscheiden sich voneinander, voll animiert
  • Kampagne: sehr umfangreich, viele Völker
  • Grafik: Hardwarehunger (fällt nicht in Wertung)
  • Sound: ---
  • Balance: Staädteeroberung oft zu schwer
  • Atmosphäre: ---
  • Bedienung: nervige Maussteuerung auf der Schlachkarte
  • Umfang: mehr Schlachtfelder würden nicht schaden
  • Startpositionen: ---
  • KI: schwere KI Patzer
  • Einheiten: manchmal nutzlos
  • Kampagne: Seeschlachten nur automatisch ausfechtbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(1)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.